Was charakterisiert einen optimalen Beruf im Kontext der Stressprävention am Arbeitsplatz?
Ein optimaler Beruf im Sinne der Stressprävention ist einer, der weder unterfordert (Langeweile) noch überfordert (Frustration). Hierbei wird auf die Bedeutung des Flow-Erlebens und der intrinsischen Motivation verwiesen.
Welche psychischen Belastungen können bei vielen Menschen zu chronischem Stress am Arbeitsplatz führen?
Zeitdruck und mangelhaftes Führungsverhalten sind psychische Belastungen, die bei vielen Menschen zu chronischem Stress am Arbeitsplatz führen können.
Was empfinden viele Arbeitnehmer als schwieriger als die eigentliche Arbeit?
Viele Arbeitnehmer empfinden eher die Struktur, Organisation und Art der Arbeit als schwierig denn die Arbeit als solche. Die klassische Arbeitsanalyse als Instrument zur Aufdeckung von Missständen reicht hier oft nicht aus.
Was wirkt besonders belastend im beruflichen Kontext, wenn hohe Anforderungen mit wenig Kontrollmöglichkeiten gepaart sind?
Insbesondere hohe Anforderungen gepaart mit wenig Kontrollmöglichkeiten, wie bei Fließbandarbeit und statusniedrigen Dienstleistungsberufen, wirken stark belastend.
Wie lässt sich Belastung im Kontext des Transaktionalen Stressmodells von Lazarus definieren?
Belastung lässt sich im Transaktionalen Stressmodell von Lazarus als subjektiv wahrgenommenes Ungleichgewicht zwischen den situativen Anforderungen und der eigenen Reaktionskapazität definieren.
Wie werden Belastungen nach Schönpflug (1987) unterteilt?
Belastungen werden nach Schönpflug (1987) in sechs Dimensionen unterteilt: ihre Herkunft, Qualität, Beeinflussungsmöglichkeiten, die Möglichkeit, ihr Auftreten vorherzusagen, ihre zeitliche Struktur, und Art ihrer Auswirkungen auf den Betroffenen.
Welche möglichen Wirkungen können durch Belastungen hervorgerufen werden?
Mögliche Wirkungen von Belastungen sind physiologisch/somatisch, psychisch und verhaltensmäßiger Natur. In der Arbeitspsychologie gut untersuchte Konzepte sind Stress, Monotonie und Ermüdung.
Inwiefern können Menschen berufliche oder private Situationen als überfordert empfinden?
Die Folgen von Überlastung können Gefühle der Überlastung, Gereiztheit, Hektik, Nervosität und Niedergeschlagenheit sein. Das Gleichgewicht zwischen An- und Entspannung sowie zwischen Aktivität und Ruhe erscheint gestört.
Wie erfolgt die Stressbewertung laut dem Transaktionalen Stressmodell von Lazarus?
Die erste Situationsbewertung, begleitet von der Einschätzung der eigenen Ressourcen und individuellen Stressbewältigungsfähigkeiten, bestimmt letztlich, ob eine konkrete Situation Stress erzeugt. Beide Prozesse der Stressbewertung können sich wechselseitig beeinflussen
Wie variieren Stressreaktionen in Abhängigkeit von der Belastungssituation?
Stressreaktionen, vor allem physiologische, variieren in Abhängigkeit von der jeweiligen Belastungssituation, was als Situationsspezifität der Stressreaktionen bezeichnet wird.
Wie reagieren Menschen auf ähnliche Stressoren?
Menschen reagieren individuell unterschiedlich auf ähnliche Stressoren.
Was bezeichnet der Begriff "Coping" im Kontext von Stress?
Im Kontext von Stress bezeichnet der Begriff "Coping" alle Anstrengungen, sowohl verhaltensorientiert als auch intrapsychisch, mit externen oder internen Anforderungen fertig zu werden, sie zu meistern, zu tolerieren, zu mildern oder zu vermeiden.
Welche Reaktionen ruft Stress hervor, die als "Coping-Reaktionen" bezeichnet werden?
Stress ruft Coping-Reaktionen hervor, die funktional oder dysfunktional sein können, und umfassen alle Anstrengungen, mit Stressoren umzugehen, sei es durch Bewältigung, Toleranz, Milderung oder Vermeidung.
Welche sind typische stressverstärkende Denkfehler bei der Bewertung von Situationen?
