8. Personal 8.1. Grundlagen 8.1.1. Ziel, Aufgaben und Besonderheiten
- Ziel: Personalbereitstellung (quantitativ und qualitativ) und zielorientierte
Verhaltensbeeinflussung
- Aufgaben: Beschaffung/Auswahl, Einsatz, Beurteilung, Entwicklung, Anreizgestaltung, Führung
- International: breites Spektrum heterogener Umwelten In → ternationalität führt zu
Unsicherheit
o Politische, rechtliche und tarifvertragliche Restriktionen
o Kulturelle Unterschiede
→ angepasster Handlungsspielraum (Einschränkungen und Erweiterungen)
- Auch unternehmensinterne Rahmenbedingungen: Veränderungen innerhalb des UNs
o Organisationsstruktur
o Verlagerung von Wertschöpfungsaktivitäten
o Erweiterung des Zielsystems
o Führt zu Veränderung anderer Systeme, Instrumente oder Technologien
(Berichterstattung, Kommunikation, Rechnungslegung)
o Schlägt sich im Personalbedarf nieder: Quantität, Qualität, Zeitpunkt, Ort
- Ausgestaltung der Personalarbeit hängt von vielfältigen Einflussfaktoren ab
o Ermittlung im Einzelfall
o Keine konkreten Aussagen möglich: Typische Modelle → Tendenzaussagen
o EPRG-Schema Perlmutters (Staffing Policies): Nationalitäten bei Besetzung von
Führungspositionen
Ethnozentrisch: Positionen in Auslandsgesellschaft werden durch
Führungskräfte der Muttergesellschaft besetzt
Polyzentrisch: Führungspositionen in Auslandsgesellschaft werden durch
Einheimische besetzt
Regio-/ bzw. geozentrisch: Führungskräfte innerhalb der größeren Regionen
bzw. weltweit unabhängig ihrer Nationalität werden in erster Linie nach
Qualifikationsgesichtspunkten ausgewählt
- Verengter Blickwinkel
o nicht nur Orientierung, sondern auch Struktur und Strategie sind zu berücksichtigen
o nicht nur grenzüberschreitender Einsatz von Personal für Erfolg wichtig
o nicht nur Führungskräfte sind von Internationalisierung betroffen (Schnittstellen,
interkulturelle Gruppen)
8.1.2. Internationalisierungsmodelle als zentrale unternehmensinterne Rahmenbedingung
Internationalisierungsmodelle: idealtypische Situationsbeschreibungen, die die Komplexität der
unternehmenseigenen Rahmenbedingungen begrenzen und relative konkrete Aussagen
ermöglichen
o Begrenzung des Spektrums Bezugspunkt für Erklärungs- und → Gestaltungsaussagen
o Kriterien der Charakterisierung
Unternehmensstrategie
Organisationsstruktur (zentral/dezentral, Koordination)
Ausprägung der Unternehmenskultur
Ergänzung: internationales Modell (ethnozentrisch)
o Kontingenztheorie: Gestaltung des UNs ist abhängig von bestimmten Umfeld- bzw.
Unternehmenskonfigurationen
Internationales Modell
o Nationale Personalarbeit in einem UN mit geringem Internationalisierungsgrad
o Auslandseinsätze von Stammführungskräften werden notwendig, um einzelne
Auslandsgesellschaften zu führen und Know-How Transfer zu ermöglichen
- Koordination der Personalaktivitäten: breites Spektrum, Erfolg unterschiedlich
o Zentralisierung der Entscheidungskompetenzen
o Klare Richtlinien für abgestimmtes Vorgehen bei dezentralen
Entscheidungskompetenzen
o Personalpolitische Grundsätze (bei Auslandsgesellschaften = Leitlinien)
8.1.3. Fallstudie: Wir glauben an den Weg von Toyota
8.2. Personalbeschaffung und -auswahl in internationalen Unternehmen
Unternehmensintern: erfordert Überblick über Personalpotenziale in den
Unternehmenseinheiten und ein Informationssystem (bei zunehmender UNGröße und Steuerung
der internationalen Aktivität wird Erfassung und Infosystem immer wichtiger)
- Unternehmensextern
o Schwierigkeiten bei Formalqualifikationen
o Unterschiedliche Arbeitsmarktbedingungen
o Divergierende Erwartungen
o Landesspezifische Beschaffungspraktiken
- Bei grenzüberschreitender Beschaffung von Personal
o Interkulturelles Training der Personaler soll kulturbedingten
Wahrnehmungsverzerrungen und Interpretationsfehlern vorbeugen
o Geringem Bekanntheitsgrad durch Personalmarketing begegnen (Aufbau eines positiven
Arbeitgeberimages)
- Herkunft der Mitarbeiter (zusätzliche, internationale Betrachtung)
o Angehörige des Stammlands
o Angehörige des Gastlandes
o Angehörige eines Drittlands
in multinationalem Modell weniger relevant (nur grenzüberschreitend rekrutiert,
wenn national nicht besetzt werden kann)
besonders in Regionen mit kultureller Ähnlichkeit/Freizügigkeit
- Personalauswahl benötigt kulturspezifische Anpassungen (kulturübergreifende Vergleichbarkeit
und Standardisierung darf nicht vernachlässigt werden)
o Fachliche und soziale Qualifikationen
o Interkulturelle Kompetenz: eigene Ziele erreichen, indem mit Hilfe einer anderen
Kultur entsprechenden Werte und Normen mit Angehörigen dieser Kultur
kommuniziert wird (nicht direkt beobachtbar und messbar)
Affektive Dimension: kultureller Relativismus, Unvoreingenommenheit
Offenheit, Einfühlungsvermögen
Kognitive Dimension: Wissen, gesammelte Erfahrung (kulturelles Bewusstsein,
Selbstachtsamkeit, Selbstbewusstsein)
Verhaltensbezogene Dimension: Fertigkeiten und Fähigkeiten (Respekt,
Flexibilität, verbale und nonverbale Kommunikation)
- Erfolg mithilfe interkultureller Kompetenz
o Ermittlung anhand verschiedener Effektivitätskriterien (soziale und berufliche Anpassung,
Zufriedenheit) und der Angemessenheit des Verhaltens (Befolgen kultureller Regeln,
Anerkennung der Gefühle)
- Idealtyp des MA in internationalen UN gibt es nicht
o Vielschichtigkeit des internationalen Geschäfts vs. Unternehmensspezifische
Besonderheiten vs. unterschiedlicher Einfluss der Internationalität auf Aufgaben
o Welche Qualifikationsmerkmale von Bedeutung sind, hängt von der konkreten
Stellenaufgabe und Arbeitssituation ab (Einzelfallermittlung)
8.3. Grenzüberschreitender Personaleinsatz 8.3.1. Ziele des grenzüberschreitenden Personaleinsatzes
Zentrale Aufgabe internationaler Personalplanung
o Zunahme der Auslandseinsätze
o Tendenz zu kurzfristigen Einsätzen
- Im Ausland eingesetzte MA: Expatriates (unabhängig von ihrer Herkunft)
- Drei Gruppen von Zielen
o Wissenstransfer
technologisches Wissen
Managementkenntnisse
Besetzung freier Stellen aufgrund mangelnder qualifizierter einheimischer
Arbeitskräfte
Bedeutung der Ziele nimmt mit zunehmender Internationalisierung eines UNs
ab
o Koordination und Kontrolle der Unternehmenseinheiten
Implementierung oder Abstimmung von Systemen in verschiedenen
Management- und Sachfunktionen (Planung, Controlling, RL)
Personenorientierte Koordination und Kontrolle
Schaffung einer gemeinsamen Kultur (unternehmensweite geltende
Grundannahmen)
gewinnen erst ab bestimmtem Internationalisierungsgrad an Bedeutung
o Entwicklung der Mitarbeiter
Sammlung von Erfahrungen
Perspektive
Nur MA, die sich vom nationalen Interesse lösen können, gewährleisten die
ganzheitliche Betrachtung aller strategischen Möglichkeiten
Grenzüberschreitende Zusammenarbeit und Kommunikation erfordert
benötigte Kompetenz
o Ziele treten nicht isoliert oder in zeitlicher Reihenfolge auf (existieren nebeneinander)
8.3.2. Formen und Phasen des grenzüberschreitenden Personaleinsatzes
Differenzierung von Auslandseinsätzen nach rechtlichen Gründen
o Traditionelle Entsendung: mehrjähriger Auslandseinsatz mit Familie (Aufbau einer
Auslandsniederlassung, Managementaufgaben, Repräsentation vor Ort, Technologietransfer)
o Kurzzeitentsendung (bis zu einem Jahr, meist ohne Familie): für Projekte oder
Managemententwicklung
o (Mehr-)wöchentliche Pendler: bei gut überwindbaren regionalen Distanzen reisen sie
regelmäßig von ihrem Wohnsitz zum Arbeitsort
o Rotierenden Assignments: periodisch abwechselnder Aufenthalt im Aus- und Inland
o Vielflieger: reihen Dienstreisen zu unterschiedlichen Standorten aneinander und
finden sich auf viele Hierarchieebenen
o Virtuellen Auslandseinsätzen: Tätigkeits- und Wohnort fallen auseinander, die
Interaktion erfolgt technologiegestützt (persönlicher Kontakt bildet Ausnahme)
- Entsendungsdauer
o Ermittlung der optimalen Entsendungsdauer fällt schwer (große Bandbreite bei
Verweildauer im Ausland)
o Einflussfaktoren: Ziele und kulturelle Distanz (bestimmen die zu erwerbenden
landesspezifischen Kenntnisse)
o Kurzer Auslandsaufenthalt:
Erleichtern die Wiedereingliederung
Verlust von Fachwissen des Expatriates wird vermieden
Soziale Absicherung
Bei ungünstigen Lebensbedingungen
o Entsendung (3 Jahre):
Bei Know-how Transfer
Instrument der Führungskräfteentwicklung
o Langer Auslandsaufenthalt:
Besetzung von Geschäftsleiterpositionen
Aufgaben mit starkem Umweltbezug (Vertrieb)
Umfangreiche Einarbeitung für vertiefte Kenntnisse der Landesbedingungen
Kontinuität der Auslandsgesellschaft
o Entsendungsprozess in vier Phasen:
Auswahlphase
Festlegung Bewerberkreis
Ermittlung Anforderungsprofil
Auswahl anhand Qualifikation und motivationalen/familiären
Rahmenbedingungen
Phase der Vorbereitung
Nach Entscheidung für Kandidaten beginnt das Training bzgl. der
bevorstehenden Aufgabe (Personalentwicklung)
Einsatzphase (Transfer und Einsatz)
Rückkehrphase (Reintegration privat und beruflich)
o Entsendungsprozess = Anpassungsprozess: fünf Phasen
Erwartungsphase
Kulturschockphase
Anpassungsphase
Kontra-Kulturschock-Phase
Wiederanpassungsphase
8.3.3. Auswahl von Mitarbeitern für den Auslandseinsatz
- Aussagefähige Anforderungsprofile (und damit Auswahlkriterien) fehlen
- Hohe Abbruchquoten und Kosten erfordern fundierte Auswahl
- Auswahlkriterien
o Fachliche Aspekte
o Fremdsprachen, interkulturelle Kenntnisse
o Schnittstellenbezogene Kompetenzen
o Familiärer Hintergrund (vor allem Ehepartner)
Mitziehende Familienangehörige sind ebenfalls kultur- und landesbezogenen
Anforderungen ausgesetzt
Partner fehlt vertraute und stabilisierende Beziehung zur Arbeit und Umwelt
(Untätigkeit und Kommunikationsbarriere)
Folge: Frustration, Langeweile und Heimweh
- Bereitschaft des Mitarbeiters für Auslandseinsatz: Motivation
o Übernahme größerer Verantwortung und größerer Selbstständigkeit
o Verbesserung der beruflichen Qualifikation
o Verbesserung der beruflichen Möglichkeiten (Karrierechancen)
- Häufigste Ablehnungsgründe
o Weigerung des Partners
o Nachteile für schulpflichtige Kinder
o Trennung von Freunden und Verwandten
o Desinteresse an der beruflichen Aufgabe im Ausland
o Rahmenbedingungen des jeweiligen Niederlassungslandes
o Sorge, ein Karriererisiko im Stammhaus einzugehen
- Freiwillige Entscheidung des MA in Kenntnis der Chancen und Risiken des Auslandeinsatzes ist
notwenige Voraussetzung für erfolgreiche Entsendung
- Vorgehensweise und Instrumentarium der Auswahl
o Testverfahren mit internationalem Bezug zum Gastland
o Erfahrungsaustausch mit ehemaligen Expatriates
o Look-and-See-Trip (Besichtigung des Landes)
8.3.4. Transfer und Auslandseinsatz von Mitarbeitern
Transfer: Aufwand durch Aufgabe des alten und Gründung des neuen Wohnsitzes
o Honeymoon-Phase: Touristenperspektive, oberflächliche Beziehungen, neuer Wohnsitz
- Betreuungsleistung: motivierender Effekt, verhindert Ineffizienzen des MA auf neuer Position
o Heimatland: Checklisten, Organisation und Kostenübernahme der Hausverwaltung
o Gastland: Informationen über Formalitäten, Wohnungssuche, Kontaktvermittlung,
zeitliche Überschneidung mit Vorgänger (Briefing bzgl. Lebensumstände und
Verhaltensweisen)
- Probleme des Partners, im Gastland zu arbeiten
o Fehlende Arbeitserlaubnis
o Nicht-Akzeptanz von Frauen (Männer nur in Begleitungsfunktion)
→ Erfahrungen diesbezüglich sollten im UN geteilt werden (kann bei Wiederholungsfällen
