Bedürfnis- und Motivationstheorien der Persönlichkeit
Bedürfnisse (needs)
Bedürfnisse (needs) nach Murray
Natur von Bedürfnissen:
organisch verankerte „regierende Kräfte“, welche Info.wahrnehmung, Info.verarbeitung und Verhaltensplanung steuern
Ziel dieser Steuerungsprozesse: Reduktion v. Bedürfnisspannungen, angest. Ziele erreichen
nicht der spannungslose Zustand wird als befriedigend erlebt (Freud), sondern der Prozess der Spannungsreduktion (Erklärung Phänomen: „bewusster Spannungsaufbau“)
Situativer Verhaltensdruck (press)
Wie erklärt Murray Verhalten einer Person?
Verhalten kann nicht allein mit dem Auf- und Abbau von Bedürfnisspannungen erklärt werden, neben needs, geht Murray von einer situative Komponente aus (press)
Press(es): situative Bedingungen, die Bedürfnisbefriedigung erleichtern/erschweren
Interaktionismus: Verhalten kann nur durch die Interaktion von Merkmalen der Person (needs) und Merkmalen der Situation (press) erklärt werden
Erfassung von Need-Press Konstellationen
Thematischer Apperzeptionstest (TAT)
30 Bildtafeln mit mehrdeutigen Szenen
Personen sollen dazu eine Geschichte erzählen
Wie kam es zu der Szene? Was passiert im Moment?
Was denken & fühlen die Akteure? Wie geht es weiter?
Annahme: Interpretation der Szenen ist von der
Persönlichkeit der interpretierenden Person beeinflusst,
eigene needs und press werden auf die Szenen
projiziert (= projektives Verfahren)
Wiederholende need-press-Konstellationen werden für Person als charakteristisch betrachtet (s. Einheitsthema)
Kritik am TAT
mangelnde Ökonomie (zeitaufwändig)
mangelnde Objektivität (Interpretation)
geringe Reliabilität
geringe Validität (Bedürfnisse/Presses oder mgl. Kreativität?)
Optimierung
standardisierter Auswertungsschlüssel (McClelland et al. 1953)
Semi-projektive Verfahren (z.B. Multi- Motiv-Gitter, Sokolowski et al., 2000)
Aktuelle Entwicklungen
indirekte Motiverfassung zunehmend im Fokus, z.B. Motive Superiority Measure (Eichstaedt, 2004)
Die Theorie von Abraham Maslow (1908-1970)
Ausgangspunkt:
Maslow: Bedürfnisse als zentraler Gegenstand der Persönlichkeit, aber Ablehnung der psychodynamischen Konzeption der Persönlichkeit
Mitbegründer der humanistischen Psychologie
Humanistische Psychologie („die dritte Kraft“)
Abgrenzung gegenüber dem mechanistischen & deterministischen Menschbild der Psychodynamischen Modelle oder des Behaviorismus
Optimistisches Menschenbild: der Mensch ist motiviert und fähig zur lebenslanger Weiterentwicklung seiner Persönlichkeit
Autonomie, Sinnfindung und Selbstverwirklichung als höchste Ziele der Persönlichkeitsentwicklung
Der Mensch ist von Natur aus mit Kompensations- und Selbstheilungskräften ausgestattet
Die Theorie von Abraham Maslow
Die Bedürfnispyramide
Annahme, dass (angeborene) Bedürfnisse einer hierarchischen Ordnung folgen, die sich als Pyramide darstellen lässt
Bedürfnisse einer höheren Stufe werden erst dann bedeutsam, wenn darunter liegende Bedürfnisse erfüllt sind
Persönlichkeit: Ausprägungsprofil der Bedürfnisse und des Entwicklungsstands des Individuums in der Bedürfnispyramide
Mangelbedürfnisse und Wachstumsbedürfnisse
Kritik und Würdigung Maslow
Kritik und Würdigung
Würdigung: Gegengewicht zu den damalig dominierenden psychodynamischen & lerntheoretischen Ansätzen
Kritik: zu strenge Abfolge der Bedürfnisbefriedigung in Stufen (z.B. Märtyrer, Kunst in Konzentrationslagern) – Aber: Stufendurchlässigkeit von Maslow selbst anerkannt
sehr positive, optimistische und folglich, simplizistische Sicht auf die menschlichen Natur
Weiterwirken
Hohe Augenscheinvalidität: Bedürfnispyramide sehr anschaulich, findet sich vielfach in der (populär)wissenschaftlichen Literatur
Lerntheoretische Konzepte der Persönlichkeit: Behaviorismus (Watson et al.)
Lerntheoretische Basisannahmen
Environmentalismus: Zum Zeitpunkt der Geburt ist der Mensch bis auf wenige angeborene Reflexe und instinkthafte Verhaltensweisen ein unbeschriebenes Blatt (tabula rasa)
Persönlichkeit ist gleichbedeutend mit einem individuellen Profil an Verhaltens- dispositionen, dessen Erwerb mit den Gesetzmäßigkeiten des Lernens erklärt werden kann
Persönlichkeitsunterschiede sind das Resultat interindividuell unterschiedlicher Lerngeschichten
Iwan P. Pavlov (1906) - Urvater der Lerntheorien
Operante Konditionierung: Belohnung und Bestrafung
Albert Bandura- sozial kognitive Lerntheorie
Lerntheoretische Konzepte der Persönlichkeit- Weiterwirken und Kritik
Formulierung von Theorien, die empirisch und experimentell überprüfbar sind
Beschreibung grundlegender Gesetzmäßigkeiten des assoziativen Lernens
Lerntheorien bilden die Grundlagen für wirksame, verhaltenstherapeutische Interventionsmaßnahmen (Konfrontation, systematische Desensibilisierung etc.)
Kritik
Reduktion der Persönlichkeit auf direkt beobachtbare Reize & Reaktionen (Behavioristen)
Vernachlässigung biologischer (genetischer) Einflüsse auf die Persönlichkeitsentwicklung
Lerntheorien können Verhaltensweisen, die komplex, willkürlich begründet, oder nicht verstärkt wurden, nur unzureichend erklären
Vernachlässigung der Bedeutung des emotionalen und kognitiven Innenlebens (Urteilsdispositionen, Denkstile, Motive/Bedürfnisse, Werthaltungen und Fähigkeiten)
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