Was ist Emotionsregulation?
= Prozess, der die spontane Entfaltung von Emotionen beeinflusst
Sowohl positive als auch negative Emotionen können in jede Richtung beeinflusst werden
Diese Prozesse können kontrolliert oder automatisch ablaufen
Emotionsregulation:
Prozesse, die uns ermöglichen darauf Einfluss zu nehmen WELCHE Emotionen wir haben, WANN wir diese haben und WIE wir diese erleben und zum Ausdruck bringen
Aspekte der Emotionsregulation:
Regulation positiver und negativer affektiver Zustände
Verstärkung und Abschwächung affektiver Zustände
Automatische versus kontrollierte Regulation
Emotionsregulation als Untersuchungsgegenstand
2 unterschiedliche Ansätze:
deskriptiver Ansatz zur Systematisierung von Regulationsstrategien (Parkinson & ToSerdell, 1999)
Prozessmodell der Emotionsregulation (Gross, 1998)
Deskriptiver Ansatz
Kognitiver Teil des despkriptiven Ansatzes:
Disengagement = Vermeiden, über Probleme nachzudenken
Ablenkung = an etwas Angenehmes denken; an entspannende Dinge denken; an etwas denken, dass Aufmerksamkeit bindet
Engagement = Neubewerten; Nachdenken über Problemlösungsmöglichkeiten
Verhaltensorientierter Teil des deskriptiven Ansatzes:
Disengagement = Vermeiden von problematischen Situationen
Ablenkung = etwas angenehmes tun; etwas entspanntes tun; etwas schwieriges/anstrengendes tun
Engagement = Gefühlen freien Lauf lassen; Trost und Hilfeim sozialen Umfeld suchen; Aktiv handeln, um Probleme zu lösen
Ablauf des Prozessmodell der Emotionsregulation:
Situationsauswahl
Situationsmodifikation
Aufmerksamkeitslenkung
Es gibt zwei Ausgänge des Prozessmodells:
antezedenz-fokussierte Emotionsregulation => kognitive Veränderung => Neubewertung
reaktionsfokussierte Emotionsregulation => Reaktionsveränderung => Unterdrückung
Prozessmodell der Emotionsregulation
Antezedenzfokussierte Emotionsregulation:
basiert auf Vorwegnahme und Kontrolle von Emotionsreaktionen durch aktive Situations- und Gedankenselektion und Beeinflussung, um ungewollte Emotionen zu verhindern und erwünschte herbeizuführen
4 Subtypen:
Situationswahl (z. B. Termin absagen)
Modifikation der Situa5on (z. B. Angst berichten)
Aufmerksamkeitsablenkung (z. B. Musik hören)
kognitive Veränderung oder Neubewertung (z. B. Behandlung dient Erhalt von Gesundheit)
Reaktionsfokussierte Emotionsregulation:
bezieht sich auf Strategien, die auf einen späten Zeitpunkt im Prozess der Emotionsentstehung (Reaktionsveränderung) abzielen
3 Komponenten:
Regulation der physiologischen Erregung (z. B. Beruhigungsmittel)
Regulation des Gefühls bzw. der Erlebenskomponente (z. B. Unterdrückung oder vermehrte Beschäftigung mit Emotion (-> Grübeln))
Regulation des emotionalen Ausdrucks (z. B. Lächeln trotz Schmerzen)
Unterdrückung und Neubewertung: Eine Gegenüberstellung Unterdrückung emotionalen Ausdrucksverhaltens:
spontaner emotionaler Gesichtsausdruck wird willkürlich unterdrückt, um Anzeichen eines Emotionserlebens in einem sozialen Kontext zu verbergen
Unterdrückung mimischen Ausdrucks wirkt sich auch auf das eigene Erleben eines Ereignisses aus
Unterdrückung des Gesichtsausdrucks bei positiven Emotionen resultiert in einem abgeschwächten Freudegefühl
Wird der Gesichtsausdruck bei einer negativen Emotion unterdrückt, bleibt das entsprechende Gefühl (z.B. Ekel) hingegen unbeeinflusst
Unterdrückung und Neubewertung: Eine Gegenüberstellung
Neubewertung:
potenziell emotionsauslösender Situation wird eine neue subjektive Bedeutung verliehen
Infolgedessen wird diese anders eingeschätzt und ihr Emotionsgehalt verändert bzw. verringert
klassischen Arbeiten zur Stressforschung aus den 1960er Jahren (Lazarus) haben gezeigt, dass die Art und Weise, wie wir eine Situation bewerten, einen Effekt auf unsere Emotionsreaktion hat
—> Attributationen
Affektive Folgen:
Neubewertung => ist sehr wirksam die Intensität einer Emotion zu reduzieren und verhaltensbezogene und physiologische Reaktionen abzuschwächen
=> verursacht keine physiologischen Kosten
Unterdrückung => auf Kosten von Prozessen auf der physiologischen Ebene
Kognitive Folgen:
Neubewertung => früher regulatorischer Prozess, benötigt keine Selbstregulation
Unterdrückung => später korrigierender Prozess, hoher Anteil an Selbstbeobachtung, beansprucht viele kognitive Ressourcen
Soziale Folgen:
Bei Unterdrückung des Ausdrucks ist die Aufmerksamkeit der Person eher gebunden und steht der sozialen Interaktion nicht zur Verfügung
Interaktionspartner, dessen Regungen, Motive und Absichten mehrdeutig oder verborgen sind, stellen eine Quelle von Unsicherheit dar.
Emotional Disclosure
Pennebaker et al. (2004): Ansatz zur emotionalen Selbstoffenbarung (emotional disclosure)
Belastende Lebensereignisse erhöhen das Risiko körperlicher und psychischer Störungen
Effekte auf den Gesundheitszustand werden über physiologische, kognitive und soziale Prozesse vermittelt
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