Traditionelle Zahnmedizin (Molar Life Cycle)
Kariesdiagnostik - Ziel + Methoden
Registrieren von Läsionen auf Kavitations-Niveau (WHO-Standard)
frühzeitiges Erfassen von Initialläsionen
Vermeidung von invasivem Vorgehen
stoppen/verlangsamen der Progression der Läsion
Methoden:
visuell-taktil
apparativ
Vergrößerungshilfen - Möglichkeiten und Limitationen
CAVE:
ab 4,5x Vergrößerung: Gefahr falsch positiv
Beleuchtung ab 20.000 lx: Kontrasabnahme -> schlechtere Befundung
Visuell-taktil
ICDAS Ablauf (International Caries-Detection and Assessment System)
PZR
Relative Trockenlegung (Watterollen)
Entfernung Speichel (Luft)
Visuelle Inspektion feuchter Zahnoberfläche
Trocknen für 5s
Visuelle Inspektion der getrockneten Zahnoberfläche
CAVE: vorsichtig ertasten ohne Druck
Farbunterschiede - Gründe und Unterscheidung
durch veränderten Brechungsindex
gesunder Schmelz: 1,62
demineralisierter Schmelz nicht getrocknet: 1,33
demineralisierter Schemlz getrocknet: 1,0
Korrelation zw. visuellem Erscheinungsbild und Tiefe - Klassifikation
-> nach Ekstrand, 1997 für Okklusalkaries
Unterscheidung in Schweregrad: 0-4
visuelles Erscheinungsbild im Verbleich zur histologischen Läsionstiefe
Schweregrad 0
Schweregrad 1
Schweregrad 2
Schweregrad 3
Schweregrad 4
ICDAS - Bedeutung, Untersuchung, Vorteil
International Caries Detection and Assesment System
visuelle Kariesdiagnosesystem im Jahr 2002 entwickelt und 2005 modifiziert (ICDAS II)
ICDAS-II: kariöse Veränderungen an
Okklusal- und Glattflächen der Zähne,
Wurzeloberflächen
Restaurationen und Versiegelungen
bessere Vergleichbarkeit von Studien zu ermöglichen
ICDAS II - Codes
Code 0:
Keine sichtbare Karies nach Trocknung im Luftstrom (ca. 5s).
Veränderungen: Schmelzhypoplasie, Fluorose, Abrasion, Erosion und Verfärbungen
Code 1
Erste visuelle Veränderungen in Schmelzoberfläche
erst nach Trocknung des Zahns sichtbar
Opazitäten, weißliche oder bräunliche Verfärbung
Code 2:
Deutliche visuelle Veränderungen in der Schmelz-Oberfläche
bereits am feuchten Zahn
Opazitäten i.S.e. White Spot Läsion und/oder bräunliche kariöse Verfärbungen in den Fissuren/Grübchen
Veränderungen auch am getrockneten Zahn noch sichtbar
Code 3:
Demineralisation bzw. Verlust der Schmelzstruktur ohne sichtbares Dentin
Opazitäten und/oder bräunliche oder schwarze kariöse Veränderungen
über Grenze der Fissuren/Grübchen hinaus
auch nach Trocknung des Zahns sichtbar
WHO-Sonde vorsichtig über Schmelzdefekt -> Diskontinuität der Schmelzoberfläche tasten
Code 4:
Schattenbildung im Dentin, mit oder ohne Schmelzeinbruch
Schattenbildung gräulich, bläulich oder bräunlich
Code 5:
Deutliche Kavitätenbildung mit sichtbarem Dentin
Schmelzverlust am getrockneten Zahn deutlich sichtbar
WHO-Sonde -> freiliegende Dentin ertasten
Code 6:
großflächige Kavitätenbildung
Dentin in Breite und Tiefe deutlich sichtbar
mindestens Hälfte Schmelzoberfläche kariös zerstört
Pulpa kann betroffen
ICDAS Code 0:
ICDAS Code 1
ICDAS Code 2:
ICDAS Code 3:
ICDAS Code 4:
ICDAS Code 5:
ICDAS Code 6:
weitere Möglichkeit zur Kariesdiagnostik approximal
Separation mit KFO Gummiringen
Mesialfläche M1 nach Exfoliation Milch-5ers und vor komplettem Durchbruch PM2