genutzt oder in ähnlichen Fällen übertragen werden)
- Auslandseinsatz im engeren Sinn: drei Stadien der Zufriedenheit
o Erwartungs- bzw. Honeymoon-Phase (3 Monate)
Quasi-Urlaubsatmosphäre
Optimismus ggü. der kommenden Zeit
o Phase des Kulturschocks
Unterschiede in Umwelt und zwischen neuem und früherem Standort werden
bewusst
Nichtverstehen
Unfähigkeit
Begangene Fehler (Ablehnung)
unterschiedliche Rollenerwartungen in Heimat- und Gastland
→ Gefühle der Angst, Frustration und Aggression entstehen
o Identifikationskrise (nach 6-9 Monaten)
Verbale und nonverbale Kommunikation verbessert sich
Verständnis für Bedingungen im Gastland wächst
Werte und Normen können nicht mehr als absolut richtig oder falsch eingeschätzt
werden
→ Verunsicherung und Bedrohung der eigenen Identität
Anpassungsphase: Akzeptanz der fremden Kultur, ohne die eigene kulturelle Identität zu
leugnen (Kontakt zwischen Heimatgesellschaft und Expatriate darf nicht abreisen)
Fachlich
Aufgabe der Fachabteilungen
Know-how
finanzielle/personelle/materielle Ressourcen
vielfältige Kommunikationsmittel
→ Fehlende Betreuung kann zu Unzufriedenheit führen, Abbruch möglich
Personalwirtschaftlich
Inlandsgehalt
Laufbahnplanung
Weiterqualifikation zur besseren Wiedereingliederung
Persönlich
Informationen zur Entwicklung im Heimatland
Ansprechpartner in beiden Ländern (bzgl. Position, Vergütung, Rückkehrzeitpunkt)
→ Patensystem intensiviert Betreuung (letzter Vorgesetzter, Transfermanager,
Führungskraft im Ausland)
8.3.5. Wiedereingliederung nach einem Auslandseinsatz
Wiedereingliederung in HeimatUN bildet Abschluss eines Auslandeinsatzes
o Kontrakulturschock- und Wiederanpassungsphase
- Probleme bei Rückkehr unerwartet
- Betriebliche Wiedereingliederung
o Erfordert geeignete Position, angemessene Anstellungsbedingungen festlegen,
Resozialisierung des MAs
o Probleme
Erwerb unnützer Qualifikationen für HeimatUN
veraltete und fehlende Qualifikationen für entstandene Anforderungen
(Entsendungs- und AuslandsUN weisen unterschiedliche technologische und
organisatorische Entwicklungsstadien auf)
Anpassung von Gehalt und Status (auch Wegfall von
Privilegien/Sondervergünstigungen)
Erwartungen an Arbeitsverhalten und Unternehmenskultur kann abweichen
Karriereschritte der Daheimgeblieben kann nicht ausgeglichen werden
o Reintegration: Planung der Rückkehr
Bestimmung des Rückkehrzeitpunkts
Relativ klar bestimmbar, außer bei höheren Führungsebenen (Umwelt- und
UNerfordernisse können Rückkehrtermin verschieben)
Zukünftige Qualifikation
Ausgangsqualifikation
Potenzial
Anforderungen im Ausland
→ Für Schätzung fehlen wesentliche Informationen (umso schlimmer, je
länger der Auslandsaufenthalt ist)
Bereitstellung einer Wiedereingliederungsposition
Rückgliederungs- oder Reentry-Garantie (Sicherheits- und Karrierebedürfnisse)
Erhöhen Entsendungsbereitschaft
Reduzieren überzogene Erwartungen des Rückkehrers
Konkret oder abstrakt
Beginnt mit Auswahl und Vorbereitung für den Auslandseinsatz
Abgeschlossen, wenn sich Rückkehrer auf seiner Position eingearbeitet hat und
Arbeitszufriedenheit empfindet
o Weitere Maßnahmen
Fachbezogene Personalentwicklungsmaßnahmen
Kontaktvermittlung (Rückkehrer, neue Expatriates)
Externe Seminare: Anpassung und Erfahrungsaustausch
Nutzung der im Ausland erworbenen Qualifikation (erhöht Arbeitszufriedenheit)
Workshops (Erfahrungen systematisieren, transferierbare Gestaltungsalternativen
aufdecken, Vorschläge for Umsetzung machen)
Trainingsmaßnahmen im interkulturellen Bereich
Überwindung von Communication Gaps
Nutzung bestehender Kontakte
Einsatz in Analysen
Einsatz zur Vorbereitung zukünftiger Expatriates
o Ausland als Karrierevoraussetzung: Laufbahnplanung + Nutzung des Wissens (kein
finanzieller Anreiz)
- Private Wiedereingliederung
o Wichtig für die berufliche Leistung des Mitarbeiters
o Reintegrationsprobleme
Unterschiede zwischen Gast- und Heimatland (objektiv/subjektiv)
Nicht erfüllbare Erwartungen
Neue Position kann Prestige und Statusverlust bedeuten
Freundeskreis geht häufig verloren
Kinder haben gegebenenfalls Problem bei differenzierendem Schulsystem
o Abhängig von: Dauer, Erfahrung, kulturelle Unterschiede, persönliche Situation,
hierarchische Position, Betreuung individuelle Lösung → en erforderlich
o Kontra-Kulturschock: umso stärker, je größer die kulturelle Distanz zwischen Heimatund Gastland
o Hilfestellung des Unternehmens: verwaltungstechnisch und finanziell
Fixierung des Rückkehrtermins
Organisatorische Hilfen (Umzug, Steuern, Versicherungen)
Unterstützung bei Wohnungssuche
Nachhilfeunterricht für Kinder/Rückkehrer Internat/internationale Schulen
Stellenvermittlung für Partner
- Große Defizite in Rückkehrplanung
o Fehlende Absprache bzgl. Rückkehrposition
o Planung von alternativen Beschäftigungsangeboten
o Hilfestellung bei Reintegration im privaten Bereich
8.3.6. Scheitern grenzüberschreitender Personaleinsätze
Zwischen erfolgreicher Entsendung und vorzeitigem Abbruch eines Auslandeinsatzes liegen
viele Alternativen
o Hohe Fluktuation nach der Rückkehr
o Eingeschränkte Leistung im Ausland
- Fundierten Auswahl und Vorbereitung sowie der Betreuung während des Auslandeinsatzes
benötigen höheren Stellenwert
- Befürchtungen der Entsendeten ausräumen, dass Auslandseinsatz Strafversetzung, Härtetest
oder Karriereende bedeutet
8.4. Leistungsbeurteilung in internati
8.4. Leistungsbeurteilung in internationalen Unternehmen
- Geplante, formalisierte, standardisierte Bewertung im UN
- Ziele: Informationsaustausch, Kontrolle, Entgelt- und Anreizdifferenzierung
- Vergleichbare Beurteilungsergebnisse notwendig
o Grenzüberschreitend tätige Mitarbeiter
Beurteilung der Expatriates im globalen Modell durch lokale Vorgesetzte
(Unterschiede hinsichtlich des kulturellen Hintergrunds)
Beurteilung durch Heimatunternehmen (lokale Anforderungen an Gastland werden nicht
anerkannt oder falsch eingeschätzt)
Beurteilungskriterien wie Eigenschaften, Verhalten und Leistung werden im
internationalen Kontext unterschiedliche gesehen
o Obere Führungskräfte der Auslandsgesellschaft
Kopplung mit Anreizsystemen
Steuerungswirkung auf Verhalten und Entscheidungen der MA
Beurteilung muss Merkmale des Internationalisierungsmodells beinhalten
Suche geeigneter Kriterien ebenso schwierig wie Formulierung realistischer
Leistungsanforderungen
o Mitarbeiter auf internationalen Informations- und Kommunikationsschnittstellen
Wichtige Rolle im integrativ-situativen Modell (Schnittstellen vervielfachen sich)
Notwendigkeit eines einheitlichen Beurteilungssystems
Zahl und Heterogenität der Beurteilungskriterien reduziert sich (internationale
Tätigkeit ist gering)
Beurteilende sind Vorgesetzte aber auch Kommunikationspartner
o Vorgesetztenbeurteilung mit 360° Feedback
Ermöglicht Leistung und Verhalten aus verschiedenen Perspektiven zu beurteilen
Kulturelle Unterschiede
In Ländern mit hoher Machtdistanz ist es unüblich, offenes und kritisches Feedback
zu äußern
Kulturbedingt unterschiedliche Fremd- und Selbsteinschätzung (stärker ausgeprägt in
Ländern mit hoher Machtdistanz)
- Kulturbedingte Grenzen bzgl. Leistungsbeurteilung
o Es gibt unterschiedliche, kulturgeprägte Beurteilungsmaßstäbe (Missverständnisse
vermeiden)
o Überwindung räumlicher Distanzen und sprachlicher Barrieren durch interkulturelle
Kompetenz
o Einheitliches Beurteilungssystem für alle Mitarbeiter nicht das Ziel
o Vereinheitlichung für intern. tätige (Nachwuchs-)Führungskräfte
8.5. Personalentwicklung in internationalen Unternehmen 8.5.1. Aufgaben, Adressaten und Besonderheiten internationaler Personalentwicklung
Gegenwärtige und zukünftige Ziele
o Erweiterung/Verbesserung der Kenntnisse, Fähigkeiten und Verhaltensweisen sowie
Einstellungen und Werthaltungen von internationalen Mitarbeitern
- Berücksichtigung individueller Ziele für erfolgreiche Personalentwicklung
(Motivation/Lernbereitschaft)
- Lernen institutionalisieren Nutzung von Erfahrungen p → → ermanentes Lernen
- Adressaten internationaler Personalentwicklung
o International tätigen Mitarbeiter (Führungskräfte, Entsendungskandidaten)
o Einsatz von Fach- und Führungskräften aus anderen Ländern und Nachwuchskräfte
o Auf ausführender Ebene: Montageeinsätze
o Internationale Zusammenarbeit bei Projekten oder Koordinationsgremien
o Mitarbeiter aus Auslandsgesellschaft und Führungskräftenachwuchs aus
unterschiedlichen Ländern müssen in UN integriert werden
→ einheitliche und effiziente sprachliche Verständigung, Förderung der Identifikation
mit und der Zugehörigkeit zum UN
- Rahmenbedingungen bestimmter Adressaten
o Festlegung der Herkunft der Führungskräfte (Internationale Orientierung)
Bestimmt Umfang der Auslandsentsendungen und den Entwicklungsbedarf der
Führungsnachwuchskräfte
o Legt Umfang der Verflechtungen und Schnittstellen fest
o Ausführende Ebene: Entwicklungsbedarf, falls Produktionsstandards im Ausland erreicht
werden müssen
- Unterschiede im Entwicklungsbedarf
o Unterschiedliche Bildungssysteme, -inhalte, -niveaus
o Führungskräfte mit anderem Ausbildungshintergrund
o Landesspezifische Rahmenbedingungen
Unterschiedliche Lernstile
Verhalten und Anpassungsfähigkeit
• Kulturelle Gegebenheiten
• Kulturmuster des Herkunftslandes
Unterschiedliche Traditionen in der Führungskräfteentwicklung
• „Elite Cohort Approach“ (Japanese-Model)
• „Elite Political Approach“ (Latin-Model)
• „Functional Approach“ (Germanic-Model)
• „Managerial Development Approach“ (Anglo-Dutch-Model)
→ unterscheiden sich hinsichtlich der Rekrutierung und
Potenzialermittlung, der Laufbahnplanung und der Entwicklungsinhalte
- Entwicklungsdauer von interkultureller Kompetenz lange
o Personalentwicklungsplanung mit Laufbahn- oder Karriereplanung koppeln
(ausreichender Planungshorizont)
8.5.2. Interkulturelles Training als zentrale Aufgabe internationaler Personalentwicklung
Unterschiedliche Ziele, Anlässe und Methoden
- Schaffung kulturelle Kompetenz für die Zielerreichung, Aufgabenerfüllung
- Vorteile kultureller Synergien durch verschiedene Vorgehensweisen (Problemlösungen,
Innovationen) nutzen
- Beschränkung auf Grundlagen zur Vorbereitung
o Teilnehmer sollen fremde Kulturen lernen und Strukturen erkennen können
o Soll verhindern, dass Erfahrungen im Ausland oberflächlich sind und Vorteile bestätigt
- Systematisches interkulturelles Trainingsprogramm: aufeinander aufbauende Einheiten
o Erhöhter Planungsaufwand
o geringere Defizite
- Systematisierung von Trainings- oder Orientierungsprogrammen
o Ziele
Kognitiv: Zunahme Wissen, Kenntnisse
Affektiv: Veränderung der Interessen, Einstellungen, Werthaltungen,
Anpassungsvermögen
Verhaltensorientiert: Synthese aus kognitiven und affektiven Zielen
o Inhalte
Kulturübergreifend: zielen auf Veränderung von Einstellung und Werthaltung
„Self Awareness“ und „Cultural Awareness“ (erfordern viel Zeit und geben keine
Anhaltspunkte für richtiges Verhalten)
Kulturspezifisch: Informationen über bestimmte Kulturen und konkrete
Hinweise für das Verhalten
o Methoden
Intellektuell (didaktisch): reproduziertes Wissen ist unabdingbare
Voraussetzung für interkulturelle Effekte, interpersonelle Beziehungen werden
vernachlässigt
Erfahrungsbezogen: Lernen von interpersonellen Fähigkeiten und
Problemlösungen, zeit- und personalaufwändig
o Klassifizierungsmodell (Gudykunst/Hammer) der Techniken
Erfahrungsbezogen-kulturübergreifend
