Klassifikation nach ICD-10 H90 – Hörverlust durch Schallleitungs- oder Schallempfindungsschwerhörigkeit
H90.0 Beidseitiger Hörverlust durch Schallleitungsstörung
H90.1 Einseitiger Hörverlust durch Schallleitungsstörung bei nicht eingeschränktem
Hörvermögen der anderen Seite
H90.2 Hörverlust durch Schallleitungsstörung, nicht näher bezeichnet
H90.3 Beidseitiger Hörverlust durch Schallempfindungsstörung
H90.4 Einseitiger Hörverlust durch Schallempfindungsstörung bei nicht
eingeschränktem Hörvermögen der anderen Seite
H90.5 Hörverlust durch Schallempfindungsstörung, nicht näher bezeichnet
H90.6 Kombinierter beidseitiger Hörverlust durch Schallleitungs- und
Schallempfindungsstörung
H90.7 Kombinierter einseitiger Hörverlust durch Schallleitungs- und
Schallempfindungsstörung bei nicht eingeschränktem Hörvermögen der anderen Seite
H90.8 Kombinierter Hörverlust durch Schallleitungs- und Schallempfindungsstörung, nicht näher bezeichnet
Hörerziehung
„Unter Hörerziehung sollen all jene pädagogischen Maßnahmen verstanden werden, die das Ziel verfolgen prälingual hörgeschädigte Kinder zum Ausnutzen ihrer vorhandenen Hörkapazitäten zu befähigen, damit sie zu einer umfassenden Lautsprachentwicklung und zu einer optimalen Orientierung in der akustischen Umwelt in der Lage sind. Dies geschieht unter Verwendung von technischen Hörhilfen und unter pädagogischer Anleitung.“
aus: Leonhardt, Annette (2010). Einführung in die Hörgeschädigtenpädagogik. S 180.
Größtmögliche Teilhabe an der Gesellschaft
Klassifikation nach ICD-10 H91 – Sonstiger Hörverlust
H91.0 Ototoxischer Hörverlust
H91.1 Presbyakusis
H91.2 Idiopathischer Hörsturz
H91.3 Taubstummheit, anderenorts nicht klassifiziert
H91.8 Sonstiger näher bezeichneter Hörverlust H91.9 Hörverlust, nicht näher bezeichnet
ICF-Modell International Classification of Functioning, Disability and Health
„Behindert“ oder nicht?
- Fallbeispiel 1: Marie
Alter: 7;4 Höralter: 6;10
Versorgung: bilateral CI- versorgt
MHV: 120 dB Schule: Montessori-GS Eltern: hörend Sprachen: deutsch
- Fallbeispiel 2: Nabil
Alter: 7;4 Höralter: 4;3 Versorgung: zwei Hörgeräte
MHV: 80 dB Schule: Förderschule H+K Eltern: hörend
Sprachen: Arabisch, Deutsch, LUG
Universität zu Köln
- Fallbeispiel 3: Tom
Alter: 7;4 Höralter: 0 Hörhilfenversorgung: keine
MHV: 120 dB Schule: Förderschule H+K Eltern: gehörlos Sprachen: DGS
Wozu ist diese Klassifizierung hilfreich?
1. Ist-Stand ermitteln Wir können anhand dieses Modells anhand der Kriterien prüfen, welche Bedingungen z.B. ein hörgeschädigtes Kind oder ein Schüler jetzt hat, am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben (seinem Alter angemessen).
2. Präventionen schaffen Welche Bedingungen müssten geschaffen bzw. verändert werden, damit die größtmögliche Teilhabe möglich wird?
Präventionsmöglichkeiten
Die primäre Prävention soll Beeinträchtigungen von Körperfunktionen (Hörschädigungen) vorbeugen.
Bsp.: Lärmschutz, Rötelimpfung, Nikotinverzicht in der Schwangerschaft
Wenn die Hörschädigung bereits besteht, kann die sekundäre Prävention Beeinträchtigungen in Aktivitäten (Gesprächsführung) verhindern.
Bsp.: Hörhilfen, Hörtaktik, Hörakustik, Hör- und Sprecherziehung, Gebärden
Tertiäre Prävention soll Beeinträchtigungen an der Teilhabe der Gesellschaft abwenden.
Bsp.: Barrierefreiheit, Ermöglichung eines Schulabschlusses durch die Förderschule, Ermöglichung der Berufsausbildung
Integration in der Regelschule ‡ tertiäre Prävention
Umfeld passt sich nicht an den Schüler an, sondern der Schüler muss sich dem Umfeld anpassen
Inklusion = tertiäre Prävention
Grundannahmen einer hörgerichteten Förderung (nach Diller)
„Die Grundidee des hörgerichteten Ansatzes basiert zum einen auf Forschungsergebnissen aus dem Bereich der Neurophysiologie des Hörens, die zeigen, daß [sic!] sich auch bei hochgradig hörgeschädigten Kindern die physiologischen und funktionellen Reifungsprozesse des Hörsystems wie bei normalsinnigen Kindern entwickeln können.
Darüber hinaus belegen die neuesten Erkenntnisse der Spracherwerbstheorie die Vermutung, daß [sic!] der Spracherwerb von hörgeschädigten Kindern, wenngleich durch gewisse Startschwierigkeiten verzögert, grundsätzlich denselben Entwicklungsschritten folgt wie der anderer Kinder auch.“
Hören lernen...
ist ein ganzheitlicher Prozess auf Grundlage von Reifung und Ausdifferenzierung des auditiv-neuronalen Systems.
Wiederholung, nuancierte Variation, Ausweitung des Angebots an nonverbalen und verbalen Schallreizen führen zum Aufbau von Hör-, Sprech- ,Sprach- und Kommunikationskompetenz.
Kinder mit einer Hörschädigung benötigen aufgrund ihrer eingeschränkteren Hörwahrnehmung eine gezielte Hörerziehung, die
1. frühzeitig beginnt und 2. langfristig und kontinuierlich fortgesetzt wird.
Neugeborenenhörscreening
Erbers Levels of Auditory Functioning (Erber 1982)
Unterschiedliche Hörverluste
Voraussetzungen für das Sprechenlernen
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