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Beratung als Prozess

FH
von Franziska H.

Berater als Komponente in der Beratung

  • Berater haben nicht nur professionell geprägte, sondern auch individuelle Zielsetzungen und Auffassungen in Bezug auf die Aufgaben von Beratung

  • Neben den professionell entwickelten haben sie zudem häufig auch persönlich bevorzugte und herausgebildete Vorgehensweisen und Methoden

  • Folgende Themenbereiche und Fragestellungen sind zu reflektieren:

    1. Welchem Beratungskonzept folgt der Berater? Welches Menschenbild liegt zugrunde?

    2. Methodische Einengung oder methodische Breite?

    3. Selbstverständnis, die eigene Rolle und Funktion als Berater betreffend

    4. Vorurteile gegenüber Klienten mit spezieller Problemlage, bestimmter kultureller, sozioökonomischer Herkunft, sexueller Ausrichtung usw.

    5. Individuelle Auffassung von der Funktion und den Aufgaben von Beratung

    6. „Geheime“ subjektive Auffassungen bezüglich der „tatsächlichen“ Wirksamkeit von Beratung

    7. Über welchen lebensweltlichen, arbeitsweltlichen oder soziohistorisch-biografischen Kontext ist der Berater geprägt?

    8. Welche Auffassung hat der Berater vom Auftrag und Leitbild der Institution,in der die Beratung stattfindet, bzw. er arbeitet?

    9. Welche besonderen Ressourcen und Kompetenzen, welche fachlichen Schwächen hat der Berater, beispielsweise im Hinblick auf

      • Zugang schaffen und vertrauensvolle Beziehung herstellen können,

      • Einfühlungsvermögen,

      • Wertschätzung des Klienten,

      • Selbstkongruenz,

      • Zuhören können,

      • Verbalisierungsfähigkeit,

      • Kenntnisse der Lebenswelt und der prägenden bzw. aktuellen Lebensphase(n) des Klienten,

      • Wissen über das Zustandekommen und die Weiterentwicklung des Problems (dominieren subjektive Vorstellungen oder fachliche Kenntnisse?),

      • Lösungskompetenzen inklusive Ressourcenerschließung,

      • Kenntnisse und Zugang zu professionellen Netzwerken/persönliche Kontakte?


Der Gegenstand als Komponente in der Beratung

  • Gegenstand der Beratung: das konkrete Anliegen oder das Problem

  • Einfluss auf den Beratungsprozess:

    • Der Beratungsgegenstand und die Art und Schwere des Problems,

    • die Übereinstimmung zwischen Berater und Klient im Hinblick auf die Gegenstandsdefinition,

    • das Beratungsziel, das Beratungsverfahren und das methodische Vorgehen

  • Weiteren Einfluss hat die Frage, ob es sich um ein vorgeschobenes Problem handelt und wie dann das dahinterstehende „eigentliche Problem“ erfassbar wird

  • Der Beratungsgegenstand bzw. das Problem kann sich im Verlaufe eines Beratungsprozesses ändern

  • Daher gilt es währenddessen immer wieder die Art und den Inhalt des Problems im Blick zu behalten und eine vorschnelle Problemfestlegung zu vermeiden

  • Zur Veranschaulichung der Problemvielfalt kann folgende Auflistung beitragen:

    • Informationsproblem,

    • Entscheidungsproblem,

    • Bewältigung von Anforderungen/Belastungen in der alltäglichen oder beruflichen Lebensführung (handlungsbezogene und/oder soziale Kompetenzentwicklung),

    • emotional hoch belastende Lebenskrise, Gestaltung und Durchsetzen individueller Zielsetzungen/Wünsche (Beruf, Bedürfniserfüllung, Lebensqualität),

    • Beziehungsproblem (in Familie, Partnerschaft oder anderen zwischenmenschlichen Bereichen),

    • Begleitung bei persönlichen Lebensübergängen (Entwicklung/Wachstum/Selbstgestaltung),

    • präventive Beratung bei bevorstehenden Entscheidungen und Lebensübergängen,

    • Wiedereinstieg in Alltag und/oder Beruf (Rehabilitation) nach einer Erkrankung,

    • Leben mit chronischer Erkrankung, Leben mit chronisch hoher Alltagsbelastung (pflegende Angehörige) u. a. m.


