Akute Leukämien
Definition
Akute Leukämien umfassen maligne Neoplasien der lymphatischen und myeloischen Zellreihe, bei denen es zur übermäßigen Proliferation unreifer, nicht funktionstüchtiger Blasten im Knochenmark kommt, ggf. mit Freisetzung ins Blut.
Zytostatika, die die Entstehung einer Leukämie begünstigen
Alkylanzien, Anthrazykline, Topoisomerase-II-Inhibitoren
Symptome leukämischer Organinfiltration
Wichtige Komplikation bei Akuter Promyelozytenleukämie (APL)
DIC und Hyperfibrinolyse mit bedrohlichen Blutungen in Gehirn, Gastrointestinaltrakt, Lunge, Haut und Schleimhäuten
Wozu braucht man den Hiatus leucaemicus?
Mithilfe des Hiatus leucaemicus kann eine akute von einer chronischen myeloischen Leukämie abgegrenzt werden: Während bei der CML Zwischenstufen der Myelopoese im Blutausstrich nachweisbar sind, fehlen diese bei der AML. Bei den lymphatischen Leukämien ist diese Unterscheidung nicht möglich, da weder bei der chronischen noch bei der akuten lymphatischen Leukämie Zwischenstufen nachgewiesen werden können. Dennoch wird der Begriff des Hiatus leucaemicus sowohl für die ALL als auch für die AML genutzt, um die Lücke zwischen unreifen Blasten und reifen Zellen zu beschreiben.
Therapieschema
Indukationstherapie: Ziel ist komplette Remission, dauert einige Wochen
Konsolidierungstherapie (Teil der Postremissionstherapie): Ziel ist Festigung der Remission, dauert einige Monate, hier auch ggf. KMT
Erhaltungtherapie (Teil der Postremissionstherapie): Ziel ist Erhalt der Remission, dauert Monate bis Jahre
APL
Therapie
Tumorlyse-Syndrom
Pathophysiologie
Klinik
Diagnostik
Leukostase-Syndrom
Definition und Ätiologie
Symptome
CLL
Niedrig-malignes B-Zell-Lymphom mit lymphozytärer Leukozytose im Blutbild (= „Leukämie“)
Die chronische lymphatische Leukämie (CLL) wird nach der WHO-Klassifikation den niedrig-malignen (indolenten) Non-Hodgkin-Lymphomen zugeordnet. Sie manifestiert sich als B-Zell-Lymphom mit lymphozytärer Leukozytose im Blutbild, weshalb sie historisch den Leukämien zugeordnet wurde.
Klassifikation
Die Stadieneinteilung erfolgt nach der Klassifikation von Binet und beinhaltet Lymphozyten- und Thrombozytenzahl, Hämoglobinwert und Anzahl der betroffenen Regionen.
Therapiegrundsatz
Je "fitter" der Patient, desto intensiver das Therapieschema
Bei "gebrechlichen" Patienten ist eine zytostatische Therapie häufig nicht mehr durchführbar
wichtige Komplikation
Richter-Syndrom (bzw. Richter-Transformation): Transformation in ein hochmalignes Non-Hodgkin-Lymphom
CML
Die chronische myeloische Leukämie (CML) ist eine maligne Erkrankung des blutbildenden Systems mit einem charakteristischen, stadienhaften Verlauf. Zugrunde liegt dabei eine zytogenetische Aberration (Philadelphia-Chromosom) mit Entstehung des BCR-ABL-Fusionsgens. Die gesteigerte Aktivität der in diesem Rahmen gebildeten BCR-ABL-Tyrosinkinase führt zu einer ungehemmten Proliferation insb. unreifer Granulozytenvorstufen. Diese Zellen folgen dann ihrer natürlichen Differenzierung und reifen aus.
