1. Wahrnehmung und Entscheidung
Wahrnehmung
Wahrnehmung ist ein Prozess mit dem Personen ihre sensorische Eindrücke organisieren und interpretieren
Ziel ist es der Umgebung einen Sinn zuzuschreiben
Beispiele: Lebe ich in einer sicheren Stadt? Ist mein neuer Chef vertrauenswürdig?
Verhalten basiert auf der Wahrnehmung von Realität, nicht auf der Realität selbst
Wahrnehmung wird durch den Wahrnehmenden, das Zielobjekt und die Situation beeinflusst
2. Attributionstheorie
Wenn das Verhalten einer Person beobachtet wird, versucht man festzustellen, ob das Verhalten interne oder externe Ursachen hat
Interne Ursachen = Verhalten, von dem angenommen wird das es unter der persönlichen Kontrolle von Individuen steht
Externe Ursachen = Verhalten, dass durch externe Gründe verursacht wird
Wie man das Verhalten einschätzt, hängt insbesondere von drei Faktoren ab
1. Unterscheidbarkeit (Zeigt der Mensch unterschiedliche Verhaltensweisen in unterschiedlichen Situationen?)
2. Übereinstimmung (Wie verhalten sich andere Menschen in derselben Situation?)
3. Beständigkeit (Zeigt der Mensch dasselbe Verhalten über die Zeit hinweg?)
Fehler und Vorurteile verzerren die Wahrnehmung
Fundamentaler Attributionsfehler = wir unterschätzen den Einfluss von externen Faktoren und überschätzten den Einfluss von internen Faktoren wenn wir das Verhalten anderer bewerten
Selbstwertdienliche Verzerrung = Wir schreiben eigenen Erfolg internen Faktoren und eigenes Versagen externen Faktoren zu
3. Häufige Fehler in der Wahrnehmung
Selektive Wahrnehmung
Es ist wahrscheinlicher, dass wir eine Person oder eine Sache wahrnehmen, die heraussticht
Wir nehmen Dinge in Abhängigkeit zu unseren Interessen, Hintergrund, Erfahrung und Einstellung wahr
Wir mögen es unsere Erwartungen und Erfahrungen zu bestätigen
Halo Effekt
Halo Effekt = Tendenz von bekannten Eigenschaften einer Person auf unbekannte Eigenschaften zu schließen
Kontrast Effekt
Kontrast Effekt = Bewertung des Charakters und Verhaltens einer Person wird durch den Vergleich mit anderen Personen beeinflusst
Stereotypisierung
Stereotypisierung = Bewertung einer Person auf Basis von Gruppenzugehörigkeit
Problem: Diese Generalisierung muss nicht stimmen
Wir müssen unser Verhalten kontrollieren, um nicht unfairerweise Stereotype in unseren Einschätzungen und Bewertungen einfließen zu lassen
Einstellungsgespräch = Interviewers Wahrnehmungsurteile sind häufig ungenau / Erster Eindruck wird zu stark gewichtet und nicht adäquat angepasst
Performance Erwartungen
Performance Erwartungen = Menschen versuchen ihre Wahrnehmung gültig werden zu lassen, selbst wenn diese falsch sind
Selbsterfüllende Prophezeiung
Selbsterfüllende Prophezeiung: Erwartungen von anderen beeinflussen unser Verhalten
Bezug Karriere von Angestellten
Die Karriere von Angestellten hängt stark von der Leistungsbeurteilung ab. Viele Jobs werden subjektiv evaluiert.
