Psychosen
treten im Rahmen von … auf
Epidemiologie
=> qualitative Veränderung unserer Wahrnehmung
„Die Psychose ist eine psychiatrische Erkrankung, die durch eine grobe Beeinträchtigung der Realitätstestung charakterisiert ist und sich typischerweise durch das Auftreten von Wahnsymptomen, Halluzinationen, desorganisierter Sprache oder desorganisiertem oder katatonem Verhalten manifestiert.“ Schimmelmann & Resch 2014
psychisch bedingten Erkrankungen
Schizophrenie, schizotype und wahnhaften Störungen (F2)
Schizophrenie (F20)
Anhaltende wahnhafte Störung (F22)
Akute vorrübergehende psychotische Störungen (F23.x)
Schizoaffektive Störungen (F25)…
affektiven Störungen (F30.2, F31.5, F32.3, F33.3)
körperlich bedingten Zuständen
Substanzmissbrauch (F1)
organischer Erkrankungen (F0)
Lebenszeitprävalenz für …
irgendeine Psychose: ca. 3-4%
Schizophrene Psychose: ca. 1%
Männer erkranken häufig früher
Adult Onset (AOS) > 18 Jahre
Early Onset (EOS) 13-18 Jahre (ca. 15%)
Very Early Onset (VEOS) < 13 Jahre (ca. 1%)
Können Sie den Verlauf von Psychosen skizzieren
Entstehung
Symptome Vulnerabilitäsphase
Symptome Prodromalphase
Verlauf psychotischer Episoden
-> prämorbid vor Erkrankungsbeginn (Negativssymptome & kogn. Defizite)
-> Erkrankungsbeginn, wenn Prodromalsymptom entsteht
=> Symptome Vulnerabilitätsphase: (meist unspezifisch)
Autismus-ähnliche Auffälligkeiten (Sozialer Rückzug, Kommunikation, Motorik)
Affekt (Emotionale Instabilität, Affektverflachung, Sozialangst)
Neuropsychologische Veränderungen (Aufmerksamkeit, IQ, ...) —> Achtung: ADHS
Kognitive Auffälligkeiten (Coping, Sprache) -> stressanfällig
=> Symptome Prodromalphase:
Störung der Konzentration und Aufmerksamkeit,
Störung von Antrieb und Motivation
Schlafstörung, Angst,
Sozialer Rückzug, Misstrauen, Irritabilität
Leistungsknick und Schule/Beruf
Derealisationserscheinungen
Kennen Sie die Symptome der Schizophrenie
AMDP-Merkamle
ICD-10 Symptome (Diagnose)
Ätiologie
Risikofaktoren (genetische, prä- & perinatal)
Auslöser
-> Diathese-Stress-Modell:
Diathese
Genetik (Neurotransmitter, Neuroanatomie)
-> Abbau grauer Substanz -> Pruning verstärkt in Prodromalphase
Schwangerschaft/Geburt
Eltern
Trauma
Copingstrategien –...
Stress
Daily Hazzles/Life Events (-> neg. veränderung im Umgang mit Stress)
Substanzen
Lebenszeitrisiko bei EZ: 48%, ZZ: 17%, Allgemeinbevölkerung: 1%
-> Studie (Gottesman, 1991) bzgl. familiärer Häufung: je weiter weg Verwandtschaftsgrad, umso geringeres Risiko = Hinweis auf genetische Komponente; onkordanz bei eineiigen Zwilligen bei 48% (am höhsten)
Geburtskomplikation: Frühgeburtlichkeit
Influenza-Infektionen während 3. Trimesters
Geburten in den Wintermonaten
=> Auslöser vor dem Hintergrund der Vulnerabilität:
Trauma bei 50-60%
Daily hazzles -> kommuliert
Life events (2.5 OR) -> können auch gute Life events sind, aber alles was das Leben verändert zählt als Risiko
Problematische intrafamiliären Kommunikation?
=> Anforderungen werden von der Person mit erhöhter Vulnerablität als Stress wahrgenommen
Warum Psychosefrüherkennung wichtig?
was sagt den Verlauf vorher (günstig vs. ungünstig)?
Window of Opportunity
Konsequenzen von Psychosen
Pro & Contra (Fazit)
Je länger DUP, desto
schwerer der Verlauf
länger die stationären Behandlungszeit
verminderter das psychosoziale Funktionsniveau
geringer ist die Lebensqualität
Remissionsrate 3-fach höher bei DUP von 3-6 Monaten vs. 6-12 Monaten; aber DUP in D: 1 Jahr
-> würde man nach 6 Monaten intervenieren, wäre es besser
DUP und DUI in der Adoleszenz dauern länger als bei Erwachsenen: Versorgungsproblem
Gerade bei EOS ist DUI weniger gut zu erkennen, da schleichende Positivsymptomatik
Fehldiagnose Adoleszentenkrise?
