Erläutere die frühe Eltern-Kind Interaktion!
Frühe Eltern-Kind Interaktion
Basiert vermutlich auf evolutionsbiologisch geprägten Verhaltensprogrammen
Ziel: Sicherung des Überlebens des Säuglings
Sowohl Säugling als auch Elternteil ist dabei aktiv
Verhaltensprogramme scheinen aufeinander abgestimmt zu sein
Bindungssystems des Säuglings
Ziel: emotional-psychische Sicherheit und Nähe zur Bezugsperson sicherstellen
Bindungssystem wird aktiviert, wenn Sicherheitsbedürfnisse bedroht sind
Fürsorgesystem der Bezugsperson(en)
Fürsorgeverhaltensweisen sollen die Bedürfnisse des Säuglings befriedigen
Aufnehmen, Streicheln, Wiegen, Singen, etc.
Wie wird das Fürsorgesystem aktiviert?
Weinen: Bezugspersonen reagieren mit Zuwendung
Lächeln: bereits ab 1. Monat; echtes soziales Lächeln ab 6-10 Wochen > wichtiger Bestandteil der Bindung der Bezugsperson an das Kind
Blickkontakt: Signal erste Kommunikationsversuche
Frühe Imitationen: Wertung der Bezugspersonen: erste Kontaktaufnahme des Kindes
è Still-face experiment (?)
Wie reagieren Eltern angemessen auf diese Signale? Erläutere elterliche Sensitivität!
Elterliche Sensitivität
Wie reagieren Eltern angemessen auf diese Signale?
Wichtigstes Stichwort: Elterliche Sensitivität
Fähigkeit der Bezugsperson, Signale des Kindes zu interpretieren und prompt darauf zu reagieren
Stellt Sicherheit & ein subjektives Kontrollgefühl beim Kind her
Macht die Umwelt für das Kind verlässlich und hilft Vertrauen zu entwickeln
Sensitivität ist Grundlage für die Entstehung einer verlässlichen Bindung
Was ist Bindung und was ist Bindungsverhalten?
Bindung
Das „emotionale Band“ zwischen Eltern & Kind
Muss sich erst entwickeln, ist nicht (wie so oft angenommen) sofort nach Geburt vorhanden
Bindungsverhalten
Verhaltensweisen des Kindes, um Nähe der Bezugsperson zu sichern
Zeigt sich am Anfang der Entwicklung auch bei fremden Personen
Bindungstheorie geprägt durch John Bowlby
Bindungstheorie geprägt durch John Bowlby (1969)
Durch Konrad Lorenz beeinflusst
Die Motivation Bindungen einzugehen und aufrecht zu erhalten ist angeboren
Bindung an eine primäre Bezugsperson
Durch Sigmund Freud beeinflusst
Frühe Bindungserfahrung formt die weitere Entwicklung und beeinflusst spätere Beziehungen
Monotropieannahme
Bindung wird ausschließlich auf eine Person ausgerichtet (i.d.R. die Mutter)
Aus heutiger Sicht
Gilt die Monotropieannahme als nicht empirisch bestätigt
Multiple Bindungen sind möglich!
Erläutere das Innere Arbeitsmodell der Bindung (Bowlby)!
Entwicklung eines Inneren Arbeitsmodells der Bindung
Enthält Repräsentationen der bisherigen Bindungserfahrungen
Wenn Bindung repräsentiert ist, kann das Kind Trennungen (im günstigen Fall) akzeptieren
Es weiß, dass Bezugspersonen verfügbar ist, auch wenn sie nicht anwesend ist
Soll auch in zukünftigen Leben eine Rolle spielen
Erläutere Bindungs- & Explorationsverhalten!
Bindungs- & Explorationsverhalten
Antagonistisches Verhältnis
Wenn Kind Bindungsverhalten zeigt, ist keine Exploration möglich
Wenn Sicherheit und Bedürfnisse gestillt sind, kann die Umwelt erkundet werden
Erläutere Bindungsentwicklung und Bindugsphasen nach Bowlby!
Bindungsentwicklung
Eltern binden sich bereits sehr früh an ihr Kind
Kinder binden sich an ihre Eltern erst später, denn Bindung ist an kognitive Voraussetzungen geknüpft
Voraussetzungen:
Vorhandensein von Objektpermanenz
Kognitive Repräsentation der Eltern
Erläutere den Fremde-Situations-Test duch Mary Ainsworth!
Bindungsqualität
Bestimmung der Bindgungsqualität geprägt durch Mary Ainsworth (1978)
Fremde-Situation-Test
Im Alter von 12 bis 18 Monaten
Mehrere Episoden der Trennung von der Bezugsperson und anschließender Wiedervereinigung
Bestimmung von 4 Bindungsmustern möglich
Sicher, unsicher-vermeidend, unsicher-ambivalent, desorganisiert
Nenne und erläutere die verschiedenen Bindungsmuster!
