Grundlagen
Entzündungen des Alveolarraums und/oder des interstitiellen Lungengewebes
vornehmlich durch Bakterien verursacht
häufigste zum Tode führende Infektionserkrankung in Industrienationen
Infektionsursache: ambulant oder im Krankenhaus erworben
Ambulant erworbene Pneumonie CAP
Pneumokokken (häufigster Erreger bei jungen Erwachsenen)
Hämophilus influenzae
Mycoplasma pneumoniae und Chlamydia pneumoniae
Nosokomial erworbene Pneumonie HAP
v.a. gramnegative Erreger
wie Pseudomonas aeruginosa und Enterobacteriaceae und Staphylokokken
Sterblichkeit von > 20%
Neugeborenenpneumonie
E. coli
Streptokokken der Serogruppe B
Pneumokokken
Infektionsweg
Tröpfcheninfektion, aerogen, Mikoraspiration
Selten als hämatogene Streuung
Risikofaktoren
hohes Alter und Immobilität jeglicher Ursache
Schlechter Immunstatus: ins. bei Pneumocystis-Pneumonie und Pilzpneumonien
chronische Erkrankungen/Kardiopulmonale Vorerkrankungen
Erworbene oder angeborene Alterationen der Atemwege: bspw. Bronchiektasien, raumfordernde Prozesse, Mukoviszidose
Prävention
Pneumokokken-Impfung und Grippe-Impfung
nicht mehr Rauchen
Beseitigung bzw optimierte Therapie und Prophylaxe einer Schluckstörung mit Aspirationsneigung
Komplikationen
Begleitpleuritis
Begleiterguss
Pleuraemphyem
Sepsis
Respiratorische Insuffizienz, ARDS
Lobärpneumonie
v.a. Pneumokokken
Lobuläre Pneumonie (Bronchopnuemonie)
meist deszendierende Infektion mit Beteiligung der Bronchien insbesondere durch Pneumokokken und/oder andere Streptokokken
Interstitielle Pneumonie
Entzündung des Interstitiums, v.a. durch Viren und Mykoplasmen
Miliarpneumonie
durch hämatogene Aussat (z.B. bei TB) verursacht
viele kleine Infiltrate
Symptome einer typischen Pneumonie
—> v.a. bei Pneumokokken
Plötzlicher Krankheitsbeginn mit starkem Krankheitsgefühl
hohes Fieber oder Hypothermie
Produktiver Husten mit eitrigem Auswurf
Tachypnoe und Dyspnoe
Schmerzen beim Atmen durch Begleitpleuritis
Oft begleitend Herpes labiales, fortgeleitete Schmerzen in Ober- bis Unterbauch
Symptome einer atypischen Pneumonie
—> v.a. bei Infektionen durch Mykoplasmen, Chlamydien, Legionellen, Viren und/oder bei alten Pat.
Schleichender Beginn mit
Kopfschmerzen, Gliederschmerzen
leichtes Fieber
Atemnot und trockener Husten
oft nur diskret veränderte Entzündungsparameter
Diagnostik
RR
HF
AF
Körpertemperatur
Pulsoxymetrie
Inspektion und Palpation
Dyspnoe-Zeichen: Thorakale Einziehungen
Nasenflügeln
Verstärkter Stimmfrenitus
Auskultation:
Infiltrat: Feinblasige Rasselgeräusche, verstärkte Bronchophonie
Perkussion:
evtl. gedämpfter Kopfschall
Blutuntersuchung:
CRP +
BSG +
Leukozytose, ggf. Procalcitonin
BGA um respiratorische Insuffizienz auszuschließen
Erregerdiagnostik
Blutkulturen:
mindestens 2 aerobe und anaerobe Kulturen
Urin:
bei Verdacht auf Legionellen-Pneumonie -> Bestimmung des Legionellenantigens
Sputum:
bei schweren Verlauf
antibiotisch nicht vorbehandelte Pat.
