Die (deskriptive) Persönlichkeitstheorie von Hans-Jürgen Eysenck (PEN-Theorie)
Grundlegende Annahmen
Einsatz der Faktorenanalyse zur Identifikation grundlegender Persönlichkeitseigenschaften (wie Cattell, FFM-Vertreter)
Persönlichkeit ist maßgeblich durch Genetik bzw. biologische Faktoren determiniert
Hierarchisches Persönlichkeitsmodell: 3 Dimensionen auf hohem Abstraktionsniveau
Kontinuierlicher Übergang zwischen normalem Verhalten und psychischen Auffälligkeiten
Das PEN Modell von Hans-Jürgen Eysenck
Das PEN Modell
Eysenck schlägt 3 Superfaktoren (Typen) der Persönlichkeit vor:
P: Psychotizismus vs. psychische Gesundheit und soziale Angepasstheit
E: Extraversion vs. Introversion
N: Neurotizismus vs. Emotionale Stabilität
Extraversion vs. Introversion
Zusammenhang der PEN und FFM Faktoren
Traittheorien: Beschreibung vs. Erklärung
Biopsychologische Theorien der Persönlichkeit
Grundlegende Annahme:
Unterschiede in zentralen Persönlichkeitseigenschaften sind auf Unterschiede in neurobiologischen Systemen zurückzuführen (hirnphysiologische Systeme, Neurotransmitter, Hormone)
Individuelle Unterschiede in neurobiologischen Systemen sind teilweise genetisch bedingt, können aber durch Erfahrungen verändert werden
Die Persönlichkeitstheorie von Hans-Jürgen Eysenck
Die Psychophysiologische Aktivierungstheorie (PAT) von Hans-Jürgen Eysenck
Neurobiologische Grundlage der Dimension Extraversion
Genetisch bedingte Unterschiede in der Ansprechbarkeit und Tonus des aufsteigenden retikulären Aktivierungssystems (ARAS) im Hirnstamm als Basis der Extraversion (ARAS: Projektionen aus der formatio reticularis u.a. zum Thalamus, Hypothalamus und Cortex)
ARAS reguliert die Erregung (Arousal) des Gehirns, bzw. den Grad der Wachheit vom Tiefschlaf bis hin zur höchsten kortikalen Erregung
ARAS wird erregt durch sensorische Reize, kognitive Aktivität (& das VBS, s. Neurotizismus)
Die Psychophysiologische Aktivierungstheorie von Hans-Jürgen Eysenck
1. Zentrales Postulat: Introvertierte weisen ein höheres habituelles Arousal im ARAS als Extravertierte auf und sind daher bereits bei niedriger bis mittlerer Stimulation überdurchschnittlich aktiviert!
2. Transmarginale Hemmung: bei stark erregenden Situationen greift ein Schutzmechanismus, der das Arousal wieder sinken lässt (Schutz vor Übererregung bei starker Stimulation)
—> Die transmarginale Hemmung setzt bei Introvertierten früher als bei Extravertierten ein
• Generell existiert ein umgekehrt U-förmiger Zusammenhang zwischen Arousal und Wohlbefinden sowie der Leistung: Menschen fühlen sich am wohlsten und zeigen die beste Leistung bei einem positiven Hedonischem Tonus (Punkt/Bereich optimaler Stimulation).
3. Das optimale Arousal („keine Langeweile, aber auch keine Überstimulation“) ist bei Introvertierten bei einem geringeren Aktivierungsgrad als bei Extravertierten erreicht
—> Folge: Introvertierte bevorzugen ein geringes Ausmaß an Stimulation!
Experimentelle Überprüfung: Psychophysiologische Studien & Verhalten
Fazit
—> Studien legen theoriekonforme arousal-spezifischen Leistungsunterschiede zwischen Introvertierten & Extravertierten auf neurophysiologischer- und (teils) auf Verhaltens- ebene nahe
Experimentelle Überprüfung: Das Drogenpostulat von Hans-Jürgen Eysenck
—> Eysenck‘s Drogenpostulat konnte in der experimentellen pharmakologischen Forschung bisher nicht konsistent bestätigt werden. Jedoch: Extravertierte konsumieren im Alltag tendenziell mehr Nikotin und Koffein (aber auch Alkohol).
Aktuelle Forschung: Lässt sich Eysenck‘s Theorie zum Neurotizismus empirisch bestätigen?
Fazit aus aktueller Meta-Analyse (Servaas et al., 2013)
Zusammenhang zwischen erhöhter Amygdalareaktivität auf negative Reize & N nicht konsistent bestätigt
Persönlichkeitsmerkmale vermutlich besser durch Funktionalität neuronaler Netze als via Aktivität einzelner Hirnregionen erklärbar
Beispiel: verminderte Konnektivität zwischen anteriorem cingulären Cortex (ACC) mit Amygdala bei hohen N Werten
—> verminderte Top-down Regulation neg. Emotionen durch präfrontale Areale
Zusammenfassung
Extraversion vermittelt über ARAS-moduliertes Arousal in Antwort auf sensorische und kognitive Stimulation sowie VBS-Erregung
Neurotizismus vermittelt über VBS-modulierte Activation in Antwort auf emotionale Reize
interindividuelle Unterschiede im Grad des Arousals bzw. der Activation gehen einher mit spezifischen Unterschieden im (Leistungs)verhalten
Bewertung
Befundlage zu biopsychologischen Korrelaten von Extraversion stützt trotz einiger Inkonsistenzen Eysencks Annahmen (s. Stemmler et al., 2011, S. 285ff)
Präzise beschriebene Theorie (gute Überprüfbarkeit der Extraversionstheorie)
Annahmen zu biopsychologischen Korrelaten von Neurotizismus konnten eher nicht bestätigt werden (s. Stemmler et al., 2011, S. 292ff, v.a. Problem der Annahme eines einheitlichen Activation-Mechanismus - Komplexität des Limbischen Systems!)
Theorie dennoch sehr fruchtbar für weitere explanative Theorieentwicklung (u.a. Zuckerman, Gray etc.) und auch heute noch von sehr hohem exemplarischem Wert
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