Eine reiz- oder reaktionsspezifische Spannungsveränderung im EEG.
Durch welche Aspekte werden EKP gekennzeichnet? Welche Komponente ist besonders gut untersucht?
Latenz: abhängig von Schwierigkeit der Wahrnehmung und Kategorisierung eines Reizes, aber unabhängig von Anforderungen
Polarität
Topographie der Maximalamplitude: abhängig von der Menge an eingesetzten Ressourcen
—> P300
Beanspruchungserfassung im PKW: Welcher Methode eignet sich am besten?
EEG-Spontanaktivität ist sesitiver als EKG.
Beanspruchungserfassung im PKW: Welche Annahmen können wir anhand der Theta- und Alpha-Aktivität ableiten?
Theta: sensitiv für Unterschiede in der Gedächtnisbansprcuhung
Alpha: sensitiv für allgemeine Beanspruchungsunterschiede
Der VP werden Sequenzen zwei verschiedener Reize dargeboten.
Reiz A triff häufig auf und soll ignoriert werden.
Reiz B triff selten auf und soll gezählt werden.
—> Deutliche Ausprägung der P300 nach Reiz B
Schlussfolgerungen der P300-Amplitude auf Sekundäraufgaben.
Variiert umgekehrt proportional zu den perzeptiv-kognitiven Anforderungen der Primäraufgabe
P300-Amplitude auf Sekndäreaufgabenreize ist ein sensitiver Indikator für perzeptiv-kognitve Beanspruchung
Nicht ganz Interferenzfreiheit gegeben
Auch Hinweise, dass es auch als Indikator bei der Irrelevant Probe Technique geeignet ist (Irrelevante Probenreise, die ignoriert werden sollen)
Wie können die Aufgaben in Laborexperimenten operationalisiert werden, um ereignisskorrelierte Potenziale zur Beanspruchungserfassung zu nutzen?
Sekundäraufgaben - P300 Amplitude sensitiver Indikator für perzeptiv-kognitive Beanspruchung
Irrelevante Probenreize: Reize, die während der Bearbeitung einer Primäraufgabe dargeboten werden, ohne dass die Person darauf achten oder damit etwas machen soll
„Oddball“-Paradigma: der Vp werden Sequenzen zweier unterschiedlicher Reize dargeboten
Reiz A tritt häufig auf und soll ignoriert werden
Reiz B tritt selten auf (10-20%) und soll gezählt werd
Wie erfasst man Lidschlüsse?
·Erfassbar über Elektrookulogramm (EOG); je eine Elektrode über und unter dem Auge
Mehrere erfassbare Parameter
o Frequenz (Lidschlüsse pro Minute)
o Dauer (msec)
o Latenzzeit nach einem best. Ereignis (msec)
Was sind endogene Lidschlüsse?
Alle Lidschlüsse, die nicht reflexhaft oder willentlich ausgelöst werden (kontrolliert durch ZNS – noch relativ unklare Verschaltung)
Konsistente Befunde nur für Aufgaben, die mit visueller Informationsaufnahme verbunden sind
Frequenz und Dauer endogener Lidschlüsse sinken mit steigender (visueller) Beanspruchung
Nennen Sie Störfaktoren bei der Erfassung von Lidschlüssen.
Lange anhaltende Beanspruchung führt mit zunehmender Ermüdung zu einer Zunahme der Lidschlussfrequenz („time-on-task“ Effekt)
Sprechen (erhöht Lidschlussfrequenz z.B. am Ende eines Satzes)
Große Augenbewegungen (Lidschluss oft am Ende größerer Sakkaden)
Wie bewerten Sie die Erfassung von Lidschlüssen als Indikator für mentale Beanspruchung?
Aufgrund vieler z.T. gegensätzlich wirkender Einflussfaktoren kein einfach zu interpretierender Indikator —> Betrifft sowohl Sensitivität als auch Diagnostizität
Bei Kontrolle von möglichen Störeinflüssen Frequenz offenbar spezifisch sensitiv für Beanspruchung visueller Aufmerksamkeitsprozesse
Praktische Vorteile: weitgehend interferenzfrei erfassbar & Einsatz unter Feldbedingungen prinzipiell möglich
Interpretation setzt in jedem Fall genaue Aufgaben- und Situationsanalyse voraus sowie Kontrolle von time-on-task Effekten
Wie beurteilen Sie die Pupillenweite als Indikator für mentale Beanspruchung?
Sensitivität: hoch
Spezifität: Geringe Diagnostizität
Phasische Pupillenreaktionen vergleichsweise sensitiver Beanspruchungsindikator
Bei länger dauernden Aufgaben (keine diskreten Ereignisse) auch über mittleren Pupillendurchmesser oder aber Anzahl von diskontinuierlichen Pupillenveränderungen operationalisierbar
Keine Diagnostizität im engeren Sinne
Indikator für allgemeinen „effort“ sensu Kahnemann (1973)
Weitgehend interferenzfreie Registrierung mittels kommerziell verfügbarer Blickbewegungsanlagen
Einsatz vermutlich überwiegend im Labor (z.B. Helligkeitskontrolle) und bei spezifischen Aufgaben (diskrete Aufgaben mit eindeutigem Anfangspunkt)
Wie eignet sich die mittlere Pupillenweite zur Differenzierung zwischen Beanspruchungsunterschieden?
Differenziert zwischen den verschiedenen Beanspruchungszuständen (ohne dass jeweils die einzelnen phasischen Veränderungen auf diskrete Ereignisse erfasst werden)
Anzahl relativ kurzer Lidschlüsse (hier: 71-100ms) unterscheidet gut zwischen unterschiedlich hoher Beanspruchung
—> je höher Beanspruchung desto höher der Anteil kurzer Lidschlüsse
Anzahl relativ langer Lidschlüsse differenziert Ermüdungseffekte
—> Anzahl steigt mit time-on-task
Welche Indikatoren des Sehapparates eignen sich zur Beanspruchungserfassung?
Endogene Lidschlüsse
Pupillenweite
Ahern & Beatty (1979) haben die ereigniskorrelierte phasische Pupillenreaktion als Indikator mentaler Beanspruchung beim Kopfrechnen untersucht. Wie sind die Ergebnisse zu interpretieren?
