Soziale Kognition
• Art und Weise, auf die der Mensch über sich selbst und seine soziale Welt nachdenkt
• Kognitive Prozesse: Wie wir soziale Informationen auswählen, interpretieren, erinnern und nutzen
Schema
o Schemata = mentale Strukturen, die unser Wissen über die soziale Welt ordnen -> Einfluss darauf, welche Information wir wahrnehmen, über welche
wir nachdenken, welche wir erinnern
o Mentale Zusammenfassungen, Wissensstrukturen, um ein bestimmtes Thema herumgebildet
o Kommen schnell, mühelos und unabsichtlich zur Anwendung: Form des automatischen Denkens
Lassen sich einordnen und überordnen, allerdings nicht hierarchisch
Wenn aktiviert; Schemata bieten Richtlinien zur Beurteilung und zum Verhalten (relativ mühelos):
▪ Soziales Denken und Beurteilen
▪ Soziales Verhalten
▪ Skripte (Ereignisschemata von Abläufen die sich regelmäßig wiederholen z.B. Schultag)
Definiere die 5 Arten von Schematas
o Personenschemata: bzgl. Bestimmter Personentypen (z.B. Streber, Zicke, Computerfreak) o Rollenschemata: bezogen auf bestimmte Rollen (z.B. Student, Friseurin, Maler)
o Ereignisschemata: typischer Ablauf von Ereignissen (z.B. Restaurant, Prüfung)
o Soziale Kategorien (Stereotype): z.B Nationalität, Geschlecht
o Selbstschemata: auf eigene Person bezogen
Erkläre die Funktion von Schematas (7)
o Selektion von relevanter Information:
▪ Schemata bilden Rahmen für Enkodieren, Speichern, Abrufen von Informationen
▪ Ersparen von Anstrengung durch filternde Funktion -> sonst Überflutung von zu vielen Eindrücken
▪ Nachteile:
- Schematisch (Beurteilung anderer Menschen durch Stereotype)
- Peseveranzeffekt: Beibehalten des Schemas, selbst wenn man weiß, dass es disfunktional ist
- Wirkung: sich selbst bestätigende Effekte (selbsterfüllende Prophezeiung)
o Disambiguation:
▪ Vielzahl von Eindrücken ist mehrdeutig: z.B. ungepflegter auffälliger Mann im Bus -> könnte Alkoholiker sein, aber auch Obdachlos oder
psychisch krank
▪ Disambiguation = Auflösen der Mehrdeutigkeit durch Einordnung in Kontexte/ Schemata
▪ Aktuelles Verständnis der Situation abhängig davon, welches Schema gerade im Kopf zuerst abgerufen wird (Priming Effekt)
o Vorhersagen: was ist zu erwarten (was ist im nächsten Schritt zu erwarten, was würde bspw. dem Arzt entgegenkommen)
o Kontrolle: ausüben in Situationen
o Rekonstruktion: von Gedächtnislücken mit plausiblen Inhalten; Geschehenes nach Schema rekonstruieren
o Schnelles Erfassen, Einordnen und Interpretieren neuer Situationen anhand von erlebten Erfahrungen -> Kategorisierung
o Ordnung der Umwelt
Erkläre Stereotypen als Schemata
Schemas, wenn man einer sozialen Gruppe begegnet, sind Stereotypen, sie werden schnell angewandt, wenn man andere Leute kennenlernt und hilft diese einzuordnen
Paradigma (Bsp) Wenn Schüler schnell entscheiden müssen, haben sie dazu tendiert, dass Schwarze unbewaffnete Männer bewaffnet sind, bei weißen Personen war dies nicht der Fall, motiviert durch Vorfälle in den USA (Schwarze unschuldige,oft Opfer von Polizeigewalt)
Erkläre die Aktivierung, Zgänglichkeit von Schmatas
o Mehrdeutige Situation -> mehrere verfügbare Schemata um sie einzuordnen -> welches Schema aktiviert wird, ist abhängig von:
1. Priming (kürzlich erst aktiviert):
▪ = Prozess, bei dem kürzlich gemachte Erfahrungen die Zugänglichkeit eines Schemas, eines Persönlichkeitsmerkmals (trait) oder eines Begriffes erhöhen
