Akademische Intelligenz
• Intelligenzaspekte, die für schulische Anforderungen als besonders wichtig angesehen werden (nicht nur das, was in der Schule gefördert, sondern auch das, was dort gefordert wird)
• wird mit den gängigen Intelligenztests erfasst
Beispiel: Verbale Fähigkeiten:
Das Gegenteil von Hoffnung ist ... ?
a) Trauer b) Verzweiflung c) Elend d) Liebe e) Hass
Wald : Bäume = Wiese : ?
a) Gräser b) Heu c) Futter d) Grün e) Weide
Praktische Intelligenz
technisch-mechanische, räumliche und planerisch-organisatorische Fähigkeiten
kann u.a. mit Arbeitsproben/Simulationen erfasst werden
Operative Intelligenz
Fähigkeiten zum Lösen komplexer Probleme (d.h. multidimensionaler, vernetzter, dynamischer, partiell intransparenter, polytelischer und offener Probleme)
Erfassung z.B. über Simulationen
Soziale Intelligenz
Fähigkeiten zur Bewältigung/Lösung zwischenmenschlicher Probleme
Thorndike (1929): soziale Sensitivität vs. Handlungskompetenz
kann u.a. mit Simulationen/Rollenspielen erfasst werden
Beispiel: Sozial-kommunikative Fähigkeiten
Gruppendiskussion: zwei oder mehrere Personen diskutieren ein vorgegebenes Thema (ggf. auch unter Teilnahme von vorbereiteten Rollenspielern)
Anforderungen u.a.: auf andere eingehen können, zuhören können, sich zurücknehmen, aber auch behaupten können (situations-spezifisch zu definieren)
Emotionale Intelligenz
Fähigkeiten zum Erkennen/Bewerten und Ausdruck sowie der Nutzbarmachung von (eigenen u. fremden) Emotionen für Denken, Handeln und Problemlösung
vielfältigste, aber wenig allgemein akzeptierte Messmethoden
Beispiel: Fähigkeit zur Emotionserkennung – Selbstberichtsmaße
• Toronto Alexithymie Skala (Bagby/Parker/Taylor)
I have feelings that I can’t quite identify.
I don’t know what’s going on inside me.
I often don’t know why I am angry. ...
Kreativität
Fähigkeiten zur Schaffung neuer/origineller und brauchbarer/praktikabler Lösungen für ein bestehendes Problem
Erfassung über biografische Methoden und Tests
Strukturtheorien der Intelligenz
Anliegen der Strukturtheoretiker
Untersuchung von Intelligenz-(Teil-)Leistungen und deren Ausprägungen
Zentrale Forschungsfragen
Was ist Intelligenz?
Strukturmodelle der Intelligenz: Wie viele unterschiedliche Intelligenzen gibt es? Wie ist Intelligenz organisiert?
Intelligenzmessung
Korrelate der Intelligenz
Intelligenz als einheitliche Fähigkeit vs. Fähigkeitsbündel
Charles E. Spearman (1904, 1927): Zwei-Faktoren-Theorie
1863 in London geboren
Studium der Psychologie bei Wilhelm Wundt in Leipzig
1904 bahnbrechenden Artikel „General intelligence objectively determined & measured“
ab 1928 Professor für Psychologie in London, 1945 gestorben
mit seiner zwei Faktorentheorie der Intelligenz setzte Spearman als erster die Intelligenzdiagnostik/-forschung auf eine theoretische Basis, er führte zudem u.a. die Faktorenanalyse in der Psychologie ein.
• Versuchsreihen mit untersch. Testmaterial (verbal, numerisch, figural) –> Schlussfolgerung:
• „that there really exist a something that we may provisionally term... a ‚General Intelligence’ (Spearman, 1904, S. 272)
INTELLIGENZ_STRUKTURTHEORIEN
Spearman: Zwei-Faktoren-Theorie
WIE KANN „g“ DEFINIERT WERDEN?
Merke:
Auf der Verhaltensebene beschreibt Spearman den g-Faktor:
als eine abstrakte Fähigkeit, Beziehungen zwischen Objekten, Ereignissen und verschiedenen Informationen zu erkennen und daraus Schlussfolgerungen abzuleiten.
Das Konzept des g-Faktors genießt heute hohe Popularität
man geht davon aus, dass ca. 40% der Varianz in einzelnen
Intelligenztestleistungen durch „g“ erklärbar sind (z.B. Deary et al. 2015)
Intelligenztests, die einen globalen IQ ausweisen, folgen (implizit) dem Konzept des g-Faktors von Spearman.
Thurstone (1938, 1941): Primärfaktoren-Modell
Zentrale Frage
• Ist Intelligenz eine einheitliche Fähigkeit oder ein aus Teilleistungen zusammengesetztes Fähigkeitsbündel?
• Unterschiedliche Antworten durch Spearman und Thurstone haben v.a. methodische Ursachen:
Thurstone verwendete heterogenere Aufgaben, die untereinander weniger stark korrelierten
zudem homogenere Stichprobe (Einschränkung der Leistungsvarianz – Unterschätzen der Korrelation)
Faktorenanalyse, die Interkorrelationen der Primärfaktoren erlaubt
Lösungsmöglichkeiten?
Thurstone: Anerkennung von Interkorrelationen zw. Primärfaktoren
Spearman: Anerkennung sog. Gruppenfaktoren
Kompromiss: Hierarchische Modelle (Vernon/Cattell/Carroll)
Hierarchische Modelle: Cattell (1966)
• Synthese aus Zweifaktorenmodell und Primärfaktorenmodell
Berliner Intelligenzstrukturmodell
Mehrmodale Modelle: Jägers BIS-Modell (1984)
Berliner Intelligenz Struktur Test (BIS-4), Jäger 1997
ZUSAMMENFASSUNG: Wie ist Akademische Intelligenz strukturiert?
Ausgangsfrage: Ist Intelligenz eine einheitliche Fähigkeit?
Spearman: JA! (g-Faktor)
Thurstone: NEIN! (Bündel aus 7 Primärfaktoren)
Integrative, hierarchische Modelle
Cattell: Thurstone‘s Primärfaktoren fallen auf höheren Abstraktionsebenen zusammen in die generellen Intelligenzfaktoren fluide Intelligenz (= Potenzial) und kristalline Intelligenz (= Wissen), die wiederum zusammenfallen in Spearmans g-Faktor
Integrative, multimodal Modelle
Jäger: Intelligenzleistungen durch mehrere Modi bestimmt (Inhalte vs. Operationen), wobei die einzelnen Teilbereiche Thurstone‘s Faktoren repräsentieren und die Gesamtleistung Spearmans g-Faktor
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