Mycobacterium tuberculosis-Komplex
-> DNA-DNA Homologie: 95%
M. tuberculosis -> Tuberkulose
M. africanum -> Tuberkulose
M. bovis (M. bovis BCG) -> Übertragung: Rinder (ausgestorben)
M. caprae -> Übertragung: Ziege
M. canetti -> nur am Horn von Afrika
M. microti (sehr selten) -> Übertragung: Nager
weiteres wichtiges Mykobakterium
M. leprae -> Lepra
Generationszeit bis zu 13 d
Lepra = abhängig von Immunstatus -> von Hautveränderungen bis zur Degeneration von Muskeln und Knochen
Antibiotikum: Dapson + Rifampicin
MOTT
Mycobacteria other than tuberculosis
M. avium/intracellulare (häufig)
Lungeninfektionen, disseminierte Infektion bei AIDS
M. kansasii
M. fortuitum
opportunistische Infektionen (Wunden)
M. chelonae, M. abscessus (häufig)
M. ulcerans
Infektionen der Haut (Buruli Ulcer)
M. xenopi
Infektionen der Lunge
M. marinum
Infektionen der Haut (und tiefere Infektionen)
Mycobacterium tuberculosis - Aufbau
Stäbchen
Länge: 1-10μm
Breite: 0,2-0,6 μm
Obligat aerob
unbeweglich
säurefeste Stäbchen -> keine (schwache) Anfärbung n. Gram-Färbung
Mycobacterium tuberculosis - Besonderheit
Säure-Festigkeit
lange Generationszeiten (18 Std.; vgl. E. coli 20 Minuten)
Zusammensetzung Zellwand aus Wachs und Lipiden
intrazelluläre Krankheitserreger (Makrophagen) (vgl. Listeria monocytogenes, Brucella abortus, Legionella pneumophila)
Aufenthalts in Phagozytenent: Umgehung humoralen Immunantwort durch Antikörper
Antikörperbestimmung spielt keine Rolle
Abtötung durch T-Lymphozyten aktivierte Makrophagen
erhöhte Widerstandsfähigkeit gegen chemische und physikalische Noxen
Resistenz gegen die meisten üblichen Antibiotika
Mycobacterium tuberculosis - Färbung
Ziehl-Neelsen Färbung
Fuchsin (rot) Färbung unter Hitzeeinwirkung
HCl-Alkohol Waschschritt (entfärbt M. tuberculosis nicht)
Gegenfärbung mit Methylenblau
CAVE: Sensitivität: 5.000 – 10.000 Bakterien/ml
WICHTIG: Genügend Material!
Cord-Faktor
strangförmige Konglomerate durch chemische Variante Trehalose-6,6-dimycolate (TDM) (Lipid)
Bedeutung nicht vollständig geklärt
ggf. Virulenzfaktor
Mycobacterium tuberculosis - Übertragung
Tröpfcheninfektion/airbone droplet
Eintrittspforte: Respirationstrakt
Nahrungsmittel (M. bovis)
Eintrittspforte: Mundschleimhaut, Tonsillen, Darmschleimhaut
Mycobacterium tuberculosis - Übertragung (5min Sprechen, 1x Husten, 1x Niesen) + Risiko
5 min Sprechen: 10-1.000
1x Husten: 100-10.000
1x Niesen: 10^6 - 10^7
Jeder kontagiöse Patient mit offener TB 2-10 neue Infektionen verursachen
Übertragungsrisiko: 5-30% der engen Kontakte
Stark abhängig von Länge und Intensität des Kontaktes & der Zahl an Mykobakterien im respiratorischen Sekret
Tuberculose - Pathologie Übersicht
Latente tuberkulöse Infektion
Erstinfektion mit erfolgreicher Eindämmung der Erreger
Persistenz im Organismus
Primärtuberkulose
Organmanifestation nach Erstinfektion
progressiven Primärtuberkulose mit Lungenbefall oder bei Immundefizienz
