Traumata
Trauma (große Wunde)
Gewalteinwirkung
Starke psychische Erschütterung, die im Unterbewusstsein noch lange wirksam ist
Traumatologie: Pflegende behandeln Menschen mit Unfallverletzungen
Verletzungen reichen von einfachen Schnitt- oder Kopfplatzwunden über Verstauchungen, Prellungen, Bein- und Armbrüche bis hin zu schweren multiplen Verletzungen, wie sie bei Autounfällen auftreten.
Einige traumatologische Verletzungen erfordern sofortige Behandlung, während bei anderen weniger Eile geboten ist
Neben der medizinischen Versorgung müssen Pflegende auch die psychische Situation des Verletzten berücksichtigen
Hauptsymptome
Schmerzen - Wunden, Frakturen, Distorsionen, Prellungen
Schwellungen - Hämatombildung, Extremitäten, “harmlose” Prellung, Fraktur, schwerwiegendes Kompartsyndrom
Blutung - venös, arteriell
Neurologische Ausfälle
Ergebnis einer Nervenschädigung (Kompression, Durchtrennung)
Art der Ausfälle hängt davon ab, ob sensible oder motorische Nervenbahnen betroffen sind
Sensible Störungen (Parästhesien) treten häufiger auf
Motorische Ausfälle können auftreten, z. B. Parese (unvollständige Lähmung) oder Paralyse (vollständige Lähmung)
Patienten bemerken motorische Ausfälle oft nicht, aufgrund von Schmerzen
Kompartmentsyndrom kann zu neurologischen Ausfällen führen
Pflegende beobachten, dokumentieren Art, Lokalisation, Ausprägung und zeitlichen Verlauf der neurologischen Ausfälle, die diagnostisch abgeklärt werden müssen
Periphere Durchblutungsstörung
Durchblutungsstörung
können durch Gefäßverletzung oder Gefäßkompression verursacht werden
Arterielle Durchblutungsstörung
zeigen sich durch Pulsabschwächung oder -losigkeit der Verletzungsstelle, Schmerzen, Blässe und Abkühlung der Haut
erfordern schnelle Diagnose und operative Versorgung
Venöse Durchblutungsstörung
zeigen sich durch warme, blau-rot verfärbte Extremitäten, Schwellung, subfebrile Temperatur
anfangs symptomarm und nach einigen Tagen durch venöse Thrombose und möglicherweise Lungenembolie bemerkbar machen
Diagnostik
Anamnese: Unfallhergang, Vorerkrankungen, Besonderheiten (z.B. Medikamentenallergien, -unverträglichkeiten)
Körperliche Untersuchung: Inspektion (offene Wunden, Prellmarken, Schwellungen, Hämatome, Fehlstellungen), Palpation (Druck- oder Klopfschmerz, Gelenkerguss, Knochenreiben), Funktionsprüfung (abnorme Beweglichkeit, Bewegungseinschränkung, Sensibilitätsstörungen, Kraftminderung)
Einschätzung der Bewusstseinslage anhand der Glasgow-Koma-Skala
Bildgebende Diagnostik: Röntgen, Ultraschall (Bauchtrauma), CT (Schädelverletzungen), MRT
Gelenkpunktion
Gelenkpunktion: Entnahme von Flüssigkeit aus einem Gelenk zur Diagnose oder therapeutischen Entlastung
Nadel wird ins Gelenk eingeführt und Flüssigkeit abgesaugt
Analyse der Flüssigkeit zur Identifizierung von Infektionen, Entzündungen oder anderen pathologischen Zuständen
Kann zur Linderung von Schmerzen oder Schwellungen eingesetzt werden
Wird unter sterilen Bedingungen durchgeführt von einem Arzt oder geschultem medizinischen Fachpersonal
Hinweise aus dem Punktat
Klares bis (milchig) trübes Punktat
bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen oder Arthrose
Trübes, flockiges oder eitriges Punktat = bakteriell verursachten Gelenkerguss hin
Blutiges Punktat nach einem Trauma = Verletzung im Gelenkinnenraum
Fettaugen deuten auf eine Fraktur gelenkbildender Knochenteile hin
Zeichen einer Gelenkinfektion sind Schwellung, Überwärmung, Schmerzen, Fieber und eine (zunehmende) Bewegungseinschränkung des Gelenks
Luxatationen
Traumatische Luxatationen
Verursacht durch abnorme Gewalteinwirkungen
meist indirekte Traumen wie Stürze
seltener direkte Traumen wie Zug am Gelenk selbst
reluxationen
Ergebnis fehlerhaften Behandlung einer traumatischen Erstluxation
führt zu Schäden an Gelenkkapseln und Bändern
kommt bei geringen Traumen erneut zur Luxation
Habituelle
Verursacht durch angeborene Gelenkfehlanlagen (z. B. flache Gelenkpfanne) oder posttraumatische Gelenkinstabilität
Bereits bei Bagatelltraumata kommt es zu Luxationen
Atraumatische