apparative Kariesdiagnostik - Möglichkeiten
Röntgendiagnostik (Bißflügelaufnahmen)
Faseroptische Transillumination (FOTI)
Fluoreszenzbasierte Systeme
Elektrische Leitfähigkeit
CAVE: ersetzen klinische Beurteilung nicht
Röntgendiagnostik
Goldstandart
klin. nicht sichtbare Läsionen
seit 1925: Bissflügel
Kariesmonitoring
DVT
Bissflügel
1925 von Raper eingeführt
meist genutzes Hilfsmittel
Distalfläche 3er bis Distalfläche letzten Molaren
Zentralstrahl orthoradial durch Interdentalraum -> Vermeidung Überlagerungen
Bissflügelfilm (Größe 3): gute Größe, aber häufige Überlagerungen
Film (Größe 2): Standard, ggf. 2 Aufnahmen pro Seite nötig
Sensor sehr dick -> unpraktisch bei wenig Platz
v.a. für approximal Karies
Limitation
okkl. Karies -> klinisch sichtbar, bevor radiologisch (2-3mm Tiefe oder 1/3 bukko-linguale Distanz)
keine Unterscheidung zw. aktiv / initial
Sensitivität vs Spezifität
Sensitivität:
Anteil der tatsählich kariösen Flächen, die korrekt als kariös erkannt werden
Spezifität:
Antiel der tatsählich gesunden Flächen, die korrekt als gesund erkannt werden
Bissflügel - Studie
-> Hintze und Wenzel 1993
MM: 3 Zahnärzte beurteilten unabhängig voneinander Bissflügelaufnahmen von 168 Kindern (14 Jahre alt)
Faseroptische Transillumination (FOTI) - Diaphanoskopie
Zahn mit sichtbarem Licht durchstrahlt
im Bereich kariöser Läsion -> Licht vermehrt gestreut und absorbiert
als Verschattung visuell erkennbar
DIFOTI (Digitale Imaging FOTI)
Weiterentwicklung, gleiches Prinzip
Auswertung erfolgt digital mit im Sensor enthaltenen CCD-Chip
FOTI - Vor- und Nachteile
Vorteile:
Reproduzierbarkeit
Spezifität
keine Strahlenbelastung
Karies und Schmelzrisse erkennbar
Nachteile:
Sensitivität
Dokumentation (mit DIFOTI möglich)
eingeschrängt bei Metallrestaurationen
keine Differenzierung zw. C und entwickl. Störung
Nahinfrarot
z.B.: DiAGNOcam
2 Infrarot Laserdioden (Wellenlänge 780 nm) durchstrahlen Zahn von radikulär
Zahn fungiert als Lichtleiter
Live Bild durch okklusal positionierte S/W Kamera aufgezeichnet
Nahinfrarot - Vor- und Nachteile
Verlaufskontrolle mögl.
hoch sensibel
keine Strahlung
Nachteil:
korrekter Winkel auf okkl. Fläche treffen
Tiefe nicht detektierbar
Fluoreszenzbasiert
z.B.: DIAGNOdent/DIAGNOdent pen
rotes Laserlicht (655-405 nm) auf Zahnoberfläche emmitiert
regt durch Karies veränderte Zahnhartsubstanz (z.B. bakt. Porphyrine) zur Fluoreszenz an
Anhebung eines Elektrons auf höheres Energieniveau -> Zurückfallen auf Ausgangsniveau -> Licht
Fluoreszenzsignal von Sonde aufgenommen
Intensität elektronisch ausgewertet
Fluoreszenz ist proportional zur Demineralisation
Fluoreszenzbasiert - Alternative
z.B.: VistaCam oder Sopro Life
blau-violettes Licht (405 nm) auf Zahnoberfläche emmitiert
Fluoreszenzsignal durch integrierte intraorale Kamera erfasst
gesunde Zahnhartsubstanz: grün (Eigenfluoreszenz)
Karies rot ( Fluoreszenz im roten Spektralbereich)
Fluoreszenzbasiert - Vor- und Nachteile
zuverlässig
reproduzierbar
keine Rö-Strahlung
leicht verfälscht (Zst, Hypomineralisation, Fllg-Ränder, Reinigungspasten, Verfärbungen, Austrocknung)
Anwendungsgebiete verschiedener Systeme
apparative Diagnostik - Ausblicke