Der Kontext als Komponente in der Beratung

Der Kontext lässt sich differenzieren nach

  • der Institution, in der die Beratung stattfindet und die ggf. auch die Finanzierung für Klient und Berater sicherstellt,

  • der sozialen und sozioökonomischen Lebenswelt, in der sich zum einen der Berater und zum anderen die Klienten bewegen

Bei der Erfassung des Beratungsprozesses spielt der Kontext Institution eine nicht zu vernachlässigende Rolle. In die Reflexion sollte einbezogen werden:

  • Wo findet die Beratung statt (abgegrenzte Räumlichkeit oder offen „zwischen Tür und Angel“)?

  • Beschaffenheit und Ausstattung der Räumlichkeiten (abgeschirmter Ort oder unkalkulierbare äußere Störungen, Mithörmöglichkeiten für Kollegen oder andere Klienten); Gestaltung und Mobiliar (spartanisch, einladend, überbordende Chill-Landschaft, Grünpflanzen, politische, kulturelle, religiöse Symbole und Arrangements)

  • Finanzielle Ausstattung, Zeitbudget der Berater, mögliche Beratungsdauer (nur kurze oder auch längerfristige Beratungsarbeit möglich?)

  • Erreichbarkeit der Beratungsstelle (z. B. Verkehrsanbindung)

  • Geschlecht der Berater (sind beide Geschlechter und auch transsexuelle Fachkräfte vertreten?)

  • Welchen offenen/verdeckten Auftrag hat die Institution an den Berater?

  • Welche Erwartungen hat die Institution an die Klienten, an den Beratungsprozess und das Beratungsergebnis?Welche Auffassungen oder Vorurteile haben Klienten im Hinblick auf die Institution? Welche hat der Berater?

  • Erfolgen die Beratungen in der Institution vornehmlich freiwillig oder sehr häufig im Zwangskontext? Welche Auswirkungen hat das auf die Auffassung der Klienten und der Berater von der Beratung und Institution?


Die sechs Stadien der Veränderung nach dem Transtheoretischen Modell


1. Stadium der Sorglosigkeit und Absichtslosigkeit:

  • Bei der betroffenen Person besteht keine Absicht, das problematische Verhalten in den nächsten sechs Monaten zu verändern

  • Viele Klienten sind sich ihres Problems nicht bewusst, aber wichtigen Bezugspersonen ist offensichtlich, dass der Klient ein Problem hat

  • Oftmals veranlasst der Druck ihres Umfeldes die Klienten, professionelle Hilfe aufzusuchen

2. Stadium der Bewusstwerdung, des Nachdenkens und der Absichtsbildung:

  • Die betroffene Person entwickelt ein – häufig noch ambivalentes – Bewusstsein dafür, dass ein Problem besteht, das sich negativ auf die eigene Lebensgestaltung und auf das nahe soziale Umfeld auswirkt

  • Sie erwägt, das Problemverhalten in der nächsten Zeit/den nächsten sechs Monaten zu ändern

  • Positive und negative Handlungserwartungen werden gegeneinander abgewogen

  • Dabei kann es zu einem Verharren in dieser Ambivalenzphase kommen

3. Vorbereitungsstadium:

  • In dieser Phase werden erste Schritte zu einer Verhaltensänderung entwickelt, indem der Klient „versuchsweise“ Intention und Verhaltensschritte miteinander verknüpft und auf der Grundlage seiner Erfahrungen dann das Zielverhalten etwa innerhalb eines Monats anstrebt