Symtptome in der chronischen Phase
Symptome Akzelerationsphase
Symptome Blastenkrise
DD
Anämie
Eine Anämie besteht bei Verminderung des Hämoglobinwertes, der Erythrozytenzahl und/oder des Hämatokrits
Anämie-Ursachen
Ery-Verlust
Verminderte Bildung —> Verminderte Hämoglobinsynthese
Aplastische Anämie
Meist Panzytopenie (Erythro-, Thrombo- und Leukozytopenie) oder Bizytopenie unterschiedlicher Ausprägung aufgrund einer Knochenmarksinsuffizienz
Ursachen
idiopathisch (in >80%)
Medikamentös/Toxisch (ABER definitionsgemäß nicht nach Bestrahlung oder obligat myelotoxischen Substanzen)
Parainfektiös
Selten angeboren (z.B. Fanconi-Anämie, Dyskeratosis congenita)
Auf Ebene des Knochenmarks: Maligne Erkrankungen des Blutes, myelodysplastisches Syndrom, megaloblastäre Anämie
Periphere Zellzerstörung (häufig nicht alle Zellreihen betroffen): Hypersplenie-Syndrom, Autoimmunerkrankung mit Antikörperbildung, Agranulozytose
Thalassämie-Diagnostik bei mikrozytärer, hypochromer Anämie
RDW
Definition und Aussage
Definition: Maß für die Größenverteilung der Erythrozyten
Aussage: Erhöhter RDW bei starken Größenunterschieden der Erythrozyten (Anisozytose), z.B. bei Eisenmangelanämie
Eisenmangelanämie
spezifische Symptome
Mundwinkelrhagaden
Rezidivierende Aphthen der Mundschleimhaut
Plummer-Vinson-Syndrom: Atrophie der Mundschleimhaut (auch Pharynx und Ösophagus) mit brennender Zunge und Dysphagie
Nagel- und Haarveränderungen: Rillenbildung der Nägel, Koilonychie (Hohlnägel), Nagelbrüchigkeit und Haarausfall
Kognitive Defizite und Konzentrationsstörungen
Schlafstörungen, ggf. Restless-Legs-Syndrom
Blutausstrich
Poikilozytose, Anisozytose, Anulozyten
MM
Osteolysen: Knochenschmerzen und Spontanfrakturen
Symptome einer Hyperkalzämie
Verdrängung der Blutbildung
Antikörpermangelsyndrom: Die produzierten monoklonalen Antikörper sind nicht funktionstüchtig → Erhöhte Infektneigung
Schäumender Urin: Als klinisches Korrelat der Bence-Jones-Proteinurie
B-Symptomatik
Diagnosekriterien
Multiples Myelom: Gilt als gesichert, wenn alle drei Kriterien vorliegen
Endorganschäden (siehe CRAB-Kriterien)
≥10% Plasmazellen im Knochenmarkausstrich
Monoklonale Antikörper oder Bence-Jones-Leichtketten im Serum und/oder im Urin
Monoklonale Gammopathie unklarer Signifikanz (MGUS)
Morbus Waldenström
CRAB-Kriterien
Hyperkalzämie (hyper calcemia)
Niereninsuffizienz (renal insufficiency)
Anämie (anemia)
Knochenbeteiligung (bone lesions)
—> Wenn eins davon oder Knochenschmerzen, Hyperviskosität bei MM vorliegen, ist die Therapieindikation gegeben.
Komplikationen
Hyperkalziämische Krise
AL-Amyloidose
Nierenerkrankungen (Cast-Nephropathie also Myelomniere, Nephrokalzinose etc.)
Myelodysplastische Syndrome
Die myelodysplastischen Syndrome (MDS) sind eine Gruppe von Erkrankungen, die auf genetischen Veränderungen bzw. Schädigungen hämatopoetischer Stammzellen des Knochenmarks beruhen. Durch die klonale Vermehrung dieser in Funktion und Differenzierung gestörten Zellen wird die normale Blutbildung zunehmend verdrängt. Im peripheren Blut fällt typischerweise eine Zytopenie auf, welche eine oder mehrere Zellreihen betreffen kann (Anämie, Leukozytopenie, Thrombozytopenie).
Myelodystplastische Syndrome
Schrittweises Zusammentreffen unterschiedlicher chromosomaler, genetischer und/oder epigenetischer Abnormalitäten → Klonale Proliferation hämatopoetischer Stammzellen → Entstehung und Vermehrung dysplastischer Zellen mit Apoptoseneigung → Verdrängung gesunder Zellreihen im Knochenmark → Zytopenie(n) und ggf. auch vermehrt Blasten im peripheren Blut
Merkspruch Blutausstrich vs. Knochenmark
Hämolytische Anämie
Definition und Formen
Alle Anämieformen, bei denen es zu einer Zerstörung oder einem verfrühten Abbau von Erythrozyten kommt, werden als hämolytische Anämien bezeichnet. Dabei muss zwischen den korpuskulären und den extrakorpuskulären hämolytischen Anämien unterschieden werden.
