Themen der Vorlesung!
Themen heute:
Pränatale Entwicklung
Entwicklungsstadien
Frühgeburten
Risikofaktoren: Prä-, Peri- & postnatal
Risikofaktoren: Prä-, Peri- &postnatal
Postnatale Entwicklung
Reflexe und körperliches Wachstum
Schlaf-Wach-Rhythmus
Gehirnentwicklung
Welche Entwicklungsstadien gibt es?
Verschmelzung von Samen und Eizelle (Start)
Zygotenstadium (2 Wochen)
Embryonalstadium (3. Bis 8. Woche)
Fötalstadium (ab 9. Woche)
Gehe näher auf das Zygotenstadium ein!
Phase von der Befruchtung bis zur Einnistung der befruchteten Eizelle in die Gebärmutterwand
Gehe näher auf das Embryonalstadium ein!
Differenzierung von Organsystemen
Mechanismen:
Zellteilung: Zellen teilen sich nach der Befruchtung in vielen Zellen
Zellspezialisierung: Stammzellen werden zu Zellen mit spezifischen Strukturen und Funktionen
Zellmigration: Zellen wandern an ihren Bestimmungsort
Zellsterben: überflüssige Zellen sterben ab
Zeitgliche: Entstehung eines Unterstützungssystems
Unterstützungssystem:
Plazenta > Stoffaustausch zwischen Mutter und Embryo > halbdurchlässig, nur bestimmte Stoffe gelangen zum Kind (es gehen manchmal auch Stoffe, die nicht durchgehen sollen)
Nabelschnur > Blutgefäße stellen Verbindung zwischen Embryo und Mutter her
Fruchtblase > schützt den Embryo vor abrupten Bewegungen und Temperaturschwankungen
Gehe näher auf das Fötalstadium ein!
Weitere Differenzierung und Strukturierung
Sinnesorgane entwickeln sich (stehen ab der Geburt zur Verfügung)
Erste Verhaltensweisen werden erkennbar > erste Bewegung, Schlaf- & Wachrhythmen
Gehe näher auf die Größe und Verhaltensentwicklungen in den ersten 9. Lebensmonaten ein!
Was kann durch schädigende Einflüsse in den einzelnen Stadien passieren?
Abbildung zeigt, was durch schädigende Einflüsse passieren kann
1/2 Wochen -> Abort
Schwere morphologische Anomalien bei Schädigungen in der Embryonalperiode
Funktionelle Defekte & kleine morphologische Anomalien bei Schädigung in Fetalphase
Beispiel: Contergan wurde gegen Übelkeit gegeben -> führte zu Störungen der Extremitäten
Wurde in ersten Wochen der Schwangerschaft gegeben, weil da am ehesten Übelkeit auftritt
Ab wann spricht man von einer Frühgeburt? Wie sind die Überlebenswahrscheinlichkeiten?
Frühgeburt: vor der vollendeten 37. Woche geboren
Manchmal auch: < 2500 g
Überlebensfähigkeit: ab ca. 23. Woche
Überlebenswahrscheinlichkeit:
23 Wochen: ca. 16%
26 Wochen: ca. 57%
29 Wochen: ca. 90%
Erläutere die Unterteilung von Frühgeburten!
Unterteilung
VLBW: very low birth weight: < 1500g
ELBW: extreme low birth weigth: < 1000g
P: preterm: < 37 Wochen
Erläutere die Bavarian Longitudinal Study!
Studie zu späteren Entwicklungsdefiziten: Bavarian Longitudinal Study
Prospektiver Längsschnitt in Südbayern
Kinder 1985 / 1986 geboren
Ergebnisse:
6 Jahre: VP haben mehr kognitive und sprachliche Probleme als reif Geborene
8,5 Jahre: VP haben mehr Probleme mit kognitiven Aufgaben, wenn der Schwierigkeitsgrad der Aufgabe erhöht wird („cognitive workload“)
26 Jahre: Unterschiede zwischen Frühgeborenen und Kontrollkindern im IQ und EF, trotz Förderung im Kindesalter
Nenne pränatale Risikofaktoren!