Wichtige Komponente im interkulturellen Training
Erreichung von verhaltensbezogenen Lernerfolgen
spielen in der Praxis keine Rolle
Selbstbewertung anhand von Fragebögen (schafft Bewusstsein für
eigene Einstellungen und Verhaltensweisen, Abbau von Vorurteilen und
Stereotypen)
Erfahrungsbezogen-kulturspezifisch
Auseinandersetzung mit Gefühlen und Vorurteilen der jeweils anderen
in ethnisch gemischten Gruppen
Konfliktsituation wird im Rollenspiel dargestellt
Zwei Kulturkreise erarbeiten gemeinsamen Lösungsweg
Didaktisch-kulturübergreifend
Klassische Kurse zur interkulturellen Kommunikation (Cultural Self
Awareness)
Individuum kann nur erfolgreich sein, wenn es seine eigenen
kulturellen Annahmen, Werte und Verhaltensweisen kennt
Didaktisch-kulturspezifisch
Sprachtrainings, Informationsweitergabe
Kultur-Assimilator (simuliert landestypische, interkulturelle Interaktionen)
Bezug zur Kultur des Herkunftslandes ist unerlässlich (erhebliche
Entwicklungskosten)
- Art des Erwerbs interkultureller Kompetenz
o Expanding Circle of Self Awareness: selbst kennen, bevor er andere wahrnehmen
kann (Selbsterkenntnis)
o Modell der Kulturerfahrung (Culture Awareness): Verständnis des Kultureinflusses auf
sein Verhalten, bevor er seine Umgebung versteht
o Modell der interkulturellen Erfahrung (Intercultural Awareness): Bewusstsein der eigenen
Kultur durch Erfahrung einer anderen Kultur
→ 1. und 2. zur Vorbereitung auf den Auslandseinsatz, 3. zur Wiedereingliederung
- Zeitplanung orientiert sich am Informationsbedarf
o Motivation und Lernbereitschaft der Teilnehmer am größten
o Zwei Arten des Informationsbedarfs
Interkulturelle Kommunikation/Interaktion (hoch, niedrig, hoch)
„Überleben“ (niedrig, hoch, niedrig)
- Ursachen des Ausbleibens von interkulturellem Training
o Kommt in der Praxis kaum zum Einsatz
o Ethnozentrische Orientierung
o schwierige Quantifizierbarkeit des Nutzens (hohe Kosten)
o fehlende Personalplanung
o fehlendes Verständnis für kulturelle Differenzen
8.5.3. Auslandseinsatz als interkultureller Trainingsmaßnahme
Auslandseinsatz im Rahmen der Personalentwicklung
o Vorbereitung auf Auslandseinsatz erfolgt anhand interkultureller Trainingsmaßnahmen
o Auslandseinsatz stellt Maßnahme internationaler Personalentwicklung dar (Erwerb von
interkulturellen Kompetenzen)
- Keine Alternative zu anderen Trainingsmaßnahmen
o Sorgfältige Planung und Anschlussposition mit Nutzung der Auslandserfahrung muss
gegeben sein
- Bezugnahme auf Unternehmenskultur: doppelte Zielsetzung
o Beeinflussung der Unternehmenskultur in den Auslandsgesellschaften durch das
Vorleben unternehmenskultureller Werte, Normen und Verhaltensweisen
→ Entwicklung einer gemeinsamen Kultur
o Unternehmenskulturelle Trainingsmaßnahme für Fach- und Führungskräfte
Entwickelt Verständnis für wesentliche unternehmenskulturelle Werte
Integration wird gefördert
Voraussetzung für koordinierende Wirkung
8.5.4. Hierarchisches interkulturelles Training
Mittelfristige Planung (drei bis fünf Jahre)
o Identifikation betroffener Mitarbeiter, am besten alle mit Auslandskontakten
o Festlegung der individuellen Einsatzzeitpunkte Termi → nierung der Maßnahmen
o Aufeinander aufbauender Trainingseinheiten schafft interkulturelle Kompetenzen
o Kreis der potenziellen Kandidaten wird größer
- Art und Umfang der interkulturellen Auslandsvorbereitung
o Abhängig von Dauer, Interaktionsumfang, kultureller Distanz
o Zusätzlicher Einflussfaktor: Risikopotenzial (durchschnittlicher/maximaler Schaden x
Wahrscheinlichkeit)
o Nur Tendenzaussagen, da alle Einflussfaktoren nicht unabhängig voneinander sind
→ die Intensität sollte umso höher sein, je länger der Auslandseinsatz dauert, je
stärker die Interaktion im Ausland sein muss, je unterschiedlicher die Kulturen sind
und je höher das Risikopotential ist
- Vier Gruppen von Mitarbeitern
o Längerfristiger Auslandseinsatz
o Kurzfristige Einsätze, multinationale Projektteams, Koordinationsgremien
o Kulturübergreifende Schnittstellen, Arbeitsgruppen
o Internationaler Fach- und Führungskräftenachwuchs
- Stufen des interkulturellen Trainings (muss mit übrigen Personalentwicklungsmaßnahmen abstimmt
werden)
o 1.Stufe
Schaffung grundlegender Sprach- und Landeskenntnisse
Anhand externer Dozenten, Filme, Vorträge oder sonstige Informationsmaterialien
→ Basisqualifikation
o 2.Stufe
Ausbau der verbalen und nonverbalen Kommunikationsfähigkeiten
Kritische Dimensionen erkennen, Verhaltensweisen einüben
Anhand unternehmensinterner Länderexperten (Expatriates)
→ interkulturelle Kommunikation
o 3.Stufe
Grundlegende interkulturelle Kompetenzen
Anhand didaktischer Techniken wie Kultur Assimilator und Fallstudien
→ kurzfristige Einsätze, gemischte Teams, Nachwuchsprogramm
o 4.Stufe
Vertiefte interkulturelle Kompetenz und Sprachintensivtraining
Vermittlung von Handlungssicherheiten (Reibungsverluste und Kulturschock sollen
verhindert werden)
Cross-(Ex)Change: Mitarbeiter werden für begrenzte Zeit ausgetauscht, um
interkulturelle Kompetenzen zu erhöhen
Einbezug des Partners, um Scheitern der Trainingsmaßnahme zu verhindern
- Implikationen der Social Learning Theory
o Berücksichtigung individueller Unterschiede höhere Aufm → erksamkeit, effektiveres
Training
o Schrittweise Veränderung von Einstellungen und Verhaltensweisen
o Handlungstraining (Umsetzung des Gelernten) → hohe Neuigkeitsgrade und große
Verhaltensunterschiede aufweisen
- Abstimmung mit übrigen Personalentwicklungsmaßnahmen (Ergänzung, Parallelität)
8.5.5. Fallstudie: Internationale Personalentwicklung am Beispiel der Elberfelder Technik
GmbH
8.6. Anreizsysteme in internationalen Unternehmen 8.6.1. Begriffe, Ziele und Anforderungen
- Anreizsystem = enthalten bewusst gestaltete und aufeinander abgestimmte Stimuli, die
Verhaltensweisen auslösen oder verstärken
o Direkte/indirekte Motivation zu zielgerichtetem Verhalten
o Steuerungsfunktion instrumentaler Charakter →
o Sanktionierung von positiven oder negativen Mitarbeiterverhalten (erwünschtes Verhalten)
- Materielle Anreize
o Entgeltbezogen (Festgehalt und fakultative Entgeltbestandteile)
o Karriereplanung (materieller Zugewinn)
- Immaterielle Anreize
o Arbeitsinhalte
o Entscheidungspartizipation
o Führungsverhalten
o Aus- und Weiterbildung
o Kultur
8.6.2. Gestaltung internationaler Anreizsysteme
- Kombination verschiedener Anreizsysteme ist vielfältig möglich
- Länderübergreifend oder länderspezifische Gestaltung möglich
o Unternehmensexterne Faktoren (Recht, Arbeitsmarkt, Lohnniveau)
o Internationalisierungsmodell
Global
Übertragung aus dem Stammhaus auf Tochtergesellschaft
Reduziert verwaltungstechnischen Aufwand
Erhöht Vergleichbarkeit der Anreize
Gleichbehandlung aller Stammhausmitarbeiter
Grenzen durch kulturelle Unterschiede
Multinational
Differenzierte Anreizsysteme (landesspezifisch)
mangelnde internationale Vergleichbarkeit
Folge: Ungerechtigkeit bei der Behandlung
Integrativ-situativ (Kombination)
unternehmensweite Richtlinien
länderspezifische Gestaltung möglich
einheitlich für Mitarbeitergruppen
- materielle, entgeltbezogene Anreize zeigen in westlichen Ländern immer noch
Motivationswirkung
o Berücksichtigung von länderspezifischen Gesichtspunkten (Einkommensrelation,
Ausbildungsniveaus)
o Generation Y zeigt wenig Interesse an Vergütungsanreizen (Work-Life-Balance und Verbleib
im sozialen Umfeld haben hohen Stellenwert)
- Leistungsbezug der Anreize (Entgelt ist an Leistung orientiert)
o Leistungsmotiv unterschiedlich ausgeprägt
o Unterschiede in Leistungsbegriffen in verschiedenen Kulturen (individuelle Anreizgestaltung)
o Wirkung immaterieller Anreize kulturabhängig
- Umgang mit dem Kultureinfluss (plausibilitätsgestützt)
o Unsicherheitsvermeidung: Arbeitsplatzsicherheit und längerfristige Beschäftigung
o Kollektivistische Kulturen: in erster Linie Senioritätsprinzip, Gruppenleistung, Wettbewerb
zwischen Mitarbeitern wird eher abgelehnt
o Geringe Machtdistanz: Entscheidungspartizipation (Machtdistanz hoch: umgekehrt)
o Maskuline Kultur i.V.m. mit schwacher Unsicherheitsvermeidung: materielle Anreize
o Feminine Kultur i.V.m. hoher Unsicherheitsvermeidung: Verbesserung der Arbeitsqualität
8.6.3. Vergütung der Expatriates
Ziel: Vergütung der Entsandten ist zunächst darauf gerichtet, besondere Belastungen
auszugleichen (können je nach Einsatzort unterschiedlich ausfallen)
o Akzeptanz kann durch Transparenz und Nachvollziehbarkeit gefördert werden
o Entlohnungssystem muss flexibel sein und regelmäßig angepasst werden
- Orientierung am Gehaltsniveau im Gastland oder Stammland
o Gastland
Gleichbehandlung entsandter und lokaler Mitarbeiter
Attraktivität des Auslandeinsatzes hängt vom Lohnniveau des Gastlandes ab
o Stammland
Expatriates kann Lebensstandard halten
Unterschied zur Entlohnung lokaler Mitarbeiter
- (inländisches) Vergleichsgehalt: Nettovergleichsrechnung (Keine Vor- oder Nachteile für Entsandten)
o Basis: Bruttogrundgehalt
o Abzgl. Steuern, Sozialabgaben, Wohnungskosten = verfügbares Nettoeinkommen
o Zzgl. Lebenshaltungskostenausgleich, Auslandszulage, Mieteigenanteil =
Nettoeinkommen Gastland
o Zzgl. Sozialabgaben, Steuern = Bruttogehalt Gastland
Auslandszulage
o Abdeckung von Risiken
o Schaffung von Mobilität
- Erschwernis- oder Länderzulage
o soll erschwerte Arbeits- oder Lebensbedingungen kompensieren
→ klimatische Bedingungen, familiäre Probleme, Gesundheits-, Hygiene- und
Ernährungsprobleme
- Lebenshaltungskostenausgleich
o Kaufkraftunterschiede (Konsumzwecke, Beachtung von Wechselkursschwankungen und
Inflation)
o Verwendung von Big-Mac-Index, um Zusammenspiel von Wechselkurs und Preisniveau
zu veranschaulichen
- Zusatzleistungen
o Umzugskosten, Wohnkosten, Schulgebühren, Heimflug, Clubbeiträge
o Besonders relevant: Sozialversicherung und betriebliche Altersvorsorge
8.7. Personalführung in internationalen Unternehmen 8.7.1. Begriffliche Grundlagen
- Zielorientierte, wechselseitige Verhaltensbeeinflussung von Mitarbeitern
→ Zielverfolgung und Integration individueller Ziele
- Führung: direkte, interaktionelle Einflussbeziehung zw. Führer und Geführtem
- Verfolgung der Unternehmensziele trotz individueller Ziele
o Motivation: Integration der individuellen Zielen
o Akzeptanz von Führung: Positionsmacht, Fach- und Führungskompetenz
- Führungsaufgaben
o Motivation
Motivation + Qualifikation = Arbeitsleistung
Leistung steigern durch Verbesserung der Qualifikation (Personalentwicklung) und
Motivation
o Zielorientiere Koordination
Integration des Mitarbeiters in das UN
fachliche/methodische/soziale Qualifizierung
- Führung wird als interaktionelle Einflussbeziehung zwischen Führer und Geführtem gesehen
o Problem: Führungskräfte würden überlastet werden
o Lösung: Strukturelle Führung
reduziert den Bedarf an interaktioneller Führung
gilt als Handlungsrahmen
individualisierte Führung bleibt unverzichtbar
Interaktion als Feinsteuerung
Interaktionelle und strukturelle Führung (zwei Dimensionen)
- Akteure der Führung: Führer und Geführte unterliegen unterschiedlichen Einflussfaktoren
o Individuelle Ziele, Eigenschaften, Verhaltensweisen → prägen Führungssituation
Unterschiedliche Rahmensituationen
Kulturgeprägte Personen (es gibt kein optimales Führungsverhalten)
Führung bedarf Reflexion (erfolgreiches Führen)
Führungs(miss)erfolg
Akzeptanz oder Ablehnen kann unterschiedliche Konsequenzen auf Motivation
und Leistung der Geführten haben
