Möglichketien Blutdruckregulation
Sensoren der Kreislaufregulation
Zentrales Kreislaufregulationszentrum
Pressorezeptoren
Detektieren Blutdruck im Körperkreislauf und regulieren ihn über vegetatives Nervensystem
Volumenrezeptoren
Detektieren Volumen im Lungenkreislauf und regulieren es über vegetative Nervensystem, ANP (Atriales natriuretisches Peptid) und ADH (Antidiuretisches Hormon)
Chemorezeptoren
Detektieren pH-Wert und Atemgaskonzentrationen und regulieren sie über Atmung
Definition: Neuronenverbände für Regulation der Kreislaufparameter
Lokalisation: Formatio reticularis (in Medulla oblongata und Pons)
Funktion: Reguliert den Blutdruck auf „normale“ Blutdruckwerte unter Einbeziehung der eingehenden Afferenzen(„Messwerte“) der Kreislaufsensoren
Wichtigste Vermittler der Regulation
Kurzfristig
Widerstandsgefäße: Widerstandserhöhung -> BD Veränderung
Kapazitätsgefäße: Vasodilatation -> Blutvolumen erniedrigen
Herz: Anpassung von Schlagvolumen und Frequenz -> BD Veränderung
Langfristig
Nieren: Anpassung der Ausscheidung -> Blutvolumen regulieren
kurzfristigen Effekte des VNS auf den Kreislauf
Effekte der Sympathikusstimulation
Herz: Inotropie und Chronotropie ↑
Arterien: Gefäßtonus (v.a. in den Widerstandsgefäßen)↑ → Totaler peripherer Widerstand↑
Venen: Gefäßtonus↑ → Konstriktion der Kapazitätsgefäße → Mobilisierung von mehr zentralem Blutvolumen → Füllungsdruck des Herzens (Vorlast)↑ → Schlagvolumen↑
Effekte der Parasympathikusstimulation
Herz: Herzfrequenz↓
Venen: Gefäßtonus↓ → Mehr Volumen wird in den Kapazitätsgefäßen "gepoolt" → Zentrales Blutvolumen↓ → Füllungsdruck des Herzens (Vorlast)↓ → Schlagvolumen↓
Regulation durch die Pressorezeptoren
Vorkommen: v.a. in herznahen Aorta und dem Carotissinus (d.h. im Hochdrucksystem!)
Rezeptorart: Proportional-Differenzial-Rezeptor
Mechanismus: Messen Dehnung der Gefäßwand (und somit den Druck im Hochdrucksystem)
Ablauf der Regulation
Ausgangszustand
Pressorezeptoren generieren Aktionspotenziale mit bestimmter Grundfrequenz
Parasympathikus ↑ und Sympathikus↓
Normal "niedriges" Blutdruckniveau
nur für Anpassung an kurzfristige Blutdruckänderungen -> Aktivität (d.h. ihre Entladungsfrequenz) innerhalb weniger Tage an neues Blutdruckniveau anpasst
Reaktion auf Blutdruckerhöhung
Aktivierung mechanosensitiver Kationenkanäle
Impulsfrequenz der Pressorezeptoren ↑
Parasympathikotonus↑ und Sympathikotonus↓
Herzfrequenz und Schlagvolumen ↓
Kapazitätsgefäße und Widerstandsgefäße dilatieren
Blutdruck ↓
Reaktion auf Blutdruckabfall
Impulsfrequenz der Pressorezeptoren ↓
Parasympathikotonus↓ und Sympathikotonus↑
Herzfrequenz und Schlagvolumen ↑
Vasokonstriktion der Kapazitätsgefäße und Widerstandsgefäße
Blutdruck ↑
Gleichzeitig Aktivierung längerfristiger Regulationsmechanismen
ADH-Sekretion ↑
Aktivierung des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems
Carotissinussyndrom
Reagieren die Pressosensoren des Carotissinus zu sensibel, können bereits kleine Reize wie das Drehen des Kopfes oder der Druck eines Hemdkragens zu einer überschießenden Blutdrucksenkung und sogar zur Ohnmacht führen.
Regulation durch die Volumenrezeptoren
Ziel
Kurzfristige Regulation Blutdrucks und zirkulierenden Blutvolumens
Anpassung Sympathikus- und Parasympathikus-Aktivität und Gefäßtonus (über ADH)
Zusätzlich längerfristige Regulation Blutvolumens über Anpassung der Wasserausscheidung in Niere (über ANP und ADH)
Vorkommen: Liegen in der A. pulmonalis und in den Herzvorhöfen (d.h. im Niederdrucksystem!)
