Was verstehen Laien unter Intelligenz?
Feststellung: implizite Intelligenztheorien sind im Alltagsleben von enormer Relevanz (Schule, Beruf, Familie, Partnerwahl etc.)
führte u.a. Studien zum Alltagsverständnis der Intelligenz durch
Einstufung der für idealtypisch intelligente Personen als charakteristisch angesehenen Verhaltensweisen
Problemlösefähigkeit
verbale Fähigkeiten
soziale Kompetenz
-> Interkulturelle Unterschiede & gemeinsamkeiten
Was sind Bedeutungsbereiche der Intelligen?
Intelligenz als Problemlösefähigkeit manifestiert sich in unterschiedlichen Problembereichen (Arten oder Formen der Intelligenz):
abstrakte Probleme -> akademische Intelligenz
wird mit den gängigen Intelligenztests erfasst
Verbale Fähigkeiten
Nummerische fähigkeiten
Figurale Fähigkeiten
Intelligenz-Struktur-Test 2000-R (IST-2000-R) verbale, numerische und figurale Fähigkeiten sowie Schlussfolgerndes Denken als integratives Maß (optional Merkfähigkeit und Wissen)
Berliner Intelligenz-Struktur-Test (BIS IV) verbale, numerische und figurale Fähigkeiten in den Bereichen Bearbeitungsgeschwindigkeit, Verarbeitungskapazität, Gedächtnis und Einfallsreichtum
Wilde Intelligenz-Test (WIT-II) Vielzahl unterschiedlicher Fähigkeiten
praktische Probleme -> praktische Intelligenz
technisch-mechanische, räumliche und planerisch-organisatorische Fähigkeiten
kann u.a. mit Arbeitsproben/Simulationen erfasst werden
zwischenmenschliche Probleme -> soziale Intelligenz
Fähigkeiten zur Bewältigung/Lösung zwischenmenschlicher Probleme
Thorndike (1929): soziale Sensitivität vs. Handlungskompetenz
kann u.a. mit Simulationen/Rollenspielen erfasst werden
emotionsbezogene Probleme -> emotionale Intelligenz
Fähigkeiten zum Erkennen/Bewerten und Ausdruck sowie der Nutzbarmachung von (eigenen u. fremden) Emotionen für Denken, Handeln und Problemlösung
vielfältigste, aber wenig allgemein akzeptierte Messmethoden
komplexe, vernetzte Probleme -> operative Intelligenz
Fähigkeiten zum Lösen komplexer Probleme (d.h. multidimensionaler, vernetzter, dynamischer, partiell intransparenter, polytelischer und offener Probleme)
Erfassung z.B. über Simulationen
„unzureichend gelöste“ Probleme -> Kreativität
Fähigkeiten zur Schaffung neuer/origineller und brauchbarer/praktikabler Lösungen für ein bestehendes Problem
Erfassung über biografische Methoden und Tests
Was sind zentrale Forschungsfragen Strukturtheoretiker?
Was ist Intelligenz?
Strukturmodelle der Intelligenz: Wie viele unterschiedliche Intelligenzen gibt es? Wie ist Intelligenz organisiert?
Intelligenzmessung
Korrelate der Intelligenz
Was ist die Spearman: Zwei-Faktoren-Theorie
Befund: Intelligenztestleistungen korrelieren sehr hoch miteinander bzw. ergeben einen gemeinsamen Faktor
jede Art intelligenten Verhaltens somit auf einheitliche Begabung rückführbar
Jedes Maß für Intelligenz beruht auf zwei Faktoren:
allgemeiner Generalfaktor (g-Faktor), der an allen Intelligenztestleistungen beteiligt ist
aufgabenspezifische Spezialfaktoren
Wie kann “g” definiert werden?
Auf der Verhaltensebene beschreibt Spearman den g-Faktor:
als eine abstrakte Fähigkeit, Beziehungen zwischen Objekten, Ereignissen und verschiedenen Informationen zu erkennen und daraus Schlussfolgerungen abzuleiten.
Wie kann “g” gemessen werden?
Das Konzept des g-Faktors genießt heute hohe Popularität
man geht davon aus, dass ca. 40% der Varianz in einzelnen
Intelligenztestleistungen durch „g“ erklärbar sind (z.B. Deary et al. 2015)
Intelligenztests, die einen globalen IQ ausweisen, folgen (implizit) dem Konzept des g-Faktors von Spearman.
