Was ist Sozialpsychologie?
Psychologie: Erleben und Verhalten des Menschen
Erleben und Verhalten von Menschen in Interaktion mit ihrer sozialen Umwelt
Individuum alleine und der Einzelne im Kontext der Gruppe
Was umfasst die Soziale Umwelt in der Sozialpsychologie?
Personen,
Situationen,
Objekte,
… die tatsächlich anwesend oder nur vorgestellt (imagieniert) sein können
Typische sozialpsychologie Forschungsthemen
Aggression
Konflikt und Krieg
Hilfeverhalten und Zivilcourage
Urteilen und Entscheiden
Eigenschaften des Selbst und Selbstwerterhöhung
Gruppen und Massenphänomene
Stereotype, Vorurteile, Rassismus
Unterschied Stereotype und Vorurteile
Stereotype: Kategorisierung von Gruppen
Vorurteile: emotionale Komponente
Beobachtungsfelder der Sozialpsychologie
innerhalb des Individuums —> individual (Gedanken, Einstellungen)
zwischen Individuen —> interpersonal (physische Attraktion)
innerhalb einer Gruppe —> intragruppal, in-group (Rollen, Aufgaben, Konflikte, Eigengruppenfavorisierung)
zwischen Gruppen —> intergruppal, out-group (Fremdgruppe)
Menschenmassen —> crowds & masses (Massenpanik, 2. WK, Hitler)
Gegenstand der Sozialpsychologie: Situative oder personale Erklärung menschlichen Verhaltens
Denken (Kognition) und Fühlen (Emotion) als wichtige Determinanten (Bestimmungsgrößen) menschlichen Verhaltens
Situative Faktoren (zB Nationalsozialismus in D)
WW zwischen Situationseigenschaften und Persönlichkeitseigenschaften (=Interaktion zwischen Person und Umwelt)
—> Einfluss der Situation wird durch Personenmerkmale moderiert (eine Person arrangiert sich mit stressiger Situation, andere wird psychosomatisch krank)
Abgrenzung zu Nachbardisziplinen: Philosophie
philosophische Themen auf empirisch-quantitative Art und Weise
empirisch: Daten
quantitativ: erfassen von Phänomenen in Zahlen
Abgrenzung zu Nachbardisziplinen: Soziologie
ähnliche Themen
Sozialpsychologie: indivuelle/kleingruppen-orientierte Ebene
Soziologie: gesamtgesellschaftliche/institutionelle Ebene
Abgrenzung zu Nachbardisziplinen: Persönlichkeitspsychologie
Sozialpsychologie: komplexe Interaktion zwischen Person und Umwelt
Persönlichkeitspsychologie: Verhalten auf Basis von Persönlichkeitsdispositionen
Soziale Erleichterung (social facilitation)
Leistungsverbesserung bei gut gelernten/leichten Aufgaben infolge der Anwesenheit von Mitgliedern derselben Spezies
social inhibition: Leistungsverschlechterung bei schlecht gerlernten/schwierigen Aufaben infolge …
Wissenschaftstheoretische Grundlagen
Determinismus
alle (physikalischen, geistigen, behavioralen) Ereignisse sind das Ergebnis von spezifischen Kausalfaktioren oder werden von diesen bestimmt
Verhalten und mentale Prezesse folgen regelmäßigen Mustern von Zusammenhängen
Ursache —> Wirkung/Folge
Kausalität von Erlebens- und Verhaltenseffekten und psychologisch vermittelnde Mechanismen
Empirismus: Idee, dass Daten oder Beobachtungen Schlussfolgerungen über theoretisch relevante Aussagen/Hypothesen zulassen
kritischer Rationalismus: Ansatz, Hypothesen durch unstimmige Beobachtungen zu verwerfen (Falsifikationsprinzip)
mögliche Fragen in der Sozialpsychologie
Was bestimmt, ob wir ein Gegenüber attraktiv finden?
Welche Wirkung haben bestimmte nonverbale Botschaften?
Unter welchen Umständen sind Menschen bereit, einander zu helfen?
Unter welchen Bedingungen folgen Menschen anderen?
In welchem Maße beeinflussen gesellschaftliche Normen das Denken und Handeln des Einzelnen?
Wie können Einzelne oder eine Minderheit die Meinung der Mehrheit, der Gesellschaft beeinflussen?
Wie arbeiten Menschen in Gruppen zusammen?