Beurteilungsfehler durch selektive Wahrnehmung, Kontrast-Effekte, Halo-Effekte und Stereotypisierung
4. Rationale Entscheidungen, gebundene Rationalität und Intuition
Wahrnehmung und Entscheidung
Entscheidungen sind Wahlen zwischen zwei oder mehr Alternativen
Unsere Wahrnehmung bestimmt:
Welche Informationen wir als relevant erachten
Wie wir diese Informationen interpretieren
Welche Alternativen es gibt und wie wir diese bewerten
Wie wir die Situation bewerten, in der die Entscheidung getroffen werden muss
Rationale Entscheidungen
Konsistente, wertmaximierende Entscheidungen unter bestimmten Restriktionen
Annahmen:
Vollständige Informationen
Fähigkeit alle relevanten Optionen unverzerrt identifizieren zu können
Wahl der Option mit dem größten Nutzen
Gebundene Rationalität
Wir haben aber lediglich beschränkte Informationsverarbeitungskapazität
Menschen optimieren nicht, sie stellen sich zufrieden
Komplexe Probleme werden auf einem Level reduziert, der einfach erfasst werden kann
Wahl einer Lösung die „gut genug“ ist statt optimal
Wesentlich günstiger mit Blick auf Zeit, Energie und Geld (vgl. Transaktionskostenansatz)
Intiution
Unbewusster Prozess auf Grundlage früherer Erfahrungen
Basiert auf Assoziationen, der Verknüpfung von verschiedenen Informationen und Emotionen
Sehr, sehr schnell
Hilfreich um Urteile zu treffen in Kombination mit empirischen Belegen und einem guten Urteilsvermögen
5. Häufige Fehler in der Entscheidung
Überbewertungsschwäche
Überbewertung unserer Fähigkeiten im Vergleich zu den Fähigkeiten anderer
Am höchsten bei Personen mit niedrigen intellektuellen und interpersonalen Fähigkeiten
Beispiel: Circa 90% aller Unternehmengründer glauben sie werden erfolgreichen sein, nur ungefähr 10% sind es
Ankereffekt und unzureichende Korrektur
Die Tendenz an anfänglichen Informationen festzuhalten und diese nicht angemessen durch spätere Informationen zu ergänzen
Das Gehirn berücksichtig die erste Information überproportional stark
Beispiele in Organisationen: Verhandlungen, Einstellungsgespräche, Werbung
Bestätigungsfehler
Tendenz Informationen auszuwählen, die unsere vergangenen Entscheidungen bestätigen und Informationen abzuwerten, die unseren damaligen Entscheidungen widersprechen
Tendenz Informationen zu akzeptieren die unsere bestehenden Sichtweisen bestätigen
Eine Form des Selektionseffekts
Verfügbarkeitsfehler
Tendenz sein Urteil auf bereits zur Verfügung stehenden Informationen zu treffen
Führt häufig zu einer Verzerrung der Risikowahrnehmung
Menschen haben mehr Angst vor einem Flugzeugabsturz als in einem Autounfall zu sterben
Menschen spielen Lotto
Wir überbewerten neuere Informationen
Bei Leistungsbewertungen wird mehr Gewicht auf das kürzliche Angestelltenverhalten gegeben
Eskalierender Kommitmentfehler
Tendenz sich gegenüber einer früher getroffenen Entscheidung verpflichtet zu fühlen und diese über die Bereitstellung zusätzlicher Ressourcen zu stützen, obwohl sich diese Entscheidung bisher als ineffektiv erwiesen hat
Am wahrscheinlichsten, wenn sich Menschen verantwortlich für das Ergebnis fühlen
Ähnlich dem sunk cost-Ansatz
Alte Kosten, die nicht zurückgeholt werden können, werden als relevante Kosten behandelt
Unternehmen investieren weiter in ruinöse Projekte
Risiko Aversion
Tendenz einen sicheren moderaten Gewinn einem risikoreicheren höheren zu bevorzugen
Folgen:
Wir bleiben bei bekannten Strategien, die das Risiko minimieren, anstatt innovative Methoden auszuprobieren
Ambitionierte Menschen mit temporärer Macht sind sehr risikoavers, z.B. bei langfristigen Investitionen
Aber: riskantes Verhalten steigt an, wenn man versucht Verluste zu verhindern
Verlustaversion
Asymmetrische Nutzenfunktion (Prospect Theory)
Verlustaversion: Nutzenfunktion ist steiler für Verluste
Beispiel: Bronzegewinner sind glücklicher als Silbermedaillengewinner
Status Quo-Fehler
Bevorzugung der gegenwärtigen Situation
Tendenz bei alten Lösungen zu bleiben
Behindert Innovationen
Eng verwandt mit der Anker- und Verlustheuristik
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