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07 Pubertät & Psyche - Leitfragen

MS
von Mailin S.

Wissen Sie, dass die neurophysiologischen und psychischen Reifungsprozesse dynamisch sind und können hierzu Beispiele nennen

Gesunde Entwicklung/ Pubertät: Psychologische Veränderungen & Aufgaben

Veränderungen:

  • Wahrnehmung

  • Emotion

  • Kognition

  • Motivation

Aufgaben:

  • Identität

  • Unabhängigkeit

  • Soziale Beziehungen

  • Körperliche Veränderungen akzeptieren

Neurobiologische Grundlagen

Hormonelle Veränderungen:

Stufen der Pubertät:

  • Adrenache: Produktionsanstieg von Sexualhormonen in Nebenniere

  • Gondarche: Beginn des Wachstums der Gonaden (Hypothalamus: Hormon -> Hypophysenvorderlappen -> Hormon: LH & FSH)

    • Mädchen: Wachstum der Ovarien (Östrogene)

    • Jungen: Wachstum des Hodens (Testosteron)

  • Pubarche: Beginn Wachstum Intimbehaarung

  • Mädchen:

    • Thelarche: Beginn des Brustwachstums

    • Menache: Erste Regelblutung

  • Jungen: Spermarche: Beginn Samenproduktion

  • Tanner-Stadien (I-V, V= erwachsen): Stadieneinteilung v. körperl. Entwicklungsmerkmalen in der Pubertät -> Schambehaarung, Brust & männliches Genital

Neuronale Veränderungen:

Hinreifung dynamisch: 5-21 J. synaptisches pruning (Abbau überschüssiger Dendriten während Reifung)

  • Erst Wachstum z.B. parietale graue Substanz & dann wieder Abnahme (Gehirn wird effektivier & effizienter); bei Mädchen & Jungs unterschdl. Alter je nach Lokalisation

  • Reifung limibische reward Areale (z.B. Striatum) & präfrontaler Kortex leicht zeitversetzt bzw. unterschdl. ausgeprägt => In der Zeit: vulnerable Risikophase

    (erst mit 22/23 J. Ende der Pubertät: vollständig gereift -> Kommunikation zw. den Arealen funkioniert)

  • Nucleus Accumbens (Belohnung): Kinder freuen sich über alles; Adoleszenz freuen sich nur bzw. stärkere Aktivierung nur über starke Belohnung; Erwachsene geringere Aktivierung

Kennen Sie Schutz- und Risikofaktoren für psychische Störungen in der Adoleszenz

Risikofaktoren für psychische Störungen in der Adoleszenz:

  • Familie

    • Autoritärer oder vernachlässigender Erziehungsstil (s.u.)

    • Familienkonflikte (z.B. Scheidung, Stieffamilie)

    • Psychische Belastung/Erkrankung der Eltern

  • „peer group“

    • Anschluss an sozialgestörte oder delinquente Jugendliche

  • Sozioökonomie/ Kultur

    -> bei niedrigem sozioökonomischen Satus mehr psych. Auffälligkeiten, als bei mittlerem oder hohen Status

    • Armut

    • Arbeitslosigkeit, soziale Isolation

    • Migration

-> Kumulative Wirkung v. Risikofaktoren ab 4 oder mehr -> starke Hinweise f. psych. Auffälligkeiten


=> Warum bleiben manche Personen trotz Belastungen nicht krank bzw. erholen sich schnell?

Kauai-Studie (Emmi Werner und Ruth Smith 1979)

  • Beobachtung gesamter Kohorte der 1955 geborenen 698 Kinder über 32 Jahre in ihrer Entwicklung zu 5 MZP beobachtet

  • 201 „Risikokinder“ (≥4 Risikofaktoren)

  • 72 dieser Kinder wuchsen dennoch zu erfolgreichen und selbständigen Menschen heran

  • Protektive Faktoren in den Bereichen:

    • Person

    • Familie

    • Soziales Umfeld


Protektivfaktoren:

  • Personelle

    • Fähigkeit zur Selbstregulation

    • Positive Selbstwahrnehmung

    • Positive Lebenseinstellung

    • Intelligenz (-> nicht immer Faktor, zu hoch auch schwierig)

    • Selbstwirksamkeit

    • Realistische Selbsteinschätzung

    • Aktive Bewältigungsstrategien

    • Soziale Kompetenz

  • Familiäre

    • Familiäre Stabilität

    • Sichere positive Beziehung zu mind. einem Elternteil

    • Autoritative und positive Erziehung

    • Positives Familienklima und Kohäsion

    • Positive Geschwisterbeziehungen

    • Qualität der elterlichen Beziehung

  • Soziale

    • Kontakte zu Peers

    • Qualität der Bildungsinstitution

    • Einbindung in prosoziale Gruppen

    • Erwachsener als Rollenmodell


Einflussfaktoren auf die psychische Entwicklung:

