Wissen Sie, dass die neurophysiologischen und psychischen Reifungsprozesse dynamisch sind und können hierzu Beispiele nennen
Gesunde Entwicklung/ Pubertät: Psychologische Veränderungen & Aufgaben
Veränderungen:
Wahrnehmung
Emotion
Kognition
Motivation
Aufgaben:
Identität
Unabhängigkeit
Soziale Beziehungen
Körperliche Veränderungen akzeptieren
Stufen der Pubertät:
Adrenache: Produktionsanstieg von Sexualhormonen in Nebenniere
Gondarche: Beginn des Wachstums der Gonaden (Hypothalamus: Hormon -> Hypophysenvorderlappen -> Hormon: LH & FSH)
Mädchen: Wachstum der Ovarien (Östrogene)
Jungen: Wachstum des Hodens (Testosteron)
Pubarche: Beginn Wachstum Intimbehaarung
Mädchen:
Thelarche: Beginn des Brustwachstums
Menache: Erste Regelblutung
Jungen: Spermarche: Beginn Samenproduktion
Tanner-Stadien (I-V, V= erwachsen): Stadieneinteilung v. körperl. Entwicklungsmerkmalen in der Pubertät -> Schambehaarung, Brust & männliches Genital
Hinreifung dynamisch: 5-21 J. synaptisches pruning (Abbau überschüssiger Dendriten während Reifung)
Erst Wachstum z.B. parietale graue Substanz & dann wieder Abnahme (Gehirn wird effektivier & effizienter); bei Mädchen & Jungs unterschdl. Alter je nach Lokalisation
Reifung limibische reward Areale (z.B. Striatum) & präfrontaler Kortex leicht zeitversetzt bzw. unterschdl. ausgeprägt => In der Zeit: vulnerable Risikophase
(erst mit 22/23 J. Ende der Pubertät: vollständig gereift -> Kommunikation zw. den Arealen funkioniert)
Nucleus Accumbens (Belohnung): Kinder freuen sich über alles; Adoleszenz freuen sich nur bzw. stärkere Aktivierung nur über starke Belohnung; Erwachsene geringere Aktivierung
Kennen Sie Schutz- und Risikofaktoren für psychische Störungen in der Adoleszenz
Familie
Autoritärer oder vernachlässigender Erziehungsstil (s.u.)
Familienkonflikte (z.B. Scheidung, Stieffamilie)
Psychische Belastung/Erkrankung der Eltern
„peer group“
Anschluss an sozialgestörte oder delinquente Jugendliche
Sozioökonomie/ Kultur
-> bei niedrigem sozioökonomischen Satus mehr psych. Auffälligkeiten, als bei mittlerem oder hohen Status
Armut
Arbeitslosigkeit, soziale Isolation
Migration
-> Kumulative Wirkung v. Risikofaktoren ab 4 oder mehr -> starke Hinweise f. psych. Auffälligkeiten
=> Warum bleiben manche Personen trotz Belastungen nicht krank bzw. erholen sich schnell?
