ICD-10 Benennungen & Übersicht differentialdiagnostsischer Apskete der Schizophrenie
Ein weites Feld
Psychotische Störungen umfassen eine Vielzahl von Störungen
Allgemeines Merkmal ist das Auftreten von psychotischen Symptomen („Positivsymptomatik“) –insbesondere Wahn und Halluzination
sowie das Auftreten von Negativsymptomatik
Eine besonders bekannte und gut untersuchte psychotische Störung ist die Schizophrenie
Diagnosekriterien Schizophrenie DSM 5
Wahn/ Inhaltliche Denkstörung
Bizarr vs. Nicht bizarr: Bizarr, wenn Überzeugungen unmöglich wahr sein können; nicht aus kulturellen oder lebenserfahrungsbezogenen Inhalten abgeleitet werden können
Nicht bizarr: von Geheimdienst verfolgt werden
Wahn zeigt sich auf verschiedene Weise (häufige Inhalte)
Verfolgungswahn (CIS usw.)
Nicht leicht abzugrenzen von z.B. Verschwörungsüberzeugungen
Beziehungswahn: Bin 77 geboren, deshalb ist das Lied aus dem jahr 1977 für mich geschrieben wurden
Religiöser Wahn: Bin der Messias
Liebeswahn: Frau aus dem Bäcker und ich sind Paar, weiß aber niemand; wird mir gesagt über die Steckdose in meinem Zimmer
Körperbezogener Wahn z.B.: Ich bin eigentlich Tod, laufe als Leiche rum; Oder: Mir wurde Sender implementiert
Wahninhalte oft biografisch aufgeladen/ Bedeutung
Wahnnehmungsstörungen / Halluzinationen
Halluzinationen: „Eine sensorische Wahrnehmung, die sich mit dem Wirklichkeitscharakter einer echten Wahrnehmung aufdrängt, jedoch ohne äußere Stimulation des betroffenen Sinnesorgans erfolgt.“
Akustisch (Stimmenhören, Geräusche) -> sagen das ich mich umbringen soll, oder kommentierende Stimme (falsch falsch falsch)
Taktil (Berührung, Schwingung, Schmerz, Wärme/Kälte)
Optisch (Flächen, Schatten, Lichtblitze, Personen, Tiere, Gegenstände)
Olfaktorisch/gustatorisch (Verwesung, Geschmackssinn, Gasgeruch, Gift schmecken)
Zonästhesien(Kribbeln, Schrumpfen, Wachsen, Veränderung; andere Leibhalluzinationen = „von außen gemacht“) ->Organe wachsen in mir usw.
Spannende Forschung zu z.B. Hirnaktivität bei akustischen Halluzinationen (z.B. Dierks et al., 1999); ähnliche Aktivierung wie bei tatsächlichen akustischen Reizen von außen (-> daher so real? Wird als real erlebt ->Sinnesempfindungen, Schweirg, darauf nicht zu hören, vor allem bei bedrohlichen Signalen)
Desorganisierte Sprache / Formale Denkstörungen
Formale Denkstörungen im DSM-5 unter dem Begriff “Desorganisierte Sprache“ abgebildet, da dadurch erkennbar. Beispiele:
Lockerung der Assoziationen & Ideenflucht (Gedanken wechseln ohne logische Struktur, „vom Hundertsten ins Tausendste“)
Zerfahrenheit/Inkohärenz (unverständliche Sprachäußerungen)
Verarmung der Inhalte (vage, übermäßig abstrakt/konkret)
Inhaltsleere
Gedankenabreißen und/oder Perseveration (Gedankengang bricht plötzlich ab oder wiederholt sich in einer Endlosschleife)
Usw.