  • Risikofaktoren: äußere Einflüsse, die die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung erhöhen (z.B. SES, kranke Eltern)

  • Schutzfaktoren: äußere Einflüsse, die die Wahrscheinlichkei teiner Erkrankung bei der Anwesenheit von Risikofaktoren abmildern (z.B. positives Familienklima, autoritative Erziehung, Peers)

  • Vulnerabilität: Anfälligkeit, psychische Erkrankung zu entwickeln (z.B. prä/perinatale Schäden, Erkrankungen)

  • Resilienz: Fähigkeit eines Individuums, Ressourcen erfolgreich zu nutzen, um Belastungen zu bewältigen (z.B. kognitive, soziale, emotionale Kompetenzen)

  • Entwicklungseinflüsse: Entwicklungsbedingte Beeinflussung von Resilienz und Vulnerabilität (z.B. Schulwechsel)


=> Resilienz als seelische Immunität:

  • Rutter (1933): „Father of modern Child Psychiatry“

  • Deprivationsstudie rumänischer Waisenkinder (1990):

    • 165 rumänische Waisenkinder bis zu 3,5 Jahren untergebracht

    • Adoption durch britische Familien; Vergleich mit 52 britischen adoptierten Kinder

    • Dauer der Heimerfahrung sagte spätere psychische Gesundheit vorher

    • Aber 20% zeigten trotz langen Aufenthalts (>6 Monate) keine Auffälligkeiten

    • Resilienz als Resultat mehrerer unterstürzender Faktoren (nicht nur frühkindliche Bindung)

  • Es ist besser Kindern zu helfen, ihre Probleme zu lösen, als sie davor zu schützen: Resilienz als seelisches Immunsystem

    -> Man muss das Kind auch Schwierigkeiten aussetzen => Selbstregulation stärken


Können Sie psychische Störungen benennen, deren Beginn mit der Pubertät assoziiert sind und können für diese Assoziation mögliche Gründe benennen.

-> Aus Studen/ Abb. Hauptaussagen selbstständig rausgeschrieben (????)

Pubertät & psychische Störungen:

  • Studie Nationwide (Pedersen et al., 2014)

    • Schizophrenie, Mood disorders & substance abuse disorder bei allen ist der Peak schon sehr früh (ca. um die 20 J.) => zeigt Relavanz von KJP

    • Organic mental disorders beginnen jedoch erst im höheren Alter (Peak um die 80 J.)

    • Geschlechterunterschied bei substance disorders & mood disorders: Frauen höhere Izidenz bei mood disorders; Männer höhere Prävalenz bei substance

  • Studie Age at Onset of Mental Disorders Worldwide (Solmi et al., 2022):

    • Neurodevelopmental, anxiety, obsessive-compulsive, personality & Schizophrenie frühes Erstauftreten

Angststörungen:

  • Alter Erstmanifestation Angststörungen:

    • altersabhängige Angstinhalte

    • Pubertät als kritische Phase f. soziale Phobie

    • (Trennungsangst & spezifische Phobie früh; soziale Phobie mit ca. 14 J., Agoraphobie, Panikstörung später)

  • Inzidenzen bei Angststörungen & Depression bei Schulkindern (DAK Kinder- & Jugendreport, 2019):

    • Depression: männlich: 1,3%, weiblich 2,7%

    • Angststörungen: männlich: 1,6%, weiblich: 2,8%

Affektive Störungen:

  • Zentral

    • In emotionsrelevanten Arealen stärkere Aktivierung/Kontrast bei Jugendlichen (bei erwachsenene negativ)

    • Amgydala wächst in der Pubertät im Volumen (bei Männern größeres Volumen)

  • Peripher

    • Cortisol Level bei 30 Min. Stress bleibt bei Jugendlichen länger erhöht (bei Erwachsenen fällt das Cortisollevel nach ca. 30 min. wieder ab)

Essstörungen:

  • Höhere Prävalenzen f. Mädchen im Altersverlauf -> steigen (mit 11 J. ungefähr gleich; Mädchen: 20,2%, Jungen: 19,5 % -> bei Jungen nimmt die prävalenz eher ab)

  • Höchste Prävalenzen bei Mädchen im Alter von 14 (31,9%), 15 J. (32,2%), 16 J. (35,2) 17J. (30,1%) -> starker Anstieg von 13-14 J.