4. Handlungsstadium:

  • Der Klient verändert sein Problemverhalten seit mehreren Wochen/seit weniger als sechs Monaten konkret und länger anhaltend in Richtung Zielverhalten

5. Stadium der Aufrechterhaltung:

  • Der Klient hat die Verhaltensänderung seit mehr als sechs Monaten realisiert und deren positive Wirkungen aufgenommen

  • In dieser Phase werden das Zielverhalten und Verhaltensweisen zur Vermeidung von Rückfällen konsolidiert

6. Beendigung und Stadium der anhaltenden Aufrechterhaltung:

  • Der Klient ist aus dem Veränderungsprozess in einen anhaltenden und verinnerlichten Entwicklungszustand ohne (dieses) Problemverhalten übergegangen


(1) Anfangsphase (Phasenmodell nach Culley)

= Diese Phase dient dem Aufbau einer tragfähigen Beziehung zwischen Berater und Klient und ist inhaltlich auf die Erfassung des (Ausgangs-)Problems konzentriert

Ziele:

  • Aufbau einer tragfähigen Beratungsbeziehung. Sie motiviert den Klienten, an seinen Problemen zu arbeiten.

  • Klärung und Eingrenzung der Probleme. Wesentlich ist, dass Berater und Klient das gleiche Verständnis davon haben, um welche Anliegen und Themen es geht.

  • Treffen erster Entscheidungen. Es werden erste Arbeitshypothesen erstellt.

    • Was erwartet der Klient vom Berater? Kann und will der Berater nutzbringend an der Problematik arbeiten?

    • Um die Erwartungen des Klienten erfassen zu können, muss der Berater einen fundierten und breiten Überblick über mögliche menschliche Problemlagen haben.

  • Formulierung eines Arbeitsvertrags. Beratung basiert auf einer Wechselseitigkeit zwischen Klient und Berater.

    • Der Kontrakt soll sicherstellen, dass Beratung als ein gemeinsames Unternehmen und nicht als einseitige „Expertenleistung“ verstanden und gehandhabt wird.

    • Betont werden im Kontrakt sowohl die Verantwortung des Klienten für sich selbst, für die eigene Entwicklung und Veränderung in der Beratung als auch die Notwendigkeit der Kooperation von Berater und Klient.

Strategien:

  • Explorieren verhilft zur Aufklärung des Anliegens und zur Entwicklung eines gemeinsamen Verständnisses davon.

  • Prioritäten setzen und konzentrieren: den Kern der Thematik bzw. des Problems herausarbeiten und gemeinsam Prioritäten in der Bearbeitung der Anliegen festlegen.

  • Vermitteln von Grundwerten im Sinne von Akzeptanz, Wertschätzung und Verstehen über beraterische Kommunikation.

    • Dies sind wesentliche Voraussetzungen für eine gelingende Beratungsbeziehung.

Grundlegende Fertigkeiten:

  • „Aktives Zuhören“ in reflektierender wie sondierender Form.

  • Reflektierende Fertigkeiten sensu „verbalisierendes Spiegeln“.

    • Dies erfolgt im Wesentlichen über das Wiederholen von Schlüsselworten oder zentralen Sätzen, Paraphrasieren und Zusammenfassen zentraler Aussagen bzw. Anliegen.

  • Sondieren zur Erfassung der Probleme in ihrem jeweiligen Bezugsrahmen.

    • Dies erfolgt über spezifische Frageformen, wie z. B. aktivierendes, konkretisierendes, zirkuläres, vergleichendes oder feststellendes Fragen, und über Konkretisieren, z. B. bei generalisierenden, verschwommenen oder verworrenen Klientenaussagen.

Diese Fertigkeiten können bei jeder der genannten Strategien dieser Phase, aber auch in den anderen Beratungsphasen eingesetzt werden.

(2) Mittelphase (Phasenmodell nach Culley)

= Kern der Mittelphase ist der Versuch, Klienten zu helfen, ihre Anliegen und Probleme neu zu ordnen und neu zu bewerten.