Bindungsmuster
Sichere Bindung (Typ B – 60-70%)
Vermissen der Bezugsperson in Trennungssituationen
Freude bei der Wiederkehr
Durch fremde Person nicht vollständig zu trösten
Unsicher-vermeidende Bindung (Typ A – 15-20%)
Bei Trennung kaum beunruhigt und kaum Kummer
Vermeiden von Nähe und Interaktion bei der Wiederkehr
Bei fremder Person ähnliches Verhalten wie bei Bezugsperson
Unsicher-ambivalente Bindung (Typ C – 10-15%)
Bei Trennung wütend bis aggressiv
Bei Wiederkehr keine Freude, ambivalentes Verhalten
Wütendes oder passives Verhalten, wenn mit der fremden Person allein gelassen
Desorganisierte Bindung (Typ D – 5-10%)
Widersprüchliche Verhaltensweisen
Teilweise ungewöhnliche und bizarre Verhaltensweisen
Keinem der andern Bindungsmuster zuzuordnen
Was beeinflusst die Bindungsqualität?
Sichere Bindung:
Bezugspersonen kümmern sich zuverlässig um die Signale des Kindes
Gefühl, dass die Umgebung verlässlich ist
Unsicher-vermeidende Bindung:
Erfahrung, dass von der Bezugsperson keine Zuverlässigkeit und Sicherheit ausgeht
Eine fremde Person kann Bedürfnisse ebenso gut befriedigen
Unsicher-ambivalente Bindung:
Wechselnde Erfahrungen mit der Bezugsperson: Zuverlässigkeit, aber auch Unzuverlässigkeit
Folge: Neigung, an der Bezugsperson zu klammern
Desorganisierte Bindung:
Möglicherweise besonders ungünstige Interaktionserfahrungen
Erläutere eine Studie zu sicher / unsicher gebundenen Kindern!
Studie
Hypothese:
Kinder sollten unterschiedliche innere Arbeitsmodelle und somit auch unterschiedliche Erwartungen bezüglich der Responsivität der Eltern haben
Außerdem: Validierung des Fremde-Situation-Test
Erfassung durch ein Habituationsparadigma
10 sicher gebundene und 11 unsicher gebundene Kinder im Alter von 12 bis 16 Monaten
> sicher gebundene Kinder sehen die nicht reagierende Variante länger an > Vermutung: entspricht nicht ihren Erwartungen
> Unsicher gebundene Kinder machen keinen Unterschied zwischen den beiden Varianten
Erläutere die Stabilität von Bindungsmustern!
Stabilität von Bindungsmustern: 60-80%
Ursache: kaum Beziehungsveränderungen über die Zeit, da Kinder selten den alten Kontext verlassen
Stabilität in höheren Bildungsschichten stärker (weniger Varianz)
Sichere Bindung bleibt stabiler als unsicherer Bindung
Nenne günstige Voraussetzungen für eine sichere Bindung!
Günstige Voraussetzungen für eine sichere Bindung
Gelegenheit zur Bindung
Elterliche Sensitivität & hohe Qualität der Fürsorge & Konstanz im Verhalten
Günstige familiäre Bedingungen, wenig Belastungen, gesunde Eltern
Passung von Temperament des Säuglings und elterlichem Verhalten
Erläutere sichere Bindung als zentralen Prädiktor von positiven Outcomes!
Sichere Bindung als ein zentraler Prädiktor von positiven Outcomes:
Soziale Entwicklung > kontaktfreudiger, beliebter, engere Beziehungen zu anderen, sozial kompetenter, können Emotionen besser verstehen, weniger aggressiv o. antisozial
Kognitive Entwicklung > Bindung ermöglicht Exploration & Stimulation, Kinder sind aufmerksamer und stärker beteiligt, schreiben bessere Noten (keine Intelligenzunterschiede!)
Erläutere kulturelle Unterschiede von Bindungsmuster! Nenne eine ethnographische Studie!
Kulturelle Unterschiede von Bindungsmustern!
Individualismus
Mehr sichere Bindungsmuster
Interaktionsverhalten: vermehrter Einsatz von Spielobjekten
Kollektivismus
Mehr unsicher-vermeidende Bindungsmuster
Interaktionsverhalten: mehr Nähe & Körperkontakt
Ethnographische Studie von Otto, 2008
30 Kinder im Alter von 1 Jahr aus Kamerun (NSO)
Beobachtung der kindlichen Reaktion auf eine fremde Person in zwei Episoden
Messung des Cortisolspiegles
NSO-Kinder treffen selten auf Fremde > Simulation der ungewissen Situaiton
Bei den NSO zeigt sich eine „sichere Bindung“ durch Verhaltensweisen, die unter der westlichen Perspektive als unsichere oder sogar desorganisierte Bindung bezeichnet werden würde
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