Die Pupillenreaktion konnte dabei gut zwischen unterschiedlich schwierigen Multiplikationen unterscheiden
Nennen Sie je min. zwei eindimensionale und mehrdimensionale subjektive Erfasusngsmethoden.
Eindimensional:
Einfache Ratingskalen
Modifizierte Cooper-Harper Skala
Bedford Skala
Psychometrische entwickelte Rating Skalen (z.B. RSME – rating scale mental
· effort – dt. Übersetzung SEA – subjektiv erlebte Anstrengung)
Mehrdimensional:
Subjective Workload Assessment Technique (SWAT)
NASA Task Load Index (NASA–TLX
Welche generellen Schlussfolgerungen lassen sich bezüglich der Beanspruchungserfassung im Forschungs- und Anwendungskontext treffen?
Verschiedene Beanspruchungsindikatoren erfassen jeweils unterschiedliche Aspekte mentaler Beanspruchung
Argument für multi-modale Erfassung auf verschiedenen Ebenen (Leistung, physiologisch, subjektiv)
Übliches Vorgehen auf der Basis von Likert-Skalen
Methodische Aspekte entsprechen den allgemeinen Problemen bei der Gestaltung von Ratingskalen, z.B.
Wahl der Itemformulierung
Festlegung der Anzahl der Stufen
Entscheidungsbaums/Fragealgorithmus
Erfassung der für die Aufgabenbearbeitung notwendigen Anstrengung (effort) vor und nach der Überforderungsgrenze
Stärker aufgaben- als personenorientiert (konzipiert für Systemevaluationen)
Erfassung von Pilotenbeanspruchung
Theoretische Grundlage: „Restkapazitäts“-konzept
Beurteilung der subjektiv eingeschätzten Zumutbarkeit der Aufgabenbeanspruchung, operationalisiert über wahrgenommene Restkapazität bei Bearbeitung einer Aufgabe
Für eine Gesamteinschätzung subjektiver mentaler Beanspruchung geeignet
Absolute Werte i.d.R. nicht aussagekräftig, da eindeutig definierte Referenzgrößen nicht vorliegen (gilt aber für fast alle Indikatoren)
Allgemeines Problem: mangelnde Differenzierbarkeit und damit Interpretierbarkeit der Ergebnisse
Nur sinnvoll, wenn es alleine um die Höhe der empfundenen Beanspruchung geht – die eigentliche Ursache dafür aber egal ist
Es gibt drei Dimensionen der Beanspruchung, die additiv zusammenwirken und die Gesamtbeanspruchung bestimmen
o Time Load
o Mental Effort Load
o Psychological Stress Load
Sechs Skalen zu unterschiedlichen Dimensionen subjektiver Beanspruchung
Aufgabenbezogene Merkmale
o Mental Demand (Geistige Anforderung)
o Physical Demand (physische Anforderung)
o Temporal Demand (Zeitliche Anforderung)
Mind Plays Tricks
Personenbezogene Merkmale
o Performance (eigene Leistung)
o Effort (Anstrengung)
o Frustration (Frustration)
Personen Erleiden Frust
· Fast alle Verfahren zeigen hinreichend gute Sensitivität
· Diagnostizität bei mehrdimensionalen Verfahren bedingt gegeben (für die jeweils erfassten Aspekte)
· Interferenzfreie Anwendung
· Große Anwendungsbreite
· In der Regel gute Akzeptanz
· NASA-TLX vermutlich das am häufigsten eingesetzte Verfahren
· Problem: Oft nur geringe Korrelationen mit leistungsbezogenen bzw. psychophysiologischen Beanspruchungsindikatoren
Auswirkung der Verfügbarkeit eines Assistenzsystems auf die Beanspruchung bei einer Prozesskontrollaufgabe (AutoCAMS)
Ergebnisse: Primäraufgabe
o Diagnosezeit mit Automationsunterstützung (DS, AI) sig. reduziert
o Geringerer Aufwand für Info-Suche durch Assistenzsysteme
o Geringerer Regelungsaufwand bei Fehlerbearbeitung bei höchster Automationsunterstützung
Ergebnisse: Sekundäraufgabe: Einfache RZ
o Nur RZ-Unterschied zwischen Phasen ohne bzw. mit Fehler wird signifikant
o Kein Effekt der Verfügbarkeit von Assistenzsystemen
Ergebnisse: Subjektive Beanspruchung
o Unterschiede in der subjektiv erlebten Beanspruchung zwischen allen Bedingungen
Schlussfolgerung subjektive Erfassungsmethoden
Deutliche Dissoziationen zwischen
o Primäraufgabenleistung
o Sekundäraufgabenleistung und EKG-Indikatoren
o Subjektiven Maßen
Vermutlich kein ein Hinweis auf unterschiedliche Sensitivität, sondern auf Erfassung unterschiedlicher Beanspruchungsaspekte
Subjektive Maße z.T. durch vordergründige Aufgabenmerkmale beeinflusst
—> Verschiedene Beanspruchungsindikatoren erfassen jeweils unterschiedliche Aspekte mentaler Beanspruchung
—> Argument für multi-modale Erfassung auf verschiedenen Ebenen (Leistung, physiologisch, subjektiv)
Wie unterscheiden sich Müdigkeit (drowsiness, sleepiness) und aufgabenbezogene Ermüdung (mental fatiguge)?
o Müdigkeit als Folge langer Wachphasen (Schlafdeprivation) —> beeinflusst durch circadiane Phase und Prozesse der Schlafregulation
o Aufgabenbezogene Ermüdung (mental fatigue) als Folge einer längeren physischen oder mentalen Beanspruchung durch kontinuierliche Aufgabenbearbeitung
Diagnostizität: Wie spezifisch erfasst eine Methode bestimmte Beanspruchungen?