Typische stressverstärkende Denkfehler sind Über- oder Unterschätzung eigener Ressourcen zur Stressbewältigung ("Das schaffe ich nie!"), Verabsolutieren/"Schwarz-Weiß-Denken" ("Das ist noch nie gut gegangen"), selektives Verallgemeinern (Einzelfaktoren nicht im Gesamtkontext sehen und überbewerten) und Übergeneralisieren (vom Einzelfall auf das Allgemeine/andere Situationen schließen).
Was umfasst dysfunktionales Coping im Kontext von Stressbewältigung?
Dysfunktionales Coping umfasst eskapistische Strategien wie Wunschphantasien und Substanzmissbrauch, unangemessenen Umgang mit emotionalen Spannungen (Aggression gegen andere, etc.), intrapsychische Vorgänge wie Selbstabwertung, Selbstbeschuldigung, Selbstmitleid, oft begleitet von Grübeln und Resignation.
Was sind offensive Strategien des funktionalen Copings?
Offensive Strategien des funktionalen Copings beinhalten persönlich durchgeführte Beeinflussung der Stressoren, wie beispielsweise Firmenwechsel oder interne Stellenwechsel. Es umfasst auch die Aneignung von Fertigkeiten und Kenntnissen, um Anforderungen besser bewältigen zu können, wie körperliche Fitness und Führungsverhalten.
Was sind defensive Strategien des funktionalen Copings?
Defensive Strategien des funktionalen Copings beinhalten die Fähigkeit, belastende Situationen und damit verbundene Bedrohungen subjektiv anders zu bewerten. Dazu gehören auch "Nicht-Auseinandersetzung" Strategien, bei denen Betroffene für eine bestimmte Zeit nichts unternehmen, um die missliche Lage offensiv anzugehen oder ihr auszuweichen, wie hilfloses Verharren, Abwarten und Resignation.
Welche vier Ebenen des Stresserlebens werden unterschieden?
Antwort:
Die kognitive Ebene: Intrapsychische Vorgänge, die von Außenstehenden nicht direkt beobachtbar sind, wie Gedanken in belastenden Situationen.
Die emotionale Ebene: Ebenfalls nicht von Außenstehenden zu beobachtende Vorgänge in der Person, wie Gefühle in belastenden Situationen.
Die physische Ebene: Körperliche, vor allem vegetativ-hormonelle Reaktionen, die während der Stressoreinwirkung vorhanden sind.
Die Verhaltensebene: Offenes Verhalten, das während der Stressreaktion von anderen beobachtbar ist, alles, was die Person währenddessen tut oder sagt.
Welche Faktoren beeinflussen die Vermeidung von Stress im Arbeitskontext?
Grad der Situationsbekanntheit: Wie gut ist die Situation bekannt? Hat man vielleicht dasselbe schon einmal erlebt?
Kontrollierbarkeit: Glaubt man, die Situation selbst unter Kontrolle bringen zu können? Kommt man vielleicht zu dem Schluss, dass man selbst nichts bewirken kann?
Vorhersagbarkeit: Kann man das Ergebnis mit hoher Wahrscheinlichkeit vorhersagen oder bleibt es dem Zufall überlassen, was dabei herauskommt?
Transparenz: Ist die Situation klar und eindeutig, oder eher unklar und mehrdeutig?
Welche Faktoren tragen zur seelischen Widerstandskraft und Stressresistenz bei?
Seelische Widerstandskraft bezeichnet z.B. eine positive Lebenseinstellung und die Fähigkeit, der eigenen Lebenssituation positive Aspekte abzugewinnen.
Soziale Kontakte und Erfahrungen in der Kindheit spielen eine wichtige Rolle, um Belastungen standhalten zu können.
Konzepte wie Coping (Stressbewältigungsstrategien), Hardiness, Resilienz, Kohärenzerleben und Selbstwirksamkeitserwartung können zur Stressresistenz beitragen.
Was versteht man unter dem Begriff Work-Life-Balance (WLB)?
Work-Life-Balance bezeichnet grundlegend die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Eine gute WLB ist jedoch individuell und abhängig von Faktoren wie Alter und sozioökonomischem Status. Es geht darum, einen Ausgleich zwischen den Anforderungen des Berufslebens und den persönlichen Bedürfnissen im privaten Leben zu finden.
Wie unterscheidet sich die Auffassung von Work-Life-Balance zwischen verschiedenen Generationen (Baby-Boomer, Generation X, Generation Y)?
