Was ist soziale Ungleichheit?
Phänomene, die bestimmte Menschen besser stellen als andere
bzw wenn Menschen einen ungleichen Zugang zu sozialen Positionen haben, die mit vorteilhaften Handlungs-/ Lebensbedingungen verbunden sind
2 Dimensionen von Ungleichheit:
Horizontale Ungleichheit= Verschiedenartigkeit der gesellschaftlichen Lagen; Qualitativer Unterschied
-> weniger relevant
Vertikale Ungleichheit= Rangordnung gesellschaftlicher Lagen; Quantitativer Unterschied
Ungleichheit in diesem Fall wertfrei
Ursachen sozialer Ungleichheit
verschiedene Erklärungsansätze:
Gott und Natur (biologische Gründe)= Menschen von Natur aus unterschiedlich
Privateigentum+ Arbeitsteilung (soziale Gründe)= Privateigentum als Verlassen des Naturzustandes, AT bringt horitontale Differenzierung von Berufen, vertikale Differenzierung durch jeweilige soziale Bewertung
Funktionalistische Erklärung= Ungleichheit universell in allen Systemen, als unentberliche Funktion von Gesellschaft (unterschiedliche Funktionen sind unterschiedlich wichtig, Anreize diese bestimmte Position zu erfüllen zB über ungleiches Gehalt -> Konkurrenz)
weiterer Ansatz (für uns am relevantesten)= Soziale Produktionsfunktionen
-> Reproduktion sozialer Ungleichheit
Theorie sozialer Produktionsfunktionen (nach Esser)
Annahme, dass alle Menschen nach Wohlbefinden streben
zwei Arten von Wohlbefinden:
1. physiches Wohlbefinden
2. Soziales Wohlbefinden (-> soziale Anerkennnung)
Wohlbefinden kann nicht direkt erzeugt werden, sondern über sog. “Zwischengüter”:
Primäre Zwischengüter= universelle Mittel zur Erzeugung von Wohlbefinden (zB Nahrung)
Sekundäre Zwischengüter= historisch/ gesellschaftlich bedingte Mittel zur Erzeugung von Wohlbefinden
-> wirken nur indirekt über primäre Zwischengüter auf Wohlbefinden (Mittel zum Zweck)
-> in diesem Kontext bedeutet soziale Ungleichheit, dass ein Mensch unterschiedliches Maß an primären/ sekundären Zwischengütern zur Verfügung hat
-> Zwischengüter sind die Dimensionen sozialer Ungleichheit!!
Determinanten sozialer Ungleichheit (=Korrelate):
Menschen unterscheiden sich in vielen Merkmalen (askriptive zB Haarfarbe oder erworbene zB Beruf)
Korrelate sozialer Ungleichheit sind Merkmale, die mehr oder weniger an Zwischengüter gebunden sind (zentrales Beispiel: soziale Herkunft)
Drei zentrale Fragen:
Wie groß ist die Ungleichheit? -> Außmaß (Beschreibung)
Dimensionen
wie ausgeprägt ist die Bildungsungleichheit
Welche Zusammenhänge gibt es zwischen ungleichheitsrelevanten Merkmalen und sozialer Ungleichheit? -> Ursachen (Erklärung)
Korrelate
Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungsungleichheit?
Wie entsteht soziale Ungleichheit? Wie wird sie reproduziert? -> Ursachen (Erklärung)
ungleichheitsgenerierende Mechanismen
-> Ressourcen
was kann den Zusammenhang erklären?
Ressourcenperspektive als Mechanismus sozialer Ungleichheit
Mechanismen der (Re-)Produktion sozialer Ungleichheit:
Menschen unterscheiden sich in ihrer Ausstattung von Handlungsressourcen:
von Geburt an (zB genetische Unterschiede)
Akkumulation im Lebenslauf (zB Sozialisation)
-> Familie als zentrale Ungleichheitsmaschine
diese können eingesetzt werden um Ziele zu realisieren
Kontrolle des Individuums über Handlungsbedingungen
Typen von Ressourcen:
Klassifikation nach Bourdieu in Kapitalarten (ökonomisches, kulturelles, soziales, symbolisches)
Investitionsperspektive:
Ressourcen werden investiert um andere Resscourcen zu erhalten; sie sind Mittel und Ziel gleichzeitig!!