Weiter Sinn: Abgrenzung von pyhsischer oder emotionaler Beanspruchung
Enger Sinn: Welche kognitiven Verarbeitungsressourcen werden beansprucht
Sensitivität: Empfindlichkeit für Beanspruchungsunterschiede
Kleine Beanspruchungsunterschiede
Interferenzfreiheit:
- keine Störung der Aufgabe/Tätigkeit deren Beanspruchung bewertet werden soll
- Aufgabe, deren Beanspruchung erfasst werden soll, wird durch die Methode nicht verändert (Methode beeinflusst das zu erfassende Konstrukt nicht)
Implementierungsaufwand und Anwendungsbreite:
- Apparative Anforderungen
- Anforderungen an die Kontrolle der Versuchsbedingungen
- Anforderungen an ein Training der Untersuchungsteilnehmer
- beeinflusst Kontext der möglichen Anwendung (Labor vs. Feld)
Akzeptanz bei Untersuchungsteilnehmern:
- Wie gut wird die Methode von den Betroffenen akzeptiert?
Wichtig bei Anwendungen im Feld
Im weiteren Sinne bedeutet die spezifische Sensitivität für mentale Beanspruchung (allgemein, in Abgrenzung zu physischer oder emotionaler Beanspruchung)
Im engeren Sinne bedeutet die spezifische Sensitivität für die ART der mentalen Beanspruchung.
„Effort" ist ein Konzept mit zwei Bedeutungen:
die willkürliche Verteilung von Aufmerksamkeit bzw. Kapazität auf verschiedene Aufgaben (Effort = Kapazität, die in Aufgabenbearbeitung investiert wird)
der aufgabenabhängige Kapazitätsbedarf von Aufgaben (Effort = Kapazität, die von Aufgaben beansprucht wird).
Circadiane Rhythmik:
Tageszeitbezogene Schwankungen physiologischer und psychologischer Funktionen
Einstellung des Körpers auf Aktivität bzw. Ruhe in Abhängigkeit von Umgebungsbedingungen (Licht)
Ausdruck der im Rahmen der Evolution erfolgten Anpassung des Menschen an den 24-Stunden Hell-Dunkel-Zyklus auf der Erde und die damit verbundenen natürlichen Lebensbedingungen.
Temperatur steigt morgens an, erreichts abends ihren Höhepunkt und sinkt dann wieder (besonders nachts).
Adrenalin steigt leicht morgens und sinkt dann ab mittags auf den Tiefpunkt in der Nacht.
Noradrenalin bleibt relativ konstant und sinkt tagsüber, kurz vorm Aufwachen steigt es wieder stark.
Homöostatische Prozess der Schlafregulation:
Schlafintensität gemessen am Anteil von „slow wave"-Aktivität in nonREM-Phasen ist am Beginn der Schlafperiode am größten und nimmt während der Schlafperiode exponentiell ab
Anteil von „slow wave"-Aktivität steigt in Abhängigkeit von der Dauer der vorangehenden Wachperiode
Annahme: Kondensatormodell- Aufladung mit zunehmendem Schlafdruck („sleepiness") über die Dauer der Wachphase mit negativ beschleunigtem Verlauf
Entladung während der Schlafphase mit exponentiellem Verlauf
Physiologischer Indikator: „Slow Wave"-Anteile im EEG
Schlafneigung wird von einem Zusammenwirken beider Prozesse (S + C) beeinflusst.
Höhe der Schlafneigung ist abhängig vom Abstand beider Kurven
Ist relativ gering am späten Nachmittag und der Anstieg ist maximal während der Nachtstunden mit Maximum am frühen morgen.
Rhythmus betrug in diesem Experiment 25.3 Stunden, aktuelle Studien weisen aber eher auf geringere Verzögerungen (24,2-24,4h) hin
Zusammenhang zwischen Einschlafzeitpunkt und Minimum Körpertemperatur bleibt erhalten
Wie hängt circadiane Rhythmik subjektiver Wachheit mit psychologischen Leistungsfunktionen zusammen?
nicht nur physiologische Prozesse, auch psychologische Prozesse unterliegen tageszeitlichen Schwankungen
Subjektiv unmittelbar wahrnehmbar: Tageszeitbezogene Schwankungen in der subjektiven Wachheit
Unterschiedliche tageszeitbezogene Verläufe bei kognitiven und einfachen visuo-motorischen Aufgaben
Was sind Schlafdeprivationsstudien und was für Ergebnisse gibt es?
Logik: Der Prozess S wird durch Schlafdeprivation asymptotisch an sein Maximum geführt, sodass er nicht mehr zu einer Variation der Leistungsfähigkeit beiträgt
Befund: kognitive Leistungsfunktionen variieren danach nur noch in Abhängigkeit von der circadianen Phase
Probanden wurden schlafdepriviert und mussten verschiedene Aufgaben durchführen
Alertness hängt mit Prozess C zusammen, die Behaltensleistung ist nur während der 1. Wachphase von circadianer Rhythmik abgekoppelt
Wenn Prozess S dann nicht mehr konstant wirkt, kommt Wirkung von circadianer Rhythmik durch.
-> Die Kopfrechenleistung schwankt auch in Abhängigkeit von circadianer Rhythmik.
Was sind Desynchronisationsstudien und was für Ergebnisse gibt es?
Beide Einflüsse werden entkoppelt, indem die Desynchronisation von circadianen Phasen und dem Schlaf-Wach-Zyklus erzwungen wird
Schlaf-Wach-Zyklus wird dabei künstlich verlängert
Leistungsmessungen an gleichen Zeitpunkten während der Wachphase fallen dann mit unterschiedlichen Phasen der endogenen Rhythmik zusammen und umgekehrt.
Psychologische Leistungsfunktionen werden sowohl von Prozess S als auch von Prozess C der Schlafregulation beeinflusst
Keine Evidenz dafür, dass Gedächtnisfunktionen nicht oder sogar invers in Abhängigkeit von der circadianen Rhythmik schwanken-
Besonders geringe Leistung ist nach längeren Wachperioden in Phasen des circadianen Minimums zu erwarten
Müdigkeit/Schlafneigung wird von einem Zusammenwirken von circadianer Rhythmik (Prozess C) und einem homöostatischen Prozess (S) bestimmt
Höhe der Müdigkeit/Schlafneigung abhängig vom Abstand der beiden Kurven
Alle untersuchten psychologischen Leistungsfunktionen werden sowohl von der circadianen Phasenlage als auch dem homöostatischen Prozess der Schlafregulation beeinflusst
Mit welchen physiologischen Indikatoren kann Müdigkeit/Schläfrigkeit erfasst werden?
