Arterielle Hypertonie
Synonym: Bluthochdruck
Definition: eine kardiovaskuläre Erkrankung mit systolischem Blutdruckwert ≥ 140mmHg und/oder diastolischem Blutdruckwert von ≥ 90 mmHg
eigenständige Krankheitsentität sowie bedeutender Risikofaktor
häufigste internistische Erkrankung sowie häufigste Herzkreislaufkrankheit
Prävalenz in Mitteleuropa: 40-50% (ca. 50% der Hypertoniker*innen wissen nichts von ihrem erhöhten Blutdruck)
Ätiologie:
Sekundärer Hochdruck (10%)
eine Hypertonie, die als Folge einer anderen Grunderkrankung auftritt, bzw. von nachweisbaren Faktoren ausgelöst wird:
bei Nierenerkrankungen , endokrine Erkrankungen, Schwangerschaftshypertonie, Gefäßerkrankungen (z.B. Aortenstenose)
Primärer Hochdruck (90%)
eine Hypertonie, die ohne erkennbare sekundäre Ursachen entsteht (auch essentielle oder idiopathische Hypertonie genannt)
Risikofaktoren:
genetische Faktoren, unehmendes Alter, Rauchen, Adipositas, Bewegungsmangel, Stress, Insulinresistenz, hoher Kochsalzkonsum, hoher Alkoholkonsum
Therapie:
Basistherapie : Lebensstiländerung , Medikamentöse Therapie: Stufentherapie (bevorzugt) oder Mehrfachtherapie
Prognose:
Therapie muss meist lebenslang fortgeführt werden
bei konsequenter und regelmäßiger Einnahme kann das Risiko für Folgeerkrankungen deutlich gesenkt werden→erhebliche Steigerung der Lebenserwartung
Metabolische Syndrom
Synkope
Synkope: kurze, reversible Bewusstlosigkeit infolge Störung der Gehirndurchblutung Ursachen:
Reflexvermittelt = Vasovagale Synkope = neurogene Synkopen
Verminderung des Sympathikus (Dilatation der Blutgefäße)
Aktivierung des Parasympathikus (Verlangsamung der Herzfrequenz)
Vaskulär bedingt (z.B. orthostatische Synkope (s.o.), Stenosen, Subclavian-Steal-
Syndrom)
Kardiovaskuläre Synkope (bei Herz-/Lungenerkrankungen z.B. Arrhythmien, Kardiomyopathien, Aortenstenose)
Medikamenten-induziert
Psychogene/ Emotions-Synkopen:
Die Emotionssynkope ist eine Form der Synkope, genauer gesagt gehört sie zur Gruppe der vasovagalen Synkopen. Ausgelöst wird sie durch Aufregung bzw. starke Emotionen wie Angst oder Ekel
Artiossklerose
Koronare Herzkrankheit (KHK)
Synonyma: Ischämische Herzkrankheit, koronare Herzkrankheit, Koronarsklerose
Definition: KHK ist die Manifestation der Arteriosklerose an den Herzkranzgefäßen
Folge sind blutflusslimitierende Koronarstenosen
Koronarinsuffizienz (Missverhältnis zwischen Sauerstoff- angebot und -verbrauch
Sauerstoffmangel im Herzmuskel führt zu Symptomen
Epidemiologie:
Prävalenz in Deutschland: 3,7% Frauen, 6% Männer (1,5 Mio. Frauen und 2,5 Mio. Männer)
stark altersabhängig (unter 45J.: < 1%; > 75J.: Frauen 16%, Männer 24%
85% der Patienten, die an der KHK versterben sind > 65 J.