Wodurch entstehen Konflikte zwischen Gruppen und politischen Systemen und was kann man zur Lösung solcher Konflikte tun?
…
Psychologischer Forschungsprozess (7 Schritte)
Anfängliche Beobachtung oder Frage
—> Erfolgreiche Ballspieler berichten, dass der Ball für sie größer wirke
Hypothesenbildung
—> Spieler, denen der Ball größer erscheint, erzielen bessere Ergebnisse
Konzeption der Untersuchung
—> Spieler sollen aus einer Grafik mit acht schwarzen Kreisen den bezeichnen, der der Größe eines Softballs entspricht
—> Forscher erhalten Daten zur Spielstärke
Datenauswertung und Schlussfolgerungen
—> Spieler mit höherer Spielstärke wählten tendenziell größere Kreise als die zutreffende Softballgröße
Veröffentlichung der Ergebnisse
—> Aufsatz in Fachzeitschrift
Diskussion der ungelösten Fragen
—> weitere Fragestellungen, zB erscheint Spielern der Ball vor oder nach Steigerung der Spielstärke größer?
Lösung offener Fragen
Psychologischer Forschungsprozess: Theorie
eine geordnete Menge von Begriffen und Aussagen, die ein Phänomen oder eine Gruppe von Phänomenen erklärt
Psychologischer Forschungsprozess: Hypothese
meist aus einer Theorie abgeleitete, überprüfbare Aussage über den Zusammenhang zwischen Ursachen und Folgen
häufig Wenn-Dann-Aussagen
Psychologischer Forschungsprozess: Wissenschaftliche Methode
allgemein gültige Sammlung von Vorgehensweisen zur Sammlung von Daten zur Überprüfung von Hypothesen
Psychologischer Forschungsprozess: Öffentliche Überprüfbarkeit
andere Forscher müssen die Gelegenheit haben, die Daten und Methoden zu inspizieren, zu kritisieren, zu replizieren oder zu widerlegen
—> Veröffentlichung von Fachartikeln in wissenschaftlichen Zeitschriften
Forschungsmethoden in der Sozialpsychologie
Qualitative Befragung oder Interview
Quantitative Befragung
Verhaltensbeobachtung
Korrelationsstudie
Echtes Experiment
Qualitative Befragung
Befragung ohne quantitative, statistische Analysen
Interview mittels spezifischer Fragen
wird angewendet, wenn experimentelle oder andere quantitative Methoden aus praktischen und/oder ethischen Gründen nicht anwendbar sind
Bsp: Was haben Sie gedacht, als …? Wie haben Sie sich gefühlt, als …?
Qualitative Befragung: Probleme
es können keine Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge formuliert werden
sehr anfällig für subjektive Verzerrungen der befragten Person und des Forschers
liefert keine quantifizierbaren, objektiv vergleichbaren Ergebnisse
Ziel: numerische Darstellung eines empirischen Sachverhaltes —> Fragebögen
Angabe auf Messskalen (zB 1 - 7, Likertskala) und anschließende Analyse mittels statistischer Methoden
Skalenwerte werden entsprechenden psychologischen Konstrukten zugeordnet
Quantitative Befragung: Vorteile
geringer Arbeits- und Kostenaufwand
Möglichkeit der Introspektion
—> Personen können auch nach ihren Gedanken und nach ihren Gefühlzuständen befragt werden
Quantitative Befragung: Nachteile
leichte Verfälschbarkeit
—> Problem der sozialen Erwünschtheit: Personen tendieren dazu, ihre Angaben zu beschönigen
Keine Aussage über Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen möglich
nichtreaktive bzw. verdeckte Methoden erfolgen ohne direkte Teilnahme des Forschers
Rückschluss auf menschliche Einstellungen oder Persönlichkeitseigenschaften
Verhaltensbeobachtung: Beispiele
Studien zum Littering
—> Forscher stellten fest, dass sie den Wahlausgang durch das Zählen der weggeworfenen Wahlpamphlete, die sie vorher ausgeteilt hatten, vorhersagen konnten, da die Anhänger des Wahlsiegers eher an den Pamphleten festhielten
Studie von Gosling
—> ein unordentlicher Schreibtisch im Büro deutet auf fehlende Gewissenhaftigkeit der jeweiligen Person hin