DUI: Duration of untreated illness (Dauer: Psychose ausgebrochen, bis man zum 1. mal Medis gibt)
DUP Duration of untreated psychosis
EOS: Early Onset
Günstig
Ungünstig
kurze DUP
aktuer Beginn
klarer Auslöser
höheres Lebensalter
hohes prämorbi. Funktionsniveau
weibliches Geschlecht
L-EE
lange DUP
schleichender Beginn
genetisches Risiko
frühes Lebensalter
geringes prämorb. Funktionsniveau
männliches Geschlecht
H-EE
-> … in Bezug auf Remission, Folgeerkrankungen, Suizidrisiko
=> Hier intervenieren!
Prodrom bei irgendeiner Psychose:
Erwachsene: 87%
Kinder und Jugendliche unklar
Prodrom bei Schizophrener Psychose
Erwachsene: 75%
Kinder und Jugendliche: 50%
=> Prodromalsymptome sind bei Kindern und Jugendlichen leider unspezifisch! Wie soll man als KJP entscheiden, ob sich eine Psychose anbahnt?!?
Schlechtere Leistungsfähigkeit in Schule, Ausbildung, Beruf
Schlechtere kognitive Leistungsfähigkeit
Arbeitslosigkeit/Frühberentung
Finanzielle und Wohnprobleme
Delinquenz
Mangelnde Sozialkontakte, Partnerprobleme, Abbruch familiärer Bindungen
Hohe Morbidität und Mortalität (25% aller Todesfälle bei der Schizophrenie durch Suizid)
Pro
Contra
DUI & DUP verkürzt
besseres Funktionsniveau
weniger Komorbiditäten
mehr soz. Unterstützung
Gefahr f. Falsch-positiv
Belastung durch Diagnose
Stigmatisierung
uunötige Medikation
Können Sie Risikofaktoren und Frühwarnzeichen von Psychosen nennen (inkl. Diagnosesysteme zur Erkennung psychosefernem und -nahem Risiko).
=> DIESE KARTE: psychosefern
-> Hochrisikophase (= früher Prodromalphase, bedeutet es wird passieren); Begriff zu Hochrisikophase geändert, weil man hat zwar ein Risiko, aber kann es noch abwenden
=> ich-dyston
Basissymptome sind subklinische und selbstwahrgenommene Störungen des Antriebs, der Stresstoleranz, des Affekts, Denk- und Sprachprobleme, der Wahrnehmung und der Motorik
Oft nicht direkt durch Andere beobachtbar
Oft wird beobachtbares Copingverhalten ausgelöst, z.B. Rückzug
Basissymptome vom Betroffenen selbst als Störung eigener Erlebnisweisen bzw. Funktionen erlebt
Phänomenologisch unterscheiden sich Basissymptome von psychischen Zuständen, die der Betroffene als Teil seines ‚normalen‘ prämorbiden Selbst betrachtet
=> COPER sagt gut vorher, dass Person später bzw. in 3-4J. Psychose entwickelt (Studie SChultze-Lutter et al., 2015)
Subskalen: Adynamie, Wahrnehmungsveränderung, Neurotizismus, Gedanken und Handlungsstörungen
Schweregradbeurteilung von Basissymptomen: Häufigkeit, Intensität, ausgelöste subjektive Belastung, Copingstrategien, ihre Auswirkungen auf Alltagsbewältigung, ...
Score ≥3 im SPI-CY
COPER-Risikokriterium (≥1 von 10 Basissymptomen) erreicht
COGDIS-Risikokriterium (≥2 von 9 Basissymptomen) erreicht
Beispielitems aus Dimension B: Wahrnehmungsveränderungen
Beschreibung: Selbstwahrgenommene und verunsichernde Einschränkung der Fähigkeit zur Unterscheidung von
aktuellen gedanklichen Vorstellungen und sensorischen Wahrnehmungen oder
reinen Phantasievorstellungen und Erinnerungen an reale frühere Erlebnisse/Erfahrungen.
Vorschläge für Fragen an Kind/Jugendlichen: Bist Du Dir manchmal nicht sicher, ob Du tatsächlich etwas siehst oder hörst oder es Dir nur einbildest?
