Hepatitis - Definiton
Entzündung der Leber
v.a. durch virale Infektionen (Hepatitisviren A-E)
selten: Bakterien, Pilze oder Parasiten
auch: toxische Schädigungen (z.B. Alkohol), Autoimmunerkrankungen
Initial: akuten Hepatitis
ab 6 Monaten Krankheit: chronische Hepatitis
Lebervergrößerung durch Viren
Zytomegalie
Epstein-Barr-Virus
Hepatitis - Symptome
Hepatitis B - Pathologie
Schädigung der Leberzellen bei akuter Hepatitis B
durch zelluläre Immunantwort
Infizierte Hepatozyten präsentieren Virusantigene an Zelloberfläche
durch HBV-spezifische CD8+-zytotoxische T-Zellen zerstört
Hepatitis B - Verlaufsformen
Akute HBV-Infektion <6 Monate
Akute Hepatitis B: Akute HBV-Infektion, die Zeichen einer Hepatitis aufweist
Chronische HBV-Infektion >6 Monate
Chronische Hepatitis B: Chronisch Infektion + Zeichen einer Hepatitis
Asymptomatische HBV-Trägerschaft: Chronische Infektion + keine Zeichen einer Hepatitis
Okkulte HBV-Infektion: Chronische HBV-Infektion + gering positive HBV-DNA
Hepatitis A - Vorkommen
in subtropischen und tropischen Regionen
Häufige Erkrankung → In westlichen Ländern: 1/4 aller klinisch auffälligen Hepatitiden
Hepatitis A - Erreger, Infektionsweg, Infektiosität, Inkubationszeit
Erreger
Hepatitis-A-Virus (RNA-Virus, Picornavirus, ohne Hülle)
Infektionsweg
Fäkal-oral
Kontaminierte Lebensmittel und Wasser
Epidemisches Auftreten (aufgrund Infektiosität) möglich
Infektiosität
14 Tage (Inkubationszeit) vor und bis 14 Tage nach (fäkale Ausscheidung) Erkrankungsbeginn
Inkubationszeit
14–50 Tage
Hepatitis A - Symptome
Kindern: asymptomatisch
Fieber, subjektives Krankheitsgefühl
Hautausschlag
Ikterischer Verlauf: 80% der Erwachsenen
Sehr selten: Fulminanter Verlauf mit Leberversagen
Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall
Hepatitis A - Impfung
Indikation: Keine generelle Impfempfehlung
Impfstoff: Totimpfstoff
Impfschema
I.d.R. keine Auffrischungsimpfung notwendig (Impfschutz über 25–30 Jahre)
Berufsbedingte Impfung
Personal im Gesundheitsdienst
Berufe mit Abwasserkontakt
Personal in Gemeinschaftseinrichtungen
Reiseimpfung
Postexpositionsprophylaxe bei Hepatitis A
Indikation: Kontakt zu Hepatitis-A-Erkrankten (insb. in Gemeinschaftseinrichtungen)
Postexpositionelle Hepatitis-A-Impfung: 1. Impfung mit monovalentem HAV-Totimpfstoff innerhalb von 14 Tagen nach Exposition
Hepatitis-A-Simultanimpfung: 1. Impfung mit monovalentem HAV-Totimpfstoff plus simultane Gabe von Immunglobulinen
Bei Personen, für die eine Hepatitis A besonders gefährlich ist (z. B. chronisch HBV- oder HCV-Infizierte)
Hepatitis B - Vorkommen + Erreger + Infektionsweg + Inkubationszeit
Eine der häufigsten Virusinfektionen des Menschen
Prävalenz in Deutschland
Persistierende HBsAg-positive HBV-Infektionen: 0,4–0,8%
Anti-HBc positiv: 7%
Erreger: DNA-Virus mit Hülle („Hepadnavirus“)
Nadelstichverletzung -> Übertragungsrisiko bei positiver Indexperson: 30%
Perinatal (dann bis zu 90% chronisch)
Inkubationszeit: 1–6 Monate
Hepatitis B - akuter Verlauf
Asymptomatischer Verlauf (ca. ⅔ der Fälle)
Akute, meist ikterische Hepatitis (ca. ⅓ der Fälle)
Akuter Verlauf mit unspezifischen Symptomen
Grippale Symptomatik, Oberbauchschmerzen, Müdigkeit, Druckgefühl unter dem rechten Rippenbogen, Appetitlosigkeit
