Lernen IV

• Menschen lernen nicht nur durch Verhaltenskonsequenzen, sondern auch durch Beobachtung

• So können Erfahrungen und Wissen (z.B. Fertigkeiten) weitergegeben werden

• Interaktion, Beobachtung und Imitation als Grundlage von Lernen

• Gelerntes wird nicht unbedingt direkt gezeigt (Trennung von Erwerb & Ausführung)

• Verhalten kann in ganz neuem Kontext aumreten

• neues Verhalten ohne vorausgehende Konditionierung erklärbar

→ konnte durch Behaviorismus nicht erklärt werden

• Lachen

• Gähnen

• Schreck

• Werther-Effekt

• Oshima- Vulkanfieber

• Suicide Forest

• Annahme, dass ein kausaler Zusammenhang zwischen Suiziden, über die in den Medien ausführlich berichtet wurde, und eines Anstiegs der Suizidrate in der Bevölkerung besteht.

• Miller & Dollard (1941): Lernen durch Beobachtung ist ein Spezialfall operanter Konditionierung

  • Verhalten einer anderen Person stellt diskriminativen Hinweisreize dar

  • Kinder lernten zu imitieren, wenn etwas belohnt wurde, bzw. lernten das Gegenteil zu machen, wenn dieses belohnt wurde

• Imitation tritt wie jede operante Reaktion auf, wenn ein Individuum für Imitation verstärkt wird

• Imitation als operante Reaktion, wenn

  • das Verhalten eines Models beobachtet,

  • sofort die Reaktion kopiert und

  • verstärkt wird

aber:

• gelerntes Verhalten wird nicht immer gleich gezeigt und kann somit auch nicht verstärkt werden

Alfred Bandura (1963, 1973):

• durch die Beobachtung anderer Menschen lernen

• Beobachtungslernen/ Modelllernen = Prozess des Beobachtens und Nachahmens eines bestimmten Verhaltens

• 4-5 jährige Kinder sehen Film, in dem Rocky (Modell) aggressiv mit der Bobo Doll umgeht

• 3 Mögliche Ausgänge:

  •  Am Ende kommt eine Person, die Rocky für sein Verhalten

    lobt und ihn mit Süßigkeiten belohnt

  • Am Ende kommt eine Person, tadelt jedoch Rocky und bestraft ihn mit Schlägen und Drohungen

  •  Das Geschehen bleibt unkommentiert

• Kinder bekommen die Bobo Doll

• 3 typische Verhaltensweisen:

  • deutlicher Anstieg der Gewaltbereitschaft

  • deutlich weniger aggressiv

  • ähnlich aggressives Verhalten

    -> Exakte Imitation von Rockys Verhalten (z.B. erfundene Schimpfwörter)

• Befunde

• vor allem Modelle gleichen Geschlechts verstärken Nachahmung

  -> Kinder halten vorgelebtes Verhalten für sozial akzeptiert → senkt Aggressionshemmung der Kinder, führt in Zukunft zu verstärkt aggressivem Verhalten

• Kinder, die Bestrafung sahen, verhielten sich weniger aggressiv als die der anderen Gruppen

• aber: bei direkter Verstärkung (Kinder bekommen Belohnung (Sticker & Getränke) für imitiertes Verhalten) → auch Gruppe B verhält sich aggressiv

• Fazit: Es gibt einen Unterschied zwischen Erwerb & Ausführung von Verhalten (Selbstregulierung möglich)

• Nur weiße MiWelschichtskinder untersucht (genaue Herkunft wurde nicht dokumentiert!) → Ergebnisse nicht verallgemeinerbar

• Einschätzung der Aggression durch Familie der Kinder

• Übertragbarkeit Puppe → Mensch

• möglicherweise keine dauerhafte Verhaltensänderung

• Worthman & Loftus (1992): unethisches & unmoralisches Experiment → Kindern wurde aggressives (antisoziales) Verhalten antrainiert

• große, komplexe Verhaltensmuster können schnell und ohne Versuch-und-Irrtum-Lernen (s. Law of Effect, Thorndike, 1898) erlernt werden

• man lernt sofort durch Erfolg bzw. Fehler anderer

• Ähnlichkeit zu beobachtetem Modell (z. B. Geschlecht, Alter)

