Mögliche Präkanzerosen
Lichen ruber planus
Leukoplakie
Erythroplakie
Lentigo maligna
M. Bowen
Plummer-Vinson-Syndrom
Cheilitis actinica chronica
Präkanzerosen - Definition
Chron. Haut/Schleimhaut Läsionen, die häufiger als normale Gewebe in ein malignes Tu-Wachstum übergehen
Unterscheidung:
Obligate Präkanzerosen: regelmäßige u. zeitlich frühe Entartung ➔ Entartungsrisiko > 30% [Erythroplakie, M. bowen, Lentigo Maligna, ...]
Fakultative Präkanzerosen: gelegentliche u. zeitlich späte Entartung ➔ Entartungsrisiko < 30% [Lichen planus mucosae, Leukoplakie, ...]
Früherkennung: mindestens einmal jährlich!; bei bereits vorhandener Präkanzerose engmaschige Vorsorge
Präkanzerosen - Therapie
Klin. Präkanzerose aber kein Tu-Verdacht ➔ mögl. Ursachen beseitigen: ✔ Rückbildung ➔ weitmaschige Kontrolle; ✖ Rückbildung? ➔ Biopsie
Totalexzision ➔ engmaschige Nachsorge (35% Rezidiv)
Photodynamische Therapie (PDT), Injektion Photosensibilisator (Foscan) ➔ Photoaktivierung durch Laser ➔ Bildung reaktive Sauerstoffspezies
Lichen ruber planus mucosae - Ätiologie
Autoimmunreaktion (T-Lymphozyten gg. Keratinozyten)
idiopathisch, vermutlich virusbedingt (HBV, HCV, HHV-8)
Lichen planus = häufigsten idiopathischen Hauterkrankungen weltweit (Handgelenke, unterer Rücken, Kniebeugen und Unterschenkel)
Lichen planus mucosae (Befallene Schleimhäute im Mund, Genitalbereich, Lippen, Zunge und Anus)
Oraler Lichen planus
fakultative Präkanzerose (Entartung in 0,4-2,5%)
alle 3m Kontrolluntersuchung
isoliertes Auftreten an MSH (30%) od. Begleitsymptom der dermalen Manifestation (50%)
orale Hauptlokalisation: Wangenschleimhaut und Umschlagfalten
zweithäufigste Erkrankung der MSH nach der Leukoplakie
am häufigsten Frauen (doppelt so häufig wie Männer) im Alter von 30-60 Jahren
Lichen ruber planus mucosae - Klinik
weißliche, nicht abwischbare
leicht erhabene
häufig bilateral auftretende Verhornungsanomalie
Brennen, Schmerzen auf scharfe Speisen, schubweiser Verlauf
Typische Lokalisation am Planum buccale
Diagnosesicherung durch Probeentnahme
Retikuläre Form
Leitsymptom: Wickham-Streifung netzförmige weissliche Epithelveränderung, nicht abwischbare Streifung
Erosiv-atrophische Form
erosive teilweise pseudomembranöse Schleimhauterosionen1 u. Ulzerationen
hohes Malignisierungspotential (obligate Präkanzerose)
Lichen ruber planus mucosae - Therapie
Medikamentös (Glukokortikoide, systemische Kortikoidgabe bei generalisiertem Befall)
Exzision, Laserchirurgisch, PUVA
regelmäßige Nachsorge
Leukoplakie - Definition
Weißer nicht abwischbarer Fleck der Schleimhaut, welcher keiner anderen Krankheit zuzuordnen ist.
Ausschlussdiagnose
fakultative Präkanzerose
cave: Diagnose nur durch Ausschlussdiagnose, deshalb laut MüRi wohl keine klassische Präkanzerose
Bevorzugte Lokalisation: Planum bukkale, Zunge, Mundboden
Histologie: Hyperkeratose der Schleimhäute als Reaktion auf chron. Reizung; evtl. bereits vorhandene Epitheldysplasien
Leukoplakie - Klassifikation
Leukoplakia simplex
Leukoplakia verrucosa
Leukoplakia erosiva
Sonderform: Haarzellleukoplakie
Homogene Leukoplakie
homogen-weißlich, scharf begrenz
glatte bis leicht gefaltete Oberfläche
normale Epithelschichtung erhalten
49% aller Leukoplakien
3% maligne Transformation
Inhomogene Leukoplakie
unregelmäßige Oberfläche (verrukös, nodulär, ulzerierende Wucherungen)
maligne Transformation: Risiko allg. bei inhomogenen Leukoplakien sehr hoch, abh. von Dysplasiegrad 4 - 43%
Leukoplakie erosiva
unregelmäßige noduläre oder errosive OF, teilw. mit Erosionen
maligne Transformation: Risiko allg. bei inhomogenen Leukoplakien sehr hoch
abh. von Dysplasiegrad 4 - 43%
Haarzellleukoplakie
Hinweis auf eine HIV-Infektion ➔ 80% der Patienten entwickeln das Vollbild AIDS innerhalb der nächsten 30m
geriffelte nicht abwischbare Beläge an Rand oder Unterseite der Zunge
kein Entartungsrisiko ➔ antivirale Therapie (Aciclovir, HIV-Therapie und Lokaltherapie mit Podophyllin)
intraepitheliale Vermehrung des Epstein-Barr-Virus (HHV-4, Immundefizit!)