Kann Einfluss auf zukünftiges Führungsverhalten des Führers haben
8.7.2. Theoretische und empirische Grundlagen zur internationalen Führung
Bedeutung für die Führung im internationalen Kontext haben Theorien, die auf
sozialpsychologischen, kognitiven und interkulturellen Konzepten der Führung basieren
- Leader-Member Exchange-Theorie (LMX):
o Betrachtet die wechselseitige Beeinflussung von Führer und Geführten
o aus deren Vorstellung vom Gegenüber bestimmt sich die Qualität der Beziehung und
ergibt die jeweilige Erwartung Sehen Führungskräfte den Mitarbeiter mit hoher Motivation, Kompetenz und Vertrauen
an, erhalten Sie mehr Unterstützung, Verantwortung, Zuwendung und höherwertige
Aufgaben besondere Beziehungsqualität →
o Qualität der Führenden-Geführten-Beziehung ist umso besser, je ähnlicher sich die Werte
und Einstellungen der beiden sind
→ Positiver Zusammenhang der Qualität der LMX-Beziehung und der
Arbeitszufriedenheit, dem Kommittent und der Leistung
o Problem: Unterschiedliche kulturelle Werte müssen in Einklang gebracht werden
- Theorien der transformationalen und transaktionalen Führung:
o Fokussiert sich auf die (sozialpsychologische) Qualität der prinzipiell beidseitigen,
sozialen Beziehung zwischen Führenden und Geführten
o Transaktionale Führung:
Klar regulierte Austauschbeziehung zwischen Führungskraft und Geführtem
Basis: Klare Ziele
Erfolg wird belohnt
Kontrolle liegt bei der Führungskraft
Kurzfristige individuelle Ziele
Extrinsische Motivation
o Transformationale Führung:
Baut attraktive Versionen
Führer dient als Vorbild
Regt zu innovativem und unabhängigen Denken an
Unterstützt Entwicklung der Mitarbeiter
Veränderung nachhaltiger, langfristiger Werte
Selbstwertgefühl, Einsatzbereitschaft steigt
o Hohe Anforderungen der transformationalen Führung bei interkulturellen Situationen an
soziale Sensibilität und interkulturelle Kompetenz der Führungskräfte
um die Perspektiven der Geführten zu sehen und zu gestalten
erfordert Kenntnisse über Kultur und Einfühlungsvermögen
o Optimale Führung: Transformationale Führung tritt häufiger auf als transaktionale
Führung
- Theorie impliziter Führungsvorstellung (Leadership Categorization Theory)
o Fokussiert die Wahrnehmung der Geführten gegenüber den Führungskräften, die
Erwartungen an diese sowie ihr Verhalten gegenüber diesen
Menschen entwickeln Wahrnehmungsschemata über Merkmale und Verhalten
anderer Personen
Kombination von tatsächlichen beobachteten Merkmalen einer Person und weiteren
in den impliziten Führungsvorstellungen seines Gedächtnisses gespeicherten
Merkmalen
→ werden automatisch zu einem Gesamtbild ergänzt
Hohe Kongruenz zwischen Attribute wahrgenommener Führung und impliziter
Führungsvorstellung lassen gute Führung wahrnehmen → Akzeptanz der Führung
Wird eine Person als führend gesehen und akzeptiert, dann fällt es ihr leichter,
zielgerichteten Einfluss auszuüben
- Globe-Studie: kulturgeprägte implizite Führungsvorstellungen
o Zeigt auf, wie kulturelle Normen, Werte und Grundüberzeugungen über angemessenes
Führen auf das Individuum wirken und wie Wahrnehmungen, Beurteilungen und
Verhaltensreaktionen auf Führung bestimmen
o So aktivieren Merkmale einer Führungssituation kulturell geprägte motivationale und
kognitive Prozesse der Informationsverarbeitung
→ kulturgeprägte implizite Führungstheorien wirken ergänzend und dem Geführten den
Eindruck vermitteln, ob gut bzw. schlecht geführt wird
Kulturabhängige Vorstellungen von Führung
o Wertorientierte und teamorientierte Führung wird fast weltweit als effektiv erachtet
kollektivistische Kulturen wünschen sich ein unterstützendes und paternalistisches
Führungsverhalte
In individualistischen Kulturen wird eher ein Führungsverhalten bevorzugt, das auf
Erfolgsorientierung und Partizipation abzielt
→ Verhaltensweisen von Vorgesetzen werden interkulturell unterschiedlich bewertet
o Motivation des Vertrauens, die Führungsakzeptanz und in der Folge die Leistung der
Geführten sind umso höher, je stärker die Führungskraft und Geführten in ihren
Erwartungen über die Art und Weise effektiver Führung übereinstimmen
o Gestaltungsmöglichkeiten der Vorgesetzten relativiert sich
o Interaktion aufgrund geographischer und/oder kultureller Distanz problematisch
Unterschiedliche Erwartungen an Führungskräfte bestehen bei allen sechs GLOBEFührungsdimensionen
von Bedeutung sind die Verteilung der Länderwerte und deren Lage hinsichtlich des
neutralen Werts 4 (keinen Einfluss)
befinden sich die Werte zweier Länder auf der rechten und linken Seite, zeigt dies,
dass gegensätzliche Erwartungen bzgl. der Führungsdimension bestehen
Statische Zusammenfassung der Sechs Führungsdimensionen zu zwei
Superdimensionen
Charismatisch/ teamorientiert vs. Defensiv/ non-partizipativ/ autoritär liefert eine
Landkarte der Führungserwartungen mit sieben Kulturclustern
- Geographische Distanz
o Face-to-face Kontakt zwischen Führer und Geführtem kann fehlen
o Führung beschränkt sich auf formalisierte Interaktion
o Soziale Bedürfnisse und Beziehungsaspekte treten in den Hintergrund
o Arbeitsklima ist schwer wahrzunehmen
o Soziales Lernen von Führungskraft nur eingeschränkt möglich
o Lediglich materielle Reize als Einflussmöglichkeit
8.7.3. Idealtypische Führungssituationen im internationalen Unte
8.7.3. Idealtypische Führungssituationen im internationalen Unternehmen
- Ziel: wesentliche Probleme internationaler Personalführung erfassen und hierfür nach
Erklärung suchen, sowie Gestaltungsüberlegung ableiten
- Führung Kulturfremder
o Internationalität, Gastarbeiter
o Probleme durch interkulturelle Kommunikation und unterschiedliche Rollenerwartungen
o Bei der Wahrnehmung von Führungsaufgaben und Lösen von Problemen muss der
Führende sich mit der fremden Kultur auseinandersetzen (eigenen Werte, Normen stoßen
schnell an Grenzen)
o Komplexer: interkulturelle Teams (z. B. Projekte)
Mit zunehmenden kulturellen Unterschieden nimmt die Wahrscheinlichkeit von
Missverständnissen zu
Alternativen zur Handhabung von Kulturdivergenzen
Eigene Kultur maßgebend
Akzeptanz der kulturellen Heterogenität
Gemeinsame Kultur entwickeln
- Führung in fremden Kulturen
o Führungskräfte sind in Arbeit und Privatleben der eigenen Kultur entrissen
o Starke Unternehmenskultur kann dem nur teilweise entgegenwirken
o Interkulturelle Sensibilität erforderlich (Anpassung des Führungsstils und der eingesetzten
Führungsinstrumente an die Situation)
o Gefahr durch Ethnozentrismus (Übertragung des Verhaltens und Führungsstils aus dem
Heimatland) oder kritiklose, unreflektierte Anpassung des eigenen Verhaltens an die
Erwartungen des Gastlandes
- Führung über geographische Distanz
o Länderspezifische und dezentralisierte Zusammenarbeit
o Vorgesetzte in sog. Lead-Countries beheimatet
o Geringer Face-to-Face-Kontakt
- Kombination in der Praxis möglich: Geographische Distanz und Kulturdivergenz
o Mitarbeiter in verschiedenen Ländern werden vom Stammhaus aus geführtFührungskraft kann zeitgleich mit mehreren Situationen konfrontiert sein
→ Probleme und Anforderungen vervielfachen sich
o Kein eindeutiger Zusammenhang mit Internationalisierungsmodell
- Internationale Personalführung ist durch kulturelle und geographische Distanz zwischen
Führer und Geführtem sowie durch strategische und strukturelle Besonderheiten
gekennzeichnet
8.7.4. Führungsgrundsätze
Grundsätze der Führung
o Allgemeine Verhaltensempfehlungen für Zusammenarbeit (Führer und Geführte)
o Normen und Regeln Rahmen der interaktionellen Führung →
Generalisierte, formal festgeschriebene, unternehmensweit gültige
Verhaltensrichtlinien
Einfluss von Verhaltenskodizes (internationale Organisationen)
Inhaltliche Schwerpunkte
Partizipation
Auswahl/Gestaltung von Führungsinstrumenten
Grundwerte der Führung
Wenn gewünschtes Verhalten ggü. Kunden, Lieferanten, Kapitalgeber beinhaltet ist:
Nähe zu Unternehmensgrundsätzen/Unternehmenskultur
Führungs- und Unternehmensgrundsätze sind interdependent (gegenseitige Prägung
mit Unternehmenskultur)
Diskrepanz von Führungsideal und -realität (nicht nur in internationalen UN)
o Zweck: genereller Rahmen
Beschränkung des individuellen Entscheidungsspielraums
Akzeptanz und Nachvollziehbarkeit durch Transparenz
o Einsatz internationaler Führungsgrundsätze modellabhängig
Bedeutung internationaler Führungsgrundsätze nimmt zu
länderübergreifende Vereinheitlichung von Führung
interdependente Beziehung zwischen Führungsgrundsätze und globale
Orientierung
keine nennenswerte Bedeutung der internationalen Führungsgrundsätze
Grenzüberschreitende Führung ist nicht vorgesehen (nur spontan und durch
rahmengebende Grundsätze)
Integrativ-situativ
Internationale Führungsgrundsätze spielen nur in bestimmten
Mitarbeitergruppen eine Rolle
Mitarbeiter die grenzüberschreitend tätig sind und in anderer Weise von der
Internationalisierung betroffen sind (Gestaltung der Führungsgrundsätze analog zu
den globalen)
o Kulturunterschiede stehen Führungsgrundsätzen gegenüber
Nachgelagerte Probleme bei Formalisierung
mit zunehmender Kulturdistanz schwieriger
- Ergebnisse der GLOBE-Studie
o Merkmale und Verhaltensweisen können kulturuniversell eingesetzt werden (sind weltweit
empfehlenswert)
o Gibt Merkmale, die in verschiedenen Kulturen unterschiedlich gesehen werden
8.7.5. Management by Objectives/Zielvereinbarungen
Management by Objectives kann in Zielvorgaben des Vorgesetzten an den Mitarbeiter
bestehen
- Zielvereinbarungen: MA werden an der Zielformulierung beteiligt
- MbO erweitert die Partizipationsmöglichkeiten mit delegativer Führungsstil (Ziele werden durch
oberes und unteres Management festgelegt)
o Ergebnis ist Zielhierarchie: hat für alle Unternehmensmitglieder handlungsleitend
Charakter
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o Betont die strukturelle Führung
o Substitution interaktioneller, personaler Führung
- Zielfestlegung modellabhängig
o Global
zentrale Zielvorgabe
weltweit abgestimmtes Zielsystem (landes- und kulturspezifische Bedingungen fließen
nicht ein)
Rückgriff auf Infos aus UNEinheiten, um realistische Ziele zu setzen
Vermittlungsarbeit der stammhausgeprägten Ziele in ausländische UNEinheiten
Kulturbedingte Führungssituation
o Multinational
keine internationalen Zielvorgaben (Auslandsgesellschaften haben größtmögliche
Autonomie)
bei grenzüberschreitender Abstimmung kann es zu internationalen
Zielvereinbarungen kommen (nur kurzfristig und einzelfallbezogen)
keine internationale Zielhierarchie
o Integrativ-situativ
Richtlinien mit Platz für kulturspezifische Gestaltung (MbO)
kooperativer Prozess bei Zielformulierung mit MA ausländischer UNEinheiten
Voraussetzung: Distanzreduktion durch Treffen und IuK
Problem der Zielvereinbarung
sprachliche oder kulturelle Missverständnisse
unterschiedliche Berücksichtigung individueller und niederlassungspezifischer
Ziele
Akzeptanz sinkt bei kult. Heterogenität
o Akzeptanz von MbO ist kulturabhängig, bei hoher Machtdistanz eher ungewünscht
o Wichtige Gestaltungsmöglichkeit: Grenzen interaktioneller Führung durch Distanz
8.7.6. International tätige Führungskräfte
Quantitativer Bedarf an internationalen Führungskräften ist vom Internationalisierungsmodell
abhängig
o Globales Model
Führungspositionen werden vorrangig nach Qualifikation ohne Betrachtung der
nationalen Vorgaben besetzt
→ Erheblicher Bedarf an solchen Führungskräften