EEG → relative Zunahme (niederfrequenter) Alpha- & Theta-Aktivität über dem gesamten Kortex. Mit zunehmender Müdigkeit relative Abnahme von Alpha- und weitere Zunahme von Theta-Aktivität. Außerdem Mikroschlaf (Schlafstadium 1 für 1-3 Sekunden)
Sehapparat → Zunahme der Anzahl von Lidschlüsse, mit stärker werdender Müdigkeit Abnahme der Zahl und Zunahme der Dauer von Lidschlüssen, langsame seitliche Rollbewegungen der Augen, mangelnde Fixation des Blicks
Muskelapparat → Abnahme des Muskeltonus (Gesichtsmuskulatur)
Was sind beobachtungsbasierte Indikatoren zur Erfassung von Müdigkeit/Schläfrigkeit?
Grundansatz:
Einschätzung der Müdigkeit aufgrund des Gesichtsausdrucks und anderer von außen beobachtbarer physischer Merkmale
Mehrstufige Beobachtungsskalen (Ratings), deren einzelnen Stufen über ein Muster von Müdigkeitsanzeichen definiert sind
Beispielskalen:
- Ratingschema von WIerwille & Ellsworth (1994)
- HFC-Müdigkeitsskala
- TU Berlin Skala zur Schläfrigkeitserfassung
Was sind subjektive Indikatoren zur Erfassung von Müdigkeit/Schläfrigkeit?
Selbsteinschätzung des Ausmaßes eigener Müdigkeit/Schläfrigkeit auf eindimensionalen Ratingskalen.
Oft benutzt: Stanford Sleepiness Scale, Karolinska Sleepiness Scale
Was sind leistungsbasierte Indikatoren zur Erfassung von Müdigkeit/Schläfrigkeit: Lapse-Hypothese
Zunehmende Schläfrigkeit und eine verlängerte Wachphase führt nicht zu allgemeiner Leistungsabnahme, sondern zu höherer Leistungsvariaibilität mit wiederholt auftretenden Leistungsaussetzern
Instabilität des Wachzustandes in Abhängigkeit von der Dauer der Wachzeit-Ursache: Schlafdruck wird immer wieder und häufiger dominant und setzt sich durch (Mikroschlafepisoden)
Umso stärker, je länger Aufgabenbearbeitung andauert (Verstärkung von time-on-task-Effekten durch Schlafdeprivation)
Schlafdeprivation führt nicht zu allgemeiner Leistungsabnahme, sondern zu höherer Leistungsvariabilität, mit wiederholt auftretenden Leistungsaussetzern („lapses")
Was sind leistungsbasierte Indikatoren zur Erfassung von Müdigkeit/Schläfrigkeit: Psychomotor Vigilance Test (PVT)
10-minütige RZ-Aufgabe, bei der auf zufällig dargebotene, visuelle Reize reagiert werden soll.
Wie lang ist totale, wie lang ist partielle Schlafdeprivation?
total: Verlängerung der Wachperiode > 16h
kurze TSD: ≤ 45 Stunden,
lange: >45 Stunden)
→ Erhöhung der Schlafneigung durch Beeinflussung des Prozesses S
partielle: Mindestens eine Nacht mit reduzierter Schlafzeit (< 8 Stunden)
Akute PSD: Eine 24h-Periode mit reduziertem Schlaf
Chronische PSD: mehrere aufeinander folgende 24h-Perioden mit reduziertem Schlaf
→ Reduktion des Anteils von Schlafstadien, die überwiegend in späten Schlafphasen auftreten
Wie wirkt sich Schlafdeprivation auf die subjektive Müdigkeit und kogn. Leistungsfunktionen aus?
Verlangsamung und höhere Variabilität der Reaktionszeit
Erhöhte Fehlerraten bei Vigilanzaufgaben (errors of omission, errors of commission)
Beeinträchtigung von Gedächtnisleistungen (kurzfristiges Behalten und Arbeitsgedächtnis)
generell kognitive Verlangsamung bei selbstgetakteten Aufgaben
Erhöhte Fehlerraten unter Zeitdruck (fremdgetaktete Aufgaben)
Was wurde beim Vergleich von totaler Schlafdeprivation und Alkoholintoxikation herausgefunden?
Nachweisbare deutliche Leistungseffekte als Resultat totaler Schlafdeprivation bereits ab einer Verlängerung der Wachperiode > 20 Stunden
- Leistungseinbußen dann vergleichbar mit Einbußen infolge einer Blutalkoholkonzentration von ca. 1 Promille
- Leistungseffekte vor allem in Laboraufgaben nachweisbar – bei Alltagsaufgaben mehr Möglichkeiten der Kompensation
Definition einer totalen Schlafdeprivation
Totale Schlafdeprivation: Verlängerung der Wachperiode > 16h
o Kurze TSD: </= 45 Stunden
o Lange TSD: >45 Stunden
Definition eienr partiellen Schlafdeprivation
Partielle Schlafdeprivation: Mindestens eine Nacht mit reduzierter Schlafzeit (< < 8 Stunden)
o Akute PSD: eine 24h-Periode mit reduziertem Schlaf
o Chronische PSD: Mehrere aufeinander folgende 24h-Perioden mit reduziertem Schlaf
Schlafdeprivation führt nicht zu allgemeiner Leistungsabnahme, sondern zu höherer Leistungsvariabilität, mit wiederholt auftretenden Leistungsaussetzern („lapses“)
o Instabilität des Wachzustandes (state instability) in Abhängigkeit von der Dauer der Wachzeit
o Ursache: Schlafdruck wird immer wieder und häufiger dominant und setzt sich durch („Mikroschlafepisoden“)
· Verstärkung von „time-on-task“ Effekten
· Erfassbar über Psychomotor Vigilance Task
Zahlreiche elementare kognitive und psychomotorische Funktionen werden durch Schlafdeprivation beeinträchtigt
o Verlangsamung der Reaktionszeit
o Erhöhte Fehlerraten bei Vigilanzaufgaben
o Beeinträchtigung von Gedächtnisleistungen (kurzfristiges Behalten und Arbeitsgedächtnis)
o Generelle kognitive Verlangsamung (cognitive slowing) bei selbstgetakteten Aufgaben
o Erhöhte Fehlerraten unter Zeitdruck (fremdgetaktete Aufgaben)
· Effekte von >20h Schlafdeprivation bei Reaktions- und einfachen kognitiven Aufgaben vergleichbar oder stärker als Effekte bei 1.0 Promille Blutalkoholgehalt
Was sind Dose-Response Studien? Was sind die Schlussfolgerungen?