-> Ohne neue und differente Sichtweisen auf sich selbst und auf ihre Anliegen ist eine Veränderung und Verbesserung der Lage dieser Klienten unwahrscheinlich.

Ziele:

  • Neubewertung von Problemen. D.b., dem Klienten dabei zu helfen, sich aus seiner eingefahrenen Sicht auf sich, auf das Problem und auf eigene Denk- und Handlungsweisen zu befreien und diese aus anderen und unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten.

    • Dieser Prozess der Neukonnotation wird von manchen Klienten als sehr schmerzvoll und belastend erlebt.

    • Daher dürfen die beiden folgenden Strategien nicht aus dem Blick geraten.

  • Aufrechterhalten der Arbeitsbeziehung. Sie stellt eine bedeutsame Basis für die Strategien dieser Phase dar.

  • Auf den Arbeitskontrakt hinarbeiten. Zwar kann der Arbeitskontrakt im Prozess der Beratung modifiziert werden, doch soll das nicht mehr oder weniger willkürlich aus einer aktuellen beraterischen Situation (z. B. Hilflosigkeitserleben) heraus erfolgen.

    • Vielmehr gilt es, sich die Zwecke und Ziele der ursprünglichen Vereinbarung immer wieder vor Augen zu führen.

Strategien:

  • Mitteilen von Grundwerten. Klienten können sich auf die Prozesse dieser Mittelphase besser einlassen und sie produktiv für eine tiefere Einsicht nutzen, wenn sie die beraterischen Grundhaltungen und Werte konstant erfahren

  • Herausfordern. Diese Strategie bedeutet, den Klienten eine Sichtweise anzubieten, die sich von ihrer gewohnten Sichtweise unterscheidet und sie stimulieren könnte, ihre eigene Position oder ihren eigenen Sichtwinkel zu überprüfen.

    • Herausfordern provoziert tiefergehende Explorationen. Damit meine ich, daß die Klienten ermutigt werden, etwas über sich herauszufinden, was ihnen bisher unbewußt oder nur schwach bewußt war oder was zu sehen sie bisher vermieden haben.

    • Herausforderung kann über verschiedene beraterische Verfahren erfolgen, die jeweils einen eigenen Fokus haben:

Konfrontation kann dem Klienten helfen, die „Tricks“ (kognitiv-emotionale Muster, Schemata) zu durchschauen, die er verwendet und die anstehende Veränderungen behindern.

- Feedback: Der Berater gibt Rückmeldung, wie er den Klienten wahrnimmt.

Information kann den Klienten ermutigen und anregen, seine Selbstwahrnehmung und Selbstbewertung zu ändern.

Richtunggeben fordert den Klienten auf eine direkte Art und Weise auf, etwas Bestimmtes zu tun, z. B. ein bestimmtes Verhalten auszuprobieren oder im Gesprächsprozess innezuhalten und nachzuspüren, welche Gefühle gerade im Vordergrund sind.

Selbstmitteilungen (sparsam zu verwenden). Der Berater kann auch über eigene Erfahrungen in Bezug auf das aktuelle Thema sprechen. Das dient dazu, Scheu bei Klienten abzubauen und sie anzuregen, die eigenen Anliegen in einer vertieften Weise zu bearbeiten.

Unmittelbarkeit. Diese Strategie zielt auf das aktuelle Beziehungsgeschehen zwischen Berater und Klient. Der Berater vermittelt seine Sicht auf die gegenwärtigen Interaktionen und regt den Klienten an, seinerseits zu reflektieren, was gerade geschieht und wie er das erlebt.

Fertigkeiten: Wie Anfangsphase

(3) Endphase (Phasenmodell nach Culley)

= In der Endphase werden die als wirksam erkannten Handlungen durch den Klienten geplant und ausgeführt.

Ein weiterer Akzent liegt auf der planvollen Beendigung der Beratungsbeziehung.