o Multinationales Modell
Überlegungen spielen keine Rolle
Führungspositionen werden durch Gastland-MA besetzt
o Integrativ-situatives Modell
Relativ gering, da hier nicht mehr generell international tätige Führungskräfte
vorgesehen sind → Gastlandmitarbeiter
- Besetzung von Führungskräften mit kulturgeprägten Auswahlkriterien
o Tätigkeitsbezogene Anforderungen
Fachliche Kompetenz (Führungskraft muss bzgl. Produktprogramm, UNKultur oder
Organisationsstruktur Bescheid wissen)
schnittstellenbezogene Kompetenz (reger Austausch zwischen UNEinheiten)
Netzwerkspinner
1. Großes Selbstvertrauen
2. Selbstreflektion
3. Schwierigkeiten bewältigen
4. Überzeugen
5. Flexibel und anpassungsfähig
6. Parallele Prozesse koordinieren
7. Prioritäten setzen
8. Verzichten können
9. Vorurteilsfreie Meinung haben
10. Vernetzt denkeno Umweltbezogene und interkulturelle Anforderungen
Beherrschung der interkulturellen Kommunikation (Voraussetzung: Sprachkompetenz)
Verständnis der Kultur des Gastlandes und Fähigkeit Führungsverhalten anzupassen
(„Master Competence“)
Andersartigkeit der Mitarbeiter akzeptieren (psychische Belastbarkeit und intellektuelle
Flexibilität nehmen zu)
Reflektion des eigenen Führungsverhalten
o Globale Anforderungsprofile für Manager: „Euro-Manager“
Mehrere Sprachen
Kein eigenständiges landeskulturelles Profil
Europäisches Denken und Handeln
Umfassende Kenntnisse von Rechts-, Wirtschafts- und Sozialsystemen
Diverses Repertoire von internationalen Managementsystemen und -instrumenten
- Möglichkeit der Kompetenzentwicklung
o Kompetenzen sollen bereits bei der Ausbildung im UN oder beim Studium entwickelt
o Können aber auch im Berufsalltag durch internationale Job Rotation entwickelt werden
- Internationale Führungskompetenzen
o werden nicht zwangsläufig mitgebracht, sondern können auch erlernt werden
o mit Hilfe von Auslandseinsätzen und Trainingsprogrammen
→ Ziel: Erhöhung der kulturbezogenen Sensibilität, Wahrnehmung und
Handlungsfähigkeit
8.8. Arbeitsbeziehungen in internationalen Unternehmen 8.8.1. Begriff und Problemfelder internationaler Arbeitsbeziehungen
- Industrial Relation: (Arbeits-)Beziehungen zw. AG und AN bzw. deren Interessenvertretung
sowie dem Staat im Rahmen seiner arbeitsbezogenen Gesetzgebung sozialpolitischen
Maßnahmen
- Arbeitsbeziehungen sind soziale, wirtschaftlich und politische Beziehungen
- Ebenen: Unternehmen, sektoraler Arbeitsmarkt, Gesamtwirtschaft
- Akteure: Individuum, Gruppe Organisation
- Arbeitsbeziehungen sind für internationale UN relevante Rahmenbedingungen, die durch
Mitbestimmung den Handlungsspielraum erheblich einschränken
1. Lohnniveau
2. Arbeitsbedingungen
3. Möglichkeiten der Personalanpassung
4. Grad der Standardisierung und Entscheidungszentralisation
- Einfluss auf Willensbildungs- und Entscheidungsprozesse im UN ist ihrerseits von kulturellen,
rechtlichen, organisatorischen und sozialen (Umwelt-)Bedingungen beeinflusst und nimmt
deshalb national unterschiedliche Ausprägungen an
- Heterogenität der Mitbestimmungssysteme
o Konsequenzen für Unternehmer
Zunahme der Zahl der Handlungsalternativen
Größere Autonomie
o Konsequenzen für Arbeitnehmer
Verlust an Einfluss, da es kaum internationale Gesetzesregelungen oder
Gewerkschaftsaktivitäten gibt
Probleme der Arbeitnehmerseite
UN wollen Arbeitnehmereinfluss reduzieren, um Entscheidungsautonomie zu
behalten
Barrieren durch Verlagerung von Entscheidungskompetenzen
Bedrohung durch Produktionsverlagerung, Outsourcing oder alternativer
Beschaffungsmöglichkeiten
UN haben erhebliche finanzielle Ressourcen, größere Erfahrung im
internationalen Arbeitsbeziehungen und Qualifikationsvorsprung
o Asymmetrisches Verhältnis der Handlungsmöglichkeiten ist charakteristisch für
internationale Arbeitsbeziehungen (unterschiedliche Zielsetzungen)
- Hauptschwierigkeiten der Gewerkschaften
o Finanzielle Belastung durch internationale Koordination, Information und Forschung
o Rekrutierung von Mitarbeiter mit Qualifikation (vergleichbar mit internationalen Managern)
o Koordination nationaler Gewerkschaften und Autorität internationaler Organe bei
nationalen Unterschieden (hinsichtlich Organisation und Interessenpolitik, Strategie und
Ideologie, Gestaltungsbereich der Tarifvereinbarung, Art der Verhandlungsführung sowie
Organisationsgrad der Arbeitskräfte und Beitragssystem)
o Interessenkonflikte und Kompetenzstreitigkeiten zwischen den Arbeitskräften der
Unternehmenszentrale und Auslandsgesellschaften sowie zw. den nationalen
Gewerkschaften und den internationalen Organisationen
o Unterschiede bzgl. nationaler Lebensstandards und sozialer Rahmenbedingungen
o Fehlende Bereitschaft der Arbeitnehmer, lokale Interessen unterzuordnen
- Zunehmende Internationalisierung der Gewerkschaften
o IuK geringere Kosten →
o Streuung der Wertschöpfung neue Möglichkeit eigenes I → nteresse durchzusetzen
o Geändertes Mitbestimmungsverhalten
8.8.2. Nationale Mitbestimmungssysteme
Unterschiede in den nationalen Mitbestimmungssystemen
o Grad der Verrechtlichung: historisch gewachsen, D und NL hoch; USA und GB keine
o Ort der Entscheidungsfindung
Ebenen: Arbeitsplatz, Betrieb, Unternehmen und tariflich/gesamtwirtschaftlich
Vor allem Tarif/Unternehmen/Betrieb
Tarifliche Ebene
o Industriegewerkschaften: vertreten Arbeitskräfte einer Branche
o Fachgewerkschaften: vertreten Arbeitskräfte einer Berufsgruppen
o Allgemeine Gewerkschaften: vertreten Beschäftige aller Industriezweige
o Conglomerate Unions: vertreten mehrere Branchen
o Whitecollar Unions/Professional Unions:
• Gewerkschaften mit ethnischen/religiösen Grundsätzen
• Gewerkschaften für Beschäftigte des öffentlichen Diensts
• Gewerkschaften die für einzelnes Unternehmen tätig sind
Unternehmen (Einflussnahme auf Ziele, Strukturen, unternehmenspolitische
Instrumente)
o Dualistisches System: Trennung von Leitungs- und Kontrollorgan
o Monistisches Verwaltungsrat-System: einheitliches Leitungs- und
Aufsichtsorgan (Mitbestimmung findet keine Rolle)
Betrieb (betrifft Arbeitsabläufe/-organisation, soziale Angelegenheiten)
o Reine Arbeitnehmerorgane: keinerlei Arbeitgeberrepräsentanz
o Gemischte Arbeitnehmervertretungen: mit Arbeitgeberrepräsentanz
o Gewerkschaftliche Vertretung: Repräsentanz der Gewerkschaften
(vertreten Interessen der Mitglieder)
o Akteure: Gewerkschaften auf tariflicher Ebene
o Mitbestimmungsintensität: Zeitpunkt und Umfang der Beteiligung am
Entscheidungsprozess (Information/Mitwirkung/Mitentscheidung)
o Mitbestimmungskultur: Spielregeln des Miteinander Umgehens, sozialpartnerschaftliche
Systeme vs. Konfliktstrategie
8.8.3. Internationale Gewerkschafts- und Arbeitgeberorganisationen
Drei Ebenen der Gewerkschaftsarbeit
o Zentrale Dachorganisationen
Internationaler Gewerkschaftsverbund (IGB)
1. IGB-AP Asien/Pazifik
2. IGB-AF Afrika
3. IGB-TUCA Gesamtamerika
Allgemein gewerkschaftspolitische Aufgaben
19
Heruntergela
o Branchenebene
GUF Global Union Federation
Aufgabe: branchenspezifische Interessen
o Unternehmensebene
Weltkonzernausschüsse (WKA) (Weltbetriebsräte als Konkurrenz)
Aufgabe: Grenzüberschreitende Informations- und Koordinationskultur aufbauen
und Verhandlungsbasis zu internationalen Vereinbarungen zu schaffen
- Schwächen internationaler Gewerkschaftsorganisationen
o Fehlen weltweiter rechtlicher Absicherung der Mitbestimmung
o Fraktionierung und Uneinigkeit
o Begrenzte Ressourcen
o Rivalität und fehlende Machtposition der Organe (nationale Unterschiede hinsichtlich
Sozialstruktur, Lebensbedingungen, Zielsetzungen)
o Abgestimmtes Vorgehen nicht möglich (landesspezifische Besonderheiten)
- Internationale Abreitgeberorganisationen
o Zusammenschlüsse internationaler Arbeitgeberverbände mit sozialpolitischer Zielsetzung
und der Aufgabe Interessen gegenüber internationalen Organisationen zu vertreten
International Organisation of Employers (IOE): Vertretung der Interessen der
Mitglieder
Business and Industry Advisory Committee to OECD (BIAC): Beratungsorgan
(Erfahrungen und Kenntnisse der UNSeite
8.8.4. Arbeitsbeziehungen in Europa
Zwei Säulen der Europäischen Gewerkschaftsstruktur
- Europäischer Gewerkschaftsbund (EGB): Gewerkschaftsverbünde
o Umfasst 90 nationale Gewerkschaftsverbände aus 39 europäischen Ländern
o Aufgaben:
Information und Koordination der Mitgliedsverbände, um eine konsensfähige Politik
zu entwickeln (intern)
Koordination und Repräsentation in beratenden Gremien für Beschäftigungsgrad
(extern)
Verhandlungen und Vereinbarungen mit den Unternehmensorganisationen
- Europäische Gewerkschaftsverbände EGV:
o Vereinigung autonomer nationaler Branchen Gewerkschaften mit breitem Konsens ihrer
o Verfügen über hohes Maß an organisatorischer, finanzieller, politischer und
programmatischer Eigenständigkeit
Koordination für eine gemeinsame Politik gegenüber der EU
Vertretung der Brancheninteressen gegenüber EU-Institutionen
Gegengewicht zur Arbeitgeberseite auf EU-Ebene
Koordination der Kontakte zu Konzernen in der EU, insb. Betreuung und Förderung
Europäischer Betriebsräte
- Bedeutung:
o Kann mit Unternehmensorganisationen verhandeln (allerdings schwache oder fehlende
Verhandlungsmandate der UNorganisationen)
o keine relevanten tarifpolitischen Kompetenzen auf die EU-Ebene verlagert, deshalb
beschränkt auf Interessenrepräsentation in den EU-Institutionen
o Foren für die Abstimmung und Koordinierung tarifpolitischer Forderungen der
Mitgliedsverbände
- Wichtigster Spitzenverband der Arbeitgeberseite: BUSINESSEUROPE
o Vertritt die Interessen von 40 Industrie- und Arbeitgeberverbänden aus 35 Ländern
o Wirtschafts- und Finanzfragen, Industriepolitik, Sozialpolitik, Unternehmensfragen sowie
Außenbeziehungen
o Arbeitet mit den EU-Institutionen zusammen
„Sozialen Dialog“: umfasst Gespräche, Konsultationen, Verhandlungen und gemeinsame
Maßnahmen verschiedener Organisationen auf der Arbeitgeber- und der
Arbeitnehmerseite
Zweiseitiger Dialog: mit europäischen Arbeitgeber- und Gewerkschaftsverbänden
Dreiseitiger Dialog: zusätzlich mit öffentlichen Behörden
Beteiligte am branchenübergreifenden Dialog
BUSINESSEUROPE
Europäische Zentralverband der öffentlichen Wirtschaft (CEEP)
Europäische Union des Handwerks und der Klein- und Mittelbetriebe (UEAPME)
Rat der europäischen Fach- und Führungskräfte (Eurocadres)
Europäische Vereinigung der leitenden Angestellten (CEC)
o Informelles Gremium des UNICE – European Employers Network (EEN)
Plant und formuliert die strategische Stoßrichtung gegenüber den europäischen
Branchengewerkschaften
- Europäischer Betriebsrat (EBR): grenzüberschreitendes Mitbestimmungsorgan auf
Unternehmensebene in Europa
o Ziel: Erweiterung der Informations- und Konsulationsrechte der Arbeitnehmer Vertretung
o 22.09.1994 Richtline über die Einsetzung eines EBR oder der Schaffung eines Verfahrens
zur Unterrichtung und Anhörung der AN in gemeinschaftsweit operierenden
Unternehmen und Unternehmensgruppen → innerhalb von 2 Jahren in internationales
Recht zu transferieren
In D am 28.10.1996 das Gesetzt über EBR verabschiedet
Erstmalig kollektivarbeitsrechtliche Vorschriften der AN-beteiligung
Nicht mit deutschem BR vergleichbar (da reine Informations- und
Konsultationsrechte)
Soll Problem begegnen, dass MA eines Landes von UNEntscheidungen
betroffen sind, die außerhalb des Landes getroffen werden
Geltungsbereich:
alle in der EU tätigen UN, die mind. in 2 EU-Staaten mit mind. 1000