Ergebnis einer chronischen Schädigung des Gelenks, z. B. durch eine chronische Entzündung bei rheumatoider Arthritis
Sichere Luxationszeichen
Fehlstellung, federnde Fixation des Gelenks, abnormale Lage des Gelenkkopfes, leere Gelenkpfanne
Unsichere Luxationszeichen
Schmerz, beeinträchtigte Funktion, Schwellung, Bluterguss
Diagnos
Röngtenbild
Theraphie
Reposition des Gelenks durch Zug und Gegenzug
Aufgaben der Pflege
Lagerung der verletzten Stelle
Mehrmaliges kontrollieren der Extensionsvorrichtung
Extensionsgewichte müssen frei hängen und Zugseil muss beweglich sein
Extensionbügel darf NIE auf den Extremitäten liegen (Druckstellengefahr)
Dekubitusprophylaxe
Entzündungszeichen an den Ein- und Austrittstellen der Nägel achten
3 x pro Tag Durchblutung, Motorik und Sensibilität überprüfen
Thromboseprophylaxe
Nach Schmerzen Fragen ggf. Schmerzmittelanordnung
Verbandswechsel beim Fixateur externe
täglicher aseptischer Verbandswechsel
EIntrittsstellen nach Bedarf mit Kochsalzlösung reinigen
Bei Entzündungen = antiseptische Salbe
Um jeden Nagel/Schraube schlitzkompresse
Weichteilverletzungen werden mit Schaumstoffkompressen gedeckt
Traumatische und Therapeutische Amputation
Traumatische Amputation
vollständige Abtrennung einer Gliedmaße durch einen Unfall
Therapeutische Amputation
Körperteil oder Extremität wird amputiert, um eine Erkrankung oder Verletzung zu verbessern
Phantomschmerz
Schmerzen, die in einem amputierten Körperteil wahrgenommen werden
Steht mit Veränderungen im zentralen Nervensystem zusammen
Behandlung: Medikamente, physikalische Therapien und psychologische Unterstützung
Stumpfödemprophylaxe
Stumpf mit Kurzzugbinden in Achtertouren wickeln
Zug/Druck muss von Distal nach proximal abnehmen
Nächsthöhere Gelenk wird mit eingewickelt
2x täglich erneuern
10-30 min Luft an den Stumpf lassen
Wicklung geht ca. 3-4 Wochen
Hand- / Armprothesen
Kosmetische Prothesen passen sich optisch an die verbliebene Hand an, haben jedoch keine funktionelle Wirkung.
Passive Greifarme: stabile Prothesen, an die Handersatzstücke wie Haken angebracht werden können
Geeignet für grobe, kraftvolle Tätigkeiten
Eigenkraftprothesen: werden durch eigene Körperkraft gesteuert, z. B. durch Bewegungen des Stumpfes oder Schultergürtels
Kraftzugbandage überträgt Muskelkontraktion auf die Prothesenmechanik
Fremdkraftprothesen (myoelektrisch): willkürliche Muskelkontraktionen am Amputationsstumpf zur Steuerung
Muskelkontraktionen werden registriert, verstärkt und über einen Motor in der Prothese umgesetzt
Ermöglichen abgestufte Greifbewegungen
weniger geeignet für kraftvolle Arbeiten
Erfordern Kooperationsbereitschaft und koordinative Fähigkeiten des Trägers
Hybridprothesen kombinieren Techniken der Eigenkraftprothese und Fremdkraftprothese
Verletzungen Schädel und Gehirn
laterale Mittelgesichtsfraktur - Monokelhämatom
Zentrale Mittelgesichtsfraktur - Polytrauma, frontale Schädelbasisfraktur, Brillen-Hämatom
Unterkieferfraktur
Fraktur der Schädelkalotte - Prellmarken, Platzwunden
Schädelbasisfraktur - Liquor oder Blutfluss aus Mund, Nase und Ohr
Schädel-Hirn-Trauma
Verletzung von Schädel und Gehirn
Ursache: Traumatische Ereignisse wie Unfälle
Schweregrade: Von leichter Gehirnerschütterung bis schweren Hirnverletzungen
Symptome: Bewusstlosigkeit, Kopfschmerzen, Übelkeit, neurologische Ausfälle
Behandlung: Überwachung, Medikamente, Operationen, Rehabilitation
Frühzeitige medizinische Versorgung ist wichtig für die Erholung
Formen des Schädel-Hirn-Trauma (SHT)
Leichtes SHT
(GKS 15–13 Punkte ): Akute Funktionsstörung des Gehirns ohne Substanzverlust
Symptome: kurzfristige Bewusstlosigkeit, retrograde Amnesie, Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit und Erbrechen
Mittelschweres SHT
(GKS 12–9 Punkte): Substanzielle Hirnschädigung, gut im MRT/CCT sichtbar
Symptome: lang anhaltende Vigilanzstörung, neurologische Ausfälle (z.B. Hemiparese, Aphasie, Hirnnervenausfälle), vegetative Störungen, epileptische Anfälle, veränderte Pupillenreaktion, Amnesie. Symptome können lebenslang anhalten.