Verhaltensbeobachtung: Vorteile
realitätsnah
aussagekräftig über tatsächliches menschliches Verhalten
Verhaltensbeobachtung: Nachteile
Bestimmte Verhaltensweisen (zB Intimität und Liebe) sind nur schwer beobachtbar
sehr anfällig für viele Arten von Verzerrungen und Fehlschlüsse
keine Aussagen über Ursache und Wirkung
kein Aufschluss darüber, was Menschen denken und fühlen, bevor, während und nachdem sie ein bestimmtes Verhalten gezeigt haben
Korrelatiionsstudie
Nichtexperimentelle Forschungsmethode, bei deren einfachster Form zwei Variablen/Merkmale beschrieben (gemessen) werden und Höhe und Art des Zusammenhangs zwischen ihnen bestimmt wird
Bsp: Zusammenhang zwischen Körpergröße und Körpergewicht
Korrelation
Maßeinheit, welche die Stärke und die Richtung des Zusammenhangs zwischen zwei Merkmalsvariablen angibt und damit ausdrückt, wie gut eine Variable die andere Variable vorhersagt
Zusammenhang zwischen x und y kann positiv, negativ sein oder nicht bestehen (Nullkorrelation)
Korrelationskoeffizient
statistische Maßzahl r des Zusammenhangs zwischen zwei Variablen
—> r = +1, perfekter positiver Zusammenhang
—> r = -1, perfekter negativer Zusammenhang
—> r = 0, kein Zusammenhang
Bsp: positive Korrelation
je höher das Einkommen, desto höher die Lebenserwartung
perfekte positive Korrelation: r = +1,00
—> kommen in der realen Welt kaum vor
Bsp: Nullkorrelation
Schuhgröße und Intelligenz
r = 0,00
Bsp: negative Korrelation
je höher der Alkoholkonsum, desto geringer die Lebenserwartung
je weiter man Auto fährt, desto weniger Benzin ist im Tank
r = -1,00
Korrelationsstudie: Vorteile
leichte Durchführung im Feld (dh nicht im Labor)
kostengünstig
Untersuchung von Hypothesen, die aus ethischen Gründen experimentell nicht untersuchbar sind
—> Bsp: Zusammenhang zwischen Rauchen und Lungenkrebs
Korrelation: Problem
Korrelation weist auf die Möglichkeit eines Ursache-Wirkungs-Zusammenhangs hin, doch sie ist kein Nachweis für einen Kausalzusammenhang
Korrelation: mögliche Zusammenhänge von Ursache und Wirkung
Konsum aggressiver Videospiele —mögliche Ursache für—> Aggression
Aggression —mögliche Ursache für—> Konsum aggressiver Videospiele
Nicht gemessene Drittvariablen (zB Schichtzugehörigkeit) —mögliche Ursache für—> 1. Konsum aggressiver Videospiele, 2. Aggression
weiteres Beispiel: geringer Selbstwert und Depression, Drittvariable: schwierige Lebenssituation, biologische Prädisposition
Experiment
Forschungsmethode, bei der der Forscher einen oder mehrere Faktoren (unabhängige Variablen UV) manipuliert, um die Auswirkung auf eine Verhaltensweise oder einen mentalen Prozess (abhängige Variable AV) zu beobachten
Unabhängige Variable
Faktor im Experiment, der manipuliert wird und dessen Wirkung untersucht wird
Bsp: Behandlung/Treatment
Abhängige Variable
Ergebnisfaktor, diese Variable kann sich als Reaktion auf die Manipulationen der unabhängigen Variablen verändern
Bsp: Verhaltensweisen
Störvariable
ein anderer Faktor als die unabhängige Variable, der in einem Experiment eine Wirkung entfalten könnte
—> Zufallszuweisung der Versuchsteilnehmer (Randomisierung) zu den Versuchsbedingungen sowie Konstanthalten aller anderen Bedinungen (zB Uhrzeit des Experiments) kontrolliert mögliche Störvariablen
Experiment: Grafik
Experiment: Zufallsstichprobe
Stichprobe, die eine Population weitgehend repräsentiert, weil jedes Mitglied der Population mit der gleichen Wahrscheinlichkeit in die Stichprobe aufgenommen werden kann
Experiment: Population
Grundgesamtheit
sämtliche Fälle in einer Gruppe aus der eine Stichprobe für eine Studie gezogen wird