Ansatz zur Untersuchung inwieweit Leistungsfähigkeit davon abhängt, wie viel Schlaf eine Person bekommen hat
Variation der Schlafdauer und Anzahl aufeinander folgender Nächte, bei denen die Schlafdauer entsprechend kurz war
Schlussfolgerungen:
Reduzierte Schlafzeiten < 7h führen vor allem zu Deprivation von Stadien mittlerer Schlaftiefe (stage 2) und REM-Schlaf
Vergleichsweise „milde“ Einschränkungen der Schlafdauer (5-6h) führt zu signifikanten Leistungsbeeinträchtigungen, wenn die Einschränkung mehrere aufeinander folgende Nächte umfasst
Stärke der Beeinträchtigung ist dosisabhängig, d.h. je weniger Schlaf, desto stärker die Beeinträchtigung
Reduktionen auf 4 - 6 Stunden Schlafen führen nach 14 Nächten zu Leistungseinbußen, die mit denen nach 48h Schlafdeprivation vergleichbar sind
Leistungsbeeinträchtigungen nach 7 Nächten mit ≤ 5 Stunden bilden sich auch nach drei Nächten mit Erholungsschlaf (8 Stunden) noch nicht vollständig wieder zurück·
Wie wirkt sich Schlafdeprivation auf einfache oder komplexe Aufgaben aus?
Leistungseinbußen bei einfachen Aufgaben, aber relative Leistungskonstanz bei komplexen Funktionen und („real-world“) Aufgaben
Komplexe, interessante Aufgaben sind aktivierend und intrinsisch motivierend und könnten dadurch SD-Effekte (teilweise) kompensieren
ABER:
Auch die Leistungen in komplexen Aufgaben werden von TSD bzw. PSD beeinträchtigt
Wie wirkt sich Schlafdeprivation auf komplexe Aufgaben aus?
Grundsätzlich sind auch Leistungen bei komplexen Aufgaben und „real world“ Aufgaben von negativen Auswirkungen totaler bzw. partieller Schlafdeprivation betroffen, wenngleich weniger stark als Leistungen bei einfachen Aufgaben
Totale Schlafdeprivation >32h führt zu signifikanten Einbußen bei komplexen Problemlöseprozessen, z.B.
o Geringere Leistungen beim divergenten Denken
o Höhere Rigidität (bei Handlungsplanung mangelnde Berücksichtigung neuer Informationen)
o Perseverierende Problemlösungsansätze
Wie misst man ein EEG und seine Spontanaktivität?
Aufzeichnung der von der Schädeldecke ableitbaren elektrischen Spannungsveränderungen über die Zeit.
Aufgrund der geringen Amplituden sind sie nur nach mehrerern ereignisbezogenen EEG-Ableitungen erkennbar.
EEG-Spontanaktivität:
nicht durch externe Reize ausgelöste neuronale Aktivität im Gehirn
Grundaktivität des Gehirns
Grundlage auf der EKPs auftreten
Ereignisbezogene Potenziale (EKPs):
spezifische EEG-Antworten auf bestimmte Reize oder Ereignisse (z. B. ein visueller oder auditiver Reiz)
Augenbewegungsartefakte (EOG)
Sprechartefakte
Bewegungsartefakte
Was für Veränderungen zeigen sich im EEG bei mentaler Beanspruchung?
Abnahme der Alpha-Aktivität über dem parietalen (okzipitalen) Kortex
Zunahme Theta-Aktivität über dem frontalen Kortex
Zunahme Beta-Aktivität
Wie wirken sich unterschiedliche Aufgabenschwierigkeiten auf das EEG-Signal aus?
Frontaler Theta-Anstieg zusammen mit Alpha-Reduktionen über dem zentral-parietalen Bereich. Theta also als Beanspruchungsindikator (Gedächtnis, Aufmerksamkeit)
Wie ist die Auswirkung von „time-on-task" Effekten (also auch Ermüdung) auf das EEG Signal?
Generaller Anstieg Theta-Aktivität zusammen mit Alpha-Zunahme!
Theta als Indikator abnehmenden Arousals bzw. abnehmender Beanspruchung (bzw. zunehmender mentaler Müdigkeit?)
Wie kann die EEG-Spontanaktivität bewertet werden?
Sensitivität: Sowohl frontaler Theta Anstieg, als auch Alpha-Aktivität (Reduktion!) parietal sind sensitiv für Unterschiede in der mentalen Beanspruchung
Diagnostizität: vermutlich nicht sehr hoch, eher allgemeiner „Effort"-Indikator, Anstieg Theta nur in Zusammenhang mit Betrachtung von Alpha interpretierbar.
Interferenzfreiheit: Weitgehend interferenzfrei möglich
Implementierung/Anwendung: Für Felduntersuchungen mit Einschränkungen geeignet (Technischer Aufwand, Artefaktanfälligkeit)
Wie können Befunde zu mentaler Beanspruchung im EEG auf individuelle Daten angewandt werden?
Problematisch ist, dass Theta- und Alpha-Veränderungen überwiegend auf Gruppenuntersuchungen und Mittelwerten basieren.
Individuelle EEG-Veränderungen müssen automatisch Artefakte erkennen und individuelle Unterschiede berücksichtigen.
Welche Kombination von EEG-Parametern bei einer bestimmten Person am besten zwischen den Bedingungen unterscheidet, kann mit multivariaten Funktionen (z.B. Diskriminanzanalyse) analysiert werden.
Welche Kriterien zur Beurteilung von Methoden gibt es?
Primäre Kriterien:
- Diagnostizität
—> W.S.: Wie ist der Grad der Beanspruchung
—> E.S.: Art der mentalen Beanspruchung)
- Sensitivität
—> Empfindlichkeit für kleine Belastungsunterschiede
Sekundäre Kriterien:
- Interferenzfreiheit
—> Keine Störung der Aufgabe durch Messung
- Implementrierungsaufwand und Anwendungsbreite
—> Umsetzbarkeit und Übertragbarkeit sind sinnvoll
- Akzeptanz
—> vor allem im Feld
Wie kann mentale Beanspruchung operationalisiert werden? Welche Erfassungsmethoden gibt es?