Korpuskuläre hämolytische Anämien
Membrandefekte der Erys: Heriditäre Spärozytose, Paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie (PNH)
Enzymdefekte der Erys: G6PD-Mangel, Pyruvatkinasemangel
Störung der Hämoglobine: qualitative Störung (Sichelzellanämie), quantitative Störung (Thalassämien)
Extrakorpuskuläre hämolytische Anämien
Alloimmunhämolytische Anämien: AB0-/Rhesusinkompatibilität
Autoimmunhämolytische Anämie: medikamenteninduzierte AK, Kälteantikörper Kälteagglutinine), Wärmeantikörper
Mikroangiopathische hämolytische Anämien: HUS, TTP
Mechanische Schädigung: Herzklappenersatz, Extrakorporale Hämodynamik (z.B. Hämolyse)
Infektiös bedingte Hämolyse: Malaria, Gasbrand
Hämolysezeichen im Blut
Haptoglobin↓
LDH↑
Indirektes Bilirubin↑
Retikulozyten↑
Ggf. freies Hämoglobin↑
Direkter und indirekter Coombs-Test
Direkter Coombs-Test: Nachweis von an Erythrozyten gebundenen Antikörpern und/oder Komplementfaktoren
Indirekter Coombs-Test: Nachweis von frei zirkulierenden Antikörpern und/oder Komplementfaktoren gegen Erythrozyten
Allgemeine Komplikatioen
Hämolytische Krise
Aplastische Krise
Megaloblastäre Krise
Eisenüberladung
Gallensteine
Sichelzellanämie
Die Sichelzellkrankheit ist eine autosomal-rezessiv bzw. autosomal-kodominant übertragene hämolytische korpuskuläre Anämie. Humangenetisches Korrelat ist eine Punktmutation (Glutamat → Valin), die zu veränderten Hämoglobinmolekülen führt. Unter Sauerstoffmangel verändern die Erythrozyten dadurch ihre Form und gehen in die charakteristischen Sichelzellen über. Neben den hämolytischen Krisen spielen vor allem die dadurch entstehenden Gefäßverschlüsse klinisch eine wichtige Rolle.
Sichelzelltest
Hämoglobinelektrophrorese
Blutausstrich (Sichelzellen oder Schießscheibenzellen—>auch bei anderen Anämien)
Medikamentöse Therapie
Hydroxycarbamid
Mögliche Organschäden
Milz: Funktionelle Asplenie durch multiple Milzinfarkte
Niere: Chronische Glomerulonephritis
Knochen: Aseptische Nekrosen
ZNS: Ischämischer Schlaganfall (häufig stumm)
Knochenmark: Insuffizienz → Panzytopenie
Thalassämien
Leitsymptome
Mikrozytäre Anämie (ggf. reaktiv gesteigerte Erythropoese mit extramedullärer Blutbildung)
Hämolyse
Hepatosplenomegalie
β-Thalassaemia major
Symptomatik
ß-Thalassämia major
Regelmäßige Transfusion, i.d.R. alle 3 Wochen
Unter kombinierter Chelattherapie zur Vermeidung sekundärer Eisenüberladung
Non-Hodgkin-Lymphome
Definition und grobe Einteilung
Bei den Non-Hodgkin-Lymphomen handelt es sich um eine sehr heterogene Gruppe maligner Erkrankungen, die von den Zellen des lymphatischen Systems (B- und T-Zellen) ausgeht. Generell wachsen niedrigmaligne Lymphome langsamer, sind aber wegen der niedrigen Teilungsrate bei systemischem Befall nur in palliativer Intention therapierbar. Hochmaligne Lymphome haben zwar untherapiert eine schlechtere Prognose, sind aber prinzipiell heilbar.
Non-Hodgkin-Lymphom
Ätiologie
Hodgkin-Lymphom
Das Hodgkin-Lymphom (früher: Morbus Hodgkin) ist ein B-Zell-Lymphom, das häufig junge Erwachsene betrifft. Typisch für die Erkrankung sind indolente Lymphknotenpakete, die meist zervikal auftreten. Das Vorhandensein einer B-Symptomatik kann auch bei der Therapiewahl eine wichtige Rolle spielen.
frühe Stadien: ABVD-Schema, gefolgt von einer Bestrahlung der ursprünglich befallenen Lokalisationen (Involved Site Radiatio).
intermediäre Stadien: „2+2”-Schema (2 Zyklen BEACOPP eskaliert, gefolgt von 2 Zyklen ABVD)
fortgeschrittene Stadien: PET-adaptiert mit 4 oder 6 Zyklen der kombinierte Immunchemotherapie BrECADD
Eine Nachbestrahlung wird in diesen Stadien – intermediär oder fortgeschritten – nur bei vitalem Restgewebe durchgeführt.
Prognose
Sehr gute Prognose: Das Hodgkin-Lymphom zählt zu den am besten behandelbaren onkologischen Entitäten
Erhöhtes Risiko einer Sekundärneoplasie: Insb. AML/MDS, NHL, Mamma- oder Schilddrüsenkarzinome treten häufig auch noch mit einer Latenz von bis zu 30 Jahren auf
Antiphospholipidsyndrom
Ursachen und Pathophysiologie
Bei der primären Form ist keine Grunderkrankung nachweisbar. Die sekundäre Form kann u.a. bedingt sein durch einen systemischen Lupus erythematodes, eine rheumatoide Arthritis, Malignome und HIV. Pathophysiologisch wird angenommen, dass die Antikörper nach Bindung an Phospholipide Komplexe mit Inhibitoren der Gerinnung (z.B. Protein C und S) bilden, was zu einer Hyperkoagulabilität führt.