Baby-Boomer streben eine Balance zwischen Familie und Beruf an. Sie legen Wert darauf, beides miteinander zu vereinbaren, ohne dass eine Sphäre die andere dominieren sollte.
Generation X erlebt Phasen von Berufstätigkeit und Kindererziehung im Wechsel. Hier steht nicht zwingend die simultane Vereinbarkeit im Fokus, sondern vielmehr der Wechsel zwischen den Lebensbereichen.
Generation Y setzt sich das Ziel, die eigene Zeit sinnvoll und nützlich einzusetzen, ohne strikten Verzicht auf die Trennung von Familie und Beruf. Es geht um die Selbstbestimmung der Zeit und die Möglichkeit, beides auf individuelle Weise zu gestalten.
Was sind die Chancen des monochronen Zeitbegriffs?
Der monochrome Zeitbegriff zeichnet sich durch terminliche Zuverlässigkeit und Zielorientierung aus. In einer monochronen Zeitstruktur gibt es reibungslose Abläufe, und Personen sind gut im Erstellen und Umsetzen von Plänen. Die Zeit ist kalkulierbar, Termine sind verlässlich, und die Abläufe sind durchschaubar. Dies schafft eine Umgebung, die als verbindlich, zuverlässig und berechenbar wahrgenommen wird.
Welche Risiken sind mit dem monochronen Zeitbegriff verbunden?
Die Starrheit und Inflexibilität des monochronen Zeitbegriffs sind als Risiken zu sehen. Es besteht wenig Akzeptanz für sich ändernde Rahmenbedingungen, und es kann unmenschlich wirken, wenn einmal aufgestellte Pläne unbedingt umgesetzt werden müssen. Dieser Zeitbegriff kann eine Vorschrift-Mentalität erzeugen und wird als unpersönlich, sachlich und kalt empfunden.
Was sind die Risiken des polychronen Zeitbegriffs?
Der polychrone Zeitbegriff kann als chaotisch wahrgenommen werden, da ständig sich ändernde Umstände einbezogen werden. Ressourcen werden möglicherweise nicht hinreichend genutzt, und Zeit sowie Termine sind schwer einkalkulierbar. Die Abläufe sind wenig durchschaubar, was eine Wahrnehmung von Chaos, Unzuverlässigkeit und Unberechenbarkeit erzeugt.
Welche Chancen bietet der polychrone Zeitbegriff?
Der polychrone Zeitbegriff hat Chancen in der Zuverlässigkeit von Beziehungen und der Flexibilität im Umgang mit sich ändernden Bedingungen und Störfaktoren. Personen, die diesen Zeitbegriff bevorzugen, sind gut im Jonglieren mit Unerwartetem und schaffen eine Atmosphäre, die als lebendig, locker und unverkrampft wahrgenommen wird.
Wie definiert die Arbeitspsychologie den Begriff "Arbeit"?
In der Arbeitspsychologie wird unter "Arbeit" anders als im Alltagsverständnis nicht Hausarbeit oder ehrenamtliche Arbeit verstanden, sondern Erwerbsarbeit. Erwerbsarbeit ist eine zielgerichtete Aktivität, die den Einsatz von körperlichen und/oder psychischen Kräften erfordert und als Last und Mühsal erlebt wird. Sie wird mit einer Gegenleistung honoriert, die monitäre und nicht-monitäre Bestandteile sowie psychosoziale Faktoren umfasst.
Was versteht man unter "Sozialzeit" in der Arbeitspsychologie?
Sozialzeit ist die Zeit, die für soziales Engagement aufgebracht wird, beispielsweise im Ehrenamt. Hier steht die aktive Teilnahme an sozialen Aktivitäten im Vordergrund.
Wie wird "Freizeit" in der Arbeitspsychologie definiert?
Freizeit ist definiert als Zeit, in der man nicht offensichtlichen und formalen Verpflichtungen nachgehen muss, wie Ernährung, Steuererklärungen, Hausputz, Arzttermine und Mails. Es ist die Zeit, die frei von Arbeitsverpflichtungen ist und nicht
Welche Auswirkungen hat Schichtarbeit auf die biologische Uhr und den Schlaf-Wach-Rhythmus?