Optische Kohärenztomographie (OCT)
bildgebungsverfahren basierend auf Weißlichtinterferometrie
Einsatzgebiet: Kariesbestimmung, Frakturen, Randintegrität
Eindringtiefe: 2-3mm
Streuung an Phasengrenze
Tiefenprofil
bei äußeren Kariesläsionen höhere Spezifität und Sensitivität
keine genaue Pulpabewertung mögl
Elektrische Leitfähigkeit/Electrical caries measurement (ECM)
höhere Leitfähigkeit (geringerer Widerstand) des demineralisierten, porösen Schmelzes wird gemessen
Studie zur Methoden zur Kariesdiagnostik an Okklusalflächen - Sensitivität vs Spezifität
-> Hintze, 2015
Kariesdiagnostik - Fazit
Visuell-taktile Inspektion am wichtigsten
Approximalkaries: Vorteile für Bissflügelaufnahme und DIAGNOcam
Fissurenkaries: Vorteile für Diagnodent und ECM (insbesondere bei „hidden caries“)
Erkennung zahnfarbender Restaurationen
Fluorescence-aided Identification Technique (FIT)
Vorraussetzung: Material besitzt unterschiedliche fluoreszierende Eigenschaften als Schmelz
Beispiele:
SIROInspect
Diagnostik Set Göttingen
VistaCam iX
SoPro Life
Taschenlampe mit 405nm
Differenzialdiagnosen im Rahmen der Kariesdiagnostik
Burn-out Effekt
Invasive zervikale Resorption
Prä-eruptive intrakoronale Resorption
Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH)
Erbliche / postnatale / exogen bedingte Strukturanomalien
nichtkariöse Zahnhartsubstanzdefekte: „TOOTH WEAR“
Traumatisch bedingte Strukturdefekte
Burn-out Effekt (Definition, Grund, DD)
Aufhellung an Zahnhalsregionen
Grund: Summationseffekt
nur von Gingiva bedeckte Bereich des Zahnhalses führt zu relativ geringeren Abschwächung der Röntgenstrahlen
Dadurch entstehen mesiale und distale Aufhellungsbänder
durch interdental geringere Dicke der Zahnhartsubstanz weiter verstärkt
fälschlicherweise mit Approximalkaries verwechselt
irreguläre Radioluzenz in Zahnkrone/Zahnwurzel mit Lokalisation auf Höhe des Alveolarknochens
Präeruptive intrakoronale Resorption
Anomalie mit gut umschriebener Radioluzenz (meist innerhalb des koronalen Bereichs) von nicht durchgebrochenen Zähnen
MIH
systemisch bedingte Hypomineralisation von ein bis vier bleibenden ersten Molaren mit oder ohne Beteiligung der Inzisiven; weitere Zähne können auch betroffen sein
weitere entwicklungsbedingte Strukturanomalien
erbliche Strukturanomalien (z.B. Amelogenesis imperfecta)
postnatale Strukturanomalien (z.B. Dentalfl uorose)
exogen bedingte Strukturanomalien (Schädigung des bleibenden Zahkeims nach Milchzahntrauma oder apikaler Entzündung des Milchzahnes)
nicht-kariöse Zahnhartsubstanzdefekte / Tooth Wear
Abrasion
Abrieb durch ein fremdes Medium (unsachgerechtes Zähneputzen, abrasive Zahnpasta)
Attrition
Abrieb der Zahnhartsubstanzen durch direkten Kontakt antagonistischer oder benachbarter Zahnflächen.
Abfraktion
Keilförmige Zahnhalsdefekte in Folge von Aussprengungen durch Flexion?
Erosion
Schäden durch erosive Getränke/Nahrung oder intrinsische Säuren (gastrointestinale Probleme / Essstörungen)
CAVE: Kombinierte Vorgänge -> Abrasion durch Erosion besonders verstärkt
Trauma
Kronenfraktur, Kronen-Wurzel-Fraktur nach Zahnunfall
Burnout-Effekt
Schädigung 11 als Folge von MZ Trauma 51
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