Geistliche vs. weltliche Lyrik
Was- Seite = Thematische Untergattungen
gerade bei älteren Gedichten (z.B. Barock, Aufklärung) ist die Zuordnung zu weltlicher oder geistlicher Lyrik wichtig
geistliche Lyrik
thematisch und sprecherseitig durch ihre vorwiegend religiöse Ausrichtung geprägt
Bezüge zur religiösen Praktiken wie Gebet und Gottesdienst
intertextuelle Bezüge z.B. zur Bibel und anderen religiösen Schriften
im Gegensatz dazu spielt Religion in weltlicher Lyrik nur eine untergeordnete oder gar keine Rolle
Liebeslyrik
Untergattung: petrarkische Lyrik
Nachahmung der Dichtung Petrarcas (1304-1374) als zweites erotisches System von europäischer Geltung nach dem Minnesang
Thematischer Fokus: vergebliche Liebe zu einer schönen, unerreichbaren Frau
vorzugsweise in Sonettform
festgelegte Motive und Bildelemente, die Sehnsucht und Liebesschmerz ausdrücken (z.B. Antithesen, z.B. Lust und Leid, Flammen und Tränen, Leben und Tod; auch Blickrichtung der Beschreibung: von oben nach unten)
Liebeslyrik besonders im Barock, der Romantik und bei Goethe insgesamt
Naturlyrik
Untergruppen: Tiergedichte, Pflanzengedichte, Jahreszeitengedichte
Naturerscheinungen (Landschaft, Wetter, Tier und Pflanzenwelt) als Zentralmotive, die auf dem Erlebnis der Natur aufbauen
Barock: Natur wurde religiös aufgeladen und heilsgeschichtlich gedeutet, stand aber selbst im Hintergrund (z.B. Gryphius Einsamkeit)
Aufklärung: Ernsthafte Auseinandersetzung mit der Natur im 18. Jhd. (z.B. Barthold Heinrich Brockes, Irdisches Vergnügen in Gott) -> erster eigenständiger Naturlyriker deutscher Sprache. Natur auch hier als Mittlerin zw. Mensch und Gott, als Ergebnis v. Gottes Schöpfung. Brockes überwindet alleine mit dem Titel seines Hauptwerkes die Trennung zwischen geistlichen und weltlichen Gedichten
Sturm und Drang: subjektivistische Wendung, z.B. Maifest (Goethe)
Romantik: Natur als Gegenwelt zur gesellschaftlichen Wirklichkeit (Stichwort Entgrenzung)
Realismus: Das romantische Kokettieren mit Naivität schlägt in tatsächliche Naivität um, Dichter oder Wanderer als Metaphern (Sehnsucht/Gegenwelt) werden wörtlich genommen
Politische Lyrik
Gedichte mit vorwiegend politischen Themen und Anwendungszielen
Hat ihre Wurzeln im Vormärz, war dort dominierende literarische Gattung
Wird besonders im Naturalismus und auch in der Weimarer Republik fortgesetzt
Später auch in Literatur der BRD und DDR
Selbstreferenzielle Lyrik
auch: poetologische Lyrik
im engeren Sinne: Thematisierung ganzer Dichtungslehren
im weiteren Sinne: Gedichte, die vom Schreiben, Lesen und dem Phänomen der Literatur handeln
Gelegenheits-/Gebrauchslyrik
Gedichte stehen in direkter Beziehung zu alltäglichen (individuellen oder kollektiven) Ereignissen und Anlässen, die sie kommentierend verarbeiten
Gebrauchslyrik ist ein Konzept der neuen Sachlichkeit, vgl. Kästners Konzept der „indirekten Lyrik“
„Alltägliche Verwendbarkeit“ von Lyrik durch leichte Verständlichkeit und einen greifbaren Realitäts- und Lebensbezug
Lautgedichte und Figurengedichte, konkrete Poesie
Lyrik experimentiert mit ihren materiellen Bestandteilen
z.B. Figurengedichte von Morgenstern, grafische Gestaltung des Texts als Wahrnehmungsobjekt mit eigener Bedeutungsebene, z.B. Der Trichter
z.B. Lautgedichte wie Hugo Balls Karawane
z.B. konkrete Poesie: Sprache wird selbst zum Gegenstand des Gedichts, z.B. Gomringer Schweigen
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