Ziele:

  • Angemessenen Wandel vorbereiten. Gemeinsam mit dem Klienten gilt es herauszuarbeiten, welche Lebensumstände und Verhaltensweisen geändert werden sollen, welche Veränderungen nötig und ob diese auch möglich sind und zu welchen Resultaten, ob gewünscht oder nicht gewünscht, sie nach Meinung des Klienten führen.

  • Veränderungen ausführen. Es ist ein wichtiger und zugleich banal anmutender Aspekt, anvisierte Entscheidungen und Veränderungen kompetent in die Praxis umzusetzen, z. B. angemessenes Verhalten auszuführen und problematisches zu unterlassen.

    • Wichtig ist, Klienten darin zu unterstützen, ihrem Zielangemessene Entscheidungen zu treffen, sie bei der Auswahl realistischer Handlungsweisen zu begleiten und sie in der Bereitschaft, diese umzusetzen, zu stärken.

    • Hierbei ist es auch nötig, Klienten darin zu unterstützen, Ressourcen bei sich selbst oder in ihrer sozialen Umwelt wahrzunehmen und auch konkret einzusetzen.

  • Lernen und Einsichten in die Lebenswelt übertragen. Was Klienten im Beratungsprozess über sich und ihr Verhalten und über die unterschiedlichen Optionen, die ihnen offenstehen, herausarbeiten und lernen konnten, muss auf ihre Lebenswelt übertragen werden, damit sie erfolgreiche Schritte zur Veränderung und Problembewältigung umsetzen und dort auch dauerhaft etablieren können.

  • Die Beratungsbeziehung beenden. Neben dem Gewinn wichtiger Erfahrungen bedeutet das Ende der Beratung nicht nur die Erfüllung eines Kontraktes, sondern für die meisten Klienten auch den Verlust einer wichtig gewordenen Beziehung.

    • Daher sollte gemeinsam mit den Klienten erfasst werden, was das Ende der Beratungsbeziehung für sie bedeutet und wie ein „gutes“ Ende erreicht werden kann.

Strategien:

  • Ziele entwickeln und Ziele setzen. Das kann über verschiedene Strategien erfolgen, z. B. über die Entwicklung von konkreten Vorstellungen, wie das Verhalten sein wird, wenn das Problem beendet ist, oder über Rollenspiele oder angeleitete Fantasiereisen.

    • Ziele müssen vom Klienten selbst gewollt, entwickelt und formuliert und operationalisierbar, insb. beobachtbar sein.

    • Außerdem sollten sie konkret formuliert und in kleine realisierbare Teilziele unterteilt werden.

    • Bekannt geworden sind die SMART-Kriterien zur Zielformulierung

  • Handlungsvorbereitung und -planung. Ziele werden über Handlungen erreicht.

    • Um handeln zu können, ist es nötig, verfügbare Optionen zu kennen und daraus angemessene auszuwählen.

    • Zudem muss geplant werden, wie und in welcher Abfolge die Handlungen erfolgen sollen.

    • Dabei wird auch erfasst, was Klienten am Handeln hindert.

    • Das können fehlende Fertigkeiten sein oder unzureichend motivierende Belohnungen, oder die Handlungen sind mit zu hohen Risiken oder mit unliebsamen Zwängen verbunden, oder der Handlungsplan ist zu perfektionistisch angelegt.

    • Für erfolgreiches Handeln sind ein passendes Belohnungssystem und vor allem ein unterstützendes soziales Netzwerk (z. B. Freunde, Familie, Arbeitskollegen) erforderlich.

  • Evaluieren und Veränderungen aufrechterhalten. Die eingesetzten Maßnahmen werden auf ihren Erfolg hin überprüft.

    • Zumeist ist das an der Frage ausgerichtet, ob Klienten nun besser in der Lage sind, ihre Anliegen voranzubringen oder mit ihren Problemen fertigzuwerden als vor der Beratung und die Veränderungen auch aufrechterhalten können.

