Was ist eine Alexie?
Die Alexie bezieht sich auf die erworbene Unfähigkeit, geschriebene Sprache zu verstehen, da Wörter, Buchstaben oder Sätze nicht mehr erkannt werden.
Welche Arten der Alexie gibt es?
Neben der globalen Alexie kann man noch zwei Unterformen unterscheiden:
verbale Alexie (betrifft nur Wörter)
literale Alexie (betrifft nur Buchstaben)
Wie sehen Ursachen und Verlauf der Alexie aus?
Alexien können alleine oder gemeinsam mit einer Agrafie (Schreibstörung oder aphasische Alexie) auftreten, je nachdem, welche Hirnareale betroffen sind
Oftmals liegt eine Störung der Verbindungen zwischen den visuellen Regionen mit der Wernicke-Region vor
Bei einer reinen Alexie können die Patienten zwar weiterhin schreiben, aber sie können nicht mehr lesen, was sie selbst geschrieben haben
Eine Alexie ohne Agrafie und Aphasie entsteht durch eine Störung der Verbindungen vom rechten visuellen Assoziationskortex (gesehene Zeichen) zum korrespondierenden Sprachareal, dem linken Gyrus angularis
Das wird auch als Diskonnektionssyndrom bezeichnet und kann verschiedene Ursachen haben
Die Ursache von Alexien mit Agrafien ist oftmals eine Läsion des linken Gyrus angularis
Was wird als Diskonnektionssyndrom bezeichnet?
Was ist eine Agrafie und was kann die Ursache sein?
Der Begriff Agrafie bezieht sich generell auf den teilweisen oder vollständigen Verlust der Fähigkeit, Wörter und Texte zu schreiben, obwohl die hierfür benötigen motorischen und kognitiven Voraussetzungen weiter gegeben sind
Die Schreibstörungen treten häufig gemeinsam mit Aphasien auf, kommen aber auch unabhängig von diesen vor
Agrafien werden durch Hirnschädigungen verursacht, allerdings kann hier kein einzelnes Hirnareal als alleiniger Verursacher der Störung genannt werden, sondern eine Vielzahl an oftmals weit auseinanderliegenden Hirnregionen kann Schreibstörungen verursachen
Das ergibt sich aus der enormen Komplexität des Schreibprozesses und der an dieser Funktion beteiligten Hirnareale, die u. a. folgende Funktionen miteinschließen…
semantische
visuell-räumliche und
motorische Funktionen
Welche Störungen kann man innerhalb der Agrafien unterscheiden?
Innerhalb der Agrafien kann man die folgenden Störungen unterscheiden:
globale Agrafie
Lexikalische Agrafie
Phonologische Agrafie
Semantische Agrafie
Apraktische Agrafie
Was versteht man unter der globalen Agrafie?
globale Agrafie:
Bei dieser Form ist das Schreiben umfassend gestört und Schreibfehler treten bei allen Wörtern unabhängig von Frequenz, Länge oder Bedeutung auf
Es kann beispielsweise zu einer sinnlosen Aneinanderreihung von Buchstaben kommen oder ein Schreibversuch wird nach den ersten Buchstaben wieder abgebrochen
Zudem können auch Perseverationen auftreten, bei denen Buchstaben oder Silben mehrfach wiederholt werden
Was versteht man unter einer lexikalischen Agrafie?
lexikalische Agrafie:
Schwer unterscheidbare, seltene Wörter können nicht mehr ausgesprochen werden
Die visuellen Wortbilder entstehen hier eher aus visuellen und weniger aus phonologischen Engrammen; verantwortlich hierfür sind Läsionen im linken Gyrus angularis
Was versteht man unter einer phonologischen Agrafie?
phonologische Agrafie:
Das Schreiben von gut eingeprägten oder vertrauten Wörtern funktioniert verhältnismäßig gut
der Patient ist allerdings nicht mehr in der Lage, diese korrekt auszusprechen
verantwortlich dafür ist eine Läsion im Gyrus supramarginalis oder der perisylvischen Region, einem Teilgebiet der Broca-Region
Was versteht man unter der semantischen Agrafie?