unter Umständen zu primären Miliartuberkulose mit disseminiertem Organbefall
Postprimärtuberkulose (Sekundärtuberkulose)
Reaktivierte Tuberkulose
zeitliche Latenz: Wochen bis Jahrzehnte
Tuberculose - Definition
Infektionskrankheit
durch Bakterien des Mycobacterium-tuberculosis-Komplexes
kann jedes Organ betreffen
v.a. in Lunge
Haupterreger: Mycobacterium tuberculosis wurde 1882 von Robert Koch -> Morbus Koch
Tuberkulose - Klassifikation
Primärtuberkulose (Erstinfektion)
Phänomene nach Erstinfektion
Primärkomplex: Intrapulmonaler spezifischer Tuberkuloseherd (auch „Ghon-Herd“ oder „Primäraffekt“ genannt) + lokale Lymphknotenreaktion (z.B. der Hiluslymphknoten)
Positiver indirekter Erregernachweis: Z.B. durch Tuberkulinhauttest
Anschließender Krankheitsverlauf
Latente Tuberkuloseinfektion (LTBI): In >95% der Fälle
Positiver indirekter Erregernachweis, jedoch ohne klinischen Nachweis einer aktiven Tuberkulose
Erreger werden durch Immunsystem kontrolliert und verkapselt, Reaktivierung jedoch möglich
Manifeste Primärtuberkulose: In <5% der Fälle
Radiologisch nachweisbarer und sich ausbreitender Primärkomplex
Gefahr der lymphogenen, bronchogenen und/oder hämatogenen Streuung
Postprimäre/sekundäre Tuberkulose
Definition: Organinfektion nach einer zurückliegenden Erstinfektion
In 80% der Fälle ist die Lunge betroffen
Zwischen Erstinfektion und postprimärer Tuberkulose können Monate bis Jahre liegen
Einteilung
Exogene Reinfektion (selten)
Endogene Reaktivierung (häufig)
Assmann-Frühinfiltrat
Virulenz der Tuberculose-Bakterien
Beschaffenheit der Zellwand (aus Wachs und Lipiden)
Nährstoffe nur schwer ins Innere der Bakterien → langsames Wachstum -> bei Erstinfektion keine klassische Entzündung
Unempfindlichkeit gegenüber Noxen
Nichtaktivierte Makrophagen phagozytieren die Tuberkelbakterien -> nicht eliminieren -> Vermehrung innerhalb der Makrophagen -> Makrophagen gehen zu grunde
Aufenthaltes in Phagozyten -> entgehen humoralen Immunantwort durch Antikörper → keine Antikörperbestimmung möglich
Tötung nur durch T-Lymphozyten aktivierte Makrophagen phagozytiertes Tuberkelbakterium
Antibiotika: Effekt nur bei Kombination über langen Zeitraum
Tuberkulöses Granulom - Bestandteile
Primärkomplex - Definition
auch Ghon’scher Komplex
homogener, nicht einschmelzender peripherer Lungenherd (Granulom aus Makrophagen und T-Zellen)
Verkäsung
unilateraler Anschwellung der Hiluslymphknoten
Tuberkulose - Pathologie im Bezug auf Immunität
Tuberkulose - Klinischer Verlauf
Miliartuberkulose
Hirsekorn-große Granulome in inneren Organen
Landouzy-Sepsis
Extrapulmonale Tuberkulose
Lymphknoten, Pleura, Meningitis, Knochen, Urogenital, Haut, Wirbelkörper
Extrapulmonale Tuberkulose - Organbefall
Tuberkulose - Möglichkeiten Testung
Tuberkulin Hauttest
IGRA
Mikroskopie: Ziehl-Neelsen Färbung
Kulturelle Anzucht / Löwenstein-Jensen-Agar
Molekularbiologie
ELISA
Western Blot
