Definition Pflegeprozess
Der Pflegeprozess ist ein systematischer und zielgerichteter Arbeitsablauf, mit dem
Pflegende Probleme des Pflegeempfängers erkennen und
pflegerische Maßnahmen zielgerichtet planen, organisieren, durchführen und evaluieren.
Der Pflegeprozess ist somit ein Problemlösungsprozess.
Im Idealfall ist die Pflege nach Ablauf des Pflegeprozesses beendet, weil alle Pflegeprobleme gelöst wurden und kein weiterer Pflegebedarf besteht. In der Praxis ist dies meist nicht der Fall, aus folgenden Gründen:
Pflegeprobleme können nach dem Durchlaufen des Prozesses weiterhin bestehen (selbst wenn sich der Zustand des Pflegeempfängers bessert).
Es können neue Pflegeprobleme (ggf. mit Zustandsver-schlechterung) hinzukommen.
Der Pflegeprozess wird daher häufig mehrfach durchlaufen.
Dabei baut er auf dem Wissen und der Erfahrung aus den vorherigen Durchläufen auf.
Vorteile des Pflegeprozesses
Patientenorientierung: Der Mensch steht im Mittelpunkt, individuelle Ressourcen und pflegerelevante Probleme werden erfasst und Bedürfnisse berücksichtigt.
klare Struktur: Informationen werden für alle an der Pflege Beteiligten strukturiert dargestellt, dies macht die Zusammenhänge der Pflegemaßnahmen klar.
Personalplanung: Pflegerischer Aufwand ist besser ab-schätzbar, Personalaufwand ist besser planbar.
Arbeit nachweisen: Pflegeplanungen helfen, den pflegerischen Aufwand nachzuweisen. Besonders in der ambulanten Pflege und Altenpflege ist eine ausführliche Dokumentation wichtig, damit der Pflegeempfänger angemessen eingestuft wird und ausreichende finanzielle Mittel bewilligt werden.
Ziel konsequent verfolgen: Ziele und Maßnahmen werden schriftlich in der Pflegeplanung festgehalten. Alle Beteiligten sind somit informiert und können gemeinsam auf das Ziel hinarbeiten.
Wirksamkeit von Pflegemaßnahmen belegen: Überprü-fung, ob Pflegemaßnahmen oder neu entwickelte Pflege-techniken helfen, die Ziele zu erreichen.
Qualität sichern: Auf Grundlage der Pflegeplanung können Maßnahmen laufend oder zu festgelegten Zeitpunkten evaluiert, angepasst und verbessert
Pflegeprozessmodell
Es gibt verschiedene Pflegeprozessmodelle: z.B. das 4-Phasen-Modell nach Monika Krohwinkel, das US-ame-rikanische 5-Phasen-Modell, das 4-schrittige Modell der WHO und das etablierte 6-Phasen-Modell von Verena Fiechter und Martha Meier.
Alle Pflegeprozessmodelle beschreiben folgende Phasen oder Schritte: Pflegeanamnese → Pflegeplanung → Pflege-dokumentation.
In den Modellen werden die einzelnen Phasen nacheinander und aufeinander aufbauend Durchlaufen
Deutschland gibt es 2 relevante Modelle:
das 4-schrittige Pflegeprozessmodell nach Yura und Walsh (WHO-Modell)
das 6-schrittige Pflegeprozessmodell nach Fiechter und Meier
nach WHO
Mit dem neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff (2017) und dem
2. Pflegestärkungsgesetz (2017) ist das Pflegeprozessmodell der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wieder in den Fokus gerückt. Das 4-Phasen-Modell bildet dabei die Grundlage für die Entbürokratisierung der Pflegedokumentation.
Die Phasen des Modells:
Einschätzung des Pflegebedarfs bzw. Pflegeanamnese (durch Informationssammlung)
Planung der Pflege
Durchführung der Pflege
Evaluation der Pflege (Wirksamkeit der Pflege für den Pflegeempfänger)
Kritik am Modell: Das Formulieren von Pflegezielen rückt in den Hintergrund.
Pflegeprozessmodell nach Fiechter und Meier
Der 6-schrittige Pflegeprozess nach Fiechter und Meier beschreibt den Regelkreis detaillierter als das WHO-Modell, macht den Prozess leichter fassbar und ist im deutschsprachigen Raum stark verbreitet (- Abb. 3.1). Berufsanfänger sollten dieses Modell nutzen, um sich der Schritte und ihrer Bedeutung bewusst zu werden.
Pflegeprozessmodell nach Fiechter und Meier.
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