semantische Agrafie:
Bedeutungshaltiges Material kann weder ausgesprochen noch geschrieben werden, es kommt zur Störung des Zusammenspiels verschiedener Hirnregionen, welche die Verarbeitung von Texten und/oder Inhalten regulieren
Verantwortlich sind Störungen der Bahnen von der semantischen Region (links parietal) zum Wernicke-Areal und dem Gyrus angularis oder subkortikale Läsionen
Was versteht man unter einer apraktischen Agrafie?
apraktische Agrafie:
Diese Form der Agrafie ist oftmals mit einer Aphasie gekoppelt
bei den Patienten ist die Feinmotorik zum Schreiben gestört
bei Rechtshändern sind die linken parietalen Regionen beeinträchtigt
Was versteht man unter den zentralen Sprechstörungen?
Zentrale Sprechstörungen beinhalten alle erworbenen Störungen motorischer Prozesse, die am Sprechvorgang beteiligt sind, nach einer Schädigung des zentralen Nervensystems.
Welche zentralen Sprechstörungen lassen sich klinisch unterscheiden?
Klinisch lassen sich hier folgende Störungsbilder unterscheiden:
Dysarthrien: Störungen der basalen motorischen Prozesse der Steuerung und Ausführung von Sprechbewegungen sowie
Sprechapraxie: Störung der Planung von Sprechbewegungen
Welche Abgrenzungen sind bei der Diagnose der zentralen Sprechstörungen zu beachten?
Wichtig bei der Diagnose dieser zentralen Sprechstörungen ist die Abgrenzung gegenüber anderen Sprechstörungen.
Zentrale Sprechstörungen sind daher zu unterscheiden von:
Sprechstörungen, die durch eine Schädigung der knöchernen und muskulären Strukturen hervorgerufen werden, die am Sprechen beteiligt sind, oder der Schädigung peripherer Hirnnerven
psychogenen und funktionellen Störungen, bei denen keine nachweisbare neurologische Ursache vorliegt
entwicklungsbedingten Sprechstörungen, wie z. B. dem Entwicklungsstottern
phonologischen Störungen, die bei aphasischen Syndromen beobachtbar sind
Waraus resultieren Disarthrien und Sprechapraxien?
Dysarthrien und die Sprechapraxie resultieren aus gezielten Beeinträchtigungen der am Sprechvorgang beteiligten Organe in ihrer spezifischen Sprechfunktion
Das bedeutet, dass die am Sprechvorgang beteiligten Muskeln und Organe als solche intakt sind, ebenso wie das sprachliche Wissen
Gestört ist also lediglich die motorische Innervation der sprachlichen Bewegungsorgane
Wie lassen sich die sprachlichen Bewegungsorgane einteilen?
Diese Organe lassen sich wie folgt einteilen:
Artikulationsorgane:
periorale Muskulatur (Lippen)
Kiefermuskulatur
Zunge und
velopharyngeale Muskulatur (Gaumensegel und Rachen)
Kehlkopf (Larynx)
einschließlich der inneren und äußeren Kehlkopfmuskulatur
thorakale und abdominale Atmungsmuskulatur
Welche Fähigkeiten bleiben bei Dysarthrien und Sprechapraxien vorhanden?
Interessanterweise können weitere motorische Fähigkeiten, wie beispielsweise Mimik, Lachen und Weinen, Kauen und Schlucken, sowohl bei Patienten mit Dysarthrien als auch mit einer Sprechapraxie weiterhin ungestört vorhanden sein
Wodurch entstehen die Symptome bei Dysarthrien und Sprechapraxien?
Die Symptome werden dabei meist durch Läsionen der folgenden Hirnstrukturen bedingt:
mesiofrontaler Kortex (anteriorer zingulärer Kortex und supplementär-motorische Rinde (SMA))
inferiorer dorsolateraler präfrontaler Kortex und vordere Inselrinde mit darunterliegendem Marklager
sensomotorischer Kortex (Gesichts,- Mund- und Larynxregion) und absteigende kortikofugale Bahnen
Kerne der Hirnnerven V, VII, X und XII im Hirnstamm
motorische Basalganglienschleife, die motorische Kortexareale mit den Basalganglien verknüpft und über den Thalamus wieder auf kortikale Areale projiziert
Kleinhirn, einschließlich seiner afferenten und efferenten Verbindungsbahnen
Wann treten dysarthrische oder sprechapraktische Symptome auf?