  • Beenden. Rückblickend werden der durchlaufene Beratungsprozess und die wahrgenommenen Veränderungen noch einmal gemeinsam erfasst, wobei auch Wertschätzung vermittelt wird und Erfolge thematisiert werden.

    • Zudem soll angemessen viel Zeit eingeplant werden, um bei den Klienten Gefühle von Abschied und eventuell auch von Beziehungsverlust bearbeiten zu können.

Fertigkeiten: Wie in den beiden anderen Phasen.

Die Aneignung von kongruentem Verhalten

  • Man kann sich kongruentes Verhalten z. B. aneignen, indem man zunächst herausfindet, welche Ängste einen davon abhalten, sich kongruent zu verhalten

  • Um der Gefahr der Ablehnung zu entrinnen, bringen wir uns selbst häufig durch eine der folgenden Befürchtungen in Bedrängnis:

    • Ich könnte einen Fehler machen.

    • Es könnte jemanden missfallen.

    • Irgendjemand wird mich deswegen kritisieren.

    • Ich könnte lästig sein.

    • Sie wird denken, dass ich nichts tauge.

    • Die Leute könnten denken, dass ich unvollkommen bin.

    • Er könnte mich verlassen.

Wenn man sich eine der folgenden Antworten auf die obigen Aussagen geben kann, hat man einen echten Schritt vorwärts getan:

  • Natürlich mache ich Fehler, wenn ich etwas angehe, besonders, wenn es etwas Ungewohntes ist.

  • Mit Sicherheit wird immer irgendjemand nicht mögen, was ich tue. Das liegt einfach daran, dass nicht jeder Mensch das Gleiche gut findet.

  • Ja, irgendjemand wird mich sicherlich kritisieren. Ich bin wirklich nicht vollkommen. Kritik kann auch nützlich sein.

  • Sicherlich! Jedes Mal, wenn ich in Gegenwart einer anderen Person spreche und sie unterbreche, bin ich lästig!

  • Dann lass sie doch denken, dass ich nichts tauge. Vielleicht bin ich manchmal tatsächlich nicht so überragend. Aber manchmal deuten andere auch etwas in mein Verhalten hinein. Wie soll ich wissen, was jeweils der Fall ist?

  • Wenn ich glaube, vollkommen sein zu müssen, besteht die Gefahr, dass ich immer irgendetwas Unvollkommenes an mir entdecke.

  • Dann geht er eben. Vielleicht ist das sowieso besser. Ich werde es überleben.


Ein systemischer Leitfaden vom Anlass über das Anliegen zum Contracting (von Schlippe und Schweitzer 2009)

1. Anlass: ‚Was führt Sie her?‘

  • Was führt Sie her, gab es einen Auslöser, einen aktuellen Anlass?

  • Warum wünschen Sie gerade jetzt Beratung?

2. Anliegen: ‚Was möchten Sie hier erreichen?‘

  • Was soll heute hier geschehen?

  • Was soll am Ende der Sitzung/der Beratung/der Supervision geschehen sein, damit Sie sagen können (oder: jeder sagen kann): Es hat sich gelohnt?

  • Problemdefinition und Anliegen (bei mehreren Gesprächspartnern ggf. von jedem) erfragen, auch Nicht-Anwesende (vor allem Überweisende) können miteinbezogen werden

Mögliche Fragen:

  • Zur Problemerklärung: Was vermuten Sie (bzw. ein anderer), wo das beklagte Problem liegt?

  • Zu Katastrophenphantasien: Was ist Ihre schlimmste Befürchtung?

  • Wie erklären Sie es sich, dass es nicht schlimmer ist?

  • Zu Lösungsversuchen: Was haben Sie bisher versucht? Gab es Ausnahmen?

  • Zu Lösungsideen: Was sollte passieren?

3. Auftrag: ‚Was wollen Sie von mir?‘

  • Was genau wollen Sie dabei von mir?

  • Womit würde ich Sie enttäuschen?

