Buffl

Gedichttypen: Wie-Seite = formale Untergattungen

JS
von Johanna S.

Sonett



Wie-Seite = formale Untergattungen

  • Wurzeln liegen im italienischen Mittelalter, erster Höhepunkt im Werk des Renaissance-Dichters Petrarca

  • Einzige Gedichtform, die in der dt. Lyrik vom Barock bis hin zur Gegenwart (mit geringen Unterbrechungen) verwendet wurde

  • 14 Verse, aufgeteilt in zwei Quartette und zwei Terzette -> Versgruppen statt Strophen, weil ungleiche Länge

  • Quartette sind meist im gleichen umarmenden Reim gereimt (a b b a – a b b a) -> dadurch wurde der von Petrarca verwendete Kreuzreim abgelöst. Reimung der Terzette ist freier, z.B. Schweifreim c c d – e e d, aber auch c d c - d c d, c d e - c d e (italien. Tradition) und c c d - e d e (frz. Tradition) kommen vor

  • Versgruppen sind im Barock oft durch Einrückung kenntlich gemacht und nicht durch Leerzeilen

  • Gewichtiger Einschnitt/ Antithetik zwischen den Quartetten und Terzetten, der häufig semantische Entsprechung findet: „Die Quartette stellen in These und Antithese die Themen des Gedichts auf; die Terzette führen diese Themen in konzentriertester Form durch und bringen die Gegensätze abschließend zur Synthese." (Metzler zitiert nach Burdorf) -> Antithetik auch innerhalb der beiden einzelnen Terzette und Quartette zueinander und innerhalb der einzelnen Verse

  • Sonderform englisches Sonett: drei kreuzgereimte Quartette ohne Reimwiederholung mit einem abschließenden Reimpaar (a b a b – c d c d – e f e f – g g), wird teilw. auch in der deutschen Literatur verwendet

  • Barocksonett nach franz. Vorbild verwendet als Versform häufig den Alexandriner

  • Alexandriner: Versform, bestehend aus 12 oder 13 Silben (je nach männlicher oder weiblicher Kadenz) mit Kolongrenze („Zäsur“) nach der sechsten Silbe.

    • Seit Opitz baut sich im Deutschen der Alexandriner aus sechs Jamben auf: v – v – v –|v – v – v – (v)

  • Ab 1800 in Fortführung der ital. Tradition auch Endecasillabo

    • Endecasillabo: Gereimter Elfsilbler mit weiblicher Kadenz. Im Deutschen jambisch reguliert (z. B. „Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten“, v ‐ v ‐ v ‐ v ‐ v ‐ v) und auch mit männlicher Kadenz auftretend (dann: akatalektischer jambischer Fünfheber)

  • Ausgeprägte Selbstreferenzialität:

    • oft ist das Thema nichts anderes als Sonett selbst, seine lange Tradition und seine durch die strenge Form gegebene „Herausforderung“

    • es gibt unzählige Sonette, deren Thema nichts anderes als das Sonett selbst ist: seine lange Tradition, seine durch die strenge Form gegebene "Herausforderung" und andere Aspekte reizen und beschäftigen die Schriftsteller immer

  • Zuspitzung der formalen Virtuosität: Sonettkranz

    • 14 + 1 Einzelsonette, jedes Sonett nimmt in seinem ersten Vers den Schlussvers des vorangehenden Sonetts auf, aus den 14 Schlusszeilen ergibt sich in unveränderter Reihenfolge das 15. Sonnet, auch „Meistersonett“ genannt


Elegie und Epigramm



Wie-Seite = formale Untergattungen

  • aus der Antike stammende Sub-Gattung, die formal oder inhaltlich definiert werden kann

    • formale Definition: ein in Distichen verfasstes Gedicht, das sich durch seinen größeren Umfang vom Epigramm unterscheidet, welches gewöhnlich nur aus einem Distichon besteht. Die längere Elegie kann (muss aber nicht) strophisch gegliedert sein

    • inhaltliche Definition: a) als sanfte, erhaben melancholische oder resignative Klage (auch Totenklage) oder b) als Liebesgedicht in der Tradition der lateinischen erotischen Elegie

  • elegisches Distichon: Aus einem Hexameter und einem Pentameter gebildete metrische Einheit, die in Elegien und Epigrammen auftritt

    • Hexameter: Ungereimte sechshebige Versform mit daktylischem Grundmetrum, bei dem die ersten vier Füße zu Trochäen verkürzt werden können. Der fünfte Fuß ist immer daktylisch, der letzte Versfuß ist immer katalektisch (hier: trochäisch): ‐ v (v) ‐ v (v) ‐ v (v) ‐ v (v) ‐ v v ‐ v (- betont, v unbetont)

    • Pentameter: reimloser Vers mit sechs Hebungen, in den ersten beiden Versen können die Daktylen zu Trochäen verkürzt werden. Zweite Vershälfte beginnt mit zwei Daktylen und endet erneut mit einer für sich stehenden Hebung  ‐ v (v) ‐ v (v) ‐‘ ‐ v v ‐ v v ‐; charakteristisches Merkmal ist, dass die dritte und vierte Hebung unmittelbar aufeinander folgen, so dass hier ein metrischer Akzent („Hebungsprall“) liegt. Beispiel: „Straßen, redet ein Wort! Genius, regst du dich nicht?“ (Goethe)


Epigramm

  • besteht meist nur aus einem einzigen elegischen Distichon

    • Originalität, Prägnanz und scharfsinnig-antithetische, oft satirische Zuspitzung

    • Von Barock bis Weimarer Republik sehr verbreitet


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Johanna S.

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