Genese des Erdgases
Die drei wichtigsten Erdgaslagerstättentypen
Exploration von Erdgas
Die Exploration von Erdgaslagerstätten geschieht zunächst über geophysikalische und chemische Verfahren, danach über Probebohrungen. Erste Indikationen für die Existenz von Lagerstätten lassen sich finden über die
• Erfassung/Auswertung von Satelliten- und Flugzeugaufnahmen
• Messung von Variationen des Schwere- und Magnetfelds der Erde.
In einem zweiten Schritt werden seismische Verfahren angewendet: Über die Erzeugung von Schallwellen an der Erdoberfläche und das Auffangen des Echos werden „Bilder“ des Untergrundes erstellt, über welche poröse – d. h. erdgas- oder ölhöffige – Gesteinsschichten identifiziert werden.
Im dritten Schritt wird über Probebohrungen die Ergiebigkeit der Lagerstätte verifiziert.
Produktion des Erdgases
Die Produktion des Erdgases geschieht über die Niederbringung von Produktionsbohrungen und die Förderung des Erdgases hierüber (s. nachfolgendes Bild). Anschließend erfolgt die Aufbereitung des Gases:
• Wegen der Sättigung des Gases mit Wasser in der Lagerstätte muss dem geförderten Erdgas grundsätzlich durch Wasserabscheider und Gastrocknungsanlagen das Wasser entzogen werden.
• „Süße“ Erdgase (ohne Schwefelwasserstoff) werden nach der Trocknung direkt in das überregionale Transportsystem eingespeist.
• „Saure“ Erdgase (mit Schwefelwasserstoffanteilen) erfordern spezielle Aufbereitungsmaßnahmen. Hierzu wird − das Gas (wegen der Gefährlichkeit von H2S) in besonders gesicherten Leitungen zu zentralen Aufbereitungsanlagen transportiert,
− dem Gas in chemisch-physikalischen Waschprozessen der Schwefelwasserstoff entzogen.
Produktion von Erdgas schematische Darstellung
Reserven Ressourcen für konventionelles Erdgas - “strategische Ellipse”
Die Reserven und Ressourcen für konventionelles Erdgas kumulieren sich in der „strategischen Ellipse“ – der Region, welche sich
• von Westsibirien
• über die Kaspi-Region
• bis zum Mittleren/Nahen Osten erstreckt.
Mittelfristig kann hieraus ein Großteil der Märkte bedient werden.
Definition Reserven
Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Hannover geht von folgenden Definitionen aus:
Reserven (bestätigte Reserven):
Teil des Gesamtpotenzials, der mit großer Genauigkeit erfasst wurde und mit den derzeitigen technischen Möglichkeiten wirtschaftlich gewonnen werden kann.
Definition Ressourcen
Ressourcen:
Teil des Gesamtpotenzials, der - entweder nachgewiesen ist aber derzeit nicht wirtschaftlich gewinnbar ist - oder geologisch noch nicht erfasst ist.
Definition Gesamtpotenzial
Die Summe aus Reserven und Ressourcen, also das verbleibende Potenzial, das für den zukünftigen Verbrauch zur Verfügung steht.
Definition statische Reichweite
Was beinhalten Reserven und Ressourcen zusätzliche zu den konventionellen Erdgaspotenzialen?
Ist noch ausreichend Erdgas vorhanden?
In ihrer jährlich aktualisierten Energiestudie kommt die BGR zu dem Schluss: Erdgas ist in ausreichender Menge vorhanden, um noch über Jahrzehnte den absehbaren Bedarf zu decken.
Reserven und Ressourcenlage von Erdgas
Die Reserven- und Ressourcenlage von Erdgas ist relativ günstig.
Allerdings: Die Lokationen von Quellen (Lagerstätten) und Verbrauchsmärkten entfernen sich zunehmend (insbesondere für den europäischen Markt)
→ Erfordernis des Transports über große Entfernungen (~ 6000 km)
• über neue Pipelinesysteme
• über LNG-Ketten
Reserven und Ressourcen Erdgas 2017
Unkonventionelle Reserven und Ressourcen
Angesichts drastisch angestiegener Energiepreise – aufgrund weiterhin steigender Nachfrage nach fossilen Energieträgern – wurde die Aktivierung unkonventioneller Reserven (und Ressourcen) von Erdgas wirtschaftlich interessant.
Insbesondere in Nordamerika (Kanada, USA) wurden nichtkonventionelle Vorräte erschlossen.
