sieben Bereiche von Persönlichkeitseigenschaften nach Guilford (1970)
Morphologie Gestalt eines Menschen betreffend:
z.B. Körpergröße, Körpergewicht, Hautfarbe
Physiologie Merkmale der „inneren“ Lebensvorgänge: z.B. Blutdruck, Stoffwechselvorgänge, neurophysiologische Vorgänge
Bedürfnisse stabile Präferenzen für bestimmte Zustände:
z.B. Anerkennung, Harmoniebedürfnis
Interessen stabile Präferenzen für Tätigkeiten:
z.B. Basteln, Lesen
Einstellungen stabile Haltungen zu soz. Sachverhalten: z.B. polit. Einstellungen, Gleichberechtigung
Eignung Fähigkeiten, die für bestimmte Tätigkeiten
notwendig sind: z.B. intellektuelle Fähigkeiten
Temperament Persönlichkeit im engeren Sinn: z.B.
Freundlichkeit, Geselligkeit, Impulsivität
Was sind Gründe dafür, das sich Individuen unterschiedlich Verhalten?
• Unterschiede in der Aktivität des (vorrangig) zentralen Nervensystems (z.B. neuronale Regelkreise, die dazu führen, dass sich Individuen in der ihr eigenen Art verhalten):
Responsivität der Amygdala in Bezug auf negative, positive Informationen
Modulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse (HPA-Axis)
Neurophysiologische Reaktionsmuster der Reizverarbeitung
Tonische und phasische Aktivität der Botenstoffsysteme
Worauf fokussiert sich der ideographische Ansatz als Forschungsstrategie?
• Griechisch: ideos (eigen) und graphein (beschreiben)
• Betonung der Einmaligkeit der Persönlichkeit
• Persönlichkeit ist mehr als die Summe der einzelnen Teile
i.d.R. nur qualitative Persönlichkeitsforschung sinnvoll (z.B. Fallstudien)
Probleme: Ökonomie, Anwendbarkeit
-> Verständnis dafür, dass wir ähnliche Bausteine haben aber Fokus auf Individualität
Welche Problemstellungen/Forschungsstrategien der Diffpsy gibt es nach W. Stern? (1911)
Variationsforschung -> Ein merkmal an vielen Individuen
Korrelationsforschung -> zwei oder mehr Merkmale an vielen Individuen
Psychografie -> ein Individuum in Bezug auf mehrere Merkmale
Komparationsforschung -> zwei oder mehr Individuen in Bezug auf mehrere Merkmale
Nomothetischer Ansatz als Forschungsstrategie
• griechisch nomos ‚Gesetz‘ und thesis ‚aufbauen‘
• Ziel: Beschreibungssysteme entwickeln & Regeln ableiten, die
von allgemeiner Bedeutung sind
• ermöglicht die Merkmalserfassung und Kategorisierung aller Personen
• Persönlichkeit als einzigartiges Muster jeweiliger Ausprägungen in universellen Eigenschaftsdimensionen
->Quantitative Forschung (u.a. Korrelationsanalyse)
Variationsforschung
Korrelationsforschung
Psychografie
Beispiel: Eignungsdiagnostik/Berufsberatung
Erhebung von mehreren eignungsrelevanten Merkmalen (Intelligenz, spezifische Fähigkeiten, Motivation, Teamfähigkeit, Kommunikationskompetenz etc.)
Hierbei meist Kombination verschiedener Erfassungsmethoden und Datenarten (nach Cattell):
Q-Daten (questionnaire): subjektive Fragebogendaten (z.B. selbsteingeschätzte Intelligenz)
L-Daten (life record): Lebensdaten, unterteilbar in subjektive (z.B. Lehrerbeurteilungen) und objektive (z.B. Schulnoten)
T-Daten (test): objektive Testdaten (z.B. IQ-Werte)
Komparationsforschung
Beispiel: Berufsberatung
Erhebung von mehreren individuellen eignungs- und interessenbezogenen Merkmalen und Vergleich mit
Ausprägungsprofilen verschiedener Berufsgruppen in
diesen Merkmalen
Beispiel: EXPLORIX©, basierend auf RIASEC-Modell
Korrelation vs. Experiment
-> Bei Korrelationen sind Kausalzusammenhänge möglich
Eine Korrelation sagt nichts über die Kausalität des Zusammenhangs aus (Ursache-Wirkung)
->Kausalitätsprüfung (nur) durch Experimente!
