Was ist das Allgemeine Menschenbild bei Psychodynamischen Theorien?
Verhaltensunterschiede als Ergebnis intrapsychischer Prozesse
Betonung der Rolle des Unbewussten
Mensch als Energiesystem: Psychische Prozesse erfordern und verbrauchen Energie
Homöostase- und Hedonismusprinzip
Bedeutung frühkindlicher Erfahrungen
Psychologischer Determinismus: jedes Verhalten ist letztendlich vorbestimmt
Wer gilt als Begründer der Psychoanalyse?
1856: Sigismund Schlomo Freud wurde in Freiberg (Mähren) geboren
1873: Studium der Physiologie und Medizin in Wien 1876: Eintritt in das physiologische Institut des Physiologen Ernst Brücke
1881: Promotion in Medizin „Über das Rückenmark niederer Fischarten“
1881: Kennenlernen von Josef Breuer (1842-1925) am Physiologischen Institut, Breuer: Vertreter der Sprechtherapie, Freud: Initialzündung für eigene psychologische Forschung und Psychoanalyse
1882-1885: Assistent am Allgemeinen Krankenhaus in Wien, Experimente mit Kokain (Freud konsumierte selbst jahrelang Kokain)
1885: Forschungsaufenthalt in Paris bei Jean-Martin Charcot, Arbeit mit Hysterikerinnen (Hypnose)
1886: Freud eröffnete neurologische Praxis in Wien und heiratete Martha Bernays (aus der Ehe gingen drei Söhne und drei Töchter hervor)
ab 1897: Freud formulierte erstmals den „Ödipus- Komplex“. Es erschienen zahlreiche Abhandlungen in denen er seine Theorien (z.B. Verdrängungstheorie, Neurosentheorie, Sexualtheorie) und Methoden (z.B. Traumdeutung, Hypnose, Suggestion) spezifizierte
1923: Freud erkrankte an Gaumenkrebs
1938: Exil in London (Tod 1939)
Beschreibe was Frmeint wenn er die menschliche psyche als Energiesystem beschreibt?
(Dynamische Modell (Trieblehre))
alle psychischen Prozesse (Gedanken, Gefühle) erfordern und verbrauchen Energie
Energie wird durch biologisch verankerte Triebe bereitgestellt (angeborene
Unterschiede in der Triebstärke als Erklärung für Persönlichkeitsunterschiede)
Triebspannung verlangt nach Entladung, bzw. sofortiger Befriedigung
Entladung von Triebspannung wird als lustvoll empfunden, Aufstauung als unangenehm
Jedes Verhalten ist motiviert (bzw. determiniert) durch das Streben nach Triebbefriedigung und dem damit verbundenen Lustgewinn
Was sind Möglichkeiten der Triebbefriedigung?
(Dynamisches Modell (Trieblehre))
Verhaltensweisen, über die eine Befriedigung des Triebes (anhand von Objekten) möglich ist
Naheliegend: Objekte, die direkte Triebbefriedigung erlauben (i. Falle d. Sexualtriebs > Sexualpartner)
Menschen können Triebbefriedigung aufschieben oder modifizieren (z.B. Zuneigung als modifizierte Form der Befriedigung des Sexualtriebes)
Welche drei Bewusstseinsebenen unterscheidet Freud? (Topographisches Modell (Topische Lehre))
Das Bewusste
Gedanken, Vorstellungen, Erinnerungen und Bilder, die eine Person willentlich äußern und auf die sie willkürlich zugreifen kann.
Nur Inhalte auf Ebene des ICHs u. ÜBER- ICHs können bewusst sein.
Das Vorbewusste
Psychische Vorgänge und Inhalte, die im Augenblick nicht aktiviert, aber im Gegensatz zum Unbewussten prinzipiell zugänglich sind und im Bedarfsfalle wieder aktiviert werden können (Gedächtnisinhalte, etc.)
