Erläutere die Entwicklung des Selbsterkennens bis ins Vorschulalter!
0 – 3 Monate:
3 Monate alte Säuglinge präferieren Videos mit Gesichtern von fremden Kindern
8 – 15 Monate:
Gedächtniskapazität erlaubt Objektpermanenz, es zeigt sich erste Selbstpermanenz > Interaktion mit dem Spiegelbild
15 - 18 Monate:
Selbsterkennung gelingt > Rouge / Spot on the Nose Test
18 – 36 Monate:
Sprachentwicklung: Benennung mit dem eigenen Namen, Benutzung von Personalpronomina
Selbstbezogene Emotionen entstehen (z.B. Scham)
Vorschulalter:
Erzählungen über die eigene Person, autobiografisches Gedächtnis > Wahrnehmung des Selbst als überdauernd
Erläutere den Rouge-Test!
Klassische Erhebungsmethode: Rouge-Test (1972)
Verhalten gegenüber dem eigenen Spiegelbild
Kinder um ca. 18 Monate erkennen den Punkt an sich selbst
Zeitpunkt des visuellen Erkennens wird als ein wichtiger Punkt in der Selbsterkennung angesehen
Aber: andere Studien mit Säuglingen zeigen etwas frühere Differenzierungen zwischen sich selbst und anderen!
-> Wussten Sie, dass auch manche Tiere den Rouge-Test bestehen?
Wie lässt sich das Selbst unterteilen?
Das Selbst unterteilt sich in:
Selbstkonzept:
Wissen um das, was die eigene Person ausmacht, z.B. Eigenschaften, Interessen, Fähigkeiten
kognitiv-deskriptive Komponente
Selbstwert:
Bewertung der eigenen Person oder von Aspekten, die die eigene Person ausmachen
Affektiv-evaluative Komponente
Gehe näher auf das Selbstkonzept ein!
Das Selbstkonzept
Kognitiv-deskriptive Komponente des Selbst
Wissen um das, was die eigene Person ausmacht, z.B. Eigenschaften, Interessen, Fähigkeiten, Gewohnheiten
Beinhaltete biographische, gegenwärtige und zukünftige Selbstbeschreibungen
Erläutere das hierarchische Selbstkonzeptmodell nach Shavelson, Hubner & Stanton!
Das hierarchische Selbstkonzeptmodell nach Shavelson, Hubner & Stanton (1976)
Das Selbstkonzept…
Ist ein strukturiertes Gefüge selbstbezogener Informationen
Ist mehrdimensional
Ist hierarchisch organisiert
Ist relativ stabil > abnehmende Stabilität mit abnehmender Hierarchie
Differenziert sich im Laufe der Entwicklung aus
Die objektiven Schulleistungen (z.B. Noten) hängen positiv zusammen mit dem
Globalen Selbstkonzept (r = .21)
Schulischen Selbstkonzept (r = .42)
Fachspezifischen Selbstkonzept (r 0 .70)
-> Das bedeutet zweierlei!
Erläutere das informationstheoretische Modell des Selbstkonzepts nach Filipp!
Das Informationstheoretische Modell des Selbstkonzepts nach Filipp (1979, 1984)
Das Selbstkonzept ist Ergebnis der Verarbeitung selbstbezogener Informationen
Der Mensch ist an seiner Bildung „aktiv“ beteiligt
Quellen selbstbezogenen Wissens: interne Prozesse, aber auch Verhalten & Äußerungen anderer
Quellen selbstbezogenen Wissens: Prädikatenzuweisungen
Direkt (z.B. verbal)
Indirekt (Interpretation des Verhaltens anderer)
Komparativ (Vergleiche mit anderen)
Reflexiv (Information aus Selbstbeobachtung)
Ideational (über sich selbst nachdenken)
Die Nutzung der Quellen des selbstbezogenen Wissens ist entwicklungsabhängig!
Erläutere das Selbstkonzept im Vorschulalter!
Das Selbstkonzept im Vorschulalter:
Unstrukturiert und undifferenziert
Bezieht sich auf konkrete und beobachtbare Selbstaspekte
Unipolare Sichtweise: entweder freundlich oder gemein
Unrealistisch positiv, Überschätzung der eigenen Fähigkeiten
Vorrangig bezogen auf: physische (Aussehen), soziale (Geschwister), psychische (ich kann schon…) Eigenschaften, sowie Aktivitäten (Hobbys)
Erläutere das Selbstkonzept im Übergang von Vorschul- zu Schulalter!