Typische Statements: „Manchmal sehe ich etwas und bin mir dann aber kurzzeitig nicht sicher, ob ich mir das nicht nur einbilde.“
=> DIESE KARTE: psychosenahe
Ulta-High-Risk Kriterien = Alle drei
=> APS vs. BLIPS: Definiert über Schweregrad von Positivsymptomen
Attenuierte psychotische Symptome (APS)
Transiente psychotische Symptome (Brief Limited Intermittend Psychotic Symptoms: BLIPS)
State-Trait Risikofaktoren
Beziehungsideen
Eigentümliche Vorstellungen oder magisches Denken
Ungewöhnliche Wahrnehmungsereignisse
Paranoide Ideen
Eigenartige Denk- oder Sprechweise
-> schwächer
Halluzinationen
Wahn
Formale Denkstörung
grob desorganisiertes Verhalten
-> stärker
Leistungseinbruch
psychotische Störung bei Verwandten 1. Grades
Vorliegen schizotyper Persönlichkeitsstörung
Subskalen: Positiv-Symptome, Negativ-Symptome, desorganisierte Symptome, generelle Symptome
-> Positiv-Symptome
ungewöhnliche Denkinhalte/ wanhafte Ideen
Misstrauen/ Verfolgungswahn
Größenideen: z.B. besondere Begabung oder Talente (1-6 Schweregrad); von Gott für eine bestimmte Aufg. auserwählt (3-6 -> 3= mäßig)
desorganisierte Kommunikation
=> Zusammen sagen BLIPS & APS gut vorher (bis zu 4 J.)
=> GRFD (unspezifische z.B. genetische Veränderung) -> sagt allein nichts vorher
Ansätze zur Behandlung von Psychosen -> Ablauf der vorgestellten KVT-Intervention skizzieren
Stärkung protektiver sozialer und familiärer Faktoren
SKT, Stressmanagement
Bewältigungsstrategien für bereits bestehenden Basissymptome
KVT zur Behandlung von Symptomen der beginnenden Psychose
(K)VT für Komorbiditäten (Depression, Angst)
Prophylaxe
Schwierige Situationen bei Psychosebehandlung:
Misstrauen, fehlende Krankheitseinsicht
Unkonzentriertheit
Antriebsarmut
Überforderung
Angst des Therapeuten vor dem Patienten
Ablauf KVT (Manual leider nur f. Erwachsene -> trz. für Jugendliche anwendbar):
Beziehungsgestaltung/Anamnese/Diagnostik
Erarbeiten eines individuellen Erklärungsmodells -> schafft Vertrauen
Symptommanagement
-> Bsp. bei akustischen Halluzinationen: Bewältigungsstrategien
Musik hören mit Kopfhöreren
Ohrstöpsel tragen
leise mit sich selber sprechen
sich entspannen
-> Kognitive Strategien:
Entkräften der Stimmen (z.B. Gegenbeweise finden o. als Lügner entlarven; Vor- und Nachteile erarbeiten: a. Abschwächung d. Vorteile des Gehorchens & b. Stärkung der Vorteile bei nicht-Gehorchen)
Neubewertung der Stimme als Produkt des eigenen Gehirns
sokratischer Dialog (angeleitet entdecken lassen, dass Kogn. nicht günstig sind)
Bearbeitung dysfunktionaler Kognitionen
Stabil bleiben
Ziel: DUP Verkürzen & Adhärenz fördern
Klassische Neuroleptika
Sehr gute Wirksamkeit bei Positivsymptomatik
wenig Beeinflussung von Negativsymptomen
Depot-Gabe möglich
Beeinträchtigung kognitiver Funktionen
Motorische Störungen (EPS, Spätdyskinesien)
-> EPS = extrapydramidales Syndrom (= Bewegungsstörung) => Bleiben & gehen nicht weg
Atypische Neuroleptika
Gut wirksam bei Positiv- und Negativsymptomatik
wenig(er) EPS (steigt mit der Dosis)
günstige Beeinflussung der Kognition
gute Wirkung bei Therapieresistenz
Gewichtszunahme
meist keine Depot-Gabe möglich
Schizophrenie vs. Autismus
Gemeinsamkeiten:
Symptomüberschneidungen zwischen Autismus und schizophrenienahen Störungen
Sozial-kognitive Defizite (ToM)
Unterschiede:
Bei Autismus weniger exzentrisches Kontaktverhalten und eigentümlichen Überzeugungen („Magisches Denken“)
Bei Schizophrenie eher keine Sonderinteressen
Wahrnehmung sozialer Signale
Autismus: „Hypo-Metalizing“ (= nicht in andere hineinversetzen können)
Schizophrenie oder schizophrenienahen Störungen: „Hyper-Mentalizing“ (=sehr interessiert daran, was andere von mir denken)
Verlauf (entscheidendes Merkmal!): Bei schizophrenienahen Störungen bis zur Pubertät noch angepasstes Sozialverhalten und unauffällige Emotionalität (später erst hochauffällig)
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