Das Unbewusste
Bereich der menschl. Psyche, der dem Bewussten nicht direkt zugänglich ist (tabuisierte Gedanken, Wünsche, Fantasien, verdrängte Traumata - wg. ihrer nicht- akzeptablen Natur im Unbewussten verwahrt).
Aber: Die Inhalte des U. entfalten motivationale Kraft und sind dadurch verhaltenswirksam (z.B. unbewusste Aggressionen)
Welche Techniken werden verwendet zum Bewusstmachen unbewusster Ängste, Konflikte und Wünsche?
(Topographisches Modell (Topische Lehre))
Traumdeutung als via regia (Königsweg) zum Unbewussten
freie Assoziationen (spontan, frei fließende Gedanken)
Fehlleistungen (z.B. Versprecher)
->werden als Therapiemethoden psychischer Störungen, aber auch als Forschungsmethoden verwendet, um das Unbewusste besser zu verstehen
Beschreibe das Strukturmodell der Psyche (instanzenlernen)
An der Steuerung psychischer Prozesse (insbesondere unser Triebbefriedigung) sind drei psychische Instanzen beteiligt, die in unterschiedlichem Grade dem Bewusstsein zugänglich sind:
->Drei psych. Grundstrukturen, die uns bei der Befriedigung
unserer Triebe unterstützen:
ES
ICH
ÜBER-ICH (entwickeln sich in dieser Reihenfolge)
Was versteht man unter dem “Es” des Strukturmodels? (Instanzlehre)
Sitz der Triebe, „Ort der rohen, ungehemmten Triebenergie“
Quelle allen Verlangens, aller Impulse und aller mentalen Energie
Ursprung im ES:
sämtliche Selbsterhaltungstriebe (Nahrung, Wärme,
Sicherheit, Sexualtriebe)
aggressive Triebe (z.B. Streben n. Dominanz)
ES handelt ausschließlich nach Lustprinzip und Primärprozess-Denken
bei Neugeborenen nur ES vorhanden (!)
ES-Triebe werden im Laufe der Entwicklung sozialisiert
Was versteht man unter des “Ich” des Strukturmodells? (Instanzenlehre)
entwickelt sich nach dem ES (libidinöse Energie aus ES heraus verlagert)
Exekutive der Persönlichkeit (der planende, denkende Teil des Seelischen)
folgt Realitätsprinzip, vernünftig/lösungsorientiert (Sekundärprozessdenken)
Mediator zwischen Kind und Außenwelt:
Kind versucht Bedürfnisse/Triebe zu befriedigen, aber Realität wird einbezogen
vermittelt zwischen impulsiven Wünschen des ES und der Realität, muss dabei jedoch den moralischen Forderungen des ÜBER-ICH gerecht werden
-> versöhnliche Übereinkunft zwischen den Instanzen ist schwierig!
Was versteht man unter dem Über-Ich des Strukturmodells?
Sitz der internalisierten Werte, Normen & Gebote (durch Eltern und andere Sozialisationsinstanzen interindividuelle Unterschiede)
2 Komponenten: Ich-Ideal (Gebote) und Gewissen (Verbote)
hilft Entscheidungen in Bezug auf Richtig und Falsch zu treffen
handelt nach dem Moralprinzip: bestraft unmoralisches Verhalten mit Schuld- und Minderwertigkeitsgefühlen und „Gewissensbissen“
agiert als Gegenspieler des ES, unterstützt ICH in Abwehr der ES-Impulse
Wie entstehen intrapsychische Konflikte, die Angst auslösen? (Strukturmodell)
Falls das ICH nicht in der Lage ist, den Anforderungen von ES, ÜBER-ICH und Realität gerecht zu werden, entstehen intrapsychische Konflikte, die Angst auslösen
Welche 3 Arten der Angst gibt es? (Strukturmodell)
Realangst: entsteht durch Bedrohungen aus Außenwelt (Strafe, wenn gg. Vorschrift verstoßen)
Moralische Angst: entsteht, wenn das ICH gegen Ansprüche des ÜBER-ICHS verstößt
(„Gewissensbisse“, Schuldgefühle)
Neurotische Angst: entsteht, wenn das ICH die triebhaften Ansprüche des ES nicht befriedigen kann, bzw. befürchten muss, die Kontrolle über das ES zu verlieren.