Schweres SHT
(GKS < 9 Punkte): Sekundäre Hirnschädigung durch erhöhten intrakraniellen Druck, begleitende Blutung und/oder Hirnödem
Symptome: Beeinträchtigung vitaler Funktionen, schwere Vigilanzstörung bis zum Koma, Übelkeit und Erbrechen, veränderte Pupillenreaktion, starke Kopfschmerzen.
Intrakranielle Blutung
äußere Gewalteinwirkung
Schlaganfall
Symptome, Befund, Diagnostik
Unspezifische Symptome
Kopfschmerz, Schwindel, Übelkeit, Erbrechen, Seh- oder Hörstörung
Bewusstseinsstörung (Vigilanzminderung)
Kardinalsymptom
Ursache ist meist eine intrakranielle Raumforderung.
Epiduralblutung
unmittelbar nach dem Trauma kann es zur Bewusstseinstrübung kommen
Patient erwacht daraus für einige Stunden (symptomfreies Intervall)
danach ist der Patient wieder eintrübt
Klinische Zeichen
Verletzungen
z. B. Prellmarken, Hämatome, offene Wunden
Liquorrhö
bei offenem Schädel-Hirn-Trauma
Es handelt sich um ein Ausfließen von Liquor über eine Liquorfistel
Krampfanfälle
Zeichen einer lokalisierten Läsion als auch einer intrakraniellen Raumforderung
Zeichen der intrakraniellen Druckerhöhung (Hirndruckzeichen)
Amnesie
Erinnerungslücke für die Zeit kurz vor dem Unfall (retrograde Amnesie) und die Zeit kurz nach dem Unfall (anterograde Amnesie)
z. B. Halbseitensymptome, Pupillomotorikstörungen, Hirnnervenausfälle mit Sprachstörungen sind oft Folge einer umschriebenen Hirnschädigung
SHT 3
oftmals Spätfolgen
Z.B. Lähmungen, rezidivierende epileptische Anfälle oder psychische Veränderungen
Liquorfistel
kommt es gehäuft zu Meningitis und Enzephalitis, die ebenfalls zu Defektzuständen führen können
Wirbelsäulenverletzung
Verletzungen der Wirbelsäule betreffen Wirbel, Bandscheiben und den Bandapparat
Das Drei-Säulen-Modell von Denis teilt die Wirbelsäule in hinteres, mittleres und vorderes Segment
Bei Betroffenheit einer einzelnen Säule (meist vorderes oder hinteres Segment) gilt die Wirbelsäule als stabil
Wenn eine weitere Säule betroffen ist (meist das mittlere Segment), wird die Wirbelsäule als instabil angesehen
Wirbelsäulenverletzung -1
Bewegungen bei instabiler Wirbelsäulenfraktur können Schäden am Rückenmark oder den Nervenwurzeln verursachen
Bei Verdacht auf Wirbelsäulenverletzung:
Absolute Immobilisation des Verletzten anstreben
Verletzten auffordern, sich nicht zu bewegen und den Kopf nicht zu drehen
Bergung nur bei absoluter Lebensgefahr durchführen
Keine nicht notwendige Manipulation an der Wirbelsäule vornehmen
Für Bergung, Transport und Lagerung Hilfsmittel des Rettungsdienstes nutzen, z. B. HWS-Stützkragen, Spineboard, Schaufeltrage, Vakuummatratze
Wirbelsäulenverletzungen -2
Rettungsdienst/NAW anfordern und Verdacht auf Wirbelsäulenverletzung mitteilen
Engmaschige Kontrolle der Vitalzeichen bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes
Motorische Funktionsprüfung durchführen (Faust schließen, Zehen bewegen lassen)
Sensibilitätsprüfung durchführen (Finger oder Zeh berühren, Frage nach dem berührten Finger)
Alle Befunde mit Uhrzeit dokumentieren
Sicherheit und Schonung haben Vorrang vor Schnelligkeit
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