Einsatz von Antibiotika in der Zahnheilkunde
Lokale Infektionen mit Zeichen einer Generalisierung
Endokarditis Prophylaxe
Eingeschränkte Infektabwehr
Verletzungen im Kiefer-Gesichtsbereich
Unterscheidung
Vergleich zu humaner Zelle
Keine Zellwand
Kein Folsäuremetabolismus
60s-40s Ribosomen
Zellkern
Angriffspunkte von AB
Leitregeln der Antibiotika-Therapie
Unnötige Antibiotika-Therapie vermeiden!
Resistenzentwicklung (MRSA, MRGN, ...)
UAWs: Risiko-Nutzen-Abwägung
Gezielte Therapie!
Schmalspektrum vs. Breitspektrum-Antibiotika
Prophylaxe nur in Ausnahmefällen
Infektionsprophylaxe z.B. Malaria
Perioperative Prophylaxe bei chirurgischen Eingriffen
Endokarditisprophylaxe bei Patienten mit Herzfehlern
ß-Lactam AB - Vertreter + Struktur
β-Lactam-Antibiotika - Molekularer Angriffspunkt
Angriffspunkt: bakterielle Pedptidoglykansynthetasen (Mureinsynthetasen)
Quervernetzung von Glykansträngen durch Peptidketten (Transpeptidasen)
Strukturelle Ähnlichkeit der β-Lactame mit D-Alanyl-D- Alanin-Rest
Kovalente Bindung des β-Lactams an Enzym: Irreversible Hemmung
Defekte der Zellwand: Ruptur der Zellmembran durch hohen osmotischen Druck (Bakterizidie)
β-Lactam-Antibiotika Wirkspektrum, Wirktyp
bakterizide Wirkung, aber nur auf proliferierende Keime (nur da findet Mureinsynthese statt!)
Wirkspektrum umfasst sowohl grampositive als auch gramnegative Erreger
starke Unterschiede zwischen den einzelnen Verbindungen (Schmalspektrum – Breitspektrum) abhängig von:
Penetrationsgeschwindigkeit
Wirkortaffinität: Mureinsynthetasen (Penicillin bindende Proteine, PBP) sind eine heterogene Gruppe von Enzymen, AB, die an essentielle PBP binden: hohe antibakterielle Potenz
β-Lactamase-Stabilität: häufigste Resistenz durch hydrolytische Spaltung des β-Lactams durch β-Lactamasen
Grundsätzlich nicht wirksam bei
zellwandlosen Bakterien (z.B. Mykoplasmen)
intrazellulär wachsenden Bakterien (Chlamydien, Legionellen)
langsam wachsenden Bakterien (z.B. Mykobakterien)
Penicilline - Übersicht
Penicillin G®
PENICILLIN V-ratiopharm
Dichlor-Stapenor®
Amoxibeta®
Tazobac®
Cephalosporine zur oralen Anwendung
Cefalexin - CEPHALOBENE
Cefuroxim - Cefuroxim-ratiopharm (lactosefrei)
Cefixim - Cephoral®
β-Lactam-Antibiotika (Pen. und Cephalo.) UAWs
geringe Toxizität, große therapeutische Breite,
Tagesdosen bis zu 20 g/Tag
Gastrointestinale Störungen
durch Veränderung der Darmflora
Selten aber schwerwiegend: Colitis durch Toxine von
Clost. difficile
Allergien, pseudoallergische Reaktionen
Arzneimittelexanthem bei Aminopenicillinen bei Pfeifferschen Drüsenfieber
Neurotoxizität (z.B. Krämpfe) bei Gabe sehr hoher Dosen
Hämostase-Störungen mit Blutungsneigung
Störung des Vitamin K-Haushalts durch Beeinträchtigung der Vitamin K-produzierenden Darmflora
Interaktionen: östrogenhaltige Kontrazeptiva
Antibiotoka unterbrechen durch Schädigung der Darmflora den enterohepatischen Kreislauf der Estrogene
Resistenzentwicklung β-lactam Antibiotika (Pen. und Cepahlo.)
Penetration
AB müssen die bakterielle Zellwand überwinden
Durchlässigkeit gram - ist veränderlich
Wirkaffinität / PBP (Penicillin-Bindende-Proteine)
PBP = Enzyme mit Transpeptidase Aktivität (= Mureinsynthetasen)
Mutationen in PBP (chromosomal): strukurell verändert = Affinität der AB zu PBP sinkt
Bsp: MRSA: mut. PBP (mecA Genkasette -> PBP2 -> PBP2a und PBP2b) + veringerte Zellwandpenetration
β-lactamase Stabilität (am häufigsten)
Resistenzmechanismus: Produktion von β-lactamasen
Enzyme die β-Lactam bindung hydrolytisch spalten = Inaktivierung
Strategie: β-Lactamase Inhibitoren mit dem AB kombinieren (z.B.: Clavulansäure (Kombipräparat) oder Sulbactam (Monopräparat)
Hemmstoffe der Proteinsynthese
Aminoglykoside - Struktur, Mechanismus, Wirkspektrum
Gentamicin - Gent-Ophtal®
Amikacin - Amikacin®
Tobramycin - Tobi®
Bindung an 30S-Untereinheit der Ribosomen:
Bildung von Nonsense-Proteinen (Bakterizid!)