Reaktion der T-Lymphozyten auf Antigene von Mycobacterium tuberculosis geprüft
standardisiertes, gereinigtes Tuberkulin-Extrakt intrakutanverabreicht
Hautreaktion geprüft
in Deutschland: Verfahren nach Mendel-Mantoux
Testsubstanz: PPD RT23 SSI
"purified protein derivative" (Antigengemisch aus Tuberkulose-Erregern)
bei Immunreaktion gegen Tuberkulose -> innerhalb von 72 Stunden nach intrakutaner Injektionder zu verzögerten Immunreaktion (Typ IV)
T-Zellen auf Antigen reagieren
lokale Reaktion hervorrufen
CAVE: bei Pat mit BCG Impfung fast immer positiv
hohe Sensitivität bei eingeschränkter Spezifität
Interferon-Gamma-Release Assay
Tuberkulose-Infektion -> Erreger durch antigenpräsentierende Zellen aufgenommen -> folgt die Aktivierung von T-Lymphozyten -> Ausschüttung von Interferon-γ (IFN-γ)
im Testverfahren genutzt
T-Lymphozyten in vitro mit Antigenen von Mycobacterium tuberculosis stimuliert
falls Immunsystem des Patienten bereits mit Antigenen des Tuberkuloseerregers auseinandergesetzt -> Sekretion von Interferon-γ durch die T-Gedächtniszellen nachgewiesen
verwendete Antigene: ESAT-6 und CFP-10
AG spezifisch für Mycobacterium tuberculosis
fehlen im Impfstamm BCG und in meisten nicht-tuberkulösen Mykobakterien
hohe Spezifität
Kulturelle Anzucht
Löwenstein-Jensen-Agar, kurz LJ-Agar, ist ein Selektivnährmedium
zur Kultivierung von Mykobakterien
feste Nährboden als Schrägagar eingesetzt
enthält Stoffe, die ein Wachstum der Begleitflora unterdrücken und das der Mykobakterien fördern
bevor beimpft wird: Probe mit N-Acetylcystein (NAC) vorbehandelt -> NAC wirkt dekontaminierend und verringert Viskosität
Nährboden für bis zu 8 Wochen bei 36 Grad ± 1 Grad inkubiert.
Empfehlenswert: capnophile Inkubation für 7-10 Tage
Tuberkulose - Therapie (Übersicht)
Tuberculose - Therapie
-> Isoniazid (INH), Rifampicin, Pyrazinamid, Ethambutol, Streptomycin
6 Monate Therapie obligat
Initialphase (2 Monate): 3-4fach Kombination
Isoniazid (INH)
Rifampicin
Pyrazinamid
(plus Ethambutol oder Streptomycin)
Stabilisierungsphase (4 Monate):
INH
MOTT - Therapie
oftmals unempfindlich gegen Isoniazid (INH)
Verwendung: Makrolide (Clarithromycin), Chinolone, Rifabutin
Tuberkulose - Prävention
keinen wirksamen Impfschutz gegen
Tuberkulose Infizierte Personen möglichst frühzeitig entdecken
Impfung: bis 1998 aktive Schutzimpfung mit abgeschwächten Mykobakterien-Impfstamm (BCG)
Tuberculose - Problem
Schwerwiegende Erkrankung
Therapie langwierig, nebenwirkungsreich, teuer
Aerogene Übertragung
Tuberculose - Gefährdung von Personal und Mitpatienten im Krankenhaus
Management von Personal mit engem Kontakt zu offener TB
Tuberkulin-Hauttest oder Interferon-Gamma Release Assays, IGRA )
falls positiv: Röntgenuntersuchung unmittelbar nach Kontakt und nach 6 Wochen.
Mögliche Maßnahmen:
INH-Prophylaxe für 6 Monate
bei V.a. manifeste Infektion: vollständige Therapie
Tuberculose gefährlich für ZA?