-> Zur Vorbeugung & Bewältigung von Ängsten setzt das ICH Abwehrmechanismen ein
Welche 5 Stufen der Persönlichkeitsentwicklung unterscheidet Freud?
Orale Phase (bis 1. Lebensjahr)
Anale Phase (1.-3. Lebensjahr)
Phallische Phase (3.-5- Lebensjahr)
Latenzphase (6.-12. Lebensjahr)
Genitale Phase (Pubertät)
-> Frühe Stufen durch biologische, kaum aber durch soziale Faktoren bedingt
->Wenn Triebbefriedigung in einer dieser Phasen zu kurz oder zu intensiv war, kommt es
zur Fixierung:
Was sind Fixierungen?
Beibehaltung der phasentypischen Befriedigungswünsche und Techniken, die noch im Erwachsenenalter den Charakter bestimmen
Was ist die Orale Phase (bis. 1 Lebensjahr)
Triebenergie bezieht sich auf Befriedigung des Nahrungstriebs, Erogene Zone: Mund, Lippen, Zunge (Saugen, Beißen, Kauen)
auch orale Stimulation wie Daumenlutschen regt die erogenen Zonen an (Lustgewinn)
„Lust an Aufnahme“, Erfahrung v. Abhängigkeit und Vertrauen: Basis für spätere zwischenmenschliche Beziehungen
Übermäßige oder unzureichende Stimulation: Fixierung auf orale Stimulation: Ausbildung eines oralen Charakters:
Oraler Charakter: Vorliebe für orale Ersatzbefriedigung (übermäßiger Nahrungsgenuss, Rauchen, Drogen etc.)
gewinnstrebend, fordernd, wissbegierig
-> angemessene orale Befriedigung führt zur Transferierung libidinöser Energie in den Aufbau der nächsten Entwicklungsphase
Was ist Anale Phase (1-3. Lebensjahr)
Erogene Zone: Anus
Verlagerung von Aufmerksamkeit von oraler Stimulation auf Analbereich (neue erogene Zone)
Sensorischer Lustgewinn wird aus der Kontrolle der Darmentleerung gezogen (Ausscheiden u. Zurückhalten)
Zeitgleich beginnen die Eltern mit der Sauberkeitserziehung (kann mit Wünschen der Eltern konfligieren)
Bei Fixierung Ausbildung eines analen Charakters:
anal-retentiver Charakter: Geiz, Zwanghaftigkeit,
Ordnungsliebe
anal-expulsiver Charakter: Verschwendung, geringe Selbstkontrolle, destruktiv, unordentlich
Was ist die Phallische Phase (3. -5. Lebensjahr
Erogene Zone: Genitalien (Lust an Sexualität)
Erfahrung: Entdeckung der Andersartigkeit, Anziehung zum gegengeschlechtlichen Elternteil, Rivalität mit dem gleichgeschlechtlichen Elternteil (Ödipus-Komplex)
Zentrale Aufgabe des Kindes: Identifikation mit dem gleichgeschlechtlichem Elternteil
Bei Fixierung Ausbildung eines phallischen Charakters
machohaftes Verhalten, Promiskuität beim Mann
kokett-naives Verhalten bei der Frau
Was ist die Latenzphase? (6.-12 Lebensjahr)
Ruhepause in der psychosexuellen Entwicklung
Sexualtrieb tritt zurück, bzw. wird subliminiert und auf den
Erwerb von Wissen u. geistige Entwicklung gelenkt
Identifikation mit gleichgeschlechtlichen Spielkameraden
Entwicklung der Abwehrmechanismen
Was ist die Genitale Phase? (Pubertät)
Erogene Zone: Genitalien
Durch Pubertät: Wiederentdeckung der Libido, dieser wird in reifere Form sexueller Bindung überführt
Verlangen richtet sich auf gegengeschlechtliche Gleichaltrige, Basis für erwachsene Sexualität
libidöse Triebmanifestationen wird durch echte Objektwahl abgelöst, z.B. sexuelle Beziehungen, Heirat, Familiengründung
Welche Abwehrmechanismen setzt das ICH zur Vobeugung/Bewältigung von Ängsten ein?