Mögliche Ursachen (inter)individueller Unterschiede
Biologische Faktoren:
genetische Faktoren
neuroanatomische Faktoren
neurochemische Faktoren
Umweltfaktoren:
pränatale Entwicklung
Einflüsse von Bezugspersonen (Familie, Peers)
Soziokulturelle Einflüsse
Einflüsse der Lebensbedingungen (Berufstätigkeit, Partnerschaft…)
Kritische Lebensereignisse
Und deren Interaktionen
Warum ist Persönlichkeit so schwer zu erfassen?
Persönlichkeit ist ein Konstrukt!
• Konstrukte beziehen sich auf theoretische Konzepte, die nicht direkt beobachtbar sind (z.B. Extraversion, Intelligenz..)
• Konstrukte müssen aus dem Verhalten erschlossen werden, bzw. operationalisiert (d.h. messbar gemacht) werden
-> wir erschließen Persönlichkeitseigenschaften einer Person anhand von Beobachtungen ähnlicher Verhaltensweisen, bzw. Reaktionen (R) in ähnlichen Situationen (S)
Wie treffen wir Aussagen über Persönlichkeitseigenschaften?
• Wir erschließen Eigenschaften von Personen anhand von Beobachtungen ähnlicher Verhaltensweisen in ähnlichen Situationen.
• D.h., wir konstruieren anhand beobachteten Verhaltens ein diesem Verhalten wahrscheinlich zugrunde liegendes, aber nicht direkt beobachtetes Merkmal, mithin ein Konstrukt.
Konstrukte
nicht beobachtbare hypothetische Begriffe (Konstrukte K) können über Zuordnungsregeln (···) aus Beobachtungen (Verhalten R in Situationen S) erschlossen bzw. über diese operationalisiert werden
Transsituationale Konsistenz - Zustannd (State)
Tendenz, zu einem Zeitpunkt (T1) in verschiedenen Situationen (S1-Si) eine bestimmte Reaktion zu zeigen
Transtemporale und transsituationale Konsistenz - Eigenschaft (Trait)
• Tendenz, zu verschiedenen Zeitpunkten (T1-Ti) in verschiedenen Situationen (S1-Si) eine bestimmte Reaktion zu zeigen
• können als Disposition (=stabile Tendenz) definiert werden, in bestimmten (konstruktspezifischen) Situationen und zu verschiedenen Zeitpunkten ein bestimmtes (konstruktspezifisches) Verhalten zu zeigen
• diese Dispositionen weisen eine zumindest mittelfristige zeitliche Stabilität auf (über Wochen oder Monate; Jahre/lebenslang = im Falle von Persönlichkeitseigenschaften)
Stabile tendenzen bei Traits - Unterschied Absolute und relative Stabilität
Absolute Stabilität
• Merkmal bleibt konstant
• z.B. ein Wert von 100 im Alter
von 20 und 40 Jahren
Relative Stabilität
• relative Ausprägung des Merkmals bleibt konstant
• z.B. Wert steigt im Alter von 20 bis 40 J. bei Person
A von 80 auf 90, bei Person B von 90 auf 100
Selbstberichte zum “studieren” der Persönlichkeit eines Menschen - Fragebogen
Fragebögen
• bezogen auf einzelne Merkmale oder
als mehrdimensionales Inventar
Vorteile:
• ökonomisch
• mitunter die einzig sinnvolle
Erhebungsquelle („man selbst kennt sich am besten“)
Nachteile
• subjektiv, d.h. unter Umständen Antworttendenzen unterliegend
soziale Erwünschtheit (Maßnahme: „Lügenskala“)
JA-Sage-Tendenz (Maßnahme: „Items invertieren“)
Fremdratings
• Fremdratings erfolgen typischerweise durch gute Freunde, Bekannte, etc.