Beschäftigen tätig sind
entsteht durch schriftliche Vereinbarung zwischen Arbeitnehmervertretung und der
UNLeitung
Gestaltungsmerkmale:
Umfang, Zusammensetzung, Anzahl der Mitglieder, Sitzverteilung sowie
Wahlverfahren und Monatsbauer
Aufgabe und Befugnisse
Verfahren zur Unterrichtung und Anhörung des EBR
Ort, Häufigkeit und Dauer der Zusammenkünfte des EBR
Bereitzustellende finanzielle und materielle Mittel
o Alternative Verfahren sind möglich
mit Verzicht auf EBR und anderer Informationsgremien
Minimalregelung: jährliche Sitzung der UNLeitung zum Zweck des
Informationsaustausches
- Beurteilung des europäischen Betriebsrates
o Kritik der Arbeitgeberseite:
Unvertretbare Belastung der Wettbewerbsfähigkeit durch
Entscheidungsverzögerung (EBR, Aufsichtsrat, Gesamtbetriebsrat)
EBR als überflüssige Institution mit zweifelhaftem Nutzen
Hohe Kosten des EBR
Einwände gegen einzelne Vorschriften der Richtlinie und des deutschen
Umsetzungsgesetzes
EBR wird aufgrund der praktischen Erfahrung als Gewinn angesehen (Verbesserung
der Disziplin und Koordination im Entscheidungsprozess oder bei Umstrukturierung)
o Kritik der Arbeitnehmerseite:
Kritik an der ersten Fassung der EBR Richtlinien
Forderung der Ausweitung der Informations- und Konsultationsrechte
Neue Fassung sieht zwei Phasen vor: Unterrichtung und Anhörung
Gewerkschaften werden nicht explizit einbezogen (nur Sachverständigenfunktion)
Chance zur verstärkten grenzüberschreitenden Kooperation mit den jeweiligen
Unternehmen
- Entwicklung in den Unternehmen
o Unternehmensleitungen hatte Vorteil einer Konstitution in dieser Phase vor allem in der
fast völligen Verhandlungsfreiheit mit den Arbeitnehmervertretern und somit in der
Chance, zu einer flexiblen und unternehmensspezifischen Gestaltung
o Vielfältige Formen des EBR (überwiegend gemeinsamer Ausschuss von Arbeitnehmer- und
Unternehmensvertretern)
o Konsultationsrecht wird meist nicht eingehalten
degradiert als Fragerecht oder Unterrichtung von Entwicklung
Folge: viele Rechtsstreitigkeiten
o Einigen Unternehmen gelang auch die proaktive Nutzung des EBR (EBR als Vermittler bei
strittigen Entscheidungen oder als Verhandlungspartner)
8.8.5. Gestaltung der Arbeitsbeziehungen im internationalen Unternehmen
Gründe die Arbeitsbeziehungen zu gestalten:
o Stellenweise fehlende Regelungen in anderen Ländern sollen kompensiert werden
o Grenzüberschreitender Austausch von Informationen über Arbeitsbedingungen kann
Diskrepanzen in sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen aufdecken
→ Konflikte können entstehen
o Veränderte Machtstruktur zw. Unternehmen, AN und Staat (UN wird immer stärker)
→ Verhaltenskodizes
- Fehlende Gegenmacht der Mitarbeiter legt eine Vermeidungsstrategie nahe
o Interessen zwischen AG und AN und zwischen Mitarbeitergruppen und den Vertretern
verschiedener Länder können divergieren
- Mitbestimmungsmanagements
o Aufgaben
Kosten durch Ziel- und Interessenkonflikte zu vermeiden
Konfliktwahrscheinlichkeit reduzieren
Konfliktlösungsmechanismen entwickeln
Eskalation von Konflikten verhindern
o Voraussetzung
Verschiedene Interessengruppe müssen ein Mindestmaß an Kooperationsfähigkeit
und -bereitschaft mitbringen
o Wegen unterschiedlicher kultureller Hintergründe muss dies aktiv geschafft werden
- Kenntnis und Beachtung kultur- und traditionsbedingter Systeme wichtig
o Notwendig für Verständnis der Mitbestimmungssysteme, zur Interpretation
verschiedener Eigenheiten und zur Antizipation des Handels der jeweiligen Akteure
o Gewerkschaften müssen sich an kulturbedingte Werthaltungen anpassen, um größere
Teile der AN wirksam vertreten zu können
- 5 wichtige Mitbestimmungsbereiche
(1) Ausweitung/Sicherung der Beschäftigung
(2) Einkommenserhöhung, -nivellierung, -stabilisierung (auch internationaler Vergleich)
(3) Arbeitsbedingungen (Gesundheitsschutz, Persönlichkeitsentfaltung, Mitbestimmung)
(4) Arbeitszeit
(5) Berufliche Qualifikation
- Mitbestimmungsstrategien Arbeitnehmerseite: vier typische Handlungsmuster
o Konfrontation
geht von gegensätzlichen Unternehmens- und Arbeitnehmerinteressen aus
fehlende Kompromissbereitschaft (Unternehmensseite wird nicht entgegengekommen,
selbst wenn sich der Konflikt dadurch verschärft)
o Kooperation
bezeichnet die grundsätzliche Bereitschaft, mit der Unternehmensseite
zusammenzuarbeiten
Kompromissbereitschaft: Gegebene Einflussverhältnisse und Regeln der
Auseinandersetzung werden akzeptiert, und es wird versucht,
Konflikte konstruktiv
zu löseno Kollaboration
Verlust der Vertretungsaufgabe durch dauernde Kompromissbereitschaft
Kompensationsgeschäften: Preisgabe von elementaren Mitarbeiterinteressen und
Bereinigung von Konflikten, bevor sie an die Oberfläche kommen
o Resignation
Keine Artikulation von Arbeitnehmerinteresse
Unterordnung der Unternehmensleitung
es fehlt die notwendige Kompetenz zur Interessenvertretung
Konflikten wird aus dem Wege gegangen
Bereitschaft zur aktiven Übernahme von Verantwortung besteht nicht
Die Passivität führt dazu, dass selbst grundlegende Mitbestimmungsrechte nicht
wahrgenommen werden
- Mitbestimmungsstrategien Unternehmerseite: Zwei Mitbestimmungsorientierungen
o Positive Einstellung:
Ausdruck einer sozialen bzw. patriarchalischen Einstellung
Berücksichtigung sozialer Interessen der Mitarbeiter (wenn keine gegensätzlichen
Interessen)
Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat hat erhebliches Potenzial (auch bei
gegensätzlichen Interessen)
Positiven Effekt auf das Betriebsklima
Gegenseitiges Vertrauen
o Negative Einstellung:
Interessengegensatz kann Artikulation von Arbeitnehmerinteressen als überflüssig
oder schädlich erscheinen lassen
Beschneidung der unternehmerischen Entscheidungsautonomie (Berücksichtigung von
Arbeitnehmerinteresse erfolgt unter Druck)
Mitentscheidung verursacht Verzögerung und Kosten
o Kombination der vier typischen Handlungsmuster der Arbeitnehmerseite mit den zwei
Mitbestimmungsorientierungen auf Unternehmensseite 8 → Entscheidungssituation
Beide Seiten agieren nicht unabhängig voneinander (verschiedene, grundsätzlich
mögliche Kombinationen nur vorübergehend)
Besonders bei aktiver Arbeitnehmerseite
positive Mitbestimmungsorientierung wird zurückgehen, wenn die Arbeitnehmer
dauerhaft Konfrontationskurs halten
Beteiligung muss zunehmend in Betracht gezogen werden, wenn die
Arbeitnehmerseite in unterschiedlichem Umfang zur Akzeptanz von
Unternehmensinteressen neigt
- 5 Mitbestimmungsstrategien
o Ziel: Arbeitsbeziehungen so gestalten, dass Erreichung der unternehmerischen und
personalwirtschaftlichen Ziele gefördert oder wenig beeinträchtigt wird
- Mitbestimmungsstrategien auf Dauer
o Konfrontieren
Ziele: Unternehmensinteressen auch gegen die Interessen der Arbeitnehmer
durchsetzen
Gesetzliche und tarifvertragliche Rechte der Arbeitnehmer wenig berücksichtigt
Informationen bewusst zurückhalten
Betriebsratsarbeit behindert
Alle rechtlichen Möglichkeiten die Unternehmensziele zu erreichen, werden
ausgeschöpft
o Ignorieren
Ziele: Beste Lösung für das UN
Kein Widerstand der Arbeitnehmerseite
Arbeitnehmer von betrieblichen Entscheidungen ausgeschlossen
Dominanz der Unternehmensinteressen
Information restriktiv
kaum Kommunikation
- Mitbestimmungsstrategien bei positiver Haltung des UNs
o Kooperieren
Ziel: einvernehmliche, abgewogene Entscheidungen
UN macht Kompromisse bei der Zielverfolgung
Arbeitnehmerinteressen werden anerkannt
Potenzial der Zusammenarbeit hoch
Frühzeitig umfassende Informationen bereitstellen
intensive Kommunikationsbeziehung
Konflikte akzeptieren und lösen
o Korrumpieren
Ziel: AN-Interessen durch Beteiligung oder Zugeständnisse an den Zielen des UNs
orientieren
AN Interessen werden als Nebenbedingung angesehen
Verzicht auf die Durchsetzung der Arbeitnehmerinteressen
Konflikthäufigkeit geht zurück
o Informieren
Ziel: Arbeitnehmerinteressenvertreter fehlen
Minimum an Informationen bereitstellen
Einbeziehung nur im formal vorgeschriebenen Rahmen
- Bewertung
o nur grobe Leitlinie für die Gestaltung der Arbeitsbeziehungen (vielfältige Varianten sind
notwendig)
o Konfliktlösungsmechanismen weiterhin nötig
o Gestaltung weltweiter Arbeitsbeziehungen nötig (GUF-Netzwerke)
o Gründung Weltbetriebsräte (WBR) auf Basis bilateraler Vereinbarungen zwischen
Arbeitnehmer- und Gewerkschaftsvertretern (fehlender rechtlicher Rahmen)
9. Controlling 9.1. Controlling als Reflexion von Entscheidungen - Controlling aus funktionaler Sicht als Management
Controlling aus funktionaler Sicht als Managementaufgabe - 2 Basisaufgaben: o Managementunterstützung: Beschaffung, Aufbereitung und Bereitstellung von Informationen o Managementaufgabe: Entscheidung treffen, umsetzen und kontrollieren o Selektion: zur Komplexitätsbewältigung (nicht alle Infos können verarbeitet werden) o Reflektion: kritische Beurteilung der Selektionsleistung (als Konsequenz der Selektion) - Komplexitätsbewältigung findet nur auf den Ebenen Management und Managementunterstützung statt - Controlling als Managementfunktion: Reflexion von Entscheidungen, die im Rahmen der anderen Managementfunktionen vor dem Hintergrund des gesamten Zielsystems eines Uns getroffen werden o Controlling steht in wechselseitigem Bedingungsverhältnis zu den anderen Managementaufgaben (Planung, Organisation, Personal) - Unterstützungsfunktion des Controllings leitet sich aus Erfüllung der Reflexionsaufgabe ab o Erfordert funktionsübergreifende Gesamtsicht
9.2. Rahmenbedingungen des internationalen Controllings 9.2.1. „Andere Umwelt – anderes Controlling“
Gestaltung entsprechend dem Kontext (funktional, institutionell, instrumentell)
- Umweltbedingungen und unternehmensinterne Rahmenbedingungen haben Einfluss
(Heterogene Umwelten erhöhen Komplexität)
9.2.2. Unternehmensinterne Rahmenbedingungen
- Gesamtunternehmensbezogene Perspektive
o Schaffung spezifischer Wettbewerbsvorteile auf internationaler Ebene, um ggü.
nationalen und internationalen Konkurrenten bestehen zu können
o Zieldivergenzen zw. gesamtunternehmensbezogenen Zielen und länderbezogenen Zielen
müssen beseitigt werden
o Konflikte erhöhen den Reflexionsbedarf
Ausgestaltung der Unternehmens- bzw. Funktionsbereiche
o Abhängig von internationaler Orientierung, Entscheidungszentralisation und
Standardisierungsgrad
o Notwendigkeit eines bereichspezifisch differenzierten Controllings
- Unterschiede der jeweiligen Ländersegments
o Neuer Markteintritt oder bestehende ausländische Tochtergesellschaft mit vollständiger
Wertschöpfungskette
o Länderengagement kann in selbstständiger oder kooperativer Form vorliegen
o Heterogene Ländergesellschaften verfolgen Ziele, die von denen des GesamtUNs
abweichen und häufig untereinander nicht kompatibel sind
- Internationale Strategie
o verschiedene Dimensionen und organisatorischen Rahmenbedingungen legen
die Herkunft der Entscheidungsträger
die Aufgaben- und Kompetenzverteilung
die Leistungsverflechtung bzw. Interdependenzen und
die Information- und Kommunikationsbeziehungen fest
o bestimmt sowohl die Managementfunkton als auch die Unterstützungsfunktion des
Controllings
9.2.3. Unternehmensexterne Rahmenbedingungen
- Mit jedem neuen Länderengagement kommen neue Umwelten hinzu
o Unterschiedliche ökonomische und rechtliche Rahmenbedingungen
Unterschiedliche Ausgestaltung von Planungs- und Controlling Prozessen bzw.