Risikofaktoren: Pränatal
Teratogene
Schädigende äußere Einflussfaktoren, die die Entwicklung pränatal beeinträchtigen können (vor allem: Embryonalzeit)
Beispiele:
Alkohol (> FAS), Drogen, Zigaretten
Spezifische Medikamente (z.B. Contergan)
Umweltgifte (z.B. Blei, Quecksilber, Pestizide)
Strahlung (z.B. radioaktiv, Röntgen)
Infektionskrankheiten (z.B. Röteln)
Embryonalzeit: strukturelle Veränderungen
Teratogene beeinflussen eher die körperliche Struktur
Fehlbildungen von Organen oder Extremitäten
Bsp. Contergan
Fötalzeit: funktionelle Veränderungen
Teratogene beeinflussen eher körperliche oder psychische Funktionen
Intelligenzbeeinträchtigungen oder Verhaltensänderungen
Exkurs: Erläutere das fetale Alkoholsyndrom!
Exkurs: Fetales Alkoholsyndrom
Durch zeitweisen oder chronischen Alkoholkonsum der Mutter während der Schwangerschaft
Beeinträchtigungen:
Fehlbildungen des Gesichts und der Organe (Lider, Lippe)
Missbildungen der Extremitäten (z.B. Fingerglieder, Genitalien)
Wachstumsstörungen
Sensorische und motorische Beeinträchtigungen
Eingeschränkte Aufnahmefähigkeit
Defizite in der visuellen, akustischen und haptischen Wahrnehmung
Sprachentwicklungsstörungen
Verminderte kognitive Fähigkeiten
Hyperaktivität, selbstregulatorische Defizite
Keine Heilung möglich, nur Verringerung der Symptome
Nenne weitere pränatale Risikofaktoren!
Weitere Risikofaktoren:
Mangelernährung
Stress der Mutter (hohe Kortisolausschüttung)
Nenne perinatale Risikofaktoren!
Risikofaktoren: Perinatal
Mangelhafte Sauerstoffzufuhr
Verzögerte Geburt (diskutiert > 18 Stunden)
Geburtsstillstand
Plazentakomplikationen
Wehenschwäche
Falsche Lage des Kindes
Verschlechterung der Herztöne
Nenne postnatale Risikofaktoren!
Risikofaktoren: Postnatal
Nach der Geburt: Bestimmung des APGAR Index
Überprüfung der physiologischen Funktionsfähigkeit
Überlebensfähig? Eingreifen notwendig?
Säuglingssterblichkeit
Deutschland gering: 3,3 auf 1000 in 2012
Plötzlicher Säuglingstod (SIDS):
Fehlfunktion des Atemzentrums bewirkt Atemunterbrechung
Ursache noch immer nicht ganz geklärt
Risikofaktoren: z.B. Frühgeburt (< 33. Wo.), SIDS in der Familie, Drogenkonsum der Mutter
Weitere Risiken: Schlafen in Bauchlage, Rauchen während der Schwangerschaft und in der Gegenwart des Kindes, Überwärmung
Gehe näher auf Reflexe ein!
Reflexe
Angeborene Reflexe machen das Überleben möglich
Rootingreflex: Suchbewegung, wenn Wange berührt wird
Saugrefelx: wenn Brust oder Flasche Mund berührt
Greifreflex: wenn Handinnenflächen berührt werden
Schreitreflex: wenn vorgebeugt gehalten + Bodenkontakt
Schwimmreflex: wenn horizontal im Wasser gehalten
Moro-Reflex: schnelles Bewegen der Arme und Beine
Rückziehreflex: bei Schmerz
Blinzelreflex
Etc. …
Manche Reflexe verschwinden, andere bleiben erhalten
Störungen der Reflexe oder Abweichungen von Zeitfenstern deuten auf neurologische Störungen hin
Reflexe können Ausgangspunkt für komplexe motorische Bewegungen sein
Vorprogrammierung: Erleichterung des Lernens
Wie verändert sich das Gewicht nach der Geburt?
Körperliches Wachstum
Gewicht
Nach der Geburt: auffälliges Fettpolster
Erst nach dem achten Monat geht die Erhöhung des Gewichtes auf das Wachstum der Muskeln, Knochen und Organe zurück
Das Geburtsgewicht hat sich ungefähr
5 Monate nach der Geburt verdoppelt
12 Monate nach der Geburt verdreifacht
Nach den ersten beiden Lebensjahren Verlangsamung (etwa 2 Kg pro Jahr im Kindesalter)
Wie verändert sich die Kopfgröße?
Kopfgröße: Vorrangstellung des Gehirns
Erläutere die Entwicklung eines Schlaf-Wach-Rhythmus!