Splenomegalie
Zu einer Splenomegalie kann es durch eine verstärkte Aktivität der Milz, einen verminderten Blutabfluss oder im Rahmen einer Infiltration der Milz kommen. Eine verstärkte Aktivität tritt bspw. bei Hämolysen oder Infektionen auf, ein verminderter Blutabfluss ist häufig durch eine portale Hypertension bedingt und zu einer Infiltration kann es im Rahmen eines Milzbefalls bei einem Morbus Hodgkin oder Non-Hodgkin-Lymphom kommen.
Morbus Wilson
Der Morbus Wilson ist eine autosomal-rezessiv vererbte Stoffwechselerkrankung, die unter anderem durch eine gestörte Kupferausscheidung über die Galle eine Akkumulation des Metalls im Körper bewirkt. Folge sind leberspezifische (Hepatitis, Leberzirrhose) sowie neurologisch-psychiatrische (Demenz, Parkinsonoid) Symptome, die oft in Kombination zu der Verdachtsdiagnose führen.
Wann an Morbus Wilson denken?
Labor
spezielle Diagnostik
MRT: Face-of-the-giant-panda-sign
Leberbiopsie: erhöhter Kupfergehalt
Chelatbildner (z.B. D-Penicillamin)
Kupferarme Diät
regelmäßige Kontrolluntersuchungen
TTP
Ursache
Hämochromatose
Die Hämochromatose ist eine Erkrankung, die zu Eisenablagerungen in bestimmten Organen führt. Es werden primäre (hereditäre) von sekundären (z.B. transfusionsbedingt) Formen unterschieden, wobei die häufigste Ursache die autosomal-rezessiv vererbliche Hämochromatose Typ I (Häufigkeit 1:1000) ist. Dabei liegt ein genetischer Defekt zugrunde, der zu einer teilweise ungehemmten Eisenresorption des Dünndarms führt.
Hereditäre Hämochromatose
Ätiologie und Pathophysiologie
Hämochromatose Typ I: HFE-Gendefekt → Gesteigerte intestinale Eisenresorption von 3–4mg/Tag durch Enterozyten, insbesondere im Duodenum → Ablagerung in multiplen Organen (typisch und primär: Hepatozyten) mit jeweiligen Folgeschäden
Labor: Ferritin im Plasma↑ (>300 μg/L); Transferrinsättigung↑ (>45%)
Leberbiospie
MRT der Leber
Genetik
eisenarme Diät und Schwarztee
Aderlass
Medikamentöser Eisenentzug (bei KI für Aderlass)
Chelatbildner: Deferoxamin
ITP
Ausschlussdiagnose!!
KU
ISOLIERTE Thrombozytopenie < 100.000 /mikrol
Ggf. KM-Punktion
Polycythaemia vera
Die Polycythaemia vera (PV) zählt zu den myeloproliferativen Neoplasien (MPN) und ist insb. durch eine EPO-unabhängige Erhöhung der Erythrozyten, des Hämoglobins sowie des Hämatokrits gekennzeichnet. Bei ca. 98% der Patienten kann eine JAK2-Mutation nachgewiesen werden, die meist nicht nur zur Steigerung der Erythropoese, sondern auch der Granulopoese und Megakaryopoese führt.
Erklärung der Zyanose
Die Zyanose ist nicht Ausdruck mangelnder Sauerstoffsättigung, sondern entsteht aufgrund des zu hohen Hb. Bei einem Hb >18 g/dL bleibt trotz normaler Lungenfunktion eine größere Menge Hämoglobin desoxygeniert. Ab einem desoxygenierten Hb von 5 g/dL zeigt sich eine bläuliche Verfärbung, die am ehesten an den Lippen sichtbar wird.
Plethora
Thrombose/ Thromembolien (u.a. Budd-Chiari-Syndrom)
Mikrozirkulationsstörungen
Hypertonus
Tinnitus
Pruritus
Blutungen
Haupt- und Nebenkriterien
Polyglobulie
Relative Polyglobulie —> Dehydratation, Neugeborene
Absolute Polyglobulie (sekundär)
—> Erhöhte Epo-Spiegel: Höhenaufenthalt, iatrogen, Herzerkrankung, Lungenerkrankung, Nierenarterienstenose, paraneoplastisch
—> Erhöhte Cortisolspiegel: Cushing
Absolute Polyglobulie (primär)
—> Polycythaemia vera
Symptomkarte
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