-praktiken
o Kulturelle und sprachliche Heterogenität
Kommunikationsschwierigkeiten: Zugang zu Informationen, Form, Häufig, Zeitpunkt
Landeskulturen: verschiedene Werte, Normen und Grundannahmen
9.3. Controlling als Funktion des internationalen Managements 9.3.1. Reflexion von Entscheidungen als zentrale Aufgabe des Controllings 9.3.1.1. Notwendigkeit der Reflexion von Entscheidungen
Notwendigkeit:
o Internationalität führt zu hoher Komplexität des Managements
Begrenzte Informationsverarbeitungskapazität der Entscheidungsträger
Fremdheit vieler Einflussfaktoren
Begrenzte Ressourcen für die Informationsbeschaffung
→ führt zu Entscheidung bei unzureichender Information (Unsicherheit und Gefahr von
Fehlentscheidungen)
- Reflexion der Entscheidungen
o Entscheidungen haben verschiedene, auch konfliktäre Zielwirkungen
o Chance wird erhöht, Fehlentscheidungen führzeitiger und deren Ursachen besser zu
erkennen
o Zwei Arten von Reflexion
Abweichungsorientierte Reflexion
Perspektivenorientierte Reflexion
9.3.1.2. Abweichungsorientierte Reflexion
Zwei Aufgabenbereiche
o Ex-post-Reflexion bzw. Feedback-Kontrolle
Aufdeckung bereits aufgetretener Störungen (Begegnung mit zielkonformen Reaktionen)
Überwachung der Umsetzung von Entscheidungen
Soll-Ist-Vergleich
Korrekturen nach Ursachenanalyse
Korrekturmaßnahmen können Zielrichtung nachträglich verbessern, Abweichungen
lassen sich dadurch aber nicht verhindern
Feedback an Entscheidungsträger kostet Zeit (Verzögerung)
Korrekturen können Umsetzungsmaßnahmen oder Zielsetzungen modifizieren
o Ex-ante-Reflexion bzw. Feedforward-Kontrolle
Ziel: Störungen frühzeitig erkennen bzw. antizipieren (vor vollständigen Realisierung
einer Entscheidung)
Aufgabe besteht bereits ab Zeitpunkt der Entscheidung (Abweichungen von
Sollvorstellung und Abweichungsursachen müssen identifiziert werden und
Gegensteuerungsmaßnahmen müssen frühzeitig eingeleitet werden)
Anpassung von Zielen und Sollvorstellungen ggf. nötig
- Beide ausgerichteten Aufgaben bedingen und ergänzen sich gegenseitig (strategische und
operative Ebene lassen sich nicht ohne weiteres differenzieren)
o Strategisch: Erfolgspotenziale und langfristige Existenz des UNs
Schlecht strukturierte, schwer operationalisierte Problemstellung
Hohes Risiko der Fehlentscheidungen (unternehmensgefährdend)
systematisches Strukturieren durch Setzen von Prämissen
Reflexion von Prämissen verringert die Gefahr der Fehlsteuerung (Auftreten von
Veränderungen mit Feedforward-Analyse gegensteuern)
Nur Ex-post-Reflexion käme zu spät, deswegen hat Ex-ante-Reflexion hohe
Bedeutung
Definieren von Zwischenziele und Meilensteine
Prognose vs. Sollvorstellung
o Operativ: Ausschöpfen der Erfolgspotenziale
Konkrete Erfolgsziele
Monetär, quantitativ und qualitativ
Rahmen durch die Selektionsleistungen auf strategischer Ebene vorgegeben
Unterscheidung zwischen Feedback- und Feedforward-Kontrolle hängt von
Betrachtungsperspektive ab
Mit Unsicherheit behaftet, da Wirkungen sich nicht direkt zeigen
o Enge Verknüpfung der Ebenen
Feedforward- Informationen für die Strategieumsetzung lassen sich nicht ohne
Rückgriff auf operative Kontrollen abgelaufener Zeiträume gewinnen
umgekehrt können sich auf der operativen Ebene durchaus Gründe für die
Änderung strategischer Entscheidungen ergeben
o abweichungsorientierte Reflexionsaufgabe hat hohe Bedeutung, aber auch
Schwierigkeiten im internationalen Kontext
Nicht alle Einflussfaktoren sind bekannt und ihre Wirkung kann nicht richtig
geschätzt werden
Auslandsgesellschaft benötigt hohe Freiheitsgrade
Regelmäßiges Überprüfen der Prämissen auf die ihre Gültigkeit
9.3.1.3. Perspektivenorientierte Reflexion
Entscheidungsträger haben eine Einschränkung der Entscheidungsperspektive durch das
innere Modell
o Modell ist zum jeweiligen Zeitpunkt das Ergebnis der gesamten Entwicklung und
gesammelten Erfahrungen des Individuums (steht zwischen Stimuli und Reaktion des
Individuums)
o Jede Information verändert das Modell
- Nur Infos die stark vereinfacht in die Situation eingehen werden bei Problemlösung
berücksichtigt
- Hohe Sensitivität gegenüber Risiken: können als Gefahr oder Herausforderung gesehen
werden (kulturbedingte Risikobereitschaft)
o Aufmerksamkeit wird von Faktoren wie Dringlichkeit, konkurrierende Anforderungen an
verfügbare Zeit, individuelle Bedürfnisse mitbestimmt
o Definition von Problemen hängt von der Risikobereitschaft des Individuums ab
o Zukünftige Ereignisse werden umso wahrscheinlicher eingeschätzt, je vertrauter sie
erscheinen
o Mit Erfolg des UNs steigt die Risikobereitschaft
- Jeweilige Perspektiven zu reflektieren, aus der heraus Entscheidungen getroffen werden
(perspektivenorientierte Reflexion)
Bezieht sich auf das gesamten Entscheidungs- und Umsetzungsprozess
soll das kognitive Modell, dass der Entscheidung bzw. den damit verbunden
Teilentscheidungen und Konsequenzen zugrunde liegt, hinterfragen
Selektionsleistung soll Ziele, Sollvorgaben, Prämissen und Maßnahmen aus
kritischer Distanz betrachten
Kulturbedingten Problemen (kulturelle Verzerrung, Ethnozentrismus oder
Stereotypenbildung) und damit systematische Fehlentscheidungen entgegenwirken
Reflexion ist aufwändig und schwierig
wird ausgelöst durch besondere Abweichungen bzw. wichtige Entscheidungen
sollte mit einer gewissen Regelmäßigkeit durchgeführt werden, um
Fehlsteuerungen vorzubeugen
9.3.2. Internationale (Management-) Entscheidungen als Objekt des internationalen Controllings 9.3.2.1. Typen internationaler Entscheidungen
Internationale und nationale Entscheidungen, die sich nicht immer abgrenzen lassen
Managemententscheidungen werden fast immer durch internationale
Geschäftstätigkeit beeinflusst oder haben internationale Auswirkungen auf diese
- Bedeutung des jeweiligen Entscheidungstyps hängt ebenso wie ihr Inhalt von dem
zugrundliegenden Internationalisierungsmodel (d.h. den strategischen, strukturellen und
personellen Rahmenbedingungen) ab
o Rahmenbedingungen stellen Objekte des Controllings dar, die reflektiert werden müssen
o Infobedarf aus Reflexionsaufgabe bestimmt die Ausgestaltung der
Unterstützungsfunktion Controlling
- Fließender Übergang nationales und internationales Controlling
o Nationale Informationen = Input für internationale Entscheidungen und Reflexion
Entscheidungstypen
Unternehmensebene: Reichweite
o Gesamtunternehmensbezug
o Grenzüberschreitend, 2 oder mehr
Individualebene: Entscheidungen im fremden Kontext
9.3.2.2. Gesamtunternehmensbezogene Entscheidungen
- Normative Festlegungen haben besonderen Stellenwert
o Legen Rahmen für andere Entscheidungen dieses Typs fest
o Tendenziell langfristig
o Verteilung der Entscheidungskompetenzen und die Festlegung des Standardisierungsbzw. Differenzierungsgrades
Festlegungen müssen regelmäßig hinterfragt werden
Änderungen sind mit erheblichem Aufwand und weitreichenden Konsequenzen
verbunden
- Auswirkungen auf das Gesamtunternehmen
o Konzentration vs. Streuung von Wertschöpfung
o strategische Ressourcen/Fähigkeiten
o Arbeitsbeziehungen
- Aussage: bei geozentrischer Orientierung ist die Anzahl der gesamtunternehmensbezogenen
Entscheidungen hoch
- Zentrale Entscheidungen (egal ob Stammhaus), Umsetzung dezentral (in jeweiliger
Landesgesellschaft)
o Grundproblem: eine umfassende abweichungs- und perspektivenorientierte Reflexion ist
nur möglich, wenn alle Unternehmenseinheiten zusammenwirken um die wesentlichen
Störfaktoren angemessen zu berücksichtigen und zu überwinden
- Abweichungsorientierte Reflexion
o Ineinandergreifen der Feedback- und Feedforward-Analysen
o Auch begrenzt quantifizierbare und qualitative Zielsetzungen (monetäre Ziele treten erst mit
zeitlicher Verzögerung auf)
Abweichungsursachen
(1) Wettbewerbsnachteile, geringe Kundenzufriedenheit (Standardisierung)
(2) Koordinations- und Transportbedarf durch Konfiguration
(3) Koordinations- und Informationsbedarf und Demotivation aufgrund von zentralen
(4) Managementanforderung, Personalentwicklungsbedarf, Zahl der Auslandseinsätze
(5) Zufriedenheit, Fluktuation, Leistung der Mitarbeiter, Auslandsabbruchquoten
o Arbeitsteilige Analysen (Auseinanderfallen von Entscheidung und Umsetzung)
Informations- und Kommunikationsbeziehungen (Überwindung räumlicher/kultureller
Distanz und staatlicher Grenzen)
Lerneffekte aus Feedback müssen den anderen Auslandsgesellschaften
zugutekommen
- Perspektivenorientierte Reflexion
o Herausragende Bedeutung
o Kognitives Modell zu einem großen Teil kulturbeeinflusst
o Umsetzung nicht Culture-free
→ erhebliche Divergenzen zwischen kulturabhängigen Prämissen der Entscheidung und
der Umsetzung anderer Kulturen
o Bewusste und unbewusste Selektion bergen hohe Gefahr der Fehlsteuerung
internationaler UN
o Grenzen der Selbstreflexion bei kultureller Prägung
→ Zusammenwirken im UN durch ausgeprägte Kommunikation (über Einflussfaktoren,
Wahrnehmung, Interpretation)
o Begrenzte Ressourcen zwingen zur hochselektiven Entscheidungsgrundlage (schrittweise
Anpassungen der Entscheidung an die jeweiligen Rahmenbedingungen im Zeitablauf)
9.3.2.3. Entscheidungen mit grenzüberschreitender Bedeutung
Voraussetzung: Unternehmenseinheiten sind völlig autonom
- Managemententscheidungen betreffen zwei oder mehrere, aber nicht alle Länder
o Reichweite und Wirkung der Entscheidungen unterschiedlich
o Beispiele
Austausch von Ressourcen, Gütern und Leistungen
Markteintritt, Auslandseinsatz
- Geringere Heterogenität als bei Gesamtunternehmensebene (kleinere Zahl involvierter
UNEinheiten)
o Leichtere abweichungsorientierte Reflexion
Sollvorgaben und Prämissen für Umsetzung der Entscheidungen können adäquater
formuliert werden (Klarere Bedingungen über Bedingungen in jeweiligen UNEinheiten)
Vereinfachung der Soll/Ist-Vergleiche, der Abweichungsanalyse und der Prognose
verschiedener Entwicklungen der Feedforward-Analyse
Erleichtert Einigung über Maßnahmen
o Geringere Probleme der perspektivenorientierten Reflexion
Intensivere Kommunikation möglich
Berücksichtigung der relevanten Perspektiven leichter
- Geringerer Informationsbedarf und intensivere Interaktion
o gute Voraussetzungen für systematisches Controlling
o bessere Informationsgrundlage für zukünftige Entscheidungen
- Transferpreisgestaltung, Gewinntransfer und Währungsumrechnung sind Management- und
Sachaufgaben
o Controlling hat hier lediglich die Aufgabe der Reflexion
- Controlling des Auslandeinsatzes
o Auslandseinsatz ergibt sich als Folge strategischer Entscheidung
Stellt Umsetzungsmaßnahme dar und muss reflektiert werden
(Miss-)Erfolg stellt Beurteilungskriterium für Entsendung dar (ggf. Korrekturen)
o Auslandeinsatz ergibt sich als Folge des Personaleinsatzes
Jede Auslandsentsetzung bildet ein Controlling Objekt
- Reflexion des Auslandeinsatzes vor dem Hintergrund der Zielkategorien
o Wissenstransfer (UN)
o Koordination und Kontrolle (UN)
o Entwicklung von Mitarbeitern (UN)
o Verantwortung (MA)
o Karrierevorteil (MA)
→ Potenzial der Entsandten kann nur langfristig genutzt werden, wenn deren Ziele erfüllt
- Analyse der Abweichungsursachen
o Betrachtung aller Phasen des Auslandseinsatzes (Fehlern bei Auswahl, Defizite in
Vorbereitung, Schwierigkeiten der Wiedereingliederung)
o Bei langjährigem Auslandseinsatz ist frühzeitige Erkennung von Abweichungen wichtig,
um gegenzusteuern und nachfolgende Phasen nicht zu gefährden
9.3.2.4. Individuelle Entscheidungen in einem fremden Kontext
Entscheidungen die den Erfolg des internationalen Managements erheblich beeinflussen
(Reflektion der jeweiligen Perspektive besonders wichtig)
o Individueller Entscheider im Vordergrund
o Auslandseinsatz oder internationale Bedingungen (Arbeitsgruppen)
o Entscheidungen im Rahmen der Personalführung
Hohe Kulturprägung unterschiedliche Bedürfnisse bei Füh → rer und Geführtem
Kulturdivergenzen → Reflexion der Perspektive notwendig
Voraussetzungen: interkulturelle Kompetenz, Selbstreflexionsfähigkeit,
intensive Kommunikation, alternative Sichtweise und Wahrnehmungsmuster
kennen lernen
Reflektiert werden über Ex-post- und Ex-ante-Betrachtung Führungsverhalten,
Führungsstil, Führungsinstrumente, Rahmenbedingungen (fließender Übergang von
ex-post und ex-ante)
Instrumentarium: Mitarbeitergespräche, Beurteilungen, Kennzahlen
Kulturbedingte divergierende Erwartungen der MA bilden Problem (Akzeptanz
der Entscheidungen oder Kompromiss)
Lerneffekte (Teilen von Erfahrungen, Führungskräfteentwicklung)
→ Selbstreflexion und Lerneffekte stehen im Vordergrund, um Wiederholung von
Fehlern zu vermeiden
9.3.2.5. Stimmigkeit der Managemententscheidungen
- Zielerreichung durch Kombination von (Einzel-)Entscheidungen,
o Steuerung der Landesgesellschaften
Festlegung von Entscheidungsspielraum, Organisationsstruktur und
Koordinationsinstrumenten
Interdependenzen reduzieren sich mit Dezentralisation und Differenzierung
