Foliensatz 7 – Transaktionskosten und Verfügungsrechte
Individuelles Verhalten ergibt sich aus beschränkter Rationalität und Opportunismus (Erlangung von Vorteilen durch List, eine Folge der Tatsache, dass wir es in der Realität immer mit unvollständigen Verträgen zu tun haben)
d.h. die Konsequenzen aller möglichen Handlungsoptionen können ohne zeitliche Verzögerung und kostenlos bewertet werden
Die neue Institutionsökonomik plädiert deswegen für drei Modifikationen
- Unsicherheit
- Beschränkte Rationalität
- Transaktionskosten
1. Wirtschaftliches Handeln und Transaktionskosten
externe und interne Transaktionskosten
Externe Transaktionskosten: Kosten, wenn der Markt als Koordinationsmechanismus genutzt wird
Interne Transaktionskosten: Kosten der Koordination im Unternehmen
Einsparung externer Transaktionskosten durch Unternehmensgröße
Internalisierung von Transaktionen, Transaktionskosten entstehen
Unternehmen wachsen so lange interne TAK < externer TAK
—> Es gibt also eine optimale Unternehmensgröße
Wirtschaftliches Handeln erzeugt Transaktionskosten - Grundprinzipien
Transaktionskosten definierte man als die Kosten für die Nutzung des Marktes
Transaktionskosten müssen neben den Produktionskosten für die Gewinnmaximierung der Unternehmen berücksichtig werden
Es handelt sich also um die Kosten für die Vertragsanbahnung, die Vertragsdurchführung sowie die Vertragsüberwachung
Mögliche Risiken und Unsicherheiten müssen einkalkuliert werden
Die Mittel, die dafür aufgewendet werden müssen, verringern den Unternehmensgewinn
Je höher die Transaktionskosten sind, desto geringer ist auch die Zahl der Transaktionen
2. Definition und Typologie von Transaktionskosten
Transaktionskosten sind diejenigen Kosten, die durch die Benutzung des Marktes (market transaction costs), also im Zusammenhang mit der Transaktion von Verfügungsrechten (z. B. Kauf, Verkauf, Miete), oder einer innerbetrieblichen Hierarchie (managerial transaction costs) entstehen
Transaktionskosten = Betriebskosten des Wirtschaftssystems
Vor der Transaktion
Anbahnungskosten (z.B. Reise-, Kommunikations-, Beratungskosten, Kontaktaufnahme, Informationsbeschaffungskosten, Suchkosten)
Vereinbarungskosten (z.B. Verhandlungskosten, Rechtsberatung, Vertragsformulierung, Kosten der Abstimmung und Planung zwischen Vertrieb, Entwicklung, Fertigung und Einkauf, Vertragsgestaltung, Einigung, Verhandlungen über Gehalt oder Aufstiegschancen)
Nach der Transaktion
Abwicklungskosten (z.B. Steuerung des Tauschprozesses, Managementkosten, Maklercourtage, Einarbeitungskosten)
Kontrollkosten (z.B. Einhaltung von Terminen, Qualitäts-, Mengen-, Preis- und Geheimhaltungsabsprachen, Abnahme der Lieferung, Vereinbarung von Teamzielen)
Anpassungskosten (z.B. Zusatzkosten durch Termin-, Qualitäts-, Mengen- und Preisänderungen, interne Versetzungen, Zwischenzielgespräche, Anpassung von Vergütungsmodellen)
Attribute von Transaktionskosten
Spezifische Investitionen – Transformation, Neuverhandlung
Häufigkeit und Dauer – Standardverträge, Gerichte, Schiedsstellen
Dauer der Beziehung – Prämien und Bestrafungen
Unsicherheit und Komplexität – Unmöglichkeit vollständiger Verträge
Verbundenheit von Transaktionen – Standardisierung, Pfadabhängigkeit
Digitalisierung von Transaktionskosten
Durch die Digitalisierung von Transaktionskosten werden Prozesse effizienter, da viele Schritte automatisiert werden können.
Das spart Zeit, Ressourcen und Geld für Unternehmen und Verbraucher.
Beispiele für die Digitalisierung von Transaktionskosten sind Online-Banking, E-Commerce-Plattformen, elektronische Rechnungsstellung und digitale Zahlungsmethoden wie Kreditkarten, Online-Überweisungen und Mobile Payment.
4. Ökonomische Vertragstheorie
Die Kosten einer Transaktion hängen davon ab, in welcher Koordinationsform die Transaktion stattfindet.
Je nach Höhe der Transaktionskosten findet der Güteraustausch demnach horizontal (marktbasiert) oder vertikal (innerhalb einer Unternehmung) statt.
Das Grundprinzip: ökonomische Fragestellungen werden als Vertragsproblem formuliert.
Vollständige Verträge
Anforderungen an vollständige Verträge
Vorhersage aller relevanten Kontingenzen
Operationale Beschreibung der Kontingenzen
Exakte Identifikation der Rahmenbedingungen
Exakte Beschreibung der zu ergreifenden Aktionen
Keine Nachverhandlungen
Identifikation von Vertragsbrüchen
Probleme vollständiger Verträge
Nicht alle Pläne können durch einen vollständigen und durchsetzbaren Vertrag beschrieben werden
Insbesondere Unternehmenskooperationen werden meistens mit Hilfe von relationalen Verträgen besiegelt
Aus Perspektive der ökonomischen Vertragstheorie sind unvollständige Verträgen und daraus resultierenden Verhaltensfreiräume die Quelle von Organisationsproblemen
Ein unvollständiger Vertrag, auch relationaler Vertrag, ist ein Vertrag zwischen Marktteilnehmern, bei dem nicht alle Eventualitäten vertraglich festgelegt bzw. berücksichtigt werden können. Meist handelt es sich um Vereinbarungen, die auf einen längeren Zeitraum abzielen und die Lücken für zukünftige Kontingenzen enthalten, um unvollständiger Voraussicht entgegenzuwirken.
Gründe für unvollständige Verträge
Beschränkte Voraussicht (bounded rationality)
Sprachungenauigkeit
Kalkulationskosten
Planungskosten
Informationsasymmetrien —> Gelegenheiten für opportunistisches Verhalten inklusive Nachverhandlung
Vertragliche Antworten auf beschränkte Rationalität
Unflexible und pauschale Verträge
Relationale Verträge (Rahmenvertrag)
Implizite Verträge
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