• Emotionale Beziehung zu beobachtetem Modell

•  Konsequenzen: Beobachter denkt: „Was passiert mir wohl, wenn ich dieses Verhalten nachahme?“

• positive stellvertretende Verstärkung: Beobachter sieht, dass Modell als positiv, beliebt & respektiert wahrgenommen wird

• Sozialer Status des Modells: je höher der Status, desto eher Nachahmung

• Macht des Modells: je mehr Macht, desto eher Nachahmung

• Sichtbarkeit & Salienz des Verhaltens: Modellverhalten hebt sich deutlich von konkurrierenden Modellen ab (erregt Aufmerksamkeit)

• Betrachten von Gewaltszenen:

• erhöht aggressives Verhalten (z. B. Huesmann et al., 2003)

• führt zu Überschätzung von Alltagsgewalt & Angst, Gewaltopfer zu werden

• führt zu Desensibilisierung (= Verminderung emotionaler Erregbarkeit & Stressempfinden bei Betrachten gewalttätigen Verhaltens)

• aber: auch prosoziales Verhalten kann durch TV-Konsum gefördert werden (Rosenkoetter, 1999; Singer & Singer, 1990)

• Spiegelneurone

• Zeigen im Gehirn beim „Betrachten“ eines Vorgangs ein ähnliches AkVvitätsmuster wie bei dessen „Ausführung“

• Patienten zeigen verlangsamte Imitation von Gesichtsausdrücken

• Assoziierte Hirnareale reagieren ebenfalls verzögert bei dieser Aufgabe

• Lösung des Problems erfolgt plötzlich (nicht durch kontinuierliches Versuch-Irrtum (trial & error) Verhalten)

  → Denken

• Denken = Neuverknüpfung von Informationen

• Ist Lösung einmal bekannt, so kann erlerntes Verhalten ohne Verstärkung immer wieder gezeigt werden

• Einsicht durch Umstrukturieren von Informationen

-> Aha- Erlebnis

• Herumprobieren

• Innehalten (Inkubationsphase)

• Umwegkriterium

  -> Aha-Erlebnis (Heureka-Effekt)

• Nur ein Versuch für Lösung nötig

• Transfer auf andere Situationen

• Einbeziehen der Gesamtsituation

• Die Lernfähigkeit unterscheidet sich über die verschiedenen Lebensphasen hinweg

• Vereinfacht: in der Entwicklungsphase steigt sie an und im Erwachsenalter sinkt sie ab

Kinder lernen täglich:

• Wahrnehmen und Orientieren

• Motorik: Greifen, Krabbeln, Laufen, Springen

• Kommunikation: Verstehen, Sprechen, Singen, Gestik

• Föten können ab der 25. Woche gut hören und reagieren auf Geräusche mit Bewegung

• mit wiederholter Darbietung sinkt die Bewegungsrate bis zur vollständigen Habituation

• ein neues Geräusch löst wieder Bewegungen aus

• Kritische Phase für Sprachenlernen? - Umstritten!

• Kinder lernen Sprachen anders als Erwachsene

• Erwachsene lernen Fremdsprachen mitunter sehr schnell – wenden aber auch andere Strategien an – Assoziationen

• Bilinguale Gehirn funktionieren vermutlich anders:

  • erlauben schnelleres Sprachenlernen

• Die motorischen Fähigkeiten entwickeln sich nach der Geburt rasant und fördern Muskelwachstum und Koordinierungsfähigkeit

• Konditionierung unterstützt das Lernen von Fähigkeiten

• Operante Konditionierung:

  • Nuckeln & Saugen ->Milch

  • Weinen -> Aufmerksamkeit

• Klassische Konditionierung:

  • Blinkreflex- Konditionierung funktioniert schon früh

-> Beobachtung und Imitation bilden die Grundlage für das Lernen einfacher Handlungen

• Frauen sind häufig besser als Männer in sprachbezogenen Aufgaben

• Männer sind dagegen häufig besser in Aufgaben, die räumliche Orientierung erfordern

rot= Areale, die in Frauen größer sind als in Männern

• u.a. für Arbeitsgedächtnis, Sprache

blau= Areale, die in Männern größer sind als in Frauen

• u.a. für visuell-räumliche Verarbeitung