Ablauf der Infektionskrankheit
Inkubationszeit
Erreger vermehren sich, ohne Beschwerden zu verursachen
Je nach Erkrankung ist der Infizierte bereits in dieser Zeit ansteckend
Manifeste Erkrankungen
von leicht bis lebensbedrohlich, von Stunden bis lebenslang
Überwindungsphase
günstigsfalls wird der Erreger eliminiert, evtl. persistiert der Erreger unbemerkt und kann bei späteren Abwehrrschwäche wieder zur Reininfektion führen oder die Person wird als “Carrier” zum Dauerausscheider
Manche Erreger verursachen verschiedene Erkeankungen (Staphylococcus aureus z.B. Pneumonie und Wundinfektionen)
Manche Erkrankungen können von unterschiedlichen Erregern hervorrufen werden
Ausbreitung im Körper
Bleibt die Infektion auf die Eintrittspforte beschränkt, über die der Erreger in den Körper gelangt ist, spricht man von einer lokalen Infektion (z. B. Wundinfektion, Abszess). Es zeigen sich die örtlichen Entzündungszeichen wie Überwärmung, Schwellung, Rötung und Schmerz sowie ggf. eingeschränkte Funktion
Bei einer systemischen Infektion dringen die Erreger ins Gefäßsystem vor und ziehen den ganzen Organismus in Mitleidenschaft. Leitsymptome sind Fieber, oft verbunden mit Schüttelfrost, allgemeinem Krankheitsgefühl, Lymphknotenschwellungen und je nach Erkrankung typischen Organbeschwerden
Physiologische und pathologische Besiedelung
Residentflora (Standortflora):
Dauerhafte und natürliche Besiedelung von Mikroorganismen auf Haut und Schleimhäuten
kann durch z. B. Antibiotikagabe ihre Schutzfunktion (Platzhalterfunktion) verlieren
kann bei einem Standortwechsel der Erreger, endogene Infektionen verursachen
Transientflora (transient = vorübergehend):
Kurz- oder längerfristige Besiedlung von Mikroorganismen aus der Umgebung auf dem Menschen
umfasst potenzielle Krankheitserreger
kann die Standortflora verdrängen
Mikrobiom:
Gesamtheit der Erreger, die den Menschen besiedeln
Zusammen- setzung ist abhängig u. a. von der Ernährung, Erkrankungen und Antibiotikatherapien
meisten Erreger befinden sich im Dickdarm (Kolon)
Einteilung nach Erreger und Pathogenität
Bakterien
Einzeller ohne Zellkern (aerob / anaerob; grampositiv / -negativ; sporen- / toxinbildend)
Viren
nur aus DNA/RNA, Eiweißmantel und evtl. Außenhülle bestehende Erreger ohne eigenen Stoffwechsel
Pilze
ein- oder mehrzellige, wenig differenzierte Lebewesen mit Zellkern
Parasiten
tierische Einzeller (Protozoen), oder Mehrzeller (z. B. Würmer, Gliederfüßer)
Prionen
Eiweißpartikel (z.B. BSE, Creutzfeld-Jakob-Krankheit)
Obigat Pathogen
Erreger lassen jeden Infizierten erkranken
Fakultative pathogen
Erreger lassen nur abwehrgeschwächten Menschen erkranken
Definitionen von Infektionskrankheiten
Infektionsquelle = Ausgangspunkt der Infektion, Ort von dem die Erregerausbreitung ausgeht (gesunde od. kranke Menschen, Tiere, unbelebte Gegenstände)
Übertragungsweg = Art der Erregerverbreitung (z.B. Tröpfchen) • Eintrittspforte = Stelle an der Erreger in den Körper gelangen (z.B. verletzte (Schleim-) Haut
Kontagiosität = Grad der Übertragbarkeit eines Erregers, Ansteckungsfähigkeit
Kontamination = Übertragung von Erregern
Typische Symptome
je nach Erreger gibt es spezifische Symptome (z.B. Masern, Herpes simplex)
Allgemeine Symptome
Husten
Halsschmerzen
Schnupfen
Allgemeines Krnakheistgefühl (Fieber, Gliederschmerzen, Lmphknotenschwllung, häufige Hautausschläge)
Säuglinge (Apathie=Verhaltensstörung, Trinkschwäche)
Alte Menschen (Verwirrtheit) zeigen oftmals uncharakteristische Verläufe
Bei Menschen mit einer Abwehrschwäche leiden unter heftigen Verläufe
Fieber
oftmals ein Leitsymptom
Abwehrmechanismus des Körpers
Patienten sollen sich schonen und ausreichend trinken
Bei ausgeprägten Krankheitssymptomen auch HF + RR-Kontrolle
Exantheme (Hautausschläge)
Viele Infektions- krankheiten gehen mit Exanthemen einher, bei Virus- erkrankungen manchmal nur für wenige Stunden, manche sind charakteristisch für die jeweilige Erkrankung.