Entwickeln sich lt. Freud in der Latenzphase
Verstörende, verletzende, beängstigende Gedanken, Gefühle werden ins Unbewusste verdrängt
Schutz vor psychischen Verletzungen, Selbstwertschutz
Was sind die Hauptkritikpunkte an Freuds Theorien?
Zentrale Annahmen Freuds sind nicht empirisch
prüfbar/falsifizierbar (z. B. Greve & Roos, 1996):
Beispiel: Zuneigung eines Jungen zur Mutter (Bestätigung der Theorie)
Beispiel: Abneigung des Jungen gegen Mutter (Reaktionsbildung: Bestätigung der Theorie)
Problematische Datenquellen & Methoden
Daten, die Freud zur Grundlage seiner Modellvorstellungen macht, sind in der Regel von ihm selbst erhoben, ausgewertet und interpretiert
Gütekriterien der Methoden (z.B. Traumdeutung)
Keine Kontrollgruppen
Kritik an der Psychoanalyse als Therapie
Therapie sehr langwierig und damit „unökonomisch“
bis zu 300 Stunden (bei 1-3 h/Wo. 2-6 Jahre!)
aufgrund der Natur der Therapie: wenig bis keine random.
kontrollierten Studien (d.h. Patienten zufällig zu mehreren Therapien bzw. einer Therapie- od. Wartegruppe zuordnen)
Wie sieht Freuds Weiterwirken in der Forschung aus?
Das Revival des Unbewussten
In der Forschung werden unbewusste oder automatisch ablaufende Verhaltensprozesse wieder stärker beforscht.
Erforschung frühkindlicher Traumata
Was sind Grundlegende Annahmen für Bedürfnis- und Motivationstheorien der Persönlichkeit?
Bedürfnisse und Motive als Antriebsquellen des Verhaltens (nicht auf Sexual- und Aggressionstrieb beschränkt)
Bedürfnisse und Motive sind nicht immer angeboren, entwickeln sich auch durch Sozialisation (z.B. Leistungsbedürfnis)
Maslow und Rogers als zentrale Vertreter der Humanistischen Psychologie (betont u.a. Streben nach Selbstverwirklichung)
Was sind Bedürnisse (needs) nach Murray?
organisch verankerte „regierende Kräfte“, welche Info.wahrnehmung, Info.verarbeitung und Verhaltensplanung steuern
Ziel dieser Steuerungsprozesse: Reduktion v. Bedürfnisspannungen, angest. Ziele erreichen
nicht der spannungslose Zustand wird als befriedigend erlebt (Freud), sondern der Prozess der Spannungsreduktion (Erklärung Phänomen: „bewusster Spannungsaufbau“)
Was sind die Zwei Klassen von Bedürnissen?
Viszerogene Bedürfnisse
angeboren, auf Selbsterhaltung orientiert
z.B. Sexualtrieb, Schmerzvermeidung, Schlafbedürfnis und Nahrungsaufnahme
Psychogene Bedürfnisse
Entwicklung im Sozialisationsverlauf z.B.