Was ist der Raven Test (Messung G)
• John Raven: Entwicklung eines Matrizentests zur Intelligenzmessung, frei von kulturellen und sprachlichen Einflüssen:
Standard-Progressive Matrices (1938), später Advanced-PM
weisen sehr hohe „Ladung“ auf g auf
deutsche Version: Bulheller & Häcker, 2009, auch für Kinder
-> Matrizen aus einer Reihe von Mustern, in der eines fehlt („Progressive“ = Matrizen sind fortwährend schwerer zu lösen)
Primärfaktoren-Modell (Thurstone (1938, 1941))
Befund: nicht alle Intelligenzleistungen korrelieren gleichermaßen
Annahme: Intelligenz als ein komplexes Bündel mehrerer gemeinsamer Faktoren (Primärfaktoren):
1) p: perceptual speed
Wahrnehmungsgeschwindigkeit
Aufgabenbeispiel:
Sind zwei Buchstabenreihen gleich?
Leistung:
Fähigkeit zum schnellen und richtigen Erkennen von Ähnlichkeiten/Unterschieden
2) i: induction / r: reasoning
Schlussfolgerndes Denken
Figuren-, Zahlen-, Buchstabenreihen fortsetzen
Erkennen von Zusammen- hängen/Gesetzmäßigkeiten
3) w/f: word fluency
Wortflüssigkeit
viele Wörter mit A finden
Sprachfertigkeit, Flexibilität
4) m: memory
Gedächtnis
kurz dargebotene Symbole wiedergeben
Merkfähigkeit
5) v: verbal comprehension
Sprachverständnis
Synonyme/Antonyme finden
Verständnis für in Worte gefasste Konzepte
6) n: number
Rechenfertigkeit
Rechenaufgaben
Rechenfertigkeit, Erkennung und Verstehen quantitativer Unterschiede
7) s: space
Raumvorstellung
Sind zwei im Raum gedrehte Körper gleich?
Veranschaulichung von Beziehungen von Teilen von Objekten
Ist Intelligenz eine einheitliche Fähigkeit oder ein aus Teilleistungen zusammengesetztes Fähigkeitsbündel?
Unterschiedliche Antworten durch Spearman und Thurstone haben v.a. methodische Ursachen:
Thurstone verwendete heterogenere Aufgaben, die untereinander weniger stark korrelierten
zudem homogenere Stichprobe (Einschränkung der Leistungsvarianz – Unterschätzen der Korrelation)
Faktorenanalyse, die Interkorrelationen der Primärfaktoren erlaubt
Spearman: JA! (g-Faktor)
Thurstone: NEIN! (Bündel aus 7 Primärfaktoren)
Wie sind Hierarchische Modelle: Cattell (1966) aufgebaut?
Was ist der Unterschied zwischen fluider und kristallisierter Intelligenz?
Fluide Intelligenz (gf)
Fähigkeit, unbekannte Probleme und neue Situationen zu meistern
angeboren oder durch beiläufiges (inzidentelles) Lernen erworben, im Alter tendenzielle
Abnahme
Kristallisierte Intelligenz (gc)
Fähigkeit, erworbenes (faktisches und prozedurales) Wissen auf Problemlösungen anzuwenden
wissensabhängige, kulturell vermittelte und durch gezielte (intentionale) Lernprozesse erworbene Denkleistungen, Leistung nimmt i.d.R. zu
Was ist die Investmenttheorie der Intelligenz?
angeborenes Potenzial (fluide Intelligenz) wird im Laufe der Sozialisation in den Aufbau bereichsspezifischen Wissens (kristallisierte Intelligenz) „investiert“
Was sind die Grundannahmen des Berliner Intelligenzstrukturmodell?
integratives Modell der deutschsprachigen Intelligenzforschung: vereinigt konkurrierende Elemente von Spearman, Thurstone & Guilford
Ausgangspunkt: Katalogisierung sämtlicher Intelligenz- und Kreativitätstestitems: explorative Faktorenanalyse
auf höchster Abstraktionsebene: g-Faktor
teilt allgemeine Intelligenz in 2 Strukturbereiche
Inhalte: figural/bildhaft, verbal, numerisch)
Operationen: Bearbeitungsgeschwindigkeit, Gedächtnis, Einfallsreichtum, Verarbeitungskapazität)
Berliner Intelligenz Struktur Test (BIS-4)
BIS-4
Test operationalisiert BIS Modell 1:1
bildet in vielen Bereichen Aufgaben mit Alltags- bezug ab
Kritik
Normbasis: lediglich 16- 19-jährige deutsch- schweizerische Gymnasiasten und Mittel- schüler behindert breiten Einsatz
Wie ist Akademische Intelligenz strukturiert?
Integrative, hierarchische Modelle
• Cattell: Thurstone‘s Primärfaktoren fallen auf höheren Abstraktionsebenen zusammen in die generellen Intelligenzfaktoren fluide Intelligenz (= Potenzial) und kristalline Intelligenz (= Wissen), die wiederum zusammenfallen in Spearmans g-Faktor
Integrative, multimodal Modelle
• Jäger: Intelligenzleistungen durch mehrere Modi bestimmt (Inhalte vs. Operationen), wobei die einzelnen Teilbereiche Thurstone‘s Faktoren repräsentieren und die Gesamtleistung Spearmans g-Faktor
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