Entzündungszeichen im Blut
BSG (Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit) eher unspezifisch (Norm: <20mm/1Std.)
CRP (C-reaktives Protein) in der Leber gebildetes Protein der unspezifischen Abwehr, v.a. bei bakteriellen Entzündungen (Norm: < 5mg/l)
Leukozytose (Leukozytenvermehrung> 10.000/μl)
Bei Viruserkrankungen kann die Gesamtleukozytenzahl erhöht, normal oder sogar erniedrigt sein!
Meist sind die Lymphozyten erhöht (Lymphozytose)
Ein Anstieg der eosinophilen Granulozyten (Eosinophilie) kommt oft bei Wurmerkrankungen vor
Erregernachweis
Direkter Nachweis (Mikroskop) bei Parasiten, Eiern, Pilzen, (gefärbten) Bakterien
Erregerkultur (Links Bakterienkultur, Rechts Antibiogramm)
Antibiogramm – Testung welche Antibiotika das Wachstum in welchem Ausmaß hemmen
Immunologischer Antigennachweis
PCR (Polymerase Chaine Reaction) weist DNA oder RNA (Erregererbsubstanz) nach (z.B. Corona-Labortest)
Indirekt über körpereigene spez. IgM und IgG-AK
Antikörperverlauf nach Infektionen
Bei einer Infektion werden zuerst IgM-Antikörper und erst später IgG-Antikörper gebildet (Ig= Immunglobulin)
IGM-Konzentration sinkt im Blut nach der Erkrnakungen schnell wieder ab
IgG-Antikörper sind oft sehr lange nachweisbar
Häufigste Erregerkultur
Nasen-Rachen-Abstrich
Wundabstrich
Vaginalabstrich
Stuhlkultur
Urinkultur
Blutkultur
Nosokominale Infektion
Reaktion auf das Vorhandensein von Erregern oder Toxinen im Zusammenhang mit medizinischen Maßnahmen
Das Robert Koch-Institut (RKI) schätzt jährlich etwa 400.000 bis 600.000 nosokomiale Infektionen in Deutschland
Etwa 10.000 bis 20.000 Todesfälle treten jährlich aufgrund von nosokomialen Infektionen auf
Die häufigsten Arten von nosokomialen Infektionen sind Harnwegsinfektionen (ca. 25%), Atemwegsinfektionen (ca. 23%), Wundinfektionen (ca. 25%), C. difficile-Diarrhö (ca. 7%) und Sepsis (ca. 6%)
Häufige Erreger nosokomialer Infektionen
grampositive Kokken, multiresistente Staphylokokken (MRSA) und Enterokokken (VRE) waren anfangs von großer Bedeutung
Später traten gramnegative Stäbchen, wie ESBL-bildende E. coli, Klebsiella spp., Enterobacter spp., Pseudomonas aeruginosa und Acinetobacter baumannii, mit Multiresistenzen gegen mehrere Antibiotikagruppen (MRGN) in den Vordergrund
Die Einteilung der multiresistenten Erreger basierte zunächst auf der Resistenz gegenüber spezifischen Leitantibiotika (z. B. Methicillin-resistente S. aureus - MRSA)
Später wurden bei gramnegativen Erregern resistenzbedingende Enzyme berücksichtigt, wie beispielsweise die von Enterobakterien produzierten "Extended-Spectrum-β-Lactamasen" (ESBL), die die Wirkung von β-Laktam-Antibiotika verhindern
Multiresistente Erreger
Multiresistente Erreger sind Bakterien, die gegen mehrere Antibiotika resistent sind
Die Übertragung kann durch direkten oder indirekten Kontakt erfolgen
Beispiele für multiresistente Erreger sind MRSA, ESBL und VRE
Die Behandlung von Infektionen mit multiresistenten Erregern kann schwierig sein und erfordert oft eine individuelle Therapie
Antibiotika-Klassen
MRE
MRSA
VRE
MRGN
Meldepflicht und IfSG
Ziel des Infektionsschutzgesetzes (IfSG) ist die Vorbeugung, Früherkennung und ggf. Eindämmung von Infektionserkrankungen
Der Nachweis von MRSA in Blut und Liquor sowie Ausbrüche nosokomialer Infektionen sind gemäß Infektionsschutzgesetz (IfSG) meldepflichtig
Krankenhäuser und Einrichtungen müssen für ambulante Operationen bestimmte nosokomiale Infektionen und (multi)-resistente Erreger erfassen und dokumentieren