Entwicklung eines Schlaf-Wach Rhythmus
Schlafdauer
Anfangs 16 Stunden Schlaf, mehr in der Nacht als am Tag
Verschiebt sich mit der Zeit, Mittagsschlaf bleibt tw. Noch bis ins 4. Lebensjahr bestehen
Große interindividuelle Unterschiede
Erläutere die Rolle von Weinen & Schreien!
Weinen & Schreien
Das nahezu einzige Signal, das an die Umgebung gesendet werden kann, um Bedürfnisse zu befriedigen
Variationen: Quengeln, Weinen, Schreien
Signal für: Schmerz, Hunger, Müdigkeit und Langeweile
Entwicklungsaufgabe der Eltern, die Signale voneinander zu differenzieren
Nimmt über die Zeit ab (mit 12 Mon. Etwa 1h am Tag)
Erläutere die Gehirnentwicklung bis zur Geburt!
Embryonalstadium
Beginn der Gehirnentwicklung (ab der 3. Woche)
Ende der 4. Woche > 3 Knoten > Vorder-, Mittel- und Hinterhirn
Fötalstadium
Hirnstrukturen bilden sich aus, Gehirn und Rückenmark
Kortex entwickelt sich relativ langsam
Bei Geburt:
25% der Größe eines erwachsenen Gehirns
Verdreifacht sich bis zum Ende des 1. Lebensjahres
Was versteht man unter Neurogenese?
Neurogenese:
Neurone entstehen pränatal durch Zellteilung („Proliferation“)
Zellen migrieren an ihren Bestimmungsort und beginnen sich auszudifferenzieren (Axone und Dendriten entstehen)
Bei Geburt liegen alle Neurone vor > etwa 100 bis 200 Milliarden
Nach Geburt werden nur noch wenige Neurone neu gebildet, z.B. im Hippocampus („adulte hippocampale Neurogenese“)
Wenn nach der Geburt kaum Neurone noch hinzukommen: Worauf ist dann das Gehirnwachstum zurückzuführen?
Myelinisierung
Isolierung von Nervenfasern, die eine schnelle Weiterleitung von Botschaften ermöglicht
Startet im letzten Schwangerschaftsdrittel
Erfolgt unterschiedlich schnell in den Hirnregionen, z.B. Motorik und Wahrnehmung am Anfang der Entwicklung
Cephalokaudaler Trend > z.B. erst Kopf heben dann Feinmotorik
Erfolgt bis zum Ende des 2. Lebensjahrs rasant, wichtigste Entwicklungen im Vorschulalter > danach Abflachung > nimmt im JA wieder zu
Synaptogenese
Außerdem bilden Neurone zahlreiche Synapsenverbindungen > wahllose Verbindungen untereinander entstehen > Synapsenüberschuss: etwa 1 Billiarde
Synapsenreduktion
Diese Verbindungen brauchen Platz > Elimination, vor allem: erfahrungsabhängig > wenig aktivierte Synapsen sterben ab
40% der Synapsen werden bis zum EA ausgedünnt
Gehe näher auf die Synapsenbildung und -eliminierung in Abhängigkeit der Hirnregion ein!
Synapsenbildung und -eliminierung beginnt zu unterschiedlichen Zeiten und ist unterschiedlich stark, an Abhängigkeit der Hirnregion
Visueller Cortex: nach dem ersten Lebensjahr abgeschlossen
Präfrontalcortex: vor allem im Laufe des Vorschulalters, erst im Jugendalter abgeschlossen
Kortikale Entwicklung
Im ersten Lebensjahr: Wachstum in Hör- und Sehrinde sowie in motorischen Bereichen
Etwas später: sprachliche Bereiche
Frontallappen entwickelt sich bis ins Jugendalter
Erläutere die Plastizität des Gehirns!d
Synapsenbildung und -eliminierung sind die Basis für die Plastizität des Gehirns
Erfahrungsabhängige Plastizität
Gehirn reagiert auf Erfahrungen und stellt sich so auf seine Umwelt ein (z.B. Pianistin!)
Erfahrungserwartende Plastizität
In bestimmten Entwicklungsabschnitten benötigt das Gehirn spezifische Erfahrungen, um sich optimal zu entwickeln
Sensible Phasen können relativ lang sein, aber nicht alle (z.B. visuell, Sprache)
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