Meist nach 3–6 Wochen rückläufig
Evtl. extrahepatische Manifestation (Hautausschlag, Arthralgie, Myalgie, neurologische/kardiale/hämatologische Beteiligung)
Insg. kommt es bei über 90% zur Ausheilung
Hepatitis B - chronischer Verlauf
Viruspersistenz: 5% aller HBV-Infektionen
Davon 70% gesunde Träger (Carrier)
Und 30% chronische Hepatitis
Leberzirrhose: 20% innerhalb 10 Jahren
Hepatitis B - Diagnostik
Initiale Parameter
HBsAg (nach 2–5 Monaten nachweisbar )
Ggf. Anti-HBc (i.d.R. Anti-HBc-Gesamt )
Bei Schwangeren sehen die Mutterschaftsrichtlinien nur eine Bestimmung von HBsAg vor
Interpretation und nächste Schritte
Beide positiv → Akute/chronische Hepatitis B bzw. HBV-Infektion, Bestimmung zusätzlicher spezifischer HBV-Parameter
Hepatitis B - Therapie
akute Hepatitis
Normaler Verlauf: Keine spezifische Therapie
Schwerer Verlauf, insb. fulminante Hepatitis
Medikamente: Nukleosidanalogon oder Nukleotidanalogon
Verlaufskontrollen
chroniche Hepatitis
Hauptziel: Dauerhafte Suppression der HBV-DNA
Nukleosid- bzw. Nukleotidanaloga
Entecavir (ETV)
Tenofovir (TDF)
PEG-Interferon-α
Kontraindikationen, u.a.
Fortgeschrittene oder dekompensierte Leberzirrhose (Child B/C)
Dialysepflichtigkeit
Schwangerschaft
Hepatitis C - Erreger + Infektionsweg + Inkubationszeit
Hepatitis-C-Virus (HCV, RNA-Virus, Familie Flaviviridae, mit Hülle)
6 Genotypen (1–6)
Relevant für Therapieplanung
Reinfektion mit anderen HCV-Subtyp auch nach abgelaufener Infektion möglich
Parenteral
Gemeinsam genutzte Injektionsnadeln bei Drogenabhängigen („needle sharing“)
Kontaminierte Nadeln beim Piercen oder Tätowieren
Nadelstichverletzungen (bei medizinischem Personal)
Organtransplantation, Hämodialyse, Bluttransfusionen
Vertikale Infektion: Bei virämischer Mutter sind in Deutschland ca. 5% vertikale Infektionen beschrieben
Sexuell: Untergeordnete Bedeutung bei HCV (im Vergleich zu HBV und HIV)
Inkubationszeit: 8 Wochen
Hepatitis C - Klassifikation
Akute HCV-Infektion
Definition: Vor weniger als sechs Monaten erworbene Infektion mit dem HCV
Akute Hepatitis C = Akute HCV-Infektion + Leberfunktionseinschränkung
Chronische HCV-Infektion
Definition: Länger als sechs Monate fortbestehende Infektion mit dem HCV (HCV-RNA-positiv)
Häufigkeit: Betrifft 60–85% der HCV-Infizierten
Chronische Hepatitis C = Chronische HCV-Infektion + Leberfunktionseinschränkung + evtl. extrahepatische Manifestation
Hepatitis C - Symptome
Akute Hepatitis C
Unspezifische Symptomatik, nur bei 20% aller Infizierten
Leitsymptom am ehesten Ikterus
Krankheitsgefühl, Abgeschlagenheit, evtl. Fieber
Bauchschmerzen
Übelkeit, Erbrechen, Durchfall
Arthralgie und Myalgie
Sehr selten: Fulminante Verläufe mit Leberversagen
Chronischer Verlauf
Häufigkeit: Bei 60–85% aller Infizierten
Insbesondere asymptomatische Infektionen neigen zur Chronifizierung!
Symptomatik: Unspezifische Symptome wie Abgeschlagenheit, Müdigkeit und subklinische kognitive Einschränkungen
Prognose: Wesentlich abhängig von Progression zu Leberzirrhose
Leberzirrhose infolge Hepatitis-C-Infektion
Häufigkeit: 20% der chronifizierten Infektionen führen innerhalb von 20 Jahren zu einer Leberzirrhose!