Leistungs- und verhaltensbasierte Methoden
Leistung in Primär- und Sekundäraufgaben.
Basis: Aufmerksamkeitstheoretische Kapazitäts- und Ressourcenmodelle
Physiologische Methoden
Nicht-invasive physiologische Indikatoren (EKG, EEG, Pupillenreaktion)
Basis: psychophysiologische Aktivierungsmodelle und spez. Theorien zum Zusammenhang (neuro-)physiologischer und kognitiver Prozesse
Subjektive Befragungen
Ratingskalen oder andere formale Methoden subjektiver Einschätzung
Basis: Plausibilitätsannahmen bzw. psychometrische Modelle
Was sind die Probleme bei der Begriffsbestimmung von mentaler Beanspruchung?
Kein einheitliches Verständnis oder allgemeingültiges theoretisches Modell verfügbar
Gleicher Begriff für oft sehr unterschiedliche Phänomene
Erst durch die jeweils benutzte Methode zur Erfassung mentaler Beanspruchung festgelegt, was darunter verstanden wird
—> operationale Definition
Was sind die Grundannahmen in Ressourcenmodellen?
Funktionsgrundlage für Informationsverarbeitungsprozesse liefern begrenzte Verarbeitungsressourcen
Leistung einer Aufgabe und den eingesetzten Ressourcen:
monoton steigender Zusammenhang
Ressourcenbedarf einer Aufgabe hängt von ihrer Schwierigkeit/Komplexität ab
Parallele Aufgabenbearbeitung ist möglich, wenn Ressourcenbedarf ≤ Menge
Was ist das Konzept der Performance-Resource-Funktion?
Leistung kann bis zu einer gewissen Grenze mit höherem Ressourceneinsatz steigen
—> Bis dahin ist die Leistung ressourcenlimitiert
Datenlimitierung (=Aufgabenlimitierung) setzt ein
Bei unterschiedlichen Aufgaben kann die Datenlimitierung schneller oder langsamer erreicht werden und auch die Funktion von Leistung in Abh. von Ressourceneinsatz kann unterschiedlich sein (linear, 2x linear, quadratisch, etc.)
Was ist das Modell multipler Ressourcen bzw. was kann unterschieden werden?
Jeweils spezifische Ressourcen für bestimmte Funktionen
Verarbeitungsstufe (perzeptiv-kognitiv vs. motorisch)
Sinnesmodalität (visuell vs. akustisch)
Verarbeitung visueller Informationen (focal vs. ambient)
Verarbeitungsmodalität (räumlich-analog vs. sprachlich)
Reaktionsmodalität (sprachlich vs. manuell
—> Zusätzlich ggf. übergeordnete Ressource für allgemeine koordinierende (exekutive) Funktionen
Wie hängen Ressourcenmodelle mit mentaler Beanspruchung zusammen?
1. Bedeutung für die Vorhersage von Beanspruchung bei komplexen (multitasking) Aufgaben
- Vorhersage von Interferenzeffekten und Leistung bei multitasking
- Ableitung von Hinweisen für beanspruchungsoptimierende Systemgestaltung
2. Bedeutung für die Erfassung mentaler Beanspruchung
- zwei Aspekte mentaler Beanspruchung als 1. Beanspruchung einer übergeordneten allgemeinen (exekutiven) Funktion und 2. mentale Beanspruchung als Auslastung von spezifischen Ressourcen
- Diagnostizität im Hinblick auf die Auslastung spezifischer Ressourcen?
- Direkte Grundlage für Anwendung der Sekundäraufgabentechnik
Was ist die Primäraufgabe?
Aufgabe, für die der Grad der Beanspruchung bestimmt werden soll.
Wie hängt die Primäraufgabenleistung mit mentaler Beanspruchung zusammen?
Leistungserfassung über relevante Maße: Geschwindigkeit, Fehler, Präzision
Differenzierung unterschiedlicher Beanspruchungen ist über die Primäraufgabenleistung nicht eindeutig möglich
Was sind Annahme und Ziele der Sekundäraufgabe?
Annahme: Die Leistung in der Zusatzaufgabe variiert umgekehrt proportional zum Beanspruchungsgrad der Primäraufgabe
Ziel: Erfassung der Ressourcenauslastung ("Restkapazität")
Wie funktioniert die Beanspruchungserfassung über Sekundäraufgaben?
Je mehr Restkapazität die eigentliche Aufgabe lässt, für die die Beanspruchung erfasst werden soll, umso besser sollte die Leistung in der Sekundäraufgabe sein.
Das setzt voraus, dass Personen instruiert werden, die eigentliche Aufgabe mit Priorität, möglichst so gut wie immer, zu bearbeiten und die Zusatzaufgabe nur soweit zu bearbeiten, wie es noch möglich ist.
Was sind häufig eingesetzte Sekundäraufgaben?
Reaktionszeitaufgaben
Kopfrechenaufgaben
Gedächtnisaufgaben
Zeitschätzungen
Motorische Intervallproduktion
Prospektives Gedächtnis: erinnern an eine Aktion
Was ist die Loading-Task Technik?
Instruktion, dass Resourcenfokus auf der Zweitaufgabe liegt
Verschlechterung in der Primäraufgbae als Worload Indikator
Was sind eingebettete Sekundäraufgaben und was sind die Vor- und Nachteile?
Nutzung „natürlicher" Apekte einer komplexen Aufgabe anstelle der Einführung einer künstlichen Zusatzaufgabe. Erfassung der Umverteilung von Ressourcen weg von sekundären Aufgabenaspekten
Vorteile: Akzeptanz und Sicherheitsabwägungen bei Feldstudien
Nachteile: Interpretierbarkeit (z.B. Einzelbearbeitung als Kontrollbedingung schwierig zu realisieren)
Was ist bei Anwendung von Sekundäraufgaben zu beachten?