Investitionen:
Investitionen erfolgen solange Ertrag (U) > Kosten (C)
Erträge werden unter Unsicherheit realisiert (p)
U/p > C (Nutzen ist gemessen an Erfolgswahrscheinlichkeit größer als Kosten)
Transformation:
alle Kapitalsorten ineinander transformierbar, aber verbunden mit Reibungsverlusten
Transmission:
Weitergabe/ Vererbung Kapital (direkt bei ökonomischem, indirekt bei anderen Arten)
Akkumulation: (Anhäufung)
Anhäufen Vorteile im Zeitverlauf
schon kleine Vorteile können mit der Zeit zu großen Unterschieden führen -> exponentielles Wachstum
Perspektive auf Strukturen
Analyse sozialer Ungleichheit grundlegend aufgebaut auf Einteilung von Gesellschaft in Gruppen mit diversen Hierarchiestufen
verschiedene Varianten dieser Schichtmodelle (zB Klassen, Milieus,..)
gemeinsam haben alle Varianten:
Homogenität (innerhalb Schicht kaum Varianz der Lebenslagen)
Unterscheidbarkeit (zwischen den Schichten viel Varianz der Lebenslagen)
Hierarchie (Schichten lassen sich ordnen)
3 Typen: (empirisch stark miteinander verbunden)
Interessen-/ Kontrollstruktur (vertikal, hierarchische Unterschiede)
kulturelle Struktur (horizontal, nicht Hierarchie betreffend; Lebensweise, Lebensstile, kulturelle Parktiken)
Prestige-Struktur (System der Bewertung verschiedener Gruppen/ Lebensweise, verbindet erste beiden Strukturen)
Klassen und Schichten
Klassentheorie nach Marx:
entstanden aus Geschichte von Klassenkämpfen
im Mittelpunkt Kontrolle über Produktionsverhältnisse (Bourgeoisie vs Proletariat)
außerdem: ökonomische Herrschaft erstreckt sich auf andere gesellschaftliche Bereiche -> ideologischer Überbau
Klasse an sich + Klasse für sich
Schichtmodell nach Geiger:
Schichten als Oberbegriff Bezeichnung von Strukturen sozialer Ungleichheit in allen Gesellschaften zu allen Zeiten (zB Klasse historische Besonderheit)
Gliederung der Bevölkerung nach Lebensumständen, die mit entsprechenden Lebenschancen verbunden sind
Schichtzugehörigkeit+ Schichtmentalität von Relevanz
Schichtdeterminanten variiern zwischen Gesellchaften/ Historie
Schichten nicht statisch, sondern dynamisch
-> sozialer Wandel
soziale Mobilität: Abstiege+ Aufstiege möglich (individueller, kollektiver Schichtwechsel oder mit Generationen)
Umschichtung:
quantitativ (Ausdehnung/ Schrumpfung Schichten)
qualitativ (Verschwinden/ Entstehen Schichten)
Strukturwandel (Schichtdeterminanten/ ihre Relevanz ändern sich)
-> beide Begriffe/ Definitionen Gemeinsamkeiten (Folie 30); Unterschiede (Folie 31)
1945 bis 1960er Schichtverständnis
dann wieder Klassenbegriff
1980er: Weiterentwicklung neue Modelle
Neuere Modelle
verschiedene Modelle in Folien
häufig im Fokus: sozialer Status+ Prestige
Heutzutage 3 Lager:
Individualisierung (verwenden derartige Modelle nicht mehr, Gesellschaft zu individualisiert)
Klassen (differenzierte Klassenkonzepte weiterhin empirisch relevant für Ungleichheit)
Dimensionale Ungleichheitsforschung (Schichtbildung nicht mehr zeitgemäß, Dimension sozialer Ungleichheit trotzdem relevant)
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