3. Politische Ideengeschichte

von Ariane B.

Was unterscheidet Politische Ideengeschichte, politische Philosophie und moderne politische Theorie?

Politische Ideengeschichte: „Archiv der Politikwissenschaft“ (Münkler 2003)
- Kernfrage: Wie haben sich politische Ideen entwickelt?
- Disziplinübergreifend
Politische Philosophie ist der Versuch, Meinungen über das politische „Ganze“ gegen Erkenntnisse desselben zu tauschen (Leo Strauss)
- Beschäftigt sich mit phil. Lehren der Vergangenheit und Gegenwart
- Politische Philosophie als normative oder politische Ordnungswissenschaft
- Sucht begründbare Wertmaßstäbe und Entscheidungsverfahren zur Erlangung von Zielen
- Politische Philosophie kommt nicht ohne Politische Ideengeschichte aus
Moderne politische Theorie:
- Ziel: präzise Erfassung politischer und sozialer Phänomene zu ermöglichen und mit Hilfe empirischer Theorien zu erklären

Wie unterscheidet sich das Menschenbild von Hobbes und Rousseau, wie fassen diese den Naturzustand und dessen Auflösung auf?

Welcher Ideenlehre ist Burke zuzuordnen, was ist für ihn die Aufgabe von Politik und Staat?

Ideenlehre: Konservatismus

Die Regierung entspricht einem Organismus mit Vergangenheit (und Zukunft), weshalb ihre Ausrichtung nicht grundlegend verändert werden kann; die Regierung ist geprägt von Stabilität und Inkrementalismus (Veränderungen in kleinen Schritten); sie stellt ein Erbe dar, das sicher in die Zukunft gebracht werden muss
Aufgabe der Regierung: Vermittlung zwischen verschiedenen Bedürfnissen der Menschen
Menschen können nach Burke nur in einer freien und gerechten Gesellschaft ohne Chaos leben, wenn sie das Recht aufgeben, über zu viele Dinge bestimmen zu wollen (repräsentative Demokratie).
Burke glaubt an Überlieferung, Gewohnheit und ererbtes Eigentum

Was war der Auslöser für Bolívars Überlegungen, wie sind diese in der Ideengeschichte zu verorten und welche politischen Ziele wollte er erreichen?

In Napoleons Einmarsch in Spanien (1808) sah Bolivar eine Chance, den Kolonialismus in seinem Land zu überwinden; in diesem Zusammenhang überlegt er, wie groß sein Staat sein sollte, um gut regierbar zu sein
Nach Bolivar geht ein Staat, der zu groß geworden ist, unter bzw. kann seine Aufgaben nicht mehr wahrnehmen und es kommt zu Tyrannei
Bolivar wollte die Etablierung einer liberalen und demokratischen Republik in Venezuela, mit einer deutlichen Neigung zu dem in Großbritannien vorherrschenden Kapitalismus
Bolivar war weltanschaulich in der Aufklärung verortet und wurde von Rousseau (Gesellschaftsvertrag) und Montesquieu (Gewaltenteilung) inspiriert

Welchen Schwerpunkt legte Wollstonecraft in ihren Überlungen und welche Lücke füllten diese?

Ideenlehre: Feminismus
Schwerpunkt: Emanzipation der Frau
Adressiert eine Lücke in der politisch-philosophischen Auseinandersetzung im Zuge der Französischen Revolution: die Rechte der Frauen
Im Zentrum ihrer Überlegungen steht die „ehrbare“ Frau, die darauf verzichtet, ihre Reize einzusetzen, um auf diese Weise durch eine Ehe finanzielle Sicherheit zu erwerben

Wie gestaltet sich die Beziehung von „Herr“ und „Knecht“ bei Hegel? Was bedeutet These, Antithese und Synthese dabei?

Um eine Gesellschaft zu stabilisieren, muss es eine Beziehung zwischen „Herr“ und „Knecht“ geben, in der eine Person nachgibt: wer die Freiheit mehr schätzt, wird Herr und wer das Leben mehr schätzt wird Knecht
Beim Verhältnis zwischen Herr und Knecht geht es um den Kampf um die Vorherrschaft zwischen Geistwesen
Zwischen Herr und Knecht besteht dialektische Beziehung: These (die Geistwesen) und Antithese (das Ergebnis der Begegnung zwischen den Geistwesen) führen zur Synthese (Lösung)
Mit der Synthese geht es nur noch um das Selbstbewusstsein des Herrn und es kommt zu einer neuen dialektischen Beziehung
- Der Herr ist dann in einer schwächeren Position, weil er darauf angewiesen ist, dass der Knecht seine Existenz bestätigt
- Durch die reale Arbeit, die der Knecht verrichtet, wird seine Existenz bestätigt und er entwickelt ein Selbstbewusstsein; die Rollen werden vertauscht: der Herr verschwindet als unabhängiges Geistwesen, während der Knecht ein solches wird

→ Die menschliche Existenz ist ein endloser Kampf um Anerkennung bis in den Tod

Warum ist Ideengeschichte (auch aktuell) relevant? Nenne Beispiele.

Hobbes: Staaten trauen anderen Staaten nicht und verweigern Kooperation (Ausstieg der USA aus dem Atomabkommen mit dem Iran)
Rousseau: Erstarken (rechts-)populistischer Parteien, die typischerweise mehr direkte Beteiligungsrechte für die Bürgerschaft fordern
Burke: Welche Rechte stehen Menschen zu?
Wollstonecraft: Die Frage nach „gerechter“ Bildung und gleiche Rechte für Frauen
Bolivar: Die Unabhängigkeitsbewegung in Katalonien und anderswo in Europa (z.B. in Norditalien)
Hegel: Kritik an der globalen Wirtschaft- und Finanzordnung
Ideengeschichte hilft uns, politische Forderungen zu verstehen
Sie hilft uns auch dabei, Ideologien (z.B. Konservatismus) zu verstehen
Wir können auf der Grundlage der Ideengeschichte theoretische Modelle und Argumente entwickeln (z.B. in der Konfliktforschung)
Die Ideengeschichte kann auch Werkzeuge für ein methodisches Arbeiten offerieren (These –Antithese –Synthese)