Definition Unkonventionelles Erdgas:
Hierunter werden Vorkommen aus unterschiedlichen geologischen Formationen/Schichten zusammengefasst:
aus „dichten Speichern“
Tight gas: Lagerstätten geringer Permeabilität
Shale gas („Schiefergas“): Lagerstätten von tonigen Sedimenten mit organischen Anteilen
Coal Bed Methan (CBM) – Kohleflözgas: in Kohlelagerstätten gebundenes Methan
Methanhydrate: „Einschlussverbindungen von Methanmolekülen mit Wassermolekülen“ (Vorkommen in Schelfgebieten und Permafrostgebieten)
nkonventionelles Erdgas: Verschiedene Typen
Unkonventionelles Erdgas - Globale Verteilung des verbleibenden Potenzials
Es zeigt sich:
Europa verfügt über lediglich knapp 3 % der Erdgas-Reserven + -Ressourcen.
Im Gebiet der ehemaligen Sowjetunion liegen ca. 30 % des Potenzials.
In den beiden Amerikas und Austral-Asien
Es ist ungeklärt, ob bzw. inwieweit das aufgezeigte Potenzial genutzt werden kann – ökonomisch und ökologisch.
Anstieg der Erdgasproduktion in USA
Ausblick auf Europas Gas-Bezüge
Unkonventionelles Erdgas Konzerne und Länder
Unkonventionelles Erdgas
Auch in Europa werden potenzielle Lagerstätten für „shale gas, coal bed methane, tight gas“ gesucht
Zielländer sind: UK, Frankreich, Schweden, Deutschland, Polen, Österreich, Ungarn
Renommierte Konzerne: (ExxonMobil, Shell, ConocoPhilipps, OMV, u.a.) haben insgesamt über 1 Mrd. € in die Suche investiert.
Doch: große Widerstände in Politik und Bevölkerung (ökonomische und ökologische Probleme erwartet)
Shale Gas-Becken
Unkonventionelles Erdgas: Fazit
Für den US-Erdgasmarkt sind unkonventionelle Erdgas-Quellen zunehmend wichtiger als konventionelle.
Für USA bestimmte LNG-Lieferungen wurden in den letzten Jahren nach Europa umgeleitet (Priorität für unkonventionelles Eigenerdgas).
Kurz- und mittelfristig: Herausbildung eines Erdgas- Überangebots in Europa → Herausbildung eines Niedrigpreisniveaus für Spotmengen
Direkte Einflüsse auf den europäischen Gasmarkt erscheinen gering (nur marginale europäische Eigenproduktion von unkonventionellem Gas); denn:
die Ressourcen in Europa für unkonventionelles Gas sind vergleichsweise gering;
in Politik und Bevölkerung bestehen massive Vorbehalte (Umweltrisiko!);
die Shale Gas-Produktionskosten in Europa wären deutlich höher als in Nordamerika.
Geplant: LNG-Lieferungen USA ⇒ Europa (derzeit: kleine Vorlaufmengen)
Unkonventionelles Erdgas - Methan-Hydrate
Methan-Hydrate: Käfig-Verbindungen in Wasser
Vorkommen:
in Schelf-Gebieten der Ozeane
in Permafrost-Böden
Entstehung: aufsteigende Gasblasen aus 1000 – 3000 m Tiefe verbinden sich unter hohem Druck und niedriger Temperatur zu Hydraten
Methan-Hydrate - nachgewiesene und vermutete Lagerstätten
Methan-Hydrate - Potezial
Methan-Hydrate könnten langfristig die Energie-Quelle der Zukunft sein
Potenzial: doppelter Energieinhalt wie Erdgas-, Erdöl- und Kohlevorräte der gesamten Erde
Denkbares Gas in Place (GiP): 255 ∙ 105 Bill. m3 (s. nächstes Bild) – entsprechend dem 500-fachen des konventionellen Gaspotenzials.
Doch: Derzeit ist keine technisch, wirtschaftlich und ökologisch vertretbare Fördermethode bekannt.
Methan-Hydrate - Vergleich des weltweiten Potenzials von Gashydrat mit konventionellem und nicht-konventionellem Erdgas.
Methan-Hydrate - Problem:
Stabilität der Struktur nur unter engen Druck-Temperaturbedingungen
ansonsten (unter Atmosphärenbedingungen): Zerfall in Wasser und Methan → Methan-Freisetzung (Treibhauseffekt: 30-fach im Vergleich zu CO2)
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