Dysarthrische oder sprechapraktische Symptome können bei fast allen neurologischen Störungen des zentralen und des peripheren motorischen Systems auftreten
In welchen Faktoren unterscheidet sich das Ausmaß bei Dysarthrien?
(Beispiel Parkinson)
Bei Patienten mit Dysarthrien sind Sprechmotorik, Sprechmelodie (Prosodie), Sprechrhythmus, Stimme und Atmung in unterschiedlichem Ausmaß gestört
Parkinsonpatienten mit Dysarthrie sprechen beispielsweise oftmals leise, monoton, undeutlich und schnell, sodass ein Zuhörer häufig den Sinn des Gesagten nicht versteht
Was ist die schwerste Form von Dysarthrien?
Die schwerste Form der Dysarthrie ist die sogenannte Anarthrie
Patienten mit dieser Störung sind nicht mehr in der Lage, Laute zu bilden, d. h., sie sind für ihre Umgebung nicht mehr zu verstehen
Was sind Ursachen für Sprechapraxien?
Die gängigste Ursache für die Sprechapraxie sind
Infarkte im Versorgungsgebiet der linken mittleren Hirnarterie
mit Läsionen im Bereich..
des Gyrus frontalis inferior
Pars opercularis und/oder
des vorderen insulären Kortex sowie
des darunterliegenden Marklagers
Wie äußern sich Sprechapraxien?
Patienten mit sprechapraktischen Symptomen wirken beim Versuch von Wortproduktionen oftmals fast ratlos
Die Patienten suchen regelrecht nach dem Anfangslaut, brechen nach einigen Fehlversuchen wieder ab, produzieren oftmals auch „entstellte“ Sprachlaute oder gar formveränderte Wörter und sprechen aufgrund der häufigen Selbstkorrekturen und Suchbewegungen oft stockend, mühsam und angestrengt
Was ist die Sprachentwicklung und wie verläuft sie?
Die Sprachentwicklung ist Teil der kognitiven Entwicklung im Kindesalter und beinhaltet u. a. das Erlernen von Regeln des Lautsystems, des Wortschatzes, der Grammatik und der Textkompetenz einer Sprache
Bei dieser Entwicklung zeigen sich selbstverständlich individuelle Unterschiede im Erwerb dieser Fähigkeiten bei Kindern, allerdings gibt es bestimmte Meilensteine der Sprachentwicklung, die ein Kind beim Aneignen der Muttersprache normalerweise meistert
Was sind Grundlagen für die Sprachentwicklung?
Die Grundlage hierfür ist
ein normales Hörvermögen
eine gesunde Stimme
die notwendigen motorischen und kognitiven Fähigkeiten (IQ)
Wie zeigen sich Störungen der Sprachentwicklung und wann treten diese normalerweise auf?
Eine Störung dieser Sprachentwicklung beinhaltet zeitliche und inhaltliche Abweichungen von der Norm beim primären Spracherwerb und somit eine nicht altersgerechte Sprachentwicklung
Solche Störungen der Sprachentwicklung treten bereits vor der Einschulung auf und sind charakterisiert durch spätes Sprechen (Verzögerung um ein bis mehrere Jahre), vermindertes Sprach- und Wortverständnis und eine Vielzahl grammatikalischer Fehler
Was entwickeln Kinder mit einer frühen Sprachstörung häufig?
Oftmals entwickeln Kinder mit solchen frühen Sprachstörungen zudem später eine Dyslexie (Lesestörung)
Was ist bei der Diagnose von Sprachentwicklungsstörungen zu beachten?
Bei der Diagnose ist es wichtig, die Sprachentwicklungsstörung von anderen Entwicklungsdefiziten, wie z. B. der globalen Retardierung, abzugrenzen
Daher muss erfasst werden, ob der IQ des Kindes sich altersgemäß entwickelt hat
Die Ursachen für die Sprachentwicklungsstörungen finden sich oftmals in Umwelt- und/oder soziokulturellen Faktoren, wie etwa Armut, soziale Vernachlässigung, hoher Fernsehkonsum und fehlendes Lesetraining
Werden all diese Faktoren ausgeschlossen, bleiben etwa 2–5 % der Bevölkerung, die diese Defizite trotz optimaler Umwelt und Erziehung zeigen
Studien liefern Hinweise darauf, dass möglicherweise auch genetische Ursachen eine Rolle spielen und polygenetische Defekte vermutlich eine verminderte intrakortikale Verschaltung der betroffenen posterioren und inferioren temporalen Areale bewirken
Welche Ursachen sind häufig für Sprachentwicklungsstörungen verantwortlich?