Mechanismus:
Registrieren Dehnung der Gefäßwand und des Myokards (und somit den „Volumenstatus“) im Niederdrucksystem
Vermitteln kreislaufregulatorische Reflexe (analog zu den Pressorezeptoren)
Ablauf der Regulation: Läuft über zwei Reflexe ab
Vorhof-Dehnungsreflex
Gauer-Henry-Reflex
Vorhofdehnugsreflex
Blutvolumen erhöht (Vorhof wird gedehnt)
Vermehrte Ausschüttung von ANP
NaCl und Wasserausscheidung in der Niere↑
Blutvolumen reduziert (Vorhof wird weniger gedehnt)
Ausschüttung von ANP aus den Kardiomyozyten sinkt
NaCl und Wasserausscheidung in der Niere↓
auch Diuresereflex -> Anpassung ADH-Ausschüttung im Hypothalamus an Blutdruck
Blutdruckerhöhung
Vorhofdehnungsrezeptoren (Typ B) hemmen über vagale Afferenzen die ADH-Ausschüttung im Hypothalamus
Wasserausscheidung in der Niere↑
Blutdruckabfall
ADH-Ausschüttung↑
Wasserausscheidung in der Niere↓
Langerfristige Blutdruckregulation - Möglichkeiten
Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS)
Stimulation des RAAS durch:
Nierendurchblutung sinkt unter 80 mmHg
Osmolarität des Blutplasmas↓
Natriumgehalt des Blutplasmas↓
Regulationsmechanismus:
Freisetzung von Renin im juxtaglomerulären Apparat
Aktivierung des RAAS
Direkte Vasokonstriktion und Extrazellulärvolumen↑ (NaCl- und Wasserresorption↑, K+↓, pH↑)
Gauer-Henry-Reflex (mittels ADH)
Vorhofdehnungsreflex (mittels ANP)
RAAS - Hormone
Renin
Angiotensinogen
Angiotensin I
Angiotensin-konvertierendes Enzym (ACE)
Angiotensin II
Aldosteron
Definition: Protease, die die erste Reaktion des RAAS katalysiert
Syntheseort: Zellen des juxtaglomerulären Apparates (epitheloide Polkissenzellen der Arteriola afferens)
Wirkung: Spaltung von Angiotensinogen zu Angiotensin I
Reize für die Reninausschüttung
Abfall des Blutdrucks unter den myogenen Autoregulationsbereich (also unter 80 mmHg)
Sympathikusaktivierung
Hypovolämie
Hyponatriämie
Hypotoner Harn
Hemmende Reize der Reninausschüttung (im Sinne einer negativen Rückkopplung)
juxtaglomerulärer Apparat
Macula densa des distalen Tubulus
Na+ im Harn
juxtaglomeruläre Zellen / Polkissenzellen der Vas afferens
Renin Sezernation
extraglomeruläre Mesangiumzellen
Definition: Glykoprotein; wird innerhalb des RAAS von Renin zu Angiotensin I gespalten
Syntheseort: Vor allem in Leber, Fettgewebe
Spaltprodukt des Angiotensinogens, das von ACE zu Angiotensin II umgewandelt wird
Definition: Protease; konvertiert Angiotensin I zu Angiotensin II
Syntheseort: Endothelzellen, hauptsächlich der Lunge
Definition: (von ACE katalysiert) aus Angiotensin I gebildet und vermittelt bei Aktivierung des RAAS gemeinsam mit Aldosteron eine Steigerung des Blutdrucks
Molekularer Wirkmechanismus: Bindung an den AT1-Rezeptor
Direkte Wirkung an den Zielorganen
Vaskulär: Vasokonstriktion
Zentral
ADH-Freisetzung aus der Neurohypophyse
Salzappetit↑
Durst↑
Renal
Gesteigerte Natriumresorption im proximalen Tubulus → Gesteigerte Wasserresorption
Konstriktion v.a. des Vas efferens → Trotz verminderter renaler Durchblutung bei systemischer Vasokonstriktion wird die GFR aufrechterhalten
Adrenal: Stimulation der Aldosteronsynthese
Indirekt (über Aldosteron): Gesteigerte Natrium- und Wasserretention sowie K+- und H+-Sekretion im distalen und Verbindungstubulus sowie im Sammelrohr
RAAS - Übersicht
Reninausschüttung nach Stimulation durch o.g. Faktoren (z.B. Blutdruckabfall)
Renin spaltet Angiotensinogen zu Angiotensin I
ACE wandelt Angiotensin I zu Angiotensin II um
Angiotensin II hebt über o.g. Mechanismen den Blutdruck und das Extrazellulärvolumen
RAAS - Externe Regulationsmechanismen
Vegetatives Nervensystem
Ziel: Nervale Regulation der Nierendurchblutung
Mechanismus
Noradrenalin (NA): Über α1-Rezeptoren
Vasokonstriktion der Arteriolen
Widerstandserhöhung
Durchblutung sinkt
Dopamin (DA): Über D1-Rezeptoren