Lebenszeitprävalenz: m = 30%, w = 15%
20% aller Todesfälle in Deutschland durch KHK und Herzinfarkt verursacht (ca. 130.000/Jahr)
Pathogenese:
Einengung der Koronargefäße durch
Einlagerung von Fett-/Schaumzellen in das Endothel der Arterien (Gefäßwand)
Entstehung von feinen Rissen und Entzündungen der Gefäßwand
Einlagerung von Bindegewebe und Kalk (Plaque-Bildung)
Zunehmende Einengung der Gefäße (→Stenose)
Gefahren: Abriss der Plaques, Bildung von Blutgerinnseln mit vollständigem Verschluss der Gefäße (Herzinfarkt
Symptome
stabile Angina pectoris (40% der Erstmanifestation):
Thoraxschmerz (retrosternal) unter körperlicher und psychischer Belastung, ausstrahlend in die linke Brust und den linken Arm, Angst, Schmerzen auch im Rücken, Oberbauch, Hals möglich
- Dauer 5 –15 min (mit Nitro-Einnahme: 1 –2 min)
akutes Koronarsyndrom („ACS“) (50% der Erstmanifestation):
instabile Angina pectoris: zunehmende Schwere der Schmerzen, auch in Ruhe
Herzinfarkt: -STEMI (ST-Streckenhebungsinfarkt mit Anstieg von Troponin T)
-NSTEMI (non ST-Streckenhebungsinfarkt mit Anstieg von Troponin T)
Plötzlicher Herztod (10% der Erstmanifestation) (Kammerflimmern, Asystolie)
Schwäche, reduzierte Belastbarkeit durch ischämische Herzmuskelschädigung (Herzinsuffizienz)
Herzrhythmusstörungen
Nicht beeinflussbar: Alter, Geschlecht, Vererbung
Somatisch: Rauchen, Ernährungsabhängig , Körperliche Inaktivität
Psychosoziale: Chronische Stressbelstung, Soziale Isolation, Depression/Angst, Sozioökonomische Benachteiligung
Nicht-medikamentöse Therapie = Reduktion der Risikofaktoren
Medikamentös: Antithrombotische Therapie (Blutgerinnungshemmung, Verhinderung von
Herzinfarkt), Antiischämische Therapie (Erweiterung der Blutgefäße,Reduktion des Sauerstoffverbrauches), Revaskularisation (Herzkatheter, Aorto-koronarer Bypass) , Herztransplantation, Herzkatheteruntersuchung
Lebenserwartung und Lebensqualität reduziert, Arteriosklerose anderer Organe
Komborbidität : Psychische Erkrankungen:
Angststörungen
Posttraumatische Belastungsstörungen
Depression
Wechselwirkung: Depression und KHK
20% der KHK-Patient*innen entwickeln eine behandlungsbedürftige Depression
Depression erhöht das Risiko an einer KHK zu erkranken (Odds Ratio: 1,6 –1,9)
Depression führt zu ungünstigem Verlauf/Prognose der KHK (Odds Ratio: 1,6 –2,4)
Bei gleichzeitiger Depression erhöht sich die Mortalität der KHK um das 2-3fache
Herzinfakt
Synonyma: Myokardinfarkt, Herzmuskelinfarkt
Definition: Akuter Myokardinfarkt = akuter Untergang von Herzmuskelgewebe
Ursache: hochgradige Stenose oder akuter Verschluss einer Koronararterie (KHK)
Verschluss durch:
Ablösung eines Plaque (oder Riss der Intima)
Blutgerinnsel Bildung (Thrombus = Koronarthrombose)
selten: Koronarembolie, Spasmen der Koronargefäße)
Inzidenz: 3/1.000 pro Jahr in Deutschland (280.000/Jahr, 90.000 davon versterben), Vergleich: 1/1.000 pro Jahr Schweden, Belgien
Rauchen,Psychosoziale Faktoren, Adipositas, Hypertonus, Ernährung, Diabetis, Alkohol
Psychosoziale Risikofaktoren:
Akute Risikofaktoren
plötzliche, schicksalhafte Lebensereignisse, heftige Ärger-Ereignisse, akutes emotionales Arousal
Episodische Risikofaktoren
Partnerschaftskonflikte, Probleme am Arbeitsplatz (z.B. Stress), Depression
Chronische Risikofaktoren
niedriger sozialer Status , bestimmte Persönlichkeitsmuster: soziale Inhibition, negative Affektivität, aversive Kindheitserfahrungen→„psychotoxische Konstellation“