Übergang Vorschul- zu Schulalter:
Soziale Vergleiche als Quelle für selbstbezogenes Wissen spielen eine immer größere Rolle
Bereits im Vorschulalter, jedoch nur bei vertrauten Aktivitäten, und anhand eines einfachen Gütemaßstabs
Leistungsbezogene Vergleiche treten im Schulalter in den Vordergrund
Lehrerverhalten spielt hier eine wichtige Rolle
Vorschul- zu Schulalter: Übergang von offenen zu subtilen Formen von Leistungsvergleichen
Erläutere das Selbstkonzept im Schulalter!
Das Selbstkonzept im Schulalter:
Eine wichtige Rolle bei leistungsbezogenen Vergleichen spielt die jeweilige Bezugsnormorientierung, vor allem:
Individuelle Bezugsnorm (internal, Vergleich mit der eigenen Leistung)
Soziale Bezugsnorm (external, Vergleich mit der Leistung anderer)
Wird langsam strukturierter, kohärenter und balancierter
Bezieht sich auf konkrete und immer abstrakter werdende Selbstaspekte
Unipolare Sichtweise verschwindet langsam, Kinder können positive und negative Selbstbeurteilungen integrieren
Selbstüberschätzung langsam nimmt ab
Erläutere das Selbstkonzept im Jugendalter!
Das Selbstkonzept im Jugendalter
Oft bezeichnet als: „Jugendlicher Egozentrismus“
Eigenes Erleben rückt in den Mittelpunkt > erhöhte Selbstaufmerksamkeit
Aber auch: es wird starke Aufmerksamkeit von anderen wahrgenommen
Erhöhte Selbstreflexion, nachdenken über sich selbst
Fortschreitende Differenzierung und Integration verschiedener Facetten des eigenen Selbst
Im Mittelpunkt steht die Suche nach dem „wahren oder dem richtigen Ich“
Diese Suche kennzeichnet eine der zentralen Entwicklungsaufgaben des Jugendalters – die Identitätsfindung
Identität: psychoanalytisch geprägter Begriff
Erläutere die eigene Identität!
Identität
Die eigene Identität – Wer bin ich?
Das Bilden einer eigenen Identität im Jugendalter wurde bereits bei Erikson (1950) in den Vordergrund gerückt
5. Phasen: identity vs. role confusion
James Marcia (1966)
Auf Erikson aufbauend
Identitätsfindung im Jugendalter > vier Identitätsstadien
Zwei Dimensionen:
Auftreten einer Krise & Auseinandersetzung damit
Kein vorgegebener Ablauf, aber klassische Verläufe
Wechseln ist möglich
Kritik: wertend und kulturabhängig!
Erläutere die Entwicklung des Selbstwert bis ins Jugendalter!
Der Selbstwert
Entwicklung
Bis zum Eintritt in die Schule
Bewertung der eigenen Fähigkeiten unrealistisch positiv
Keine Geschlechtsunterschiede
Nach Schuleintritt
Orientierung an Fremdurteilen, Vergleiche mit anderen
Negatives Feedback wird integriert und nicht mehr ausgeblendet
Folge: Der Selbstwert in der späten Kindheit fängt an abzusinken
Jugendalter
Zunehmende Differenzierung des Selbstkonzepts ermöglicht das Wahrnehmen von Schwächen und Stärken
Auch in Abhängigkeit von sozialen Situationen
Tiefpunkt im Jugendalter
Wenn divergente Informationen und Repräsentationen des Selbst integriert werden können, stabilisiert sich der Selbstwert wieder
Geschlechtsunterschiede: Selbstwert der Mädchen < Jungen
Erläutere Geschlechsunterschiede bei den Sorgen Jugendlicher!
Geschlechtsunterschiede bei den Sorgen Jugendlicher
Erläutere verschiedene Verlaufstypen im Jugendalter!
Identifikation von verschiedenen Verlaufstypen im Jugendalter
Längsschnitt
N = 1160
Was beeinflusst den Selbstwert?
Warmes, unterstützendes und liebevolles Erziehungs- und Familienklima (Baumrind!)
Bewertung und Anerkennung durch die Eltern, später auch durch Freunde
Fähigkeitsbezogene Attribuierung durch andere Personen (Lehrer!)
Selbstreflexive Prozesse (z.B. Vergleiche)
Modelle
Welche Rolle spielt der Selbstwert bei der psychischen Entwicklung?
Ein hoher SW ist verbunden mit
Viel positiven Affekten
Viel Selbstwirksamkeitserwartungen
Wenig negativen Affekten
Wenig psychischen Problemen
Aber: Hoher SW bei delinquentem und aggressivem Verhalten > abhängig vom Anfangsniveau und der Stabilität
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