Symptomatik: Zeichen der portalen Hypertension und der Leberinsuffizienz
HCC-Risiko bei Leberzirrhose: Bei HCV-bedingter Leberzirrhose deutlich erhöht, jährlich entwickeln ca. 4% der chronischen Verläufe mit Leberzirrhose ein HCC
Hepatitis C - Extrahepatische Manifestationen
Ursache: Autoantikörper- und Immunkomplexreaktionen durch HCV ausgelöst
bei chronischen Infektion (binnen Monaten bzw. Jahren):
Rheumatologisch
Kryoglobulinämische Vaskulitis
Panarteriitis nodosa
Hepatitis C - Diagnostik
Anti-HCV-Antikörper: Suchtest bei Verdacht auf HCV-Infektion
Keine Unterscheidung zwischen aktiver und durchgemachter Infektion: Positiv bei akuter, chronischer und nach abgeheilter HCV-Infektion (ab 7–8 Wochen nach Primärinfektion nachweisbar)
Nicht sensitiv genug bei Immunsuppression: Kann bei Immunsuppression, HIV-Infektion oder Dialyse-Patienten falsch negativ ausfallen → Direkt HCV-RNA bestimmen!
HCV-RNA: Direkt bei Verdacht auf eine akute HCV-Infektion (bereits nach 1–2 Wochen nachweisbar) oder als Bestätigungstest bei positivem Suchtest
Bestimmung des HCV-Genotyps zur Therapieplanung
Bestimmung der Viruslast als Parameter für die Infektiosität , zur Therapieplanung und -kontrolle
Labormethode: RT-PCR, dabei wird die virale RNA durch eine reverse Transkriptase in DNA umgeschrieben und diese amplifiziert
Abklärung von Koinfektionen: HIV, HAV, HBV
Hepatitis C - Therapie
NS3-Protease-Inhibitoren (Syn.: NS3/4A-Protease-Inhibitoren; Endung auf „-previr“)
Glecaprevir (GPR)
Grazoprevir (GZR)
Voxilaprevir (VOX)
NS5A-Inhibitoren (Endung auf „-asvir“)
Ledipasvir (LDV)
Elbasvir (EBR)
Velpatasvir (VEL)
Pibrentasvir (PBR)
NS5B-Inhibitoren (HCV-RNA-Polymerase-Inhibitoren; Endung auf „-buvir“)
Sofosbuvir (SOF)
Nukleosidanalogon (RNA-Polymerase-Inhibitor)
Ribavirin (RBV)
Hepatitis D - Vorkommen + Erreger + Infektionsweg
Vorkommen: 5% aller chronisch HBV-Infizierten tragen auch das Hepatitis-D-Virus
CAVE: HBV-Impfung schützt auch vor HDV
Erreger: Hepatitis-D-Virus (HDV), inkomplettes RNS-Virusoid, ohne Hülle
Infektionsweg: Infektion ist nur in Zusammenhang mit einer Hepatitis B möglich
Sexuell
Perinatal
Hepatitis D - Verlauf
Abhängig vom Hepatitis-B-Status
Simultaninfektion: Führt zur Verstärkung der akuten Hepatitis, jedoch kommt es bei 90% zur Ausheilung
Superinfektion bei chronischer HBV-Infektion: Chronifizierung mit Erhöhung des Risikos für eine Leberzirrhose
Selten: Fulminanter Verlauf mit akutem Leberversagen
Hepatitis D - Diagnostik
Bestimmung von Anti-HDV; wenn positiv: Zusätzlich von HDV-RNA
Hepatitis D - Therapie
Bei fulminanter Hepatitis D und dekompensierter Leberzirrhose: Evaluierung einer Lebertransplantation
HBV und HDV
HDV: keine eigenen Hüllproteine
braucht HBV als Hüllenspender
Eigenschaft: Bindung Hüllproteine (HBsAg) des HBV
gleichen Infektionsweg wie HBV.
Infektion HDV nur, wenn auch das HBV gleichzeitig vorhanden
Hepatitis E - Erreger, Infektionsweg, Inkubationszeit
Erreger: Hepatitis-E-Virus (HEV), RNA-Virus, ohne Hülle
Parenteral (nur in der virämischen Phase)
Inkubationszeit: 14–70 Tage
Hepatitis E - Verlauf
Asymptomatisch oder ähnliche Beschwerden wie bei einer symptomatischen Hepatitis A
Normalerweise keine Chronifizierung!
Fulminanter Verlauf (ca. 3%), hierbei gestörte Lebersynthese
Bei Schwangeren sind fulminante Verläufe deutlich häufiger (bis ca. 20%) und können lebensbedrohlich für Mutter und Kind sein!
Hepatitis E - Diagnostik + Therapie
Anti-HEV-IgM
Bei Immunsuppression: HEV-RNA im Stuhl mittels RT-PCR
Keine kausale Therapie möglich
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