▪ Beispiel: ich habe gerade einen Roman über einen Patienten in der psychiatrischen Klinik gelesen und dieser Mann erinnert mich an die Hauptfigur
Je kürzer die Dauer zwischen Priming, desto deutlicher die Reaktion
2. Zugänglichkeit (Häufigkeit der Nutzung), Frequenz
3. Situationale Faktoren & individuelle Unterschiede:
▪ Schema wegen früherer Erfahrungen dauerhaft zugänglich (der Mann hat eine psychische Krankheit, mein Onkel hat sich damals genau so verhalten)
▪ Schema steht im Zusammenhang mit einem aktuellen Ziel (der Mann hat eine psychische Krankheit, ich lerne aktuell auf meine Psychiatrie Klausur und er passt gut in das Symptomschema)
Kosten falsch zu liegen, Kosten unentschlossen zu sein, individuelle Unterschiede beeinflussen unser Nutzen von Schematas
Erkläre Nachteile von Schematas
1. Verzerrte Interpretationen
➢ Beispiel: Fußballmatch -> Fans des jeweiligen Teams sagen, dass das andere Team mehr Fouls macht
2. Perseveranzeffekt
Auch wenn Schmatas wiederlegt worden sind, verharren auf dem Schema und suchen nach Ausnahmen
Knew it all along
Hat man eine These, versucht man diese zu rationalisieren und diese zu erklären, selbst, wenn diese dann wiederlegt wird, hält man an den Gedankengängen und Erklärungen fest, bspw. bei Feedback
3. Sich selbst erfüllende Prophezeiung:
▪ Definition: Vorgang, bei dem Erwartungen, die eine Person in Bezug auf andere hat,
ihr Verhalten dem anderen gegenüber beeinflussen -> Verhalten führt dazu, dass Gegenüber sich so verhält wie von der Person erwartet
(Bsp. Kinder wurden random gesagt, dass sie eine Intelligenzberbesserung haben werden, einzige Variable der Geist der Lehrer, gab diesen unterbewusst schwierigere Aufgabe, wodurch tatsächlich eine IQ Verbesserung festgestellt werden konnte)
Limitierungen:
- Die wahre Persönlichkeit von Menschen kann auch über die Schemata siegen -> manchmal lassen sich Personen auch überzeugen, dass ihr Schema falsch war (v.a. bei viel Zeit, kein Stress)
- Evidenz stärker für soziale Effekte als für Leistungseffekte
- Sich selbst erfüllende Prophezeiung v.a. wenn Leute abgelenkt sind
Heuristik und Abgrenzung Schmata
mentale Abkürzungen = Urteilsheuristiken, um schnell und effizient Urteile bei speziellen Abwägungen (wenn wir dazu kein vorgefertigtes
Mentale Abkürzungen
Schema haben) zu fällen, zweckmäßig! ABER: oft mit Fehlurteilen verknüft (BIAS)
➢ Heuristik: Betonung auf mentalem Prozess (schnelle Einschätzung neuer Situationen)
➢ Schema: Betonung auf Wissensbasis, auf welcher der Prozess operiert (Erfahrungen)
Repräsentativheuristik
Repräsentativitätsheuristik:
o Mentale Abkürzung, über die wir etwas danach einordnen, wie ähnlich es einem Prototypen ist
in der die Wahrscheinlichkeit von Ereignissen danach bewertet wird, wie genau sie bestimmten Prototypen entsprechen
➢ Beispiel: Jens lebt in Berlin und ist Ostfriese, denn er hat genau wie der typische Ostfriese eine helle Haut und helle Haare und ist etwas mürrisch, Beurteilung nach dem was wir als typisch ansehen
o Der Basisratenfehler: = Fehlurteile durch Vernachlässigung von Basisraten (prozentualer Anteil an Eigenschaften, die einem bestimmten Prototypen entsprechen)
▪ Auch wenn man eine Basisrate vorgibt: ca. 70% der Studierenden in Berlin kommen auch aus Berlin, nur 5% der Studierenden in Berlin kommen aus Ostfriesland -> trotzdem Ähnlichkeitsurteil statt Wahrscheinlichkeitsurteil!