Vasodilatation der Arteriolen
Widerstandserniedrigung
Durchblutung steigt
Noradrenalin und Dopamin -> überwiegt Noradrenalin
Lokale Regulation der Organdurchblutung - Möglichkeiten
Metabolische Autoregulation
Myogene Autoregulation (Bayliss-Effekt)
Chemische Autoregulation
Definition: Mechanismus, der die Organdurchblutung anhand von Kreislaufmetaboliten an die Organaktivität anpasst
Auslöser: "Verbrauchte" Kreislaufmetabolite↑ (bspw. pCO2↑, Laktat↑, H+↑, ADP↑, AMP↑, Adenosin↑ und pO2↓)
Reaktion: Vasodilatation
Vorkommen: Organe mit stark wechselnder Aktivität (bspw. Skelettmuskel, Herz, exokrine Drüsen)
Definition: Reflektorische Vasokonstriktion der Gefäße bei erhöhtem transmuralem Druck
Ziel: Aufrechterhaltung einer konstanten Organdurchblutung trotz systemischer Blutdruckschwankungen
Auslöser: Erhöhter transmuraler Druck
Reaktion: Vasokonstriktion
Vorkommen:
(Fast) alle Organe, v.a. Niere und Gehirn
Lunge keine myogene Autoregulation -> Zunahme transmuralen Drucks -> Zunahme des Durchmessers der dehnbaren Lungengefäße (sog. Druckpassivität)
Definition: Sekretion von vasoaktiven Substanzen (sog. Autakoide) durch das Endothel zur Autoregulation der Gefäßweite
Beteiligte Stoffe und deren Wirkung
Stickstoffmonoxid (NO)
Definition: Kurzlebige vasoaktive Substanz, die v.a. vom Endothel durch die NO-Synthase aus Arginin produziert wird
Auslöser
Erhöhte Schubspannung im Gefäß
Bindung vasoaktiver Substanzen an Endothelrezeptoren (bspw. Serotonin, Bradykinin)
Wirkung: Vasodilatation der kleinen Arterien und Arteriolen
Wirkmechanismus: Aktivierung einer Guanylatcyclase in den Gefäßmuskelzellen
Endotheline
Definition: Vasoaktive Peptide
Wirkung: Vasokonstriktorisch/vasodilatatorisch (je nach Rezeptor)
Bedeutung: Endotheline spielen v.a. in pathologischen Prozessen (bspw. beim Kreislaufschock) eine Rolle
Eicosanoide
Definition: Gruppe der Arachidonsäurederivate, von denen einige vasoaktiv sind (bspw. Prostaglandine, Thromboxan)
Wirkung: Unterschiedlich
Weitere vasoaktive Stoffe: Kinine, Histamin, Serotonin
Zentrale Regulation der Organdurchblutung
Mechanismen
Nervale Regulation: Modulation Gefäßtonus durch sympathischer Nervenfasern
Hormonelle Regulation: (v.a. Katecholamine aus Nebennierenmark)
Rezeptoren:
α1-Rezeptoren → Vasokonstriktion
β2-Rezeptoren → Vasodilatation
Wirkunterschiede der Katecholamine
Adrenalin → Wirkt auf beide Rezeptortypen, jedoch reagieren β-Rezeptoren empfindlicher
Noradrenalin → Wirkt v.a. auf α-Rezeptoren → V.a. Vasokonstriktion
Signaltransduktion durch Adrenozeptoren - Möglichkeiten
α-Adrenozeptoren
α1-Adrenozeptoren
α2-Adrenozeptoren
β-Adrenozeptoren
β1-Adrenozeptoren
β2-Adrenozeptoren
β3-Adrenozeptoren
Rezeptortyp: G-Protein-gekoppelte Rezeptoren (GPCR)
Funktionsweise:
Bindung von Noradrenalin und Adrenalin
Aktivierung G-Protein (Gq)
Aktivierung Phospholipase C
Freisetzung von Second Messenger
IP3 → Ca2+
DAG -> Aktivierung Proteinkinase C
Intrazelluläre Ca2+-Konzentration↑
Vorkommen: Glatte Muskulatur des Gastrointestinaltrakts, Gefäße
Bindung Noradrenalin und Adrenalin
Aktivierung G-Protein (Gi)
Hemmung der Adenylatcyclase (AC) und direkte Beeinflussung von Ionenkanälen
cAMP↓
Aktivität der Proteinkinase A↓
Vorkommen: Hemmen über eine negative Feedbackschleife die Transmitterausschüttung an präsynaptischen, sympathischen Neuronen
Aktivierung G-Protein (Gs)
Aktivierung Adenylatcyclase
cAMP↑
Aktivierung Proteinkinase A
Phosphorylierung von Proteinen
Vorkommen: Herz, Niere
Funktionsweise
Phosphorylierung verschiedener Proteine (u.a. Ca2+-ATPase und Myosin-leichte-Ketten-Phosphatase)
Ca2+↓
Vorkommen: Bronchien, Gefäße der Skelettmuskulatur sowie Herzkranzgefäße, Leber, Pankreas
Lipolyse↑
Vorkommen: Braunes Fettgewebe
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