Schichtarbeit, insbesondere im unregelmäßigen Schichtdienst oder Nachtdienst, beeinflusst die biologische Uhr und den Schlaf-Wach-Rhythmus. Durch die Wechsel der Arbeitszeiten wird die innere Uhr aus dem Takt gebracht. Jeder Mensch hat seine eigene innere Uhr, die den Schlaf-Wach-Rhythmus steuert. Gesunder Schlaf ist wichtig für die Regeneration des Körpers, da während des Schlafs sowohl das Geschehene des Tages verarbeitet als auch der Körper regeneriert wird.
Was zeichnet Morgenmenschen ("Lerchen") und Abendmenschen ("Eulen") aus?
Morgenmenschen, auch als "Lerchen" bezeichnet, schlafen früh und gehen früh ins Bett. Im Gegensatz dazu sind Abendmenschen, auch als "Eulen" bekannt, besonders in den Abendstunden noch oft aktiv. Jugendliche neigen oft dazu, Nachtmenschen zu sein, was dazu geführt hat, die Forderung zu erheben, den Schulbeginn später anzusetzen
Warum schlafen wir nachts generell besser als tagsüber?
Der bessere Schlaf in der Nacht lässt sich durch die Förderung der Melatoninproduktion durch Dunkelheit erklären. Natürliches Tageslicht, insbesondere das kurzwellige ("blaue") Licht zur Mittagszeit, beeinflusst positiv die innere Uhr, indem es Melanopsin und Serotonin bildet, die die innere Uhr auf die Tagesaktivität einstellen. Allerdings kann künstliches Licht, insbesondere das „blaue“ LED-Licht von Tablets und Smartphones, den Schlaf stören.
Welche gesundheitlichen Folgen können sich aus Schicht- und Nachtarbeit ergeben?
Nachtschichtarbeit, besonders bei Tätigkeiten, die hohe Konzentration und Aufmerksamkeit erfordern, kann zur Überforderung führen. Die Entkoppelung der physiologischen Rhythmen in langen Nachtschichtperioden kann gesundheitliche Probleme verursachen. Nachtschicht kann das Risiko von Magen-Darm-Erkrankungen erhöhen, während ein ständiger Wechsel des Schlaf-Wach-Rhythmus das Brustkrebsrisiko bei Frauen steigern kann.
Welche arbeitspsychologischen Maßnahmen können die negativen Auswirkungen von Schichtarbeit mildern?
Um die negativen Auswirkungen von Schichtarbeit zu mildern, können verschiedene arbeitspsychologische Maßnahmen ergriffen werden. Dazu gehören das Einplanen eines freien Tages zwischen den Schichtwechseln, die Verbesserung der Arbeitssicherheit, das Einhalten der Pausen und die Möglichkeit, möglichst viele freie Wochenenden zu ermöglichen. Die Gestaltung der Schichtpläne spielt ebenfalls eine wichtige Rolle, wobei weit im Voraus geplante Schichtsysteme und schnell rotierende Pläne sowie nicht mehr als drei aufeinanderfolgende Nachtschichten empfohlen werden.
Was ist Monotonie am Arbeitsplatz und welche kurz- und langfristigen Folgen kann sie haben?
Monotonie am Arbeitsplatz kann kurzfristig zu Müdigkeit, Langeweile und einer gleichgültig-apathischen Haltung führen. Langfristig sinkt die allgemeine Zufriedenheit, und es zeigt sich ein Verlust aktiver Freizeitinhalte, was zu einem erhöhten Krankenstand führen kann. Der Arbeitsplatz sollte daher so gestaltet sein, dass monotone Phasen durchbrochen werden und eine angemessene psychische Anspannung aufrechterhalten wird.
Was ist psychische Sättigung und welche Auswirkungen kann sie haben?
Psychische Sättigung beschreibt ein unspezifisches Gefühl von Müdigkeit und Erschöpfung, das sich einstellt, wenn eine anfangs als neutral oder angenehm empfundene Handlung über einen längeren Zeitraum beibehalten wird. Dieses Phänomen führt zu einer Abnahme der Konzentration und kann Denkstörungen verursachen. Gleichzeitig verliert die durchgeführte Tätigkeit ihren ursprünglichen Anforderungscharakter und kann schließlich sogar als unangenehm erlebt werden. Ein bekannter Volksausspruch, "Man soll aufhören, wenn es am Schönsten ist", spiegelt diese Sättigung wider und zeigt auf, dass selbst angenehme Tätigkeiten mit der Zeit ermüden können.
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