• Bisherige Annahme (Lehrbuch)
• Übereinstimmung meist niedriger in Bezug auf extrem sozial erwünschte und unerwünschte Eigenschaften (affektive und defensive Vorgänge zur Aufwertung der eigenen Person
werden hier stärker aktiviert)
• Übereinstimmung zwischen 2 Fremdratern (z.B. Freund 1 & Freund 2) meist höher als zwischen Fremdrater und der Person selbst
Schätzen wir uns wirklich positiver ein im Vergleich
zu Fremdratings?
Meta-Analyse (N = 33.033; k = 152 Stichproben):
keine substantiellen Hinweise auf eine positivere Einschätzung der eigenen Persönlichkeit im Vergleich zu den Ratings von Familienmitgliedern, Freuden und Kollegen
Lediglich in Bezug auf Offenheit zeigt sich ein kleiner Effekt (Personen schätzen sich selbst als offener ein)
Aber: Das Rating von fremden Personen fällt generell negativer aus als die Selbsteinschätzung
Diskrepanz zwischen Selbst und Fremdratings
der Persönlichkeit: die Rolle des Alters
Diskrepanz zwischen Selbst- und Fremdratings der Persönlichkeit in verschiedenen Altersgruppe (n = 10.000):
Über alle Altersgruppen hinweg zeigte sich moderate Korrelation bezüglich Extraversion (r = .41),Neurotizismus, Verträglichkeit (r = .34), Gewissenhaftigkeit (r = .30) und Offenheit (r = .31)
Korrelationen erhöhten sich mit steigendem Alter der
Indexperson (Ausnahme: Extraversion)
Beobachtung
• Interviews
• Beobachtungen im klassischen Sinne
auf eine Person oder Sache konzentriert
direkt oder indirekt (Video)
strukturiert (z.B. Leitfaden,Kodiersystem) oder offen
Tests: Projektive Verfahren
Psychodynamisch orientierte Verfahren
• Ziel: unbewusste Prozesse, Konflikte und
Motive zu identifizierten
• Beispiel: Rorschachtest (Rorschach, 1921)
Standardauswertung umfasst 5 Aspekte:
Lokalisation (gänzliche Deutung, Detaildeutung), Determinanten (Form,Farbe, Schatten), Häufigkeit der
Antworten im Vergleich mit anderen Patienten (Banalität, Originalität der Antwort), Inhalte, besondere Phänomene
(z.B. verlängerte Reaktionszeiten)
• Interpretation im Hinblick auf Zwangsvorstellungen, sexuelle Phantasien, Todeswünsche, etc.
• Problem: Gütekriterien! (Objektivität, Reliabilität, Validität)!
Beispiel Impliziter Assoziationstest (IAT)
• implizite Messung von Einstellungen wie z.B.
Fremdenfeindlichkeit, Homophobie, politische Einstellungen, Vorurteile gegenüber Übergewichtigen usw. (Greenwald et al. 1998)
• anhand von Reaktionszeiten wird die Stärke der assoziativen Verknüpfung zwischen zwei Dimensionen erfasst (z.B. dick/dünn;gut/schlecht)
• Idee: Informationen sind im Gedächtnis in assoziativen Netzwerken repräsentiert
->bei starker Assoziation zwischen zwei
Dimensionen: geringere Reaktionszeiten
Labortests
Beispiel:
• Erfassung der Aggressivität mit dem Point
Subtraction Aggression Paradigm; PSAP
(Cherek et al. 1996):
• Proband verdient Geld durch Knopfdruck A
• in regelmäßigen Abständen bekommt er
Geld von einem “Mitspieler” geklaut
• statt A, kann der Proband nun auch B
drücken, um dem “Mitspieler “ Geld
abzuzuziehen, das er aber nicht behalten
darf (= Aggressivität)
Biologische Daten: Physiologische Aktivität
Beispiel
• Erfassung neuronaler Aktivität durch funktionale
Magnetresonanztomographie (fMRT)
• Mögliche Fragestellung: reagiert das Gehirn hoch ängstlicher Personen anders auf Furchtreize als das Gehirn niedrig ängstlicher Personen?
Genetik
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