1.1 - Einführung

Behavioral Finance BF analysiert das tatsächliche Entscheidungsverhalten in ́ ́Finanzsituationen ́ ́

-Die klassische Modellen der Finanztheorie basieren auf reinen Rationaltheorien.

-> Rational bedeutet hier: Optimale Entscheidung gemäß einer individuellen Zielorientierung und an (zukünftigen) Erwartungen ausgerichtet. Das Zielsystem ist dabei widerspruchsfrei.

-Dieses Entscheidungsmodell entspricht nicht dem tatsächlichen Entscheidungsverhalten von Menschen.

BF berücksichtigt weitere Faktoren, wie:

-Eingeschränkte Wahrnehmung und begrenzte kognitive Fähigkeiten

-Emotionen und Gefühle,

-Lernfähigkeit, Kreativität

Diese Einschränkungen beruhen auf der Funktionsweise des menschlichen Entscheidungsorgan, dem Gehirn:

Das Gehirn hat eine Struktur. Es ist gegliedert in Funktionsbereiche. Die Vernetzung der Gehirnzellen innerhalb und zwischen den Bereichen ist veränderbar. → Plastizität

-Wechselseitige Beeinflussung von Umwelt und Gehirn.

→ Evolution und persönliche Geschichte

-Äussere Bedingungen beeinflussen die Struktur (Vernetzung)

des Gehirns

-Handlungen oder Entscheidungen folgen oft vorgeprägten Verhaltensmustern:= eine Sequenz von Hirn-Prozessen, die abläuft ohne bewusste Kontrolle

-Zur Umwelt gehören auch andere Entscheider.

-Wechselseitige Beeinflussung der Verhaltensmuster.

Möglicher Konflikt zwischen individuellem Erfolg und Gruppenerfolg.

-Aufrechterhaltung der Gruppenharmonie. Impulsbeschränkung → Evolution von Koordination, Kooperation und (Fairness-) Normen

-Die sich individuell bildenden Verhaltensmuster müssen nicht rational sein

-Rationale Entscheidungen sind „auch nur“ Verhaltensmuster, die bewusste, optimale Reaktionen auf den erwarteten Zustand der Welt und die erwarteten Entscheidungen der anderen Akteure sind

-BF erweitert den Blick von den rationalen Entscheidungen auf ein breiteres Spektrum von stabilen und nicht zufälligen Verhaltensmuster und analysiert, wie sie sich in Finanzmärkten auswirken

1. Lerninhalte sind wie Verhaltensmuster, die durch Wiederholen verstärkt werden. Wiederholungen nach 24 Stunden führt zu Speicherung im Langzeitgedächtnis.

2. Zudem kann Lernen in der Gruppe das Limbische System beeinflussen (Emotionen), und damit die Inhalte verstärken und leichter abrufbar machen.

-Grundlage der finanzwirtschaftlichen Theorien ist die Annahme der Rationalität des menschlichen Entscheidungsverhaltens

-Und darauf basierend: die Hypothese von der Effizienz der (Finanz-) Märkte EMH.

-Unter welchen Bedingungen gilt diese Annahme, und wann nicht?

-Wie beeinflussen sich die Regeln des Marktes und das individuelle Verhalten gegenseitig?

-Normative Theorie → Axiome definieren rationales Entscheiden (Soll).

-Positive Theorie → Aussagen über das tatsächliche Entscheidungsverhalten (Ist).

-Soll = Ist?

Viele Wirtschaftswissenschaftler bejahen diese Frage, aber sie sollte kritisch überprüft werden.

-Empirische Überprüfung

→ Anpassung der Parameter von rationale Theorien an die Beobachtungen.

Oder: als Widerlegung der Rationalitätshypothese

1. Felddaten erheben und auswerten, z.B. Börsenkurse, Handelsvolumen, Bilanzen, Investorencharateristika…

2. Feldexperiment: reales Entscheidungsverhalten wird untersucht bei systematische Variation von Parametern in der realen Welt.

Die systematische Variation kann auf gezielte Manipulation des Versuchsaufbaus oder auf „natürlichen“ Veränderungen beruhen.

1. Umfrage: Erhebung von Daten zu speziellen Fragen.

Panel: regelmäßige Erhebung an den gleichen Subjects

1. Laborexperiment: Subjects werden einem Stimulus ausgesetzt, und Ihre Entscheidungen werden beobachtet.

Laborexperiment: Subjects werden einem Stimulus ausgesetzt, und Ihre Entscheidungen werden beobachtet.

Subject: Teilnehmer an einem Experiment.

Session: eine Gruppe von subject wird zur gleichen Zeit (am gleichen Ort) einem oder mehren Treatments ausgesetzt. Treatment: alle Versuchsbedingungen sind identisch. Beobachtet werden individuelle Entscheidungen oder auch Entscheidungen bei strategischer Interaktion (Spieltheorie oder Märkte).

Vorteile von Laborexprimenten:

1. Kontrolle “aller“ Parameter

2. Wiederholbarkeit der Datenerhebung

Nachteile von Laborexperimenten:

1.Externe Validität ist nur bedingt möglich