Achievement (Leistungsmotiv)
(Affiliation (Anschluss))
Dominance (Machtausübung)
->Beispiel: „Die Lern-/Referatsgruppe“
Woran lassen sich Bedürfnisse erkennen? (5 Kategorien)
Ein Bedürfnis führt zur selektiven Wahrnehmung und Info.verarbeitung von Umweltreizen und einer spezifischen Reaktion auf diese Reize
Beispiel: Essensreize bei Hunger; lautes Geräusch bei Harmavoidance
in Bedürfnis äußert sich in der Art des Verhaltens
Beispiel: Machtmotivierte Person wird schneller das Wort an sich reißen, lauter sprechen etc.; hohe Leistungsmotivation: Prüfungstext gründlich bearbeiten, Exzerpt, Quellen suchen
Ein Bedürfnis kann aus den Resultaten des Verhalten abgeleitet werden
Beispiel: Machtmotivierte Person wird eher wahrscheinlich an den Chefsessel kommen; eine leistungsmotivierte Person bessere Prüfungsnote erhalten
Ein Bedürfnis wird von bestimmten Gefühlen begleitet
Beispiel: Person mit hohen Anschlussmotiv wird mehr positive Gefühle erleben, wenn sie mit anderen zusammen ist als Person mit geringem AM; weniger Spaß an Partys
Ein Bedürfnis führt zu einer Empfindung von Befriedigung, wenn ein gewünschtes Resultat erreicht ist, oder zu einem Gefühl der Enttäuschung, wenn dies nicht der Fall ist
Beispiel: sehr gute/mittelmäßige Note bei hoher Leistungsmotivation
Wie erklärt Murray Verhalten einer Person?
Verhalten kann nicht allein mit dem Auf- und Abbau von Bedürfnisspannungen erklärt werden, neben needs, geht Murray von einer situative Komponente aus (press)
Press(es): situative Bedingungen, die Bedürfnisbefriedigung erleichtern/erschweren
Interaktionismus: Verhalten kann nur durch die Interaktion von Merkmalen der Person (needs) und Merkmalen der Situation (press) erklärt werden
Was ist Alpha-Press? Was ist beta-Press?
Alpha-Press
objektive Merkmale einer Situation, die die Bedürfnisbefriedigung ermöglichen/erschweren
Beta-Press
subjektive Wahrnehmung und Interpretation der Situation, die Bedürfnisbefriedigung ermöglichen/erschweren
-> Diskrepanzen möglich, insbesondere wenn es keine eindeutigen Hinweise auf alpha-press gibt
-> Ob eher alpha- oder beta-presses Verhalten beeinflussen, hängt davon ab, wie eindeutig alpha-presses sind.
Was ist der Thematischer Apperzeptionstest (TAT)?
Erfassung von Need-Press Konstellationen
30 Bildtafeln mit mehrdeutigen Szenen
Personen sollen dazu eine Geschichte erzählen
Wie kam es zu der Szene? Was passiert im Moment?
Was denken & fühlen die Akteure? Wie geht es weiter?
Annahme: Interpretation der Szenen ist von der
Persönlichkeit der interpretierenden Person beeinflusst,
eigene needs und press werden auf die Szenen
projiziert (= projektives Verfahren)
Wiederholende need-press-Konstellationen werden für Person als charakteristisch betrachtet (s. Einheitsthema
Was wird am TAT kritisiert?
mangelnde Ökonomie (zeitaufwändig)
mangelnde Objektivität (Interpretation)
geringe Reliabilität
geringe Validität (Bedürfnisse/Presses oder mgl. Kreativität?)
Wie wird der TAT optimiert?
standardisierter Auswertungsschlüssel (McClelland et al. 1953)
Semi-projektive Verfahren (z.B. Multi- Motiv-Gitter, Sokolowski et al., 2000)
Wie sieht die aktuelle Entwicklung des TAT aus?
• indirekte Motiverfassung zunehmend im Fokus, z.B. Motive Superiority Measure (Eichstaedt, 2004)
Was sind die Ausgangspunkte für die Theorie von Abraham Maslow? (1908-1970)
Maslow: Bedürfnisse als zentraler Gegenstand der Persönlichkeit, aber Ablehnung der psychodynamischen Konzeption der Persönlichkeit
Mitbegründer der humanistischen Psychologie
Was ist Humanistsiche Psychologie?