Dekolonisierung/Sanierung
Das Ziel ist es, Infektionen bei Patienten zu verhindern und die Weiterverbreitung von MRSA innerhalb der Einrichtung zu stoppen
Bei etwa 60 % der Betroffenen ist die Dekolonisierung erfolgreich, bei etwa 40 % wird später wieder MRSA durch eine erneute Besiedelung nachgewiesen
Die MRSA-Dekolonisierung umfasst verschiedene Maßnahmen über einen Zeitraum von 5 bis 7 Tagen
Eine Maßnahme ist die nasale Dekolonisierung, bei der dreimal täglich Mupirocin (z. B. Turixin® 2 %) mit einem Watteträger in die Nasenvorhöfe aufgetragen wird
Nach dem Auftragen wird die Nase zusammengepresst und die Salbe durch sanftes Massieren gleichmäßig verteilt
Staphylokokken (staphylococcus aureus)
Staphylokokken sind Erreger oberflächlicher Haut- und Schleimhautinfektionen, Wundinfektionen, tiefer Infektionen wie Pneumonie, Osteomyelitis oder Fremdkörper- (z. B. Katheter-)Infektionen bis zur Sepsis
Toxinbedingt ist die Staphylokokken-Lebensmittelvergiftung
Staphylokokken sind wegen ihrer Antibiotikaresistenzen gefürchtete Erreger nosokomialer Infektionen
Erysipel
Erysipel (Wundrose): Flächenhafte, nicht-eitrige Entzündung der Haut und Unterhaut, am häufigsten durch Streptokokken
Nach einer Inkubationszeit von 1 - 3 Tagen bekommt der Patient hohes Fieber
betroffene Hautbezirk (meist Gesicht oder Unterschenkel) ist flammend gerötet, geschwollen
und schmerzt
Typisch ist die scharfe Begrenzung der Rötung
Die Behandlung besteht in der systemischen Penicillingabe
Die betroffene Extremität wird hochgelagert und soll möglichst wenig bewegt werden
Meningokokken und Gonokokken
Meningokokken (Neisseria meningitidis) und Gonokokken sind gramnegative Kokken
Beide überleben außerhalb des Körpers nur kurze Zeit
Meningokokken-Meningitis: Eine der häufigsten Hirnhautentzündungen, v. a. bei Säuglingen und Kleinkindern
Meldepflichtig!
Meningokokken-Sepsis
Blutungen in Haut und innere Organe
Waterhouse-Friderichsen-Syndrom bei Kindern, bei dem es zusätzlich zu Nebennierenversagen und Verbrauchskoagulopathie und raschem Tod nach wenigen Stunden kommt
Virus bedingte Infektionskrankheiten
Virale Herpesinfektionen
Herpes simplex Virus Typ 1 – Erstinfektion meist im frühen Kindesalter (Mund-Rachen- Schleimhaut) manchmal Mundfäule (Stomatitis aphtosa)
Viren persistieren in den Halsganglien
später durch unterschiedliche Auslöser Herpes labialis
selten bedrohliche Herpes-Enzephalitis
Herpes simplex Virus Typ 2 – seltener, führt zu Herpes genitalis (Gefahr, dass sich Baby bei der Geburt an der infektiösen Vaginal-/Labialschleimhaut infiziert)
Herpes neonatorum
Zytomegalie-Virus (CMV) – Infektion verläuft fast immer asymptomatisch
gefährlich für abwehrgeschwächte Patienten und Ungeborene bei Erstinfektion der Mutter
Epstein-Barr-Virus (EBV) – Erreger der infektiösen Mononukleose (Pfeiffer-Drüsenfieber)
Symptome: fieberhafte Angina, Lymphknoten- und Milzschwellung
Pilzbedingte Infektionskrankheiten
Dermatophyten (Fadenpilze Haut-, Haar-, Nagelbefall)
Hefepilze – Candica albicans (Haut und Schleimhäute: Soor) und Cryptococcus neofor-mans (z.B. in Vogelkot)
Schimmelpilze – (Fadenpilz) z.B. Aspergillus fumigatus (z.B. in Blumenerde) – allergische bronchopulmonale Aspergillose (Asthma, Pneumonie)
Pneunomcystis jiroveci (früher carinii) – durch Inhalation Pneumomie bei Frühgeborenen und AIDS-Kranken
manche Schimmelpilze bilden schwer leberschädigende Aflatoxine
Sexuell übertragbare Erkrankungen
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