(steigende Autonomie)
- Reflexion der Stimmigkeit der Managementaufgaben ist erforderlich
o UNBereiche können Unterschiede hinsichtlich Grad der Entscheidungsdezentralisation,
Standardisierung oder Streuung von Aktivitäten aufweisen
o Berücksichtigung von Wechselwirkungen
o Sollvorgaben hinsichtlich der Stimmigkeit schwierig
o nur Tendenzaussagen (benötigen intensive grenzüberschreitende Kommunikation)
- klare Trennung zwischen Feedback- und Feedforward-Kontrolle ist nicht möglich
o Stimmigkeit muss dauerhaft über aller Managemententscheidungen erzielt werden
o Bedarf einer kontinuierlichen Kontrollaktivität
9.3.3. Reflexion und Informationsbedarf
- Drei Merkmale der Informationsversorgung o Entscheidungsfindung und -umsetzung erfolgen nicht nur getrennt, sondern auch in verschiedenen Ländern/Landesgesellschaften → dezentrale Entscheidungsumsetzung
Entscheidung und Umsetzung findet in verschiedenen Umwelten statt (nur auf
individueller Ebene fällt beides zusammen)
Umfassender Transfer von Informationen (Voraussetzung: gute
Kommunikationsbeziehungen)
Beschaffung, Aufbereitung und Interpretation der relevanten Infos ist nicht frei von
Einflüssen unterschiedlicher Kulturen und Interessen
o Informationsaufgabe: Spannungsfeld aus Standardisierung und Differenzierung
Bedarf an standardisierten Infos vs. Berücksichtigung von Besonderheiten
Standardisiert: Interdependenzen, Vergleiche, Entwicklungen
Differenziert: länderspezifische Entscheidungen, Besonderheiten,
komparative Informationsvorteile
entweder Mangel an Detailinfos oder Informationsüberflutung
Einzelfallbetrachtung
o Reflexion bedarf eines Anstoßes durch entsprechendes Informationsangebot
Gezielt alternative Perspektiven
Möglichkeit des Hinterfragens des inneren Modells
Abweichungsorientierte Reflexion hat die Aufgabe aktiver Informationsversorgung
9.4. Controlling als Unterstützungsfunktion für das internationale Management 9.4.1. Aufgaben im Rahmen der Unterstützungsfunktion Controlling
Ziel: Informationen für die Reflexion von Entscheidungen in den vier Managementfunktionen
- Beschaffung, Aufbereitung und Bereitstellung von Informationen
o Aktualität und Aussagefähigkeit ist mir zunehmender kultureller Distanz und
heterogenen Rahmenbedingungen schwierig
o Vergleichbarkeit vs. Spezifität abhängig von Entscheidungstyp und
Internationalisierungsmodell
Global: steigende Anforderungen an Vergleichbarkeit
- Reflexion auf konkrete Abweichungen: Abweichungsorientierte Reflexion
o Ziele/Sollvorgaben/Prämissen frühzeitiges Erkennen vo → n Abweichungen vor dem
Entstehen
o Auch bei standardisierter Berichterstattung muss im Rahmen einer Analyse im Einzelfall
Ursachenanalyse erfolgen
o Interne/externe Vergleiche
o Beachtung vielfältiger Interdependenzen: Auswirkungen der Abweichungen auf
Entscheidungen, Maßnahmen und Ziele
o Schlussfolgerungen aus Analyse für Zukunft: Infos über potenzielle Entwicklung der
Einflussgrößen erforderlich und Abschätzung der Wirkung von alternativen
Maßnahmen/Korrektureingriffen
o Erweiterte Kontextinformationen zur Interpretationshilfe
o Interessengeprägte Selektion bei Entscheidungen, die mehrere UNEinheiten betreffen
- Reflexion von Entscheidungsperspektiven: Perspektivenorientierte Reflexion
o Anstoß: große Abweichungen, überraschende Entwicklungen Informationsnachfrage →
o Alternativ: induzierte Anstoß durch gezieltes Angebot
o Aufdecken von unbewussten Prämissen und Einschränkungen (inneres Modell)
o Antizipation von Entwicklungen, potenzielle Risiken, nicht zuordenbare Effekte
o Nutzen für künftige Entscheidungen
Gesamtunternehmensbezogene Entscheidungen: Erkenntnisse bzw. Lerneffekt in
UNZentrale, die mit Auslandsgesellschaft rückgekoppelt werden müssen
Grenzüberschreitende Entscheidungen: Erkenntnisgewinn tritt innerhalb der
betroffenen UNEinheit auf (Entscheidungen können in gleicher Form wieder auftreten,
deshalb müssen gewonnene Erkenntnisse zur Verfügung stehen, um gleiche Fehler zu
- Transfer von Informationen und Wissen durch Controlling
o Institutionalisierung (Management/Unterstützung und Infobeschaffung/Reflexion)
o Transfer von Erfahrungen und Lerneffekten dahin, wo sie benötigt werden
9.4.2.1. Information und Wissen
Zahlreiche Probleme des Informations- und Wissenstransfer
- Information und Wissen
o Daten
Grundbausteine von Information/Wissen
Zeichenfolgen ohne Verwendungshinweis
o Informationen
Daten werden in Problemzusammenhang gebracht und zur Erreichung eines Ziels
verwendet
Entscheidungsgrundlage für Zielerreichung
o Wissen:
zweckorientierte Vernetzung von Informationen
Kenntnis über Zusammenhänge
subjektrelativ und perspektivisch
keinen absoluten Wert
Implizites Wissen (embodied kownledge)
in den Köpfen gespeichert (lässt sich schwer formalisieren, kommunizieren, teilen)
informal (Fähigkeiten, Fertigkeiten, Know-How)
kognitiv (selbstverständlich angesehene Schemata)
mental
Explizites Wissen (disembodied knowledge)
in Medien gespeichert
einfache Verarbeitung
Übertragung und Speicherung
o Pragmatische Differenzierung (Information und Wissen kann nicht eindeutig getrennt werden)
Wissen = komplexe Handlungs-/Endscheidungskompetenz
Information = Übermittlung, Speicherung, Verarbeitung im Vordergrund
Wissenstransfer= geht über die Informationsvermittlung hinaus (Übertragung
kognitiver Handlungs- und Entscheidungskompetenzen)
→ abgeschlossen, wenn Empfänger adäquate Entscheidungen trifft
9.4.2.2. Probleme des Wissenstransfers in internationalen Unternehmen
- Ökonomische/rechtliche Rahmenbedingungen (Beschaffung/Aufbereitung)
o Beeinträchtigen Vergleichbarkeit der Daten aus unterschiedlichen Ländern (z. B.
Konjunktur, Zinsen, …)
o Nicht beeinflussbare Rahmenbedingungen
Lohnniveau
Technisierungsgrad
Infrastruktur
Bildungsniveau
→ bestimmen Produktivität und somit die Zielerreichung der UNEinheiten der
verschiedenen Ländern
o Handels- und Steuerrecht, Gesellschaft-/Sozial-/Arbeits-/Umweltrecht
Stecken Rahmen des unternehmerischen Handels des jeweiligen Landes ab
(Beeinflussung der Zielerreichung)
Haben Einfluss auf betriebliche ReWe (Ermittlung der Kennzahlen)
- Technologische Beschränkungen des grenzüberschreitenden Datentransfers
o Technische Kompatibilität fehlt
o Größere Distanz Kommunikation auf formaler Ebene →
o Unterschiedliche Zeitzonen müssen überbrückt werden
- Staatliche Beschränkungen des grenzüberschreitenden Datentransfers
o Inhaltliche Beschränkungen
o Pflicht zur Nutzung öffentlicher Netze
- Kulturbedingte Hemmnisse (Nutzung)
o Missverständnisse
Fehlperzeptionen: kulturbedingte selektive Wahrnehmung
Fehlinterpretationen: Rückgriff auf eigenkulturelle Kategorien
Fehlevaluationen: wahrgenommene Verhaltensweise weicht von den eigenen
Erwartungen ab (kulturbedingter Bewertungsmaßstab)
o Fundamentale Attributionsfehler
Kommunikationspartner stellen fest, dass sie sich in Verhalten und Reaktion
unterscheiden (Unterschiede interpretieren und bewerten)
Danach wird Verhalten in mentale Kategorie eingeordnet (interne Ursachen/externe
Faktoren Kultureinfluss) →
Nicht Erkennen des Einflusses der Kultur führt zur Fehlerattribution oder
Fehlbeurteilung des Verhaltens
Zukunft: falsche mentale Kategorie (Kommunikationspartner glaube es zu wissen)
o Stereotype
mentale Kategorien: systematisieren vorhandenes Wissen über oder Erwartungen
an Mitglieder bestimmter sozialer, nationaler, ethnischer Gruppen
willkürliche und oft falsche Generalisierung
entwickeln sich aufgrund eigener Interaktionserfahrungen
eigene Gruppe erhält positive Attribute
fremde Gruppe erhält negative Attribute
o Fremde Sprache
Erhöht Potenzial für Missverständnisse
Mangelnde soziale Akzeptant oder Abneigung
Begünstigt negative Stereotypen
Fragen werden nicht gestellt
Mangelndes Verständnis wird nicht zugegeben
Zugang zu Informationen fehlt
Nur eingeschränkte Reflexionsmöglichkeiten
- Strukturelle Probleme
o Kulturellen Werte und Normen werden früh und unbewusst verinnerlicht
o Menschen folgen ihrem Verhalten meist unreflektiert
o Vor allem in Krisen-, Konflikt-, Stress- und Unsicherheitssituationen kommen
Verhaltensmuster zum Tragen, die auf landeskulturelle Werte und Normen
zurückzuführen sind
- Das Wissen selbst
o Transferprobleme abhängig vom Abstraktionsgrad, Kontextgebundenheit, Komplexität,
Grad der Vertraulichkeit
Gegensätzliche Merkmal bzgl. implizitem und explizitem Wissen
Mit zunehmenden Grad an Tacitness nimmt der Abstraktionsgrad ab, die
Kontextgebundenheit und Komplexität steigen
Grad der Vertraulichkeit ist besonders hoch, wenn das Wissen nur durch Mitwirkung
übertragen werden kann
o Übertragung impliziten Wissens besonders schwierig
o Übertragung bei verteiltem Wissen auf mehrere Träger schwierig
- Schwierigkeiten (empirisch)
o Fehlende Zeit für den Transfer
o keine Bereitschaft zur Nutzung fremden Wissens/Wissensteilung
o fehlendes Vertrauen
o Wissenstransfer kulturell geprägt (Wissensarten und -trägern, Transferprozess)
9.4.2.3. Anknüpfpunkte zur Unterstützung des Wissenstrans
9.4.2.3. Anknüpfpunkte zur Unterstützung des Wissenstransfers
Verbesserung des Potenzials auf Sender- und Empfängerseite
o Geringe Bereitschaft zum Wissenstransfer
Sender
Teilen des Wissens zieht einen Kontroll- oder Machtverlust nach sich
Kompensationsleistungen können Abhilfe schaffen
Empfänger
Ablehnung von Neuem/Fremden
Gesichtsverlust
gefühlte Überlegenheit
Aufklärung, interkulturelle Kompetenz, vertrauensbildende Maßnahmen,
Lernbereitschaft
o Fähigkeit zum Wissenstransfer
Sprach- und interkulturelle Kompetenz der UNMitglieder ist Voraussetzung
Erkennen des Wertes des Wissen ist umso höher, je anschlussfähiger das Wissen
o Ausbau der Beziehungen zwischen Wissens Sender und Empfänger
Informationsnetzwerk zur Knüpfung von Informationsbeziehungen (Kontaktaufbau
zwischen Wissensträgern und denjenigen, die danach suchen)
Grundvoraussetzung: geeignete Organisationsstruktur, die
Interaktionsnotwendigkeiten und Kommunikationsbeziehungen unterstützt
o Wissenstransfer erfordert Vertrauen zwischen Beteiligten
Maßnahmen, wo Vertrauensbildung als kulturabhängiger Prozess gesehen wird
Umfang vom Vertrauen wird bestimmt durch das Risiko, dass Beteiligte glauben
einzugehen
o Kommunikationsmedien des Wissenstransfers
Elektronischer Datenaustausch
Schriftliche/fernmündliche Kommunikation (ggf. Videokonferenzen)
Face-to-Face-Interaktion
Wahl der Medien abhängig von:
Abstraktionsgrad des Wissens
Interaktionsbedarf der Beteiligten
Überbrückung von Räumlich-Kultureller Distanz
Vertraulichkeit
Transformationsbedarf
→Optimierung des Medieneinsatzes nach Einzelfall
9.5. Controlling und organisatorisches Lernen im internationalen Unternehmen
- Zentrale Rolle des Wissens in internationalen UN
- Wissensnachteile bei Markteintritt ggü. lokalen Konkurrenten kann durch überlegenes Wissen
an anderer Stelle kompensiert werden
o Informationsarbitrage auf unvollkommenen Märkten
o Vorteil nur dich kontinuierliche Verbesserung der Wissensbasis
- Organisatorisches Wissen
o weder kommunizierbaren, konsensfähigen noch integrierbares Wissens
o implizites und explizites Wissen
- Kollektives Wissen
o nur ein Teil organisatorischen Wissens (von allen geteiltes Wissen)
- Aufgabenorientierung des Wissens ist wichtig (Beitrag zur Problemlösung)
o Alle Wissensarten
- Erweiterung der organisatorischen Wissensbasis
o Neuer Zugang zu individuellem Wissen, der vorher aufgrund von Barrieren nicht genutzt
werden konnte
o Organisatorisches Lernen (wird auf individuelles Lernen aufgebaut) durch individuelles
Lernen der UNMitglieder
Organisationsstrukturen können Lernen fördern oder behindern (spiegeln Ergebnis
des Lernens wider)
Individuelles Lernen nur auf Grundlage der Reflexion von
Entscheidungen/Handlungen
Single-Loop-Learning: fester Handlungsrahmen (gegebene Zielsetzungen und
festgelegte Rahmenbedingungen)
Double-Loop-Learning: freier Handlungsrahmen (Auswahl der
Rahmenbedingungen und Ziele)
→ Handlungsalternativen, Prämisse und Ziele müssen im Rahmen des Controllings
reflektiert und ggf. korrigiert werden
Controlling als Voraussetzung für erfolgreiches organisatorisches Lernen
Zusätzlich: Deutoro-Learning (Lernen des Lernens)
Reflexion der ersten beiden Ebenen
- Transparenz über Wissen
o UNMitglieder erhalten Zugangsmöglichkeiten zum Wissen
- Akzeptanz des Wissens
o 1.Ebene: Gesetzte Handlungsrahmen muss akzeptiert sein
o 2.Ebene: Bereitschaft muss gegeben sein, sich von Grundannahmen und bekannten
Handlungsmustern zu lösen
o 3.Ebene: Beachtung der unterschiedlichen kulturbedingten Lebensstilen der
UNMitglieder
- Controlling und organisatorisches Lernen als Voraussetzung eines erfolgreichen Managements
Personal 8.1. Grundlagen 8.1.1. Ziel, Aufgaben und Besonderheiten
Ziel: Personalbereitstellung (quantitativ und qualitativ) und zielorientierte
Zuletzt geändertvor einem Jahr