1962: Gründung der American Association of Humanistic Psychology
Menschenbild. Abgrenzung gegenüber mechanistischen & deterministischen Menschbilds der psychodynamischen Modelle und des Behaviorismus:
lehnen psychodyn. Persönlichkeitsmodell wegen seines pessi. Menschenbilds ab (Mensch unter dem beständigen Einfluss irrationaler, sozial unverträglicher Triebwünsche)
Mensch kein „reaktiver Mechanismus“, dessen Verhalten unter Kontrolle äußerer Bedingungen und Einflüssen steht (frühe lerntheoretische Erklärungen)
Abgrenzung gegenüber dem mechanistischen & deterministischen Menschbild der Psychodynamischen Modelle oder des Behaviorismus
Optimistisches Menschenbild: der Mensch ist motiviert und fähig zur lebenslanger Weiterentwicklung seiner Persönlichkeit
Autonomie, Sinnfindung und Selbstverwirklichung als höchste Ziele der Persönlichkeitsentwicklung
Der Mensch ist von Natur aus mit Kompensations- und Selbstheilungskräften ausgestattet
Was ist die bedürnispyramide nach Maslow?
Annahme, dass (angeborene) Bedürfnisse einer hierarchischen Ordnung folgen, die sich als Pyramide darstellen lässt
Bedürfnisse einer höheren Stufe werden erst dann bedeutsam, wenn darunter liegende Bedürfnisse erfüllt sind
Persönlichkeit: Ausprägungsprofil der Bedürfnisse und des Entwicklungsstands des Individuums in der Bedürfnispyramide
Was sind Mangelbedürnisse? (maslow)
zielen darauf ab, einen Mangel zu beseitigen und folgen dem Prinzip der Homöostase (Streben nach Gleichgewicht, sichert Überleben; Ungleichgewicht unangenehm)
Mangel geht einher mit unangenehmen Gefühlen, die eine Ist-Soll- Diskrepanz (Handlungsmotivator) signalisieren (z.B. Hunger/Sättigung, Chaos/Ordnung, Isolation/Gemeinschaft
-> Beseitigung („Soll“) führt zu angenehmen Gefühl der Zufriedenheit, verstärkt spannungsreduzierendes Verhalten
->Erneuter Mangel: erfolgreiches Verhalten wird wiederholt
-> nimmt bei Befriedigung ab
Was sind Wachstumsbedürfnise?
Selbstverwirklichung:
nimmt bei Befriedigung zu Bedürfnis, die eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten auszuleben
folgt dem Prinzip der Heterostase: Personen werden nicht inaktiv, wenn der Soll-Zustand erreicht wird, sondern generieren neue Sollzustände; „anspruchsvolleres Ziel/Soll“ (Beispiel: Klavierspielen)
Gleitende Veränderung des Sollwerts: Selbstverwirklichung nie ganz erfüllt
Maslow: Prozess des Strebens nach Selbstverwirklichung: Hauptziel der Persönlichkeitsentwicklung
-> nimmt bei Befriedigung zu
Was ist die Kritik/ Würdigung an Maslows Theorie?
zu strenge Abfolge der Bedürfnisbefriedigung in Stufen (z.B. Märtyrer, Kunst in Konzentrationslagern) –
Aber: Stufendurchlässigkeit von Maslow selbst anerkannt
sehr positive, optimistische und folglich, simplizistische Sicht auf die menschlichen Natur
Würdigung: Gegengewicht zu den damalig dominierenden psychodynamischen & lerntheoretischen Ansätzen
Wie sieht das Weiterwirken von Maslows Theorie aus?