Psychomotorische Störungen
Verminderung der Spontanbewegungen (nicht medikamentenbedingt)
Katatoner Stupor (Fehlen aller psychomotorischer Äußerungen) -> überhaupt keine psychomotorische Bewegung, Personen liegen nur noch und bewegen sich kaum noch
Katatone Erregung (erregte ziellose Bewegungen ohne Auslöser)
Negativsymptomatik
Dimensionalität und Belastung
Oben Links: Kontinuum von auditiven Halluzinationen
Nehmen manchmal Dinge war (als Musiker häufig Melodien hören usw.)
Menschen oft sehr gequält von auditiven akustischen/verbalen Halluzinationen, wenn Inhalt negativ, gefährlich, belastend sind usw.; Stimmen viel Macht haben
Epidemiologie
Lebenszeitprävalenz: 0.3-0.7% (bei Einschluss von schizoaffektivenund wahnhaften Störungen 0.9-1.2%)
Geschlechterverhältnis (binär): etwas höheres Risiko für Männer als für Frauen
Inzidenz ist weltweit vergleichbar (also im weiteren Sinne kulturunabhängig; Jablenskyet al., 1989)
Aber: „Entwicklungsland-Paradoxon“ (besserer Verlauf, wahrscheinlich mehr Toleranz bzw. kulturelle Eingebundenheit von Symptomen / weniger Stigmatisierung, mehr soziale Eingebundenheit etc.)
Ersterkrankungen (Median / Range):
Männer 20-29 J. (oft Prodromalsymptome als Jugendliche)
Frauen 20-29 J. und 30-39 J. (zwei Gipfel bei Frauen; hormonelle Änderungen u.a.; Vermutet Mischung aus Hormonellen Veränderungen, Lebensabschnittsphasen etc.)
Verlauf
Menschen in frühzeitige Behandlung bringen: Funktionseinschränkung bei ausgeprägten Episoden verhindern
Verlauf II
75% der Ersterkrankten bemerken und berichten Prodromalsymptome -> Risikoanzeichen mit signifikantem Vorhersagewert
- Durchschnittliche Dauer der Prodromalphase > 5 Jahre -> gekennzeichnet durch wesentliche soziale und Rolleneinbußen
Verlaufsspektrum reicht von langjähriger Hospitalisierung bis zu vollständiger und stabiler Remission (Häfner et al., 1999; Wiersmaet al., 1998)
- ∼20% nur eine Episode
- ∼70% episodische Verläufe (können trotzdem teilweise Beziehungen, normales Leben führen usw.)
- ∼10% chronische Verläufe
Morgan et al. 2014 (UK): Langzeitstudie; 10 Jahre; N= ∼500
- ∼12% gesund nach bereits 6 Monaten, keine weitere Episode
- ∼20% hatten nie eine Episode länger als 6 Monate
- ∼50% waren zum Zeitpunkt des Follow-Up ohne psychotische Symptome
Risikofaktoren
•Vulnerabilität x Stress
•Oft unklar, was Ursache und was Wechselwirkung ist!
•Wenig Spezifität!
•Genetische Komponente, aber nicht nur Haupteffekt, sondern Risikoverstärker Gen x Umwelt
•Zum Teil Life Events (aber auch: weniger (negative) Life-Events bei Risikostichprobe)
•Stresslevel / daily hassles (chronische Stressanspannung: häufigeres Risiko)
•Wohnen in der Stadt (unklar, was davon Umfeld, Lärrm, Anspannung usw. ist)
•Cannabiskonsum (insbesondere bei bestehendem Risiko; Familie)
•Transmitterstörungen (Dopaminhypothese, Glutamathypothese etc.)
•Psychophysiologie
•Neuronale Veränderungen / Aktivierungsmuster
•Kognitive Veränderungen, Informationsverarbeitung, Kindheitstraumatisierung, Bindung
•Familiäre Faktoren oft aufrechterhaltend bzw. Interaktionsvariable stellen Stressoren dar; können sich aber auch ändern (im Kontext von Beziehungen kann sich viel ändern wenn ein Partner erkrankt)
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