V08 PB & Suizid

Anfangsphase

Sprechstunde & Probatorik

• Infos für Antrag (PTV 3) sammeln über:

  • Probleme (Diagnose)

  • Motivation (Therapiemotivation)

  • Kompetenzen & Ressourcen (Therapieplanung)

• Beziehung aufbauen

Bericht an den Gutachter

1. Angaben zur Person - Symptomatik & psychischer Befund

   • Symptomatik mit Schwere & Verlauf (ggf. Angaben von Eltern/Bezugspersonen & Infos aus Schule)

   • Auffälligkeiten bei Kontaktaufnahme, Interaktion & im Erscheinungsbild

   • Psychischer Befund

   • Krankheitsverständnis des Pat. (ggf. der Bezugsperson)

   • Ergebnisse psychodiagnostischer Testverfahren

   —> geben Hinweise auf vorläufige Diagnose

1. Angaben zur Störung - Diagnose zum Zeitpunkt der Antragsstellung

   • ICD-10-Diagnose/n mit Diagnosesicherheit

   • Psychodynamische bzw. neurosenpsychologische Diagnose (TP, AP)

   • ggf. differenzialdiagnostische Angaben

Standardisierte Zusammenfassung aller festgestellten psychopathologischen Auffälligkeiten

(Übersetzung des subjektiven Berichts in objektivierbare Kriterien)

• AMDP = Glossar zur Standardisierung psychopathologischer Symptome

Ziele:

• Zuordnung/ Übersetzung der erhobenen Informationen zu definierten Symptomen (s. oben)

• Grundlage zur Einschätzung der aktuellen Symptomatik & Diagnosestellung

• Einheitliche Sprachregelung zur deskriptiven Beschreibung von Symptomen

• Hilfe zur Trennung von Symptom, Syndrom & Diagnose

Rating-Bögen:

1. psychischer Befund

2. somatischer Befund

3. Anamnese

—> Angaben zum Schweregrad (0-3) & Beurteiler (S/F)

AMDP passt nicht 100% in KJP Bereich, daher CASCAP(-D)

• erfasst wichtigsten Merkmale psych. Störungen im KiJu mit 13 Modulen:

• Einsatzbereich: Erstuntersuchung, Verlaufskontrolle & Abschlussuntersuchung

• Klinische Beurteilung der psychopathologischen Merkmale (Symptome) durch klinische Exploration 1) des Patienten, 2) der begleitenden Bezugsperson sowie 3) Beobachtungen des Diagnostikers in der Untersuchungssituation

Interaktion

• Scheu/ unsicher (sF): z.B. Erröten, mangelnder Blickkontakt, fühlt sich unwohl, redet mit leiser stockender Stimme

  “Bist Du schüchtern o. wirst Du leicht unsicher?”

• Mangel an sozialer Gegenseitigkeit/ Kommunikation (F): z.B. kann nicht in wechselseitigen Austausch mit Menschen treten; kann Blickkontakt, Körperhaltung, Gestik etc. nicht zur Regulation soz. Interaktion verwenden; z.B. kein Bewusstsein für das Wort “Freund”, daher auch Fremdbeurteilung (stark: kann auf einfachste Ansprache nicht adäquat reagieren & man kann keinensituationsangemessenen Kontakt aufbauen)

Aktivität & Aufmerksamkeit

• gesteigerte körperliche Aktivität (sF): z.B. altersunangemessener Bewegungsdrang (fein & grobmotorisch), der sich durch Verbote nicht beeinflussen lässt (stark: steht trotz Begrenzungsversuchen im Unterricht ständig auf & stört)

Essverhalten

• selbst herbeigeführter Gewichtsverlust (SF): z.B. Reduktion des Gewichts durch verminderte NAhrungsaufnahme o. Erbrechen/ a

  Abführen (stark: wenn klinische Behandlungsnotwendigkeit besteht)

Denken & Wahrnehmen

• Halluzinationen (Sf): Sinneswahrnehmungen, die echt wirkt OHNE äußere Reize (stark: dauernd vorhanden & kann nicht ubterdrückt werden)

Gedächtnis, Orientierung & Bewusstsein

• Orientierungsstörungen (sF): kann zu Zeit, Ort, Situation o. zur eigenen Person keine o. nur unvollständige Angaben machen (stark: mind. vollständig ausgeprägt in einem Bereich)

Andere

• Suizidgedanken (Sf): Todeswünsche, Absichten & Pläne

• suizidale Handlungen (SF): alle Vorbereitungen/ Versuche sich das Leben zu nehmen (stark: konnte nur durch Dritte verhindert werden)