Kauai-Studie (Emmi Werner und Ruth Smith 1979)
Beobachtung gesamter Kohorte der 1955 geborenen 698 Kinder über 32 Jahre in ihrer Entwicklung zu 5 MZP beobachtet
201 „Risikokinder“ (≥4 Risikofaktoren)
72 dieser Kinder wuchsen dennoch zu erfolgreichen und selbständigen Menschen heran
Protektive Faktoren in den Bereichen:
Person
Soziales Umfeld
Personelle
Fähigkeit zur Selbstregulation
Positive Selbstwahrnehmung
Positive Lebenseinstellung
Intelligenz (-> nicht immer Faktor, zu hoch auch schwierig)
Selbstwirksamkeit
Realistische Selbsteinschätzung
Aktive Bewältigungsstrategien
Soziale Kompetenz
Familiäre
Familiäre Stabilität
Sichere positive Beziehung zu mind. einem Elternteil
Autoritative und positive Erziehung
Positives Familienklima und Kohäsion
Positive Geschwisterbeziehungen
Qualität der elterlichen Beziehung
Soziale
Kontakte zu Peers
Qualität der Bildungsinstitution
Einbindung in prosoziale Gruppen
Erwachsener als Rollenmodell
Risikofaktoren: äußere Einflüsse, die die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung erhöhen (z.B. SES, kranke Eltern)
Schutzfaktoren: äußere Einflüsse, die die Wahrscheinlichkei teiner Erkrankung bei der Anwesenheit von Risikofaktoren abmildern (z.B. positives Familienklima, autoritative Erziehung, Peers)
Vulnerabilität: Anfälligkeit, psychische Erkrankung zu entwickeln (z.B. prä/perinatale Schäden, Erkrankungen)
Resilienz: Fähigkeit eines Individuums, Ressourcen erfolgreich zu nutzen, um Belastungen zu bewältigen (z.B. kognitive, soziale, emotionale Kompetenzen)
Entwicklungseinflüsse: Entwicklungsbedingte Beeinflussung von Resilienz und Vulnerabilität (z.B. Schulwechsel)
=> Resilienz als seelische Immunität:
Rutter (1933): „Father of modern Child Psychiatry“
Deprivationsstudie rumänischer Waisenkinder (1990):
165 rumänische Waisenkinder bis zu 3,5 Jahren untergebracht
Adoption durch britische Familien; Vergleich mit 52 britischen adoptierten Kinder
Dauer der Heimerfahrung sagte spätere psychische Gesundheit vorher
Aber 20% zeigten trotz langen Aufenthalts (>6 Monate) keine Auffälligkeiten
Resilienz als Resultat mehrerer unterstürzender Faktoren (nicht nur frühkindliche Bindung)
Es ist besser Kindern zu helfen, ihre Probleme zu lösen, als sie davor zu schützen: Resilienz als seelisches Immunsystem
-> Man muss das Kind auch Schwierigkeiten aussetzen => Selbstregulation stärken
Können Sie psychische Störungen benennen, deren Beginn mit der Pubertät assoziiert sind und können für diese Assoziation mögliche Gründe benennen.
-> Aus Studen/ Abb. Hauptaussagen selbstständig rausgeschrieben (????)
Studie Nationwide (Pedersen et al., 2014)
Schizophrenie, Mood disorders & substance abuse disorder bei allen ist der Peak schon sehr früh (ca. um die 20 J.) => zeigt Relavanz von KJP
Organic mental disorders beginnen jedoch erst im höheren Alter (Peak um die 80 J.)
Geschlechterunterschied bei substance disorders & mood disorders: Frauen höhere Izidenz bei mood disorders; Männer höhere Prävalenz bei substance
Studie Age at Onset of Mental Disorders Worldwide (Solmi et al., 2022):
Neurodevelopmental, anxiety, obsessive-compulsive, personality & Schizophrenie frühes Erstauftreten
Alter Erstmanifestation Angststörungen:
altersabhängige Angstinhalte
Pubertät als kritische Phase f. soziale Phobie
(Trennungsangst & spezifische Phobie früh; soziale Phobie mit ca. 14 J., Agoraphobie, Panikstörung später)
Inzidenzen bei Angststörungen & Depression bei Schulkindern (DAK Kinder- & Jugendreport, 2019):
Depression: männlich: 1,3%, weiblich 2,7%
Angststörungen: männlich: 1,6%, weiblich: 2,8%
Zentral
In emotionsrelevanten Arealen stärkere Aktivierung/Kontrast bei Jugendlichen (bei erwachsenene negativ)
Amgydala wächst in der Pubertät im Volumen (bei Männern größeres Volumen)
Peripher
Cortisol Level bei 30 Min. Stress bleibt bei Jugendlichen länger erhöht (bei Erwachsenen fällt das Cortisollevel nach ca. 30 min. wieder ab)
Höhere Prävalenzen f. Mädchen im Altersverlauf -> steigen (mit 11 J. ungefähr gleich; Mädchen: 20,2%, Jungen: 19,5 % -> bei Jungen nimmt die prävalenz eher ab)
Höchste Prävalenzen bei Mädchen im Alter von 14 (31,9%), 15 J. (32,2%), 16 J. (35,2) 17J. (30,1%) -> starker Anstieg von 13-14 J.