Achtung: Mit Ausnahme von nationalen Studien ist damit nicht die gesamte Population eines Landes gemeint
Experiment: Versuchs-/Experimentalgruppe
Gruppe in einem Experiment, deren Teilnehmer einer Behandlung unterzogen werden, die in diesem Fall eine Ausprägung der unabhängigen Variable darstellt
Experiment: Kontrollgruppe
Gruppe in einem Experiment, die keine Behandlung erhält
steht der Versuchsgruppe gegenüber
Vergleich, um die Wirkung der Behandlung zu evaluieren
Experiment: Randomisierung
Zufallszuweisung
Teilnehmer werden zufällig ausgewählt
höchst unwahrscheinlich, dass die beiden Gruppen vorher unterschiedlich sind
Experiment: Beispiel
Unterscheidung eines Experiments
Laborexperiment
Feldexperiment
Experimente, die in einer von der Forschung speziell hergerichteten Umgebung außerhalb des alltäglichen Lebenskontextes der Untersuchungsteilnehmer durchgeführt werden
Nachteil: unklar, ob sich die Befunde, die sich in einem Experiment zeigen, auch auf Verhältnisse außerhalb des Labors übertragen lassen
—> Frage der externen Validität
Experimente, die im alltäglichen Lebenskontext durchgeführt werden
Experimentelles Design
Beschreibbarkeit
Wiederholbarkeit
Willkür
Kontrolle
Quasi-Experiment
Experiment, bei dem zwar eine systematische Bedingungsvariation vorliegt, aber entweder
mindestens eine der Versuchsbedingungen nicht hergestellt wurde, sondern auf vorliegende Unterschiede zurückgegriffen wurde
oder
bei denen keine randomisierte Zuweisung der Personen zu den Versuchsbedingungen vorliegt
Quasi-Experiment: Nachteil
Man kann aus ihnen nicht eindeutig folgern, dass die Unterschiede zwischen den Versuchsgruppen ausschließlich auf die Versuchsbedingungen zurückführbar sind
—> Frage der internen Validität
Forschungsethik
Grundlagen geregelt durch Kriterien der APA (American Psycholocigal Association): Ethical principles of psychologists and Code of Conduct
wichtigste ethische Maxime: durch die Teilnahme an einer Stude es nicht zu psychischem oder physischem Schaden der Versuchspersonen kommen
Kritische Experimente in der Psychologie
Milgram-Experiment
Stanford-Prison-Experiment
Little-Albert-Experiment
Anwendungsfelder der Sozialpsychologie
Arbeits- und Organisationspsychologie
Gesundheitspsychologie
Pädagogische Psychologie
Rechtspsychologie
Markt- und Werbepsychologie
Umweltpsychologie
Arbeitsteilung
Gestaltung und Steuerung von und die Zusammenarbeit in Arbeitsteams
Gruppenprozesse, Persuasion (Überredung, Beeinflussung), sozialer Einfluss, Führung
Bewältigung schwieriger Gesundheitskrisen
soziale Faktoren im Umgang mit Stress
Wahrgenommene Kontrolle, Einstellungsänderung, soziale Unterstützung
Soziales Lernen —> Vorurteile und schulisches Lernen, Lehrererwartungen und Schülerleistung
Eigengruppe vs Fremdgruppe, Erwartungen, Attribution, soziale Interaktion, Gruppenstruktur, Meinungsbildung
Glaubwürdigkeit von Zeugenaussagen
Diskriminierung
Wahrnehmung von Gerechtigkeit
Gruppenprozesse, Konformität, sozialer Einfluss, Vorurteile, Stereotype
sozialpsychologische Modelle als Basis für Interventionen in den Bereichen Aufmerksamkeit, Einstellung und Kaufentscheidung
Markentreue
sozialer Urteilsbildung, Persuasion, sozialer Identität, Einstellung
Einfluss von Umweltbedinungen (Lärm, Crowding) auf sozialer Verhalten (Aggression, Hilfe)
Änderung umwelt-bezogenen Verhaltens (Abfallvermeidung, Energieverbrauch)
Einstellung, sozialer Einfluss, Einstellungs-Verhaltens-Konsistenz
Was sind die Grundprinzipien bzw Eigenschaften eines echten Experiments? Erläutern Sie diese anhand eines Beispiels.
Randomisierung
Umfeld: Konstantität der Rahmenbedingungen
unabhängie Variable
Kontrollgruppe
Was ist ein korrelatives Design?
Zuletzt geändertvor einem Jahr