Suizidalität

gesamter Bereich an Suizidgedanken, -ankündigungen, -pläne, -versuche

= Symptom, keine Diagnose. o. Syndrom - kann kodiert werden

• akut: konkrete Suizidabsicht o. drängende Suizidgedanken mit drohender Suizidhandlung & zur Verfügung stehende Mittel

• chronisch: kontinuierlich vorhandene Suizidgedanken mit o. ohne Suizidversuch

  • Schweregrad wird bestimmt durch äußere Umstände:

    1. hoch: subjektive Einschätzung der Methode als tödlich o. Mittel objektiv gefährlich

    2. mittel: subjektive Einschätzung der Methode als gefährlich, aber nicht tödlich

    3. gering: subjektive Einschätzung der Methode als wenig gefährlich

    —> Jugendliche sind sich nicht immer im Klaren wie gefährlich die Methode ist

1. Suizid: willentlich & im Bewusstsein der Irreversibilität des Todes selbst herbeigeführte Beendigung des Lebens

2. Suizidversuch: jede selbstinitiierte Verhalten, bei welchem man erwartet, dass die getroffene Maßnahme zum Tode führt

3. Suizidgedanken: Gedanken, das eigene Leben durch eigenes Handeln zu beenden

4. Suizidplan: konkrete Methode, mit der das Individuum plant, sich umzubringen

5. Suiziddrohungen: verbale Äußerungen o.Handlungen, bei denen suizidales Verhalten angekündigt wird, ohne dass die Intention besteht, dies auch durch einen Handlungsimpuls in die Tat umzusetzen

6. Parasuizidalität: selbstschädigende Handlungen mit nichttödlichem Ausgang mit dem Ziel durch die Konsequenzen Veränderungen zu bewirken

—> nicht zur Suizidalität gehört jegliches Verhalten ohne Intention zu sterben; Sonderfall: Parasuizidalität

• 2021: keine Suizide < 10 J.; deutlicher Anstieg mit Pubertät

• 2007/2008: 39% berichten von Suizidgedanken & 9% von Suizidversuchen

• bei 15-19j. Suizid als zweithäufigsteTodesursache

• Geschlechterunterschiede:

  • Suizidgedanken/-versuche bei Mädchen 2-3x häufiger

  • vollendete Suizide beiJungen 2x häufiger

Akute personale Faktoren

• distanziert sich nicht von Suizididee

  —> weiterhin drängende Suizidgedanken

• konkreter Suizidplan

• keine Perspektiven - hoffnungslos

• reagiert gereizt-aggressiv o. agitiert - kein tragfähiges Gespräch

Eigenanamnestische Faktoren des Pat.

• frühere Suizidversuche (bester Prädiktor)

• Verlust einer bedeutungsvollen Person

• Fehlen von Sozialkontakten

• psychiatrische Erkrankungen

Spezifische Merkmale der suizidalen Handlung

• Suizidversuche wurden in Isolation ausgeführt

• Maßnahmen im Vorhinein z.B. Zeitpunkt macht Entdecken unwahrscheinlich

• genauer Plan

• Abschiedsbrief

• “harte Methode”

Gleichzeitige Belastungsfaktoren & familiäranamnestische Aspekte

• z.B. Belastungen im Bereich Liebe/Sexualität o. Leistungsdruck

• körperliche Erkankung (weil es nicht einfach verschwindet)

• Gewalt & Drogenmissbrauch

• geringe elterliche Bindung o. ungelöste Familienkonflikte

Diagnostik

derzeit noch keine validen Tests zur Abschätzung suizidalen Verhaltens bei KiJu

—> Einschätzung nach pers. Gespräch durch erfahrene Fachkraft

—> es können Fragebögen o. Interviews zur Hilfe genommen werden

• Interview: Self-Injurious Thoughts and Behaviors Interview (SITBI)

• Fragebogen: Self-Harm Inventory (SHI)

Gesprächsführung

Maßnahmen bei Suizidversuch

Maßnahmen bei nicht akuter Suizidalität

im ambulanten Setting

• Pat. bei Abwesenheit kontaktieren

• Vereinbarung über gegenseitige Erreichbarkeit

• Notfallkette erstellen

• Medikamentenmanagement

• Nicht-Suizid-Vertrag

  1. Selbstverpflichtung (personalisiert)

  2. Zeitkomponente wichtig (z.B. bis zur nächsten Sitzung)

  3. Pat. soll auf Anzeichen/ Trigger achten

  4. Pat. soll Skills einsetzen

  5. Notfallnummern

  6. Datum & Unterschrift