Risiko für maligne Entartung:
inhomogene Form
Entzündungen
Ulzerationen
Lokalisation am Mundboden o. lat. Zungenrand
Therapie:
Elimination auslösender Noxen (Virusinfektion, Chem. Reize z.B. Rauchen, Mech. Reize)
Probebiopsie
Homogene Leukoplakie ➔ bei Befundkonstanz weitere Beobachtung gerechtfertigt
Inhomogene Formen, Größenzunahme ➔ Exzision (+ Histopathologie), Kürettage, Kryotherapie DD
DD: Candida ➔ abwischbar!
DD: Lichen ruber ➔ streifig (Wickham-Streifung), statt flächig-gefeldert
obligate Präkanzerose
Dunkelroter, nicht abschwischbarer, Fleck der Schleimhaut, welcher keiner anderen Krankheit zuzuordnen ist.
Histologie: ausgedünnte o. fehlender Keratinschicht, häufig ges. Epithel abgeflacht ➔ vermehrte Irritation, leichte Verletzbarkeit
aufgrund leichter Verletzbarkeit, häufig Blutungsneigung
wesentlich seltener als Leukoplakie, häufiger bei Männern mit langjährigem Nikotinkonsum
Lokalisation: häufig an Wangenschleimhaut und weichem Gaumen
Therapie: sofortige chir. Exzision im Gesunden + regelmäßige Nachkontrollen
in der Epidermis stattfindende neoplastische Proliferation atypischer Melanozyten
inhomogene, braune bis schwarze, unscharf begrenzte plane Herde unterschiedlicher Größe
peripheres Wachstum, farbliche Unterschiede
Lokalisation: meist an Gaumen und Gingiva
Therapie: Exzision durch den Facharzt
DD: Malignes Melanom, Amalgamtätowierung, Nävuszellnävus („Leberfleck“), Hämatom, Kaposi-Sarkom, Ethnisch bedingte Pigmentierung
„intraepidermales Carcinoma in situ“
alle Kriterien des malignen Wachstums ohne infiltrierendes Tiefenwachstum, Basalmembran noch intakt ➔ Ca noch auf das Schleimhautepithel begrenzt
Diagnose nur durch histologisch Untersuchung stellbar
innerhalb von 5 J mit Beginn der Infiltration rechenbar -> Übergang zum eigentlichen Karzinom
flache, scharf begrenzte, erythematosquamöse Veränderung
flächige und papillomatöse Form bekannt
Therapie: Großzügige Exzision wie bei einem Karzinom.
DD: Erythroplasie Queyrat (dem M. Bowen ähnliche intraepidermale Proliferation dysplastischer Zellen, Cis)
Präkanzerose
Ätiologie:
lange bestehenden und schwerwiegenden Eisenmangelanämie ➔ Atrophien der Schleimhäute von Mundhöhle und Ösophagus
Folge: Atypien und Dysplasien des Epithels ➔ Risikofaktor für PE-Ca, v.a. Ösophaguskarzinom
Klinik:
Symptomkomplex: feuerrote, atrophische Zunge (Atrophie der Zungenpapillen), Dysphagie, Zungenbrennen, ...
Mitbeteiligung von Mund, Pharynx, Ösophagus und Magen Symtome verschwinden nach Eisengabe für mehrere Monate
Cheilitis actinica = Akute oder chronische durch UV-Licht provozierte Entzündung der Lippenoberfläche
Chronische Form: Atrophie des Epithels ➔ Präkanzerose eines PE-Ca - meist Unterlippe, Kombinationsschäden mit Tabakteer
Zuletzt geändertvor einem Jahr