breites Wirkspektrum (unter aeroben Bedingungen):
Staphylokokken
A-Streptokokken
gramnegative Bakterien
Aminoglykoside - Wirksamkeit
Wirksamkeit ist ph-abhängig:
Penetration durch Verdrängung von Ca2+ /Mg2+ im neutralen/basischen Milieu (→ keine orale Gabe)
Penetration nach Aufnahme von H+ (nur bei oxidativer Energiegewinnung!) → unwirksam gegen alle Anaerobier
Unwirksam in saurem und/oder anaeroben Milieu
(z.B. Sanierung Sepsisherd!)
Aminoglykoside Resistenz
Aminoglykoside - Indikation, UAWs
keine Resorption nach oraler Gabe
systemisch (i.v. Kurzinfusion, i.m.)
bei akut lebensbedrohlichen Infekten, Sepsis (meist in Kombination mit β-Lactamen)
Endocarditis
Infektionen durch Pseudomonas, Mykobakterien
(bei Tuberkulose: Streptomycin in Kombination mit anderen Antituberkulotika)
lokal (Augentropfen, Salben) in Knochenzementen (Gentamicin)
UAWs
Nephrotoxizität
Ototoxizität
Einmal-täglich Dosierung
Konzentrationsabhängige Bakterizidie, post-antibiotischer Effekt
Einmalig hohe Konzentrationen weniger toxisch als langanhaltende Exposition gegenüber niedrigen Konzentrationen
Kontraindikation
Schwangerschaft
Vorschädigung des Innenohrs
fortgeschrittene Niereninsuffizienz
Tetrazykline - Subtypen, Struktur, Wirkung, Indikation
Chlortetrazyclin - Aureomycin®
Oxytetrazyclin - Terramycin® (nur Veterinärmedizin)
Doxyzyclin - Vibramycin®
Minozyclin - Skid®
isoliert aus Streptomyces-Arten
Blockade der Anlagerung der Aminoacyl- tRNA an ribosomale Akzeptorstelle: Bakteriostase
breites Wirkspektrum
grampositive Erreger
Zellwandlose (z.B. Mykoplasmen)
intrazellulär lokalisierte Erreger (z.B. Chlamydien)
einige Protozoen
Indikationen
Atemwegsinfektionen
Harnwegsinfektionen
Akne
Lyme-Borreliose
Cholera / Pest
Malaria (Chloroquin-resistente Plasmodien)
Tetracyclinfaden bei Parodontitis
Tetrazykline - UAWs, Interaktionen, KI
Knochen- und Zahnschädigung
Phototoxizität
Leberschäden
Allergien
Interaktionen
Komplexbildung mit Metallionen
verminderte Resorption bei gleichzeitiger Einnahme von Antacida, Eisen-Präparate, Milch!
Kontraindikationen
Kinder < 9 Jahre
Makrolid-Antibiotika - Struktur, Wirkung, Indikation
Blockade der Translokation der Peptidyl- tRNA von Akzeptorstelle zur Donorstelle: Bakteriostase
Anaerobier (z.B. Bacteroides)
Schraubenförmige (z.B. Borellien)
Intrazellulär lokalisierte Erreger (z.B. Chlamydien)
Indikation
Atemwegsinfektionen (Bronchitis, Pneumonie, Otitis media, Sinusitis)
Scharlach, Prophylaxe des rheuma. Fiebers (hämolysierende A-Streptokokken)
Sexuell übertragbare Infektionen
äußerlich gegen Akne
Makrolid - Antibiotika Derivate, UAWs, Interaktionen
Erythromycin®
Mittel der 1.Wahl als Ersatzantibiotikum bei Penicillinallergie
Zahlreiche Interaktionen über CYP3A4-Metabolismus; insb. bei älteren Patienten und Patienten mit einem Morbus Parkinson, die bereits zahlreiche Medikamente einnehmen, sollte Erythromycin vermieden werden
KI: Angeborene oder erworbene QT-Intervallverlängerung, gleichzeitige Einnahme von Med, die QT-Zeit verlängern (Sotalol)
Lincosamide - Struktur, Mechanismus, Wirkspektrum, Indikation, UAW
bakteriostatisch
Wirkmechanismus wie Makrolide: Bakteriostase
Hemmung Interaktion zw. tRNA und Peptidytransferase (50S-UE)
Hemmung bakterieller PBS (kein Weiterrücken des Ribosoms)
Bindungsstelle von Makroliden und Lincosamiden nah beieinander → gegenseitige Minderung der Wirkung, Kreuzresistenzen
Wirkspektrum
grampositive Erreger (Staphylokokken)
anaerob wachsende gramnegative Stäbchen (z.B. Bacterioides fragilis)
akute Infektionen mit Anaerobierbeteiligung (z.B. Peritonitis, Leberabszess...)
gute Penetration in Weichteil- und Knochengewebe, daher Einsatz bei Osteomyelitis, Furunkeln, Abszessen, Tonsillitis (v.a. bei Penicillin-Allergie)
Endokarditis-Prophylaxe
Diarrhö
pseudomembranöse Enterokolitis (C. difficile)
Fluorchinolone - Struktur, Mechanismus
Hemmung bakterieller Topoisomerasen
Topoisomerase II = Gyrase („Gyrase-Hemmer“!)