aerogene Übertragung / Keimglocke
sehr pathogen
schwierige und langwierige Therapie
Blutkultur - Definition
mikrobiologische Untersuchung des Blutes
kulturelle Anzucht im Blut befindlicher Krankheitserreger
Blutkultur - Durchführung
ideale Entnahmezeitpunkt: vor antibiotischer Therapie
falls bereits gestartet: Entnahme bei niedrigem Antibiotikaserumspiegel (z.B. vor Gabe der nächsten Dosis)
sterile Entnahmegefäße (Blutkulturflaschen mit Nährmedium)
zwei bis vier Blutkultursets aus verschiedenen Punktionsstellen inokuliert
Blutkulturset besteht aus zwei Flaschen
Flasche 1: Gasgemisch für aerobe Erreger
Flasche 2: anaerobe Erreger
pro Blutkulturflasche Blutvolumen: 10 ml
Flaschen befüllen
zuerst anaerobe Flasche
bei geschlossenen Systemen zur Blutentnahme erst aerobe
Blutproben im Inkubator bei 37 °C meist 5-7 Tage
Positivitätsnachweis durch kontinuierliche Messung des CO2-Anstiegs
im Labor: Erregeridentifizierung und Resistenztestung
Blutkultur - häufige Keime
Staphylococcus epidermidis
Staphylococcus aureus
Enterokokken
vergrünende Streptokokken
Streptococcus pneumoniae
Escherichia coli
Anaerobier
Spezifischer Nachweis von Proteinen - Möglichkeiten
Western Blot - Prinzip, Ergebnis, Detektion
Prinzip
Übertragung von Proteinen vom Elektrophoresegel auf Membran (aus Nylon oder Nitrocellulose) durch senkrecht zum Gel angelegte elektrische Spannung
Ergebnis
im Gel nach Größe aufgetrennten Proteine befinden sich auf der Membran
in der Elektrophorese erzeugte Bandenmuster erhalten
Detektion
Proteine durch spezifische Antikörper nachgewiesen
Western Blot - Vorgehen (Step by Step)
Die Membran mit übertragenen Proteinen in Puffer-Lösung gewaschen
SDS entfernt
Proteine wieder richtig falten
wichtig für Antikörper Erkennung
Verhinderung unspezifische Bindung von Antikörpern: Membran mit Milchpulver oder bovinem Serumalbumin blockiert
erneutes Waschen
Membran mit primären Antikörper gegen das zu detektierende Proteininkubiert
Antikörper bindet an Proteine, die das von ihm erkannte Antigen enthalten
Waschen der Membran entfernt unspezifisch, d.h. nicht sehr fest, gebundene Antikörper.
Membran mit sekundären Antikörper inkubiert, der den Fc-Teil des primären Antikörperbindet.
normalerweise entweder an Enzym gekoppelt (z.B. alkalische Phosphatase) oder ist selber fluoreszenzmarkiert
mehrere sekundäre Antikörper an einen primären Antikörper binden -> Verstärkung des Signals
weiteren Waschschritt
Detektion sekundärer Antikörper
enzymgekoppelt -> Farbreaktion oder Chemilumineszenz (mittels Röntgenfilm sichtbar)
Auf Membran gebundene, fluoreszenzmarkierte Antikörper in speziellen Scannern detektiert
ELISA - Bedeutung, Prinzip, Ergebnis
enzyme-linked immunosorbent assay
Antigen auf fester Oberfläche immobilisiert
durch enzymgekoppelten Antikörper detektiert (direkter Nachweis)
bei Sandwich-ELISA: Fängerantikörper auf fester Oberfläche gebunden -> bindet nachzuweisendes Antigen -> durch enzymgekoppelten Detektionsantikörper nachgewiesen
Nachweis und Quantifizierung von Antigenen (Proteinen, z.B. Antikörpern und Hormonen) in Gemischen
ELISA - Ablauf
Polystyrolböden der Mikrotiterplatten (mit 96 Vertiefungen, sog. 96well-Platte) mit entsprechenden Antikörper (oder bei direktem Nachweis auch mit Antigen) gecoated
unspezifische Antikörperbindungen durch Blocken mit Milchpulver verhindert
Waschschritt
gecoatete Platte mit Probe inkubiert
Probe auf vorbereitete Platte aufgebracht.
Protein bindet, das von dem auf der Platte gebundenen Antikörper erkannt wird, an diesen Antikörper -> festgehalten
Zugabe Detektionsantikörpers (an Enzym gekoppelt)
gebundene Protein wird detektiert
passendes Substrat wird zugesetzt -> Enzym kann Substrat umsetzen
entstehende Signal dann per Farbreaktion oder durch Emittieren von Fluoreszenz oder Lumineszenz detektiert
Intensität des Signals ist proportional zur Proteinmenge
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