Gründe für eine TDD
Risikominimierung – Entscheidungsgrundlage für Kauf oder Verkauf von Immobilien
Aufdecken Risiken (mögliche „deal-breaker“) ebenso wie das Aufzeigen möglicher Chancen (z.B. noch nicht genutzte Entwicklungspotentiale der Immobilie/Liegenschaft)
Kaufpreisverhandlung sichern
Baulichen und technischen Zustand festhalten
Vorbereitung von Sanierungs- Umnutzungs-, Modernisierungsmaßnahmen
im Rahmen anstehender Mieterwechsel
erforderliche Bestandsentwicklungen
Potentialanalysen (in Bezug auf Nachhaltigkeit und CO²-Reduzierung)
Gesetzliche Neuerungen als Auslöser (z.B. Offenlegungsverordnung, seit 10. März 2021 gültig)
Handlungsempfehlungen zur Optimierung der Immobilien im Betrieb
Budgetplanungen
Beurteilung von Projektentwicklungen
Aufdecken möglicher Planungs-, Kosten-, Qualitätsrisiken
Ziele / Mittel / Maßnahmen (WICHTIG!)
Ziel: Objektivierung von Chancen und Risiken (hilfreich für beide Seiten!) - Sicherung einer erfolgreichen Transaktion
Mittel: Prüfen des Objekts
Datenraumprüfung bzw. Dokumentensichtung (Brandschutzkonzept, Wartungsprotokolle etc.),
In-Augenscheinnahme im Rahmen eines Ortstermins (Prüfung der offensichtlichen Mängel),
Informationsbeschaffung / Einholen fehlender Unterlagen, sachkundige Erfahrung der Experten,
Nutzen von Vergleichswerten (benchmarks)
Maßnahmen: Erstellung eines Untersuchungsberichts
individuell vereinbartes Format z.B. als CapEx-Tabelle, Red-Flag-Report oder vollumfänglicher Bericht (sogenannte bankable report) -> Kein Gutachten (keine Bausachverständigen)
Ziel der Technischen DD
Überprüfung der Angaben des Verkäufers
Chancen-Risiko-Analyse -> Was erwartet der Investor?
Zustandsbewertung des Objekts
K.O.-Kriterien / Deal-Breaker aufdecken (bau-/umwelttechnischer Art, heute auch in Bezug auf Nachhaltigkeitsaspekte – „stranded asset“)
Aufdeckung von versteckten Kostenverursachern und Kostenprognose für empfohlene Maßnahmen
Verhandlungspotenziale aufzeigen à Kaufpreisfestsetzung
Entscheidungsgrundlage für spätere Investitionen durch verlässliche Aussagen über den technischen Zustand der Immobilie
Schaffung einer Datengrundlage für „die Zeit danach“…
Kerninhalte der TDD-Berichte
Technische Eckdaten: allgemeine, relevante Objektdaten
Lage- und Objektbeschreibung
Soll-Ist-Abgleich des Zustandes (Wartung / Instandhaltung)
Technische Analyse des Kaufobjektes (div. Detailtiefe...)
CapEx - Mängel und Schäden: Auflistung sowie eine Einschätzung der Kosten (Kostenprognose!) für deren Behebung mit Darstellung der erforderlichen Maßnahmen
Dokumentenprüfung (incl. Auflistung der Unterlagen)
Handlungsempfehlungen: z.B. vertiefende Betrachtung (Brandschutz, Umwelt), mögliche Drittverwendung
Fotodokumentation (Bauwerk, wesentliche Mängel
Fragen des Verkäufers?
Was steht der Vermarktung entgegen?
Wo liegen die Stärken und Schwächen meiner Immobilien
z.B. Inwieweit sind Sanierungen, Umnutzungen oder Projektentwicklungen (vor Verkauf) ggfs. noch sinnvoll?
Wäre eine Wertschöpfung durch solche Maßnahmen überhaupt erzielbar?
Welche Kosten kämen auf mich zu, wenn ich die Mängel selbst noch beheben würde?
Fazit: Welche Strategie wähle ich für den Verkauf? Was wäre der angemessene Verkaufspreis?
->ACHTUNG: Unterschiedliche Blickwinkel für die TDD beim An- bzw. Verkauf!
MERKE „Die technische Due Diligence ist ein Werkzeug des Risikomanagements – die TDD ist aber keine Garantieerklärung
Ablauf einer TDD
Aktion / Koordination durch den Investor
Anbahnung
Objektangebot direkt über Makler -> Prüfung: passt angebotene Objekt ins Portfolio?
Vorprüfung
anhand mitgelieferter Daten / Dokumente (Kalkulationen, Renditebetrachtungen)
Entscheidung
Interne Entscheidung (Weiterverfolgung mit dem Ziel eines LOI* oder Ablehnung)
Kaufpreisallokation
Gebotsabgabe unter Vorbehalt der Due Diligence Ergebnisse und „Board Approval“
Teambildung
Bildung eines interdisziplinären Teams zur Durchführung der gesamten Due Diligence mit Teamleader und Ressortverantwortlichen
LOI (ggfs. Datenraum-Zugang)
Abschluss mit dem Verkäufer eines sogenannten „Letter of Intent“ mit dem Ziel, eine Verhandlungs-Exklusivitätsfrist zu erhalten und somit Kosten zu sichern
Start Due Diligence
Interne Freigabe zur Durchführung einer DD-Prüfung
Zieldefinition
Festlegung der Strategie: Bestandsobjekt, Erwerb und Weiterveräußerung, Erwerb für Dritte (z.B. Fonds)
Anforderungen und Umfang
Festlegung genereller Anforderungen
Angebot und Beauftragung
Dienstleistungsangebot -> Auftragserteilung
Prüfungsstart (durch Dienstleister)
Start der Dokumentenprüfung (meist via Virtual Data-Room) alternativ: Prüfung der Unterlagen vor Ort
Bericht (durch Auftragnehmer)
Technischer Due Diligence Report als Entscheidungsgrundlage für den Investor (wahlweise: einstufig oder zweistufig: Red Flag und danach erst Full Report)
Gesamtbericht
Zusammenfassung aller Einzelreports mit Key-Facts und Empfehlungen
Arten der TDD / Durchführung / Berichtsinhalte
Die 3 wesentlichen Bestandsteile einer DD-Prüfung
—> alte Klausuraufgabe
Dokumentation: Einsichtnahme in die zur Verfügung stehenden Dokumente in virtuellen oder physischen Datenraum
Pläne, Baugenehmigungen, Baubeschreibungen, Wartungsunterlagen, Mietverträge etc.