  • Wer sonst von den Anwesenden oder nicht Anwesenden möchte etwas von mir – und was genau? Möchten Sie das auch? Wie gehen wir mit möglichen Diskrepanzen der Interessen um?

4. Kontrakt: ‚Was biete ich an?‘

  • Das habe ich verstanden (zusammenfassen)

  • Wertschätzung von jedem: Jeder hat ein gutes Motiv!

  • Kooperationsbasis finden über:

    a) Passung/Abgrenzung: das kann ich mit meinen Mitteln/können wir hier in der Institution leisten, das – zumindest in dieser Form– nicht, aber:

    b) Angebot: das kann ich Ihnen anbieten

  • Äußerer Rahmen (vorläufige Sitzungsanzahl, Ort, Geld usw.)

5. (Zwischen-)Bilanz: ‚Wo stehen wir jetzt?‘

  • War es bisher ein guter Weg? Sind Sie zufrieden?

  • Bin ich zufrieden?

  • Neue Ideen, Wünsche, ggf. modifizierter Kontrakt.


Konzepte und Systeme von Diagnostik

Störungsdiagnostik:

  • Orientiert sich am Störungsbild (kategoriale Klassifikation).

  • Erfasst Störungen und ihren Schweregrad.

  • Analysiert psychosozialen Hintergrund der Symptomatik.

  • Multimethodische Herangehensweise: Anamnese, Exploration, Fragebögen, Verhaltensbeobachtung, Tests.

Multidimensionale Problem- und Ressourcendiagnostik:

  • Fokus auf Störungen und Ressourcen.

  • Zwei-Prozess-Modell: Problemperspektive und Ressourcenperspektive.

  • Berücksichtigt ungenutzte Ressourcenpotenziale.

  • Einbeziehung von Anamnese, Exploration, Fragebögen, Selbstbeobachtung, Fremdbeurteilung, Verhaltensbeobachtung, Tests.

Klassifikationssysteme:

  • ICD und DSM für psychische Störungen.

  • Begrenzte Berücksichtigung der Beziehungen zum sozialen Umfeld.

  • ICF ergänzt ICD um relevante Lebensqualitätsfaktoren.

  • Disability Assessment Schedule (DAS II) erfasst Funktionsfähigkeit im Umweltbezug.

Biopsychosoziale Verständnisweise:

  • Erfasst den Menschen in lebensweltlicher, sozialer und biografischer Dimension.

  • Wechselseitige Beziehungen zwischen psychischen, kontextuellen und biologischen Faktoren.

Komplexes Strukturmodell:

  • Dreidimensionales kategoriales Strukturmodell zur Erklärung psychosozialer Probleme.

  • Berücksichtigt Problemkonstellation, Systemebenen, biopsychosoziale (Meta-)Dimension.

Psychosoziale Diagnostik und Sozialdiagnostik:

  • Psychodiagnostik, psychosoziale Diagnostik und Sozialdiagnostik unterscheiden sich.

  • Psychosoziale Diagnose berücksichtigt Lebenslage, Lebenskrisen und Verarbeitungsweise.

  • Sozialdiagnostik integriert soziale und sozioökonomische Variablen der Lebenslage.

Koordinatensystem psychosozialer Diagnostik und Intervention:

  • Hilfreiches Instrument zur Ordnung und Systematisierung komplexer Daten.

  • Berücksichtigt Individuum-Umfeld und Defizite-Ressourcen Dimensionen.

  • Ermöglicht Erfassung von Wechselwirkungen für Diagnose und Interventionsplanung.

Wandel in der Beratungsdiagnostik:

  • Shift von Defizit- und Problemorientierung zu Kompetenz- und Ressourcenorientierung.

  • Ganzheitliche Betrachtung von Problemen in lebensweltlichen und biopsychosozialen Kontexten.

  • Diagnostik wird gemeinsam mit den Klienten durchgeführt und ist prozessbegleitend.


Author

Franziska H.

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