Symptome:
Vernichtender Brustschmerz (Angina pectoris), akut!, ggf. Ausstrahlung in den linken Arm, Hals, Unterkiefer, Rücken oder Oberbauch
Angst (Todesangst), Schwäche, Begleitsymptome: Übelkeit, Schwindel, Herzrhythmusstörungen, Blutdruckabfall
Diagnostik: Labor (Troponin-Anstieg, CKMB-Anstieg) ▪ EKG-Veränderungen (STEMI, NSTEMI)
Therapie: Akuttherapie, Revaskularisiernde Therapie, Reinfarktprophylaxe, Rehabilitation
Frühkomplikationen: Herzrhythmusstörungen (u.a. Kammerflimmern), Linksherzinsuffizienz
Spätkomplikationen (nach 48h): Herzwandaneurysma (Aneurysma = Ausbuchtung), Herzbeutelentzündung (Perikarditis), Herzinsuffizienz, Herzrhythmusstörungen
Prognose
30-40% überleben die ersten 48h nicht (2/3 sterben vor Klinikaufnahme)
ca. 5% sterben während des Krankenhausaufenthaltes
5-10% der Patient*innen sterben innerhalb der folgenden 2 Jahre an einem plötzlichen
Herztod
Psychosoziale Aspekte KHK
Psychosoziale Risikofaktoren des Herz-Kreislaufsystems wirken atherogen und ereignisauslösend
Pathophysiologie: über neuronale, endokrinologische und immunologische Faktoren
Niedriger sozialer Status und niedrige Bildung führen zu ungesunderer Lebensführung und erhöhen das Risiko für KHK und Depression
Psychosoziale Diagnostik und Mitbehandlung ist effektiv und wird von aktuellen Leilinien gefordert
Psychotherapie und Antidepressiva (SSRI) sind bei depressiver Komorbidität wirksam, ob sie die Prognose verbessern ist zur Zeit nicht belegt
Herzinsuffizienz
Synonym: Herzschwäche
Definition: Krankhafte Unfähigkeit des Herzens, die vom Körper benötigte Blutmenge (Herzzeitvolumen) bei normalem zu pumpen , Abnahme der Pumpleistung (=Ejektionsfraktion ↓)
Einteilung:
nach hauptsächlich betroffener Herzkammer: Rechtsherz-, Linksherz-, Globalinsuffizienz
nach klinischem Schweregrad (Stadium I – IV, s. nächste Folie)
nach Auswurffraktion = Schlagvolumen (Ejektionsfraktion)
normal > 55%, leichtgradig eingeschränkt: 45 –54% , mittelgradig eingeschränkt: 30 –44%, hochgradig eingeschränkt < 30%
die Schwere der Herzinsuffizienz hängt vom Grad der Einschränkung der Auswurffraktion ab
Ursachen: Hypertonie (ca. 50%), Koronare Herzkrankheit und Herzinfarkt (ca. 70%), Vorhofflimmern, Seltener: Herzklappenfehler, Kardiomyopathie
Linksherzinsuffizienz: Blut staut sich vor linkem Herzen, Lungenbeschwerden: Luftnot, trockener Husten ("Herzhusten"),besonders nachts, Lungenödem (Wasser in der Lunge)
Rechtsherzinsuffizienz: Blut staut sich vor rechtem Herzen, Venenstauung (Halsvenen), Gewichtszunahme mit Ödemen (Fußrücken, Unterschenkel), Stauungsleber, Stauungsgastritis
Gemeinsame Symptome:Müdigkeit, Schwäche, Leistungsminderun, Nykturie, Nachtschweiß , Schwindel, Palpitationen, Tachykardie, Synkopen
Therapie: Kausal(ursächliche Erkrankugen behandeln), Basistherapie(Allgemein Maßnahmen), Medikamentös, Herztransplantation
Zusammenhang Depression:
Prävalenz der Depression ist bei Herzinsuffizienz 2-4 mal so hoch wie in der Bevölkerung
Menschen mit Depression haben eine 23%ige höhere Wahrscheinlichkeit an einer Herzinsuffizienz zu erkranken im Vergleich zu Menschen ohne Depression
Mortalität und Morbidität der Herzinsuffizienz ist bei gleichzeitiger Depression erhöht
eine wechselseitige pathogenetische Beeinflussung ist anzunehmen
Psychologische Interventionen verbessern Depressionen und Lebensqualität und reduzieren das Hospitalisierungs-Risiko
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