Verdacht auf multiresistente Keime
nosokomial erworbene Pneumonien
Pleurapunktion
bei Pleuraerguss Probenpunktion mit Bestimmung des pH
Beimpfung von Blutkulturflaschen mit dem Punktat
Bestimmung der Leukozytenanzhal und des Eiweißgehaltes
Konventionelles Röntgen-Thorax
Lobärpneumonie -> Großflächige auf den Lungenlappen begrenzte Verschattung mit positivem Aerobronchogramm
Bronchopneumonie -> unscharf begrenzte, in der Lunge verteilte Infiltrate
Bronchogramm nciht typisch
Interstitielle Pneumonie -> Netzartige Verschattung
CT-Thorax
bei unklaren Befunden im Röntgen-Thorax
Vorteil: zuverlässigere Beurteilung von diskreten Verschattungen, einem Pleuraempyem oder Einschmelzungen
sicherung der Diagnose
1 Haupt- und 2 Nebenkriterien
Hauptkriterium: Neu aufgetretenes Infiltrat im kon. Röntgen-Thorax in 2 Ebenen
Nebenkriterien:
Fieber (ab 38,5 °) oder Hypothermie ( ab 36,5°)
Leukozytose ( ab 10.000/µl) oder Leukopenie (unter 4000/µl)
Eitriger Auswurf
für Infiltrat sprechende klinische Zeichen
Nachweis eines Erregers
Therapie
Bewusstseinseintrübung
Atemfrequenz >30/min
diastolischer RR <60 mmHg oder systolischer Blutdruck >90 mmHg
Alter über 65 J
-> jeder ambulant behandelte Pat. mit Pneumonie sollte nach 48-72 Stunden ernuet untersucht werden, um die Wirksamkeit des verschriebenen Antibiotikums zu prüfen
Supportive Maßnahmen
Körperliche Schonung, aber keine strenge Bettruhe
Höhe Flüssigkeitsaufnahme
bei Hypoxie: Sauerstoffgabe über Nasensonde
Antipyretika, Analgetika, Antitussiva
Expektoranzien und Mukolytika, Physiotherapie
Medikamentöse Therapie der leichten Pneumonie
—> Ambulante Behandlung
CRB-65=0 und ausreichende Oxygenierung (SaO2 > 90%)
Pat. ohne RF: Mittel der Wahl ist Aminopenicillin
bei Penicillin-Allergie oder -Unverträglichkeit: Fluorchinolone der Gruppe 3 oder 4 (Levofloxacin oder Moxifloxacin), Makrolid (Clarithomycin), Doxycyclin
Patienten mit RF: Mittel der Wahl ist Aminopenicillin + Betalaktamaseinhibitor
bei Verdacht auf Beteiligung atypischer Erreger: Kombination mit einem Makrolid
bei Penicillin-Allergie oder - Unverträglichkeit: Fluorchinolone der Gruppe 3 oder 4 (Levofloxacin oder Moxifloxacin)
Medikamentöse einer mittelschweren und schweren Pneumonie
—> stationäre Behandlung
Mittel der Wahl: Aminopenicillin + Betalaktamaseinhibitor intravenös oder Cephalosporine der 2. oder 3 Generation
ggf. Kombi mit Makrolid
Alternativ Fluorchinolone der Gruppe 3 oder 4 mit guter Pneumokokken-Wirksamkeit
Schwere Pneumonie
akute respiratorische Insuffizienz und/oder septischer Schock und/oder dekompensierte Komorbidität
kardiale Dekompensation
exazerbierte COPD
akutes Nierenversagen
Mittel der Wahl: Pip/Taz oder Cephalosporine der 3. Generation (Ceftriaxon) und immer zusätzlich ein Makrolid (Clarithromycin)
Multiresistente Erreger und nosokomiale Pneumonie
antibiotische Medikation kann 2-3 Tage nach Entfieberung beendet werden
bei ambulant erworbender Pneumonie, die ambulant behandelt werden kann, ist eine antibiotische Medikation von 7 Tagen ausreichend
Zuletzt geändertvor einem Jahr