  • Waist-to-hip-ratio (WHR) für Frauen von 0,7-0,8 gesundheitsfördernd; höchste Attraktivität bei WHR = 0,7

Psychosen:

  • Prävalenzen

    • Männer erkankten häufig früher (early Onset 13-18 J. ca. 15%) -> aufgrund Hirnentwicklung

  • Hirnentwicklung

    • Während Pubertät verstärktes Pruning, reduzierte Myelinisierung

    • Reduziertes Hirnvolumen im Erwachsenenalter

Sucht:

  • Cannabiskonsum

    • Beginn: “Je früher, je häufiger Cannabis konsumiert wird, desto höher ist das Risiko langfristig gesundheitlicher Folgen wie z.B. Depressionen, Psychosen, kognitive Defizite sowie Suchtgefährdung.“ Prof. Heidrun Thaiss (Leiterin der BZgA)

    • Lebenszeitprävalenz Männer höher als Frauen: 12-17 J. 12,3%; 18-25 jährige 49,3%

    • Metaanayse: Alter 20J. Ø; Konsumbeginn: 15J. Ø

    • Konsequenzen: Kong. Funktionen z.B. Lernen sign. schlechter

  • Social Media & Internetnutzung

    • 65% d. 12-13 J. nutzen Internet jeden/ fast jeden Tag (6-7 J. 52% nutzen ein-/mehrmals die Woche) -> Studie von 2020

    • Fast jedes 12-13 jährige Kind nutzt Computer/laptop/Tablet (95 bzw. 97%)

    • Befragung von Mädchen & Jungen im Alter v. 12-19 J. (KIM bzw. JIM-Studie): Medienbeschäftigung in der Freizeit: 94% internet, 89% Musik hören, 78% Fernsehen, nur 32% Lesen

    • Gibt Empfehlung d. Suchtkommission z.B. dass vor der 5. Klasse Kinder kein eigens Smartphone besituzen sollten oder vor Schulstart nur mit analogen Mitteln lernen/spielen sollen => KIM-Studie zeigt jedoch, dass dies nicht umgesetzt wird

    • Diagnose: Internet Gaming Disorder (DSM-IV) oder Pathologisches Spielen (ICD-11): hohe Ähnlichkeit zu Verhaltenssüchten

      -> Prävalenz in DE bei Jugendlichen (12-17 J.): 3,5% Jungenwendigkeit 2,5:1

Kennen Sie Beispiele für den Zusammenhang zwischen Erziehungsverhalten von Eltern und der psychischen Entwicklung ihrer Kinder während der Pubertät.

  • Erziehungsstile

  • Umgang mit schwierigen Sit.


Erziehungsstile (- Baumrind):

  • Autoritär: hohe Anforderungen und Kontrolle, Disziplin, rückweisend

  • Autoritativ: hohe Anforderungen und Kontrolle, Unterstützung von Autonomie, transparente Konsequenzen

  • Permissiv: wenig Anforderungen bei viel Wohlwollen, nachgiebig, wenig Regeln

  • Vernachlässigend: wenig Anforderungen und Unterstützung, nicht involviert in Entwicklung

=> Weitere Stile: Laissez-faire (keine Regeln), demokratisch (gleichberechtigt)


Zusammenhang Erziehungsstile & psychischer Entwicklung Kinder


Bei schwierigen Situationen mit Kindern & Jugendlichen:

-> Elternunterstützung

  • Bibliotherapie: Elternratgeber, Aufklärungsbroschüren (z.B. BZgA)

  • Anlaufstellen: Vertrauenslehrer, Schulpsychologen, Erziehungsberatungsstellen, Jugendamt, ASD, KJ-Psychotherapeut

  • Trainingprogramme: Tripple-P, Freiheit in Grenzen, Starke Eltern-starke Kinder

-> Unterstützung Kinder/Jugendliche

  • Anlaufstellen: Vertrauenslehrer, Schulpsychologen, Nummer gegen Kummer, Telefonseelsorge, KJ-Psychotherapeut

  • Trainingprogramme: Kinder stärken!, FAUSTLOS, Gesundheit & Optimismus (GO!)


Pubertät und Erziehung: Um wessen Wohl geht es eigentlich?

  • Beziehung

    • Unzufriedenheit Erziehungsergebnis

    • Übertragung von Perfektionsgedanken

    • Hierarchie wird herausgefordert

    • Loslassen der Elternrolle

  • Kommunikation

    • Bereitschaft, im Dialog klüger zu werden

    • Chance eigenen Wertvorstellungen debattieren

    • Regel setzen, Strafen vermeiden


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Mailin S.

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