Waist-to-hip-ratio (WHR) für Frauen von 0,7-0,8 gesundheitsfördernd; höchste Attraktivität bei WHR = 0,7
Prävalenzen
Männer erkankten häufig früher (early Onset 13-18 J. ca. 15%) -> aufgrund Hirnentwicklung
Hirnentwicklung
Während Pubertät verstärktes Pruning, reduzierte Myelinisierung
Reduziertes Hirnvolumen im Erwachsenenalter
Cannabiskonsum
Beginn: “Je früher, je häufiger Cannabis konsumiert wird, desto höher ist das Risiko langfristig gesundheitlicher Folgen wie z.B. Depressionen, Psychosen, kognitive Defizite sowie Suchtgefährdung.“ Prof. Heidrun Thaiss (Leiterin der BZgA)
Lebenszeitprävalenz Männer höher als Frauen: 12-17 J. 12,3%; 18-25 jährige 49,3%
Metaanayse: Alter 20J. Ø; Konsumbeginn: 15J. Ø
Konsequenzen: Kong. Funktionen z.B. Lernen sign. schlechter
Social Media & Internetnutzung
65% d. 12-13 J. nutzen Internet jeden/ fast jeden Tag (6-7 J. 52% nutzen ein-/mehrmals die Woche) -> Studie von 2020
Fast jedes 12-13 jährige Kind nutzt Computer/laptop/Tablet (95 bzw. 97%)
Befragung von Mädchen & Jungen im Alter v. 12-19 J. (KIM bzw. JIM-Studie): Medienbeschäftigung in der Freizeit: 94% internet, 89% Musik hören, 78% Fernsehen, nur 32% Lesen
Gibt Empfehlung d. Suchtkommission z.B. dass vor der 5. Klasse Kinder kein eigens Smartphone besituzen sollten oder vor Schulstart nur mit analogen Mitteln lernen/spielen sollen => KIM-Studie zeigt jedoch, dass dies nicht umgesetzt wird
Diagnose: Internet Gaming Disorder (DSM-IV) oder Pathologisches Spielen (ICD-11): hohe Ähnlichkeit zu Verhaltenssüchten
-> Prävalenz in DE bei Jugendlichen (12-17 J.): 3,5% Jungenwendigkeit 2,5:1
Kennen Sie Beispiele für den Zusammenhang zwischen Erziehungsverhalten von Eltern und der psychischen Entwicklung ihrer Kinder während der Pubertät.
Erziehungsstile
Umgang mit schwierigen Sit.
Erziehungsstile (- Baumrind):
Autoritär: hohe Anforderungen und Kontrolle, Disziplin, rückweisend
Autoritativ: hohe Anforderungen und Kontrolle, Unterstützung von Autonomie, transparente Konsequenzen
Permissiv: wenig Anforderungen bei viel Wohlwollen, nachgiebig, wenig Regeln
Vernachlässigend: wenig Anforderungen und Unterstützung, nicht involviert in Entwicklung
=> Weitere Stile: Laissez-faire (keine Regeln), demokratisch (gleichberechtigt)
Bei schwierigen Situationen mit Kindern & Jugendlichen:
-> Elternunterstützung
Bibliotherapie: Elternratgeber, Aufklärungsbroschüren (z.B. BZgA)
Anlaufstellen: Vertrauenslehrer, Schulpsychologen, Erziehungsberatungsstellen, Jugendamt, ASD, KJ-Psychotherapeut
Trainingprogramme: Tripple-P, Freiheit in Grenzen, Starke Eltern-starke Kinder
-> Unterstützung Kinder/Jugendliche
Anlaufstellen: Vertrauenslehrer, Schulpsychologen, Nummer gegen Kummer, Telefonseelsorge, KJ-Psychotherapeut
Trainingprogramme: Kinder stärken!, FAUSTLOS, Gesundheit & Optimismus (GO!)
Pubertät und Erziehung: Um wessen Wohl geht es eigentlich?
Beziehung
Unzufriedenheit Erziehungsergebnis
Übertragung von Perfektionsgedanken
Hierarchie wird herausgefordert
Loslassen der Elternrolle
Kommunikation
Bereitschaft, im Dialog klüger zu werden
Chance eigenen Wertvorstellungen debattieren
Regel setzen, Strafen vermeiden
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