Auswahl „sensitiver" Aufgaben für Sekundäraufgabe (Kontinuerliche Belastung mit Training)
Erfassung der Primäraufgabenleistung
Berücksichtigung von single-task Kontrollbedingungen (Messung der Einzelleistungen)
Was sind die Probleme bei der Erfassung von Beanspruchung über die Primäraufagbe?
direkter ZH zwischen Leistung und Beanspruchung nur nach Überforderung (deswegen nicht für HF-Forschung)
vorher: mögliche Konstanthaltung durch kompensatorische Anstregungserhöhung
Wie ist die Primäraufgabenleistung zu bewerten?
keine Sensitivität für mentale Beanspruchung unterhalb der Überforderungsgrenze (damit wenig interessant für HF)
Problem der Unterscheidung von Effektivität und Effizienz
Effektivität bildet sich direkt in der Leistung ab
Effizient (dafür erforderlicherRessourcenaufwand) nicht unmittelbar
--> Erfassung mentaler Beanspruchung im Sinne einer Ressourcenauslastung setzt Verfahren voraus, die das Ausmaß der jeweiligen Restkapazität abbilden können
Bewertung der Sekundäraufgaben Technik hinsichtlich der Güte.
Gute Sensitivität, sofern gleiche Ressourcen wie bei der Primäraufgabe beansprucht werden
Diagnostizität realisierbar über Vergleich qualitativ verschiedener Sekundäraufgaben (bezogen auf Art der beanspruchten Ressourcen)
Problem: Widerspruch Sensitivität/Diagnostizität vs. Interenzfreiheit
o Sensitivität/Diagnostizität setzt Ressourcenüberlappung mit Primäraufgabe voraus
o Dann Interferenzfreiheit aber nicht mehr unbedingt gegeben
Anwendbarkeit: Richtige Anwendung sehr aufwendig und oft auf das Labor beschränkt
Wie hängen Arousal und Leistung zusammen?
Leistungsschwankungen in Abhängigkeit von unterschiedlichen Zuständen als Effekt von Arousal-Verschiebungen
Spezifisch wurde ein umgekehrt U-förmiger Zusammenhang angenommen
Was ist das Yerkes-Dodson-Gesetz?
Zeigt Zusammenhang zwischen Arousal und Leistung
Leistung steigt mit zunehmender Aktivierung bis zu einem Punkt optimaler Aktivierung an
Weitere Aktivierung führt dann zu Leistungseinbußen
Optimale Arousal-Niveau liegt bei einfachen Aufgaben höher als bei schwierigen
Was wird am klassischen Arousal Modell kritisiert?
Es ist zirkulär und nicht falsifizierbar
Welches arousal-Niveau für eine Aufgabe optimal ist, lässt sich nicht a priori bestimmen
Dadurch ist jeder Effekt erklärbar
Eindimensionales Aktivierungskonzept ist zu einfach
Was ist das Aktivierungsmodell von Pribram & McGuinness (1975)?
Es gibt drei anatomische, aber interagierende Systeme mit jeweils spezifischen Funktionen: Arousal, Activation und Effort.
Als Modell ist es besonders einflussreich für weitere Theorienbildung.
Erkläre die drei Mechanismen nach dem Kognitiv-Energetischen Modell nach Sanders
„Arousal“: Grundlage für Reizaufnahme und Mustererkennung
o Passive (stimulusbezogene) Reaktivität in Abhängigkeit der Stimulusintensität
o Aktive Komponente im Sinne einer Aufmerksamkeitsausrichtung
„Activation“: Aktivierung in Zusammenhang mit Kontrolle motorischer Prozesse
o Vorbereitung motorischer Prozesse („readiness to response“)
„Effort“: Übergeordneter Mechanismus mit Doppelfunktion
o Energetische Grundlage von zentralen Verarbeitungsprozessen
o Kompensatorische Funktion gegenüber untergeordneten Systemen (Anpassung bei zu hohem/r niedrigem/r arousal/activation)
In welchem Zusammenhang stehen Aktivierungskonzepte mit Ressourcenmodellen?
Ressourcen könnten als eine Art anatomisch/energetischer Grundlage von Informationsverarbeitungsprozessen verstanden werden.
Es bildet die Grundlage für die Annahme, dass auch kognitive Prozesse mit „physiologischen Kosten" verbunden sind, die sich durch physiologische Aktivierungsmaße quantifizieren lassen.
Besonders relevant ist das für physiologische Indikatoren, die Aktivierungsprozesse widerspiegeln.
Wie hängt die Herzrate mit mentaler Beanspruchung zusammen?
Bei steigender Beanspruchung steigt die Herzrate
Herzperiode ist für Datenanalysen aber besser geeignet als die HR, da sie direkteren Bezug zu physiologischen Prozessen und etwas günstigere Verteilungseigenschaften hat (aber kontrovers diskutiert!)
Wie sind Sensitivität und Diagnostizität der Herzrate?
Sensitivität: in vielen Felduntersuchungen, vor allem in der Luftfahrt, nachgewiesen. Allerdings geringe Schwierigkeitsunterschiede zwischen Aufgaben im Labor oft ohne Effekt. HR damit evtl. vor allem sensitiv in komplexen Situationen, wenn Grundaktivität insgeamt schon erhöht ist.
Diagnostizität: Bei tonischen Veränderungen keine Diagnostizität gegeben. HR ist ein allgemeiner Aktivierungsindikator kann nur bei Kenntnis der Aufgabe und deren Ausführbedingungen interpretiert werden
Was sind Probleme bei Maßen im Zeitbereich der HRV?
Allgemeine Beschreibung der Streuung der Intervalle mit unterschiedlicher Sensitivität für kurz- bzw. langfristige Veränderungen
Keine Möglichkeit der Differenzierung von Effekten verschiedener Einflussfaktoren (z.B. Atmung, Blutdruckregulation)
—> Alternative: Beschreibung der HRV im Frequenzbereich
Was sind typische Frequenzbänder der HRV?
Low Frequency (0,01-0,03 Hz): für Beanspruchung überwiegend irrelevant, für Temperaturregelung
Mid Frequency (0,04-0,15 Hz): Einfluss des Barorezeptorreflexes, sympathisch und parasympathisch beeinflusst
High Frequency (0,18-0,4 Hz): Respiratorische Sinusarrhythmie, NUR parasympathisch beeinflusst!