Wie viel Prozent erkranken ohne dass einer dieser Faktoren zutrifft?
Die Ursachen für die Sprachentwicklungsstörungen finden sich oftmals in Umwelt- und/oder soziokulturellen Faktoren, wie etwa
Armut
soziale Vernachlässigung
hoher Fernsehkonsum und
fehlendes Lesetraining
Welche Ergebnisse liefern Studien bezüglich genetischer Ursachen bei Sprachentwicklungsstörungen?
Bei welchen Sprachen treten Dyslexien häufiger/seltener auf und warum?
Was ist Letter-Phoneme-Mapping?
Ein interessanter Befund ist zudem, dass Dyslexien weniger häufig bei Sprachen vorkommen, bei denen die Sprachlaute genau zu den Buchstaben passen – das wird auch als „Letter-Phoneme Mapping“ bezeichnet –, wie beispielsweise im Italienischen oder Deutschen
Bei diesen beiden Sprachen existieren ca. 25 Phoneme (Sprachlaute), die in nur 33 Kombinationen ausgesprochen werden können
Im Gegensatz dazu existieren im Englischen oder Französischen 40 Phoneme, die in 1.120 verschiedenen Formen ausgesprochen werden können, und das geht einher mit einem gehäuften Auftreten von Dyslexien
Trotz der unterschiedlichen Ausprägung und Vorkommen der Dyslexie in den verschiedenen Sprachen scheint dennoch jeweils eine Unteraktivierung der posterioren inferioren Temporalregion als Ursache zugrunde zu liegen
Welches Defizit stellt häufig die Ursache einer Sprachentwicklungsstörung dar?
Wie zeigt sich dies?
Es konnte gezeigt werden, dass oftmals ein phonologisches Defizit die grundlegende Ursache für die Sprachentwicklungsstörungen darstellt
Es zeigte sich, dass betroffene Kinder oft schon sehr früh nicht in der Lage sind, schnell aufeinanderfolgende Sprachlaute (insbesondere Konsonanten, wie z. B. „ba“, „da“) zu unterscheiden
Wird der Ablauf der Laute verlangsamt, werden sie dagegen oft ohne Mühe erkannt
Das bildet daher auch die Grundlage für die Therapie: Hier kann bereits in einem 14-tägigen sensomotorischen Training (drei Stunden pro Tag) bei bis zu zehnjährigen Kindern mit zunehmend schnelleren und weniger kontrastreichen Computer-Lautspielen eine Normalisierung der Sprachentwicklung erreicht werden
Es konnte gezeigt werden, dass sich durch das Training auch die Durchblutung der betroffenen temporalen Hirnareale wieder auf ein normales Niveau erhöht
Diese Beobachtung stellt eine wichtige Grundlage für die Prävention und/oder Verbesserung von Dyslexien dar
Inwiefern bildet ein phonologisches Defizit die Grundlage für eine Therapie?
Was passiert durch das Training?
Das bildet daher auch die Grundlage für die Therapie:
Hier kann bereits in einem 14-tägigen sensomotorischen Training (drei Stunden pro Tag) bei bis zu zehnjährigen Kindern mit zunehmend schnelleren und weniger kontrastreichen Computer-Lautspielen eine Normalisierung der Sprachentwicklung erreicht werden
Welche Gehirnschädigungen, Sprach- und Sprechstörungen werden in der Lektion behandelt?
Alexie (Wortblindheit)
Verbale Alexie (betrifft nur Wörter)
Literale Alexie (betrifft nur Buchstaben)
Agrafie
Globale Agrafie
Zentrale Sprechstörungen
Dysarthrien
Sprechapraxien
Sprachentwicklungsstörung
Dyslexie
Was sind Perseverationen?
Bei Perseverationen werden Buchstaben oder Silben mehrfach wiederholt
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