Topoisomerase IV (Trennung von zwei verbundenen DNA-Molekülen nach Replikation)
Konzentrationsabhängige Bakterizidie
Fluorchinolone - Wirkspektrum, Indikation
Norfloxacin - Noroxin
Fluorchinolone - UAWs, Kontraindikationen, Interaktionen
z.B. Norfloxacin, Ciprofloxazin, Levofloxacin, Moxifloxacin
Magen-Darm Störungen
Störungen des Nervensystems (Erregbarkeit, Verwirrtheit, Halluzinationen, Krämpfe)
Phototoxizität (Sonnenbaden vermeiden!!)
Knorpelzellschäden (Sehnenscheidenentzündung, Sehnenrisse)
Lebertoxizität, Kardiotoxizität (QT-Zeit Verlängerung)
Stillzeit
Wachstumsalter (< 16 Jahre)
ROTER HAND BRIEF zu Moxi: KNORPELSCHÄDEN -> nicht mehr verschreiben
Chelatbildung mit zwei- oder dreiwertigen Metallionen (Fe, Zn, Ca, Mg, Al)
Interaktion mit anderen Medikamenten durch Hemmung der CYP1A2
Nitroimidazole Struktur, Mechanismus
Nitroimidazole, z.B. Metronidazol (Clont®)
Wirkmechanismus (Bakterizid)
Reduktion der Nitro-Gruppe zu reaktiven Zwischenprodukten
DNA-Schädigung durch Adduktbildung bzw. DNA-Strangbrüche
Nitro-Reduktion erfolgt unter anaeroben Bedingungen, menschliche Zellen durch oxidativen Stoffwechsel weitgehend geschützt
mutagene und kanzerogene Wirkung: Anwendungsbeschränkung (Dauer, Dosis)
Anaerobier-Infektionen
Triple-Therapie zur Eradikation von Helicobacter pylori
Protozoen: Trichomonaden, Lamblien, Amöben
Clostridium difficile assoziierte Colitis (obligat anerobes grampositives Stäbchenbakterium)
Wechselwirkung mit Alkohol!
Hemmt die Alkoholdehyddehyrogenase = Abbau von Acetaldehyd wird gehemmt (führt zu Alkoholunverträglichkeit)
Glykopeptide
Vancomycin (Vancocin®)
Bakterizid, gegen aerobe und anaerobe grampositive Erreger
nur i.v.
Reserveantibiotikum
Hemmung der Quervernetzung der Acetylmuraminsäure
I: schwere Staphylokokkeninfektionen, Pneumokokkenmeningitis
UAW:
allerg. Reaktionen→red man syndrome (histaminbedingt)
Kumulation bei Niereninsuffizienz -> Nephrotoxizität und Ototoxizität
Resistenzen - Unterscheidung
primäre Resistenz: ß-Laktamase -> Clavulansäure
sekundäre Resistenz: PBP2 zu PBP2a/b -> Reserve-AB
Therapie pseudomembranöse Enterokolitis
ausgelöst durch NW von Clindamycin
Cl. difficile ist Resistent -> Überwucherung
Therapie: Vancomycin
Oxazolidinone - Vertreter + Wirkung
Vertreter: Linezolid (Zyvoxid®)
Wirkort: Ribosome (50S Untereinheit)
Reserveantibiotikum gegen multiresistente grampositive Kokken
MRSA
Enterokokken -> E. faecium
SIRS/Sepsis
Nosokomiale Pneumonie
MRSA - Resistenz
Bildung modifizierten Penicillin-Bindeproteins (PBP)
Therapie: Vancomycin oder Linezolid
CAVE: nicht auf der Bildung einer β-Lactamase!
gegen nahezu alle β-Lactam-Antibiotikaresistent
Penicilline
Cephalosporine (Ausnahme Ceftarolin)
Carbapeneme
Weitere häufige Resistenzen
Aminoglykoside
Makrolide
Lincosamide
Chinolone
Cytochrom-P450-System
CYP:
Hämproteine / Enzyme
Metabolisierung von Arzneistoffen und Xenobiotika in Leber
Funktion: Katalyse: Phase-I-Reaktion, meist Oxidation
Hauptvertreter: CYP3A4 und CYP2D6
außerdem: Synthese körpereigener Stoffe (z.B. Steroidhormone)
Besonderheit CYP2D6
Genduplikation auf Chromosom 22 -> Überaktivität
Patienten brauchen deutlich höhere Dosen
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