Vorlesung X

Das Arbeitsgedächtnis (working memory) ermöglicht die kurzfristige Speicherung (Aufrechterhaltung) und Manipulation von Informationen.

• Begrenzte kognitive Ressource, im Gegensatz zum Langzeitgedächtnis stark kapazitätsbeschränkt

• Menge der Elemente, die gleichzeitig aufgerufen und verarbeitet werden kann -> Gedächtnisspanne

Aufgabe, in der eine Serie von Buchstaben dargeboten wird,

• wobei nur auf solche Buchstaben reagiert werden soll, die mit dem Buchstaben identisch sind, der zwei oder drei Durchgänge zuvor dargeboten wurde

• erfordert die kontinuierliche Überwachung und Aktualisierung des Arbeitsgedächtnisses.

• Steigerung fluider Intelligenz durch Training in AG-Aufgaben

• Leistungssteigerung in AG-Aufgabe nach Anzahl der Trainingstage

1. Prä-Messung

   • Intelligenz (Matrizen) und AG (n-back)

2. Training

   • nur n-back (8-19 Tage außer Wochenenden, jeweils ca. 30 min)

     • Adaptives Training: individuelle Leistungsanalyse nach jedem Block < 3 Fehler, dann n+1, > 5 Fehler, dann n-1

3. Post-Messung

   • Intelligenz (Matrizen)

• Fehlen einer aktiven Kontrollgruppe (d.h. Verwendung von passiven Kontrollgruppen)

  • daher Hawthorne, Placebo-Effekte, ...nicht ausschließbar

• Hawthorne-Effekt: abhängig vom Involvierungsgrad des Probanden (weil sie unter „Beobachtung“ stehen) ändert sich sein Verhalten in Studie

• Versuchsleitereffekte

• Verbesserungen im Digit Span Test aber nicht im Reading Span Test

  (= near-transfer Befunde von AG Training bei Jaeggi also gemischt!)

• Keine Untersuchung der Dauer der Trainings- und Transfereffekte (Zeitstabilität?)

-> Insgesamt sehr gemischte Befundlage

• Verbale Intelligenz: prädiktiv für alle Noten - sprachliche Natur des Unterrichts!

• Numerische Intelligenz: prädiktiv für Mathe und Naturwissenschaften

• Numerische und figurale Intelligenz: nicht prädiktiv für Sprachenfächer

• Schlussfolg. Denken (Gesamtskala): insb. prädiktiv für Mathe/Naturwissenschaften

• Für Sprachenfächer, auch Geographie insb. Wissensskalen prädiktiv (gc - Geo: r = -.38)

• Effekte für alle vier mit dem BIS gemessenen Teilaspekte der Intelligenz (Operationen!)

• Geringe US in der Höhe, alle Operationen sagen Schulnoten in ähnlicher Höhe vorher

• MW vieler Tests und Fächer (r= .50 -.60): Intelligenz entspricht also zu nicht unerheblichem Teil der Fähigkeit, in der Schule gute Noten zu erzielen.

Ergebnisse des BIS widerspiegeln über Inhaltsdimensionen (verbal, numerisch, figural) gemitteltes Ergebnis

g

• abhängig von Art des Unterrichts (bei individualisiertem Förderunterricht geringer (Weinert & Petermann, 1980)

mögliche Gründe:

1. Schrumpfung der

   Intelligenzvarianz (Homogenität)

2. Noten spiegeln zunehmend akkumuliertes Wissen wider

• in denen sich neue Anforderungen stellen, die in begrenzter Zeit bewältigt werden müssen (Einarbeitung in neue Aufgabenfelder)

• In unsere Informationsgesellschaft wird die Bedeutung von Intelligenz im Vergleich zu bereichsspezifischem Wissen eher zu- statt abnehmen

• Allgemeine kognitive Leistungsfähigkeit g ist inhaltsinvariant und gestattet deshalb die rasche Einarbeitung in beliebige neue Anforderungsfelder; Expertise ist an Inhaltsgebiete gebunden

• Intelligenz für Führungseffektivität weniger relevant (r = .27) – im Vergleich dazu Persönlichkeit (E: r = .31, G: r = .28, N: r = -.24)

• Gesundheit und körperliche Leistungsfähigkeit

  • (z.B. gesundheitsförderliche Ernährungsgewohnheiten [+],Säuglingssterblichkeit [–], Langlebigkeit [+], Unfallneigung [–])

• Interessenlagen

  • (z.B. Breite und Tiefe der Interessenlagen [+], sportliches Engagement [+])

• Moral

  • (z.B. Delinquenz [–], Punkte in einer Lügenskala [–], rassistische Vorurteile [–], Breite des Wertekanons [+])

Längstschnittstudien:

Schaie (2005):

• Kohorteneffekte: höhere Leistungen bei späteren Generationen

• Stetiger Leistungsabfall von 25-80-jähr. im induktivem Schließen (bzw. gf), räumlicher Orientierung

• ansteigende/stabile Leistungen in verbalen Fähigkeiten

• Alterseinbußen in geschwindigkeitsbezog. Aufgaben; altersbedingter Rückgang der Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit

Salthouse (1996)

• Alterseinbußen in gf verschwinden nahezu vollständig, wenn mental speed statistisch kontrolliert wird

• Korrelation zwischen Alter und Leistung in Ravens Matrizentest: r = -.57 -> reduziert sich auf r = -.24, nachdem mental speed statistisch kontrolliert wird

• verminderte Funktionstüchtigkeit des dlPFC (zentrale Rolle für exekutive Funktionen; zudem AG-Kapazität als Faktor für Alterseinbußen identifiziert )

Unterschied in der allgemeinen Intelligenz vernachlässigbar (0 – 4 IQ-Punkte). Seit ein paar Jahren sind Frauen hier auch am Aufholen.

• neben vielfältigen Sozialisations- und Umweltbedingungen werden auch biologische Ursachen diskutiert:

  • Bessere Raumvorstellung der Jungen tritt häufig erst mit der (Vor)Pubertät in Erscheinung – biologische, hormonelle Einflüsse, z.B.:

  • Raumvorstellungsleistungen männlicher Probanden variiert mit der jahreszeitlichen und täglichen Fluktuation des Testosteronspiegels (Moffat & Hampson, 1996)

  • Testosterongabe führt zu Verbesserung der Leistungen bei räumlichen Aufgaben (Cherrier, 1999)

Konzept des „stereotype threat“ (Steele, 1997): beschreibt Besorgnis einer Person, dass ihr Verhalten ein negatives Stereotyp bestätigen könne. Dabei kann es zu selbsterfüllenden Prophezeiung führen, indem Angst das Verhalten im Sinne des Vorurteils beeinflusst.

etwas mehr Männer (Rot) als Frauen (Grün) bei den Höchstbegabten

-> Effekt nimmt jedoch aktuell ab