Was ist die Barorezeptor-Reflex Hypothese von Mulder (1980)?
Aktivation der Baro(Druck-)Rezeptoren in der Aorta führt zu einer Abnahme sympathischer und zur Zunahme parasympathischer Effekte auf die Herzaktivität
Reduktion der Aktivation hat umgekehrten Effekt
Hypothese: Mentale Beanspruchung führt zu einer Defensivreaktion im Sinne von Aktivierung—>Erhöhung HR und Blutdruck
Abnahme der Sensitivität des Barorezeptorreflexes, gleiche Unterschiede im systolischen Blutdruck führen zu geringeren Veränderungen in der HR → Reduktion der 0.1 Hz Komponente)
Welche Frequenzbänder werden bei der HRV typischerweise betrachtet?
High Frequency
nur parasympathisch beeinflusst
RSA
Was ist sensitiver, HR oder HRV?
HRV bei relativ geringen Beanspruchungsunterschieden
Bei komplexen Aufgaben und hoher Beanspruchung umgekehrt, HR sensitiver -> HR differenziert zwischen verschiedenen Beanspruchungsniveaus, die HRV nur dichotom zwischen Ruhe und Beanspruchung)
Was sind die Befunde von Röttger et al. (2009) zur Sensitivität von HR und HRV?
Bei Variation von Aufgabe und Automationsunterstützung in einer Prozesskontrollaufgabe war die Herzrate eig. gar nicht sensitiv (=kein Unterschied zwischen Bedingungen), die HRV aber deutlich sensitiver.
Was sind die Paradoxen Effekte von HR und HRV und wie können sie erklärt werden?
Bei langer (>10 min) kontinuierlicher kognitiver Beanspruchung nimmt die Herzrate oft über die Zeit hinweg ab und die HRV in allen Frequenzbändern zu
Mögliche Erklärungen:
Gewöhnungseffekt? (aber eher unwahrscheinlich bei Komplexität er Aufgabe und im Widerspruch zu kontinuierlichem Anstieg des Blutdrucks)
Anpassungsreaktion auf andauernde Beanspruchung zur Reduktion von Blutdruckanstiegen
bei hoher kontinuierlicher Beanspruchung signalisieren nicht mehr HRV-Reduktionen, sondern
im Gegenteil - Erhöhungen die Beanspruchung
Interpretierbarkeit nur durch Kontrolle der Blutdruckentwicklung über die Zeit gegeben
Was ist der autonomic space?
Klassische Sichtweise einer reziproken Kopplung des sympathischen und parasympathischen Teils des autonomen Nervensystems ist zu einfach
Sympathikus und Parasympathikus können reziprok zueinander, unabhängig voneinander oder direkt gekoppelt reagieren
Autonome Kontrolle von Organen ist daher eher in einem zweidimensionalen Raum darstellbar, dessen (orthogonale) Achsen die beiden physiologischen Teilsysteme bilden (autonomic space)
Acht verschiedene Arten autonomer Kontrolle können dann unterschieden werden
Was sind die acht verschiedenen Arten autonomer Kontrolle im autonomic space + Arten der Kopplung + Skalenbeschriftung?
Reziproke Kopplung:
Sympathische Dominanz (1)
Parasympathische Dominanz (2)
Direkte Kopplung:
Ko-Aktivation (3)
Ko-Inhibition (4)
Keine Kopplung:
Sympathische Aktivierung (5)
Sympathische Inhibition (6)
Parasympathische Aktivierung (7)
Parasympathische Inhibition (8)
Was folgt aus dem Konzept des autonomic space für Sensitivität und Diagnostizität kardiovaskulärer Indikatoren?
Sensitivität von HR/HRV Reaktionen auf Beanspruchungsunterschiede sind abhängig von der Art der Kooplung der jeweils ausgelösten physiologischen Reaktionen
Höchste Sensitivität ist bei reziproker Kopplung anzunehmen
keine/geringe Sensitivität bei direkter Kopplung
Diagnostizität kann möglicherweise durch Beschreibung der Beanspruchungsreaktion im autonomic space erhöht werden
—> Voraussetzung: dafür müssen aber sympathische und parasympathische Anteile an Herzratenveränderungen getrennt erfasst werden
Was ist der Ansatz multivariat definierter „autonomer Komponenten"?
Erfassung verschiedener kardiovaskulärer Parameter bei der Bewältigung verschiedener Aufgaben (Herzperiode; 0,1 Hz und RSA Komponente d. HRV)
Bildung der „residualen Herzperiode" als Markiervariable für sympathische Aktivität (Basis: Regression auf RSA)
Bestimmung der mittleren Interkorrelation der verschiedenen Kennwerte für die verschiedenen Aufgabenbedingungen
Extraktion unabhängiger Dimensionen „sympathischer" und „parasympathischer" Aktivität mittels Hauptkomponentenanalyse
Analyse der Beanspruchungseffekte getrennt für sympathisches und parasympathisches System über Faktorwerte
Wie ist die Diagnostizität kardiovaskulärer Reaktionen im autonomic space?
Besser als bei der reinen Betrachtung der HR/HRV
Im autonomic space, welche Aufgaben haben parasympathische Hemmung, welche sympathische Aktivierung?
Ungekoppelte parasympathische Hemmung: motorische Aufgaben
Sympathische Aktivierung bei gleichzeitiger parasympathischer Hemmung: kognitive Gedächtnisanforderungen
Ungekoppelte sympathische Aktivierung: verteilte Aufmerksamkeit (Doppelaufgaben)
Wie kann der Ansatz der multivariat bestimmten autonomen Komponenten bewertet werden?
Kann teilweise inkonsistente Befunde zur Sensitivität kardiovaskulärer Parameter erklären: HR und HRV wohl besonders sensitiv für Unterschiede in der Beanspruchung des Arbeitsgedächtnisses (d.h. bei reziprok gekoppelten autonomen Reaktionen)
Hinweise auf mögliche Erhöhung der Diagnostizität kardiovaskulärer Parameter durch differenzierte Auswertung
Befunde aber insgesamt zu wenig konsistent und der Ansatz zu aufwändig, als ihn wirklich für Beanspruchungserfassung nutzen zu können
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