• Hohe Augenscheinvalidität: Bedürfnispyramide sehr anschaulich, findet sich vielfach in der (populär)wissenschaftlichen Literatur
Was sind Lerntheoretische Basisannahmen des Behaviorismus?
Environmentalismus: Zum Zeitpunkt der Geburt ist der Mensch bis auf wenige angeborene Reflexe und instinkthafte Verhaltensweisen ein unbeschriebenes Blatt (tabula rasa)
Persönlichkeit ist gleichbedeutend mit einem individuellen Profil an Verhaltens- dispositionen, dessen Erwerb mit den Gesetzmäßigkeiten des Lernens erklärt werden kann
Persönlichkeitsunterschiede sind das Resultat interindividuell unterschiedlicher Lerngeschichten
Auf welche Art versuchen Psychodynamik und Bedürfnisstheorien vs. Lerntheorien Verhalten zu erklären?
Psychodynamik & Bedürfnistheorien
Verhalten wird erklärt durch unbewusste Triebe & innere Motive
Lerntheorien
Verhalten wird erklärt durch vorangegangene Lernerfahrungen (nicht durch „Persönlichkeit“ im engeren Sinn)
Wer sind Begründer der Lerntheoretischen Konzepte der Persönlichkeit?
John B. Watson und Burrhus F. Skinner
Mitbegründer des Behaviorismus
Persönlichkeitseigenschaften als Resultat der individuellen Lerngeschichte durch klassische & operante Konditionierung
Albert Bandura
Soziale Lerntheorie: Lernen am Modell als zentraler Aspekt der Persönlichkeits- entwicklung (z.B. Bobo-Doll Experiment)
Ivan Pavlov
Konzept der klassischen Konditionierung
Welche Formen des Lernens gibt es?
Das kleine Kind meidet die heiße Herdplatte, weil ...
die Mutter laut schreit, wenn es der heißen Herdplatte zu nahe kommt
->klassisches Konditionieren
es einmal darauf gefasst und sich weh
getan hat
->operantes Konditionieren
es beobachtet hat, wie sein Bruder
darauf gefasst und sich weh getan hat
->Beobachtungslernen
Wie kommt es zum Modelllernen (auch Nachahmungslernen, Beobachtungslernen)?
Sozial kognitive Lernthorie - Albert Bandura
Bandura beschreibt zwei zentrale Phasen (Aneignungs-, Ausführungsphase)
Was ist das Bobo-Doll Experiment?
Aufbau des „Bobo-Doll“-Experiments (Bandura et al., 1963)
Kindergartenkinder beobachteten Erwachsene, die eine Clownspuppe misshandelten (Experimentalgruppe)
Kontrollgruppe beobachtete Erwachsene, die Clownspuppe nicht misshandelten
die Erwachsenen wurden danach für die Misshandlung belohnt, bestraft, oder es folgte keine Konsequenz
die Kinder konnten danach selbst mit der Clownspuppe spielen:
Verhaltensbeobachtung
Was ist die Kritik und was Weiterwirken Lerntheoretischer Konzepte der Persönlichkeit
Weiterwirken
Formulierung von Theorien, die empirisch und experimentell überprüfbar sind
Beschreibung grundlegender Gesetzmäßigkeiten des assoziativen Lernens
Lerntheorien bilden die Grundlagen für wirksame, verhaltenstherapeutische Interventionsmaßnahmen (Konfrontation, systematische Desensibilisierung etc.)
Kritik
Reduktion der Persönlichkeit auf direkt beobachtbare Reize & Reaktionen (Behavioristen)
Vernachlässigung biologischer (genetischer) Einflüsse auf die Persönlichkeitsentwicklung
Lerntheorien können Verhaltensweisen, die komplex, willkürlich begründet, oder nicht verstärkt wurden, nur unzureichend erklären
Vernachlässigung der Bedeutung des emotionalen und kognitiven Innenlebens (Urteilsdispositionen, Denkstile, Motive/Bedürfnisse, Werthaltungen und Fähigkeiten)
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