➢ Wir nutzen Informationen über die Basisrate nicht ausreichend und richten die meiste Aufmerksamkeit darauf, wie repräsentativ die
Informationen über die betreffende Person für die übergeordnete Kategorie sind! ▪ Beispiel: seltene Krankheit und positiver Test
o Repräsentativitätsfehler durch Zufälligkeit:
▪ Zufällige Sequenzen werden auch repräsentativ eingeschätzt: z.B. HTHTH ist wahrscheinlicher als HHHTTTT
▪ Gamler’s Fallacy (Spielfehlerschluss): zufälliges Ereignis wird wahrscheinlicher, wenn es längere Zeit nicht eingetreten ist-> Widerlegung: „Der
Zufall hat kein Gedächtnis“
Erkläre die Verfügbarkeitsheuristik
o Beurteilung der Häufigkeit/ Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses abhängig von der Verfügbarkeit von Informationen
o Problem: das, woran man sich am leichtesten erinnert ist nicht unbedingt typisch für das Gesamtbild!
Einflüsse auf die Verfügbarkeit
▪ Vertrautheit:
➢ z.B. Liste von Männern/ Frauen merken ist abhängig von famous names
▪ Salienz: Ausmaß, in dem etwas heraussticht
➢ Was ist häufiger, Mord oder Selbstmord? -> Mord, denn darüber wird häufiger in Medien berichtet
▪ Effektivität:
➢ Es ist leichter, sich an konkrete als an abstrakte Wörter zu erinnern
Ankerheuristik
Das Urteil einer Person orientiert sich an einem willkürlichen Anker: diese
Umgebungsinformation (z.B. Präsentation eines Problems) hat einen Einfluss, selbst wenn sie
für die Entscheidung eigentlich irrelevant ist, Anker fixiert Denken
o Systematische Verzerrung der Anpassung in Richtung des Ankers o Beispiel: 1,99€ -> Zahl vor dem Komma als Anker
Auch bei Experten: je höher der Preis eines Hauses, desto höher wird der Wert dieses Hauses geschätzt
Man bringt eine Zahl ins Gespräch, über die eine Person nachdenkt und für diese die Person Argumente findet. Später bei der Diskussion kommen diese gemachten Argumente wieder hoch und sind präsenter.
Framing Bias
o Unterschiedliche Formulierungen einer Botschaft (bei gleichem
Inhalt) beeinflussen das Verhalten/Entscheidungen des
Empfängers unterschiedlich
Negatives Framing Möglivhkeit von Verlust, motiviert stärker eine Entscheidung zu treffen, ( man möchte Verlust entgehen)
Positives Framing löst positive Assoziationen aus
Kontrafaktisches Denken
o wir erleben „negative“ Erfahrungen -> kontrafaktisches Denken: verändern mental gewisse Aspekte der Vergangenheit, mit dem Ziel, uns
auszumalen, was auch hätte passieren können
o Gegensätzlichkeit der Fakten
o = Set von Kognitionen -> involviert mentale Simulation von Alternativen zu vergangenen/gegenwärtigen Realitäten
• Aufwärts: mentale Simulationen von Alternativen sind positiver/ besser als Gegenwart (z.B. Silbermedalliengewinner) Abwärts: Alternativen sind schlechter als Realität (es hätte auch der letzte Platz sein können)
• Beispiel:
o „ Hätte ich nur diese eine Frage anders beantwortet, dann hätte ich den Test bestanden“
o Studie: wenn Personen gefragt werden, was sie am meisten bereuen, nenn sie eher Sachen, „die sie verpasst haben“ anstatt Sachen, die sie getan
haben und es war falsch
Konsequenzen vo kontrafaktisches Denken
Negative Events
Die Ursachenanalyse ermöglicht es, das negative Ergebnis in Zukunft zu vermeiden.
Flucht vor negativen Affekten wie Wut oder Depression, zumindest in Gedanken.
Knappes Verpassen
Kausalanalyse besonders sinnvoll, wenn ein gewünschtes oder befürchtetes Ergebnis nur knapp verfehlt wurde, denn da ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass durch kleine Veränderungen das gewünschte Ereignis eingetroffen wäre
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