WICHTIG:
Vollständiger DR zu Beginn der Einsichtnahme (Nachlieferungen vermeiden) -> Vereinbarung „Redaktionsschuss”
Übersichtliche Dokumentation aller Unterlagen
Vorlage aller Anlage
Q&A- Liste
ACHTUNG: unvollständige Dokumentation kann bis zu 20% KP-Abzug verursachen
Ortstermin: In-Augenscheinnahme und Begehung des Transaktionsobjektes sowie Befragungen der Objekt- / Facility-Manager und der technischen Leiter
Ziel: Untersuchung der Bausubstanz und der Gebäudetechnik nach augenfälligen Mängeln und technischen K.O.-Kriterien wie
Nicht behobene Schäden an der Gebäudehülle, die bereits substanzschädigende Folgen zeigen
Vorhandensein von Kältebrücken in erheblicher Anzahl, die nicht oder nur sehr aufwändig beseitigt werden können
Feuchtigkeit, Grundwasser, Hochwasserbereich von Flussläufen -> wiederkehrender Wassereintrag in Gebäude, Grundwasserverunreinigung
Alter (Erreichen der Lebenszeit / üblichen Lebensdauer)
Kurz: Einschätzung des Instandhaltungsstaus
Bericht: Auswertung der Ergebnisse, Kostenschätzung und Empfehlungen – in den verschiedensten Formaten (tabellarisch, mit Lang- oder Kurztext, reine CapEx-Tabellen…)
Instandhaltung und Instandsetzung
Worauf achten wir bei der Begehung?
Die TDD dient im Wesentlichen der Einschätzung des Instandhaltungsstaus und Instandsetzungsbedarfs
diese Faktoren fließen unmittelbar in Renditerechnung sowie Bewirtschaftungsstrategie des Investors ein
Erforderlich neben Mängeln auch die Zeit für des Schadenseintritts zu erfahren, um zukünftig zu erwartende Instandsetzungskosten in Investitionsrechnung berücksichtigen zu können (CapEx kurz-, mittel- und langfristige Horizonte)
Definition Instandhaltungsstau
Sofort fällige Kosten = „Instandsetzungsstau“
Kurz- und mittelfristige Kosten = Instandsetzungsbedarf für weitere Kalkulation
Wichtiges Kriterium: Welche Kosten können auf den Mieter „umgelegt“ werden? (ggfs. nur 30% der TGA als „Verbesserungen“…)
Unterschiede in Inhalt und Aufbau des TDD-Berichts
Inhalt und Aufbau unterscheiden sich üblicherweise nach:
Art der Beauftragung (Ankaufs- oder Verkaufs-DD)
Baujahr / Alter des Objektes (Bestandsobjekt oder Neuplanung)
Assetklasse (z.B. Büro- und Verwaltungsbau, Wohnungsbau, Logistik, etc.)
Art der Transaktion (Single Asset oder Portfoliotransaktion / Asset oder Share-Deal
Typische Gliederung für ein Bestandsobjekt (am Bsp. Eines Single Asset):
Inhaltsverzeichnis
Zusammenfassung und Empfehlung
Einleitung
Objektkenndaten
Risikoeinschätzung
Objektbeschreibung (Städtebau, Gebäude, Außenanlage)
Zustandsbeschreibung
Kosteneinschätzung
Unterlagen
Fotodokumentation
Exemplarischer Auszug eines TDD-Berichts
—> alte Klausurfrage: Lösungen für Probleme nennen
Gemeinsam abfragen!
2. Baukonstruktion
2.1 Tragwerk
Großflächige Betonabplatzung an den Stützen in der Tiefgarage durch Chlorid Eintrag. Offenliegende Bewehrung, Gefahr der fortschreitenden Instabilität (kurzfristig 200k)
Lösung: Reparatur, neue Versiegelung der Parkflächen und Korrektur Entwässerung
Setzungsrisse im Mauerwerk aufgrund Absackung der Pfahlgründung; großflächige Putzabplatzungen im Innenbereich; Gefahr der fortschreitenden Instabilität (Kurzfristig 150k)
Lösung: Detaillierte Untersuchung; hydraulische Anhebung des Fundaments; Reparatur der Oberflächen
2.2 Dachabdichtung
Mangelhafter Ablauf; Bildung von Wasserlachen (mittelfristig 20k)
Lösung: Herstellung eines funktionierenden Gefälles
2.3 Brandschutz
Beispiel: Geländer um Feuerlöscher gebaut
2.4 Fassade
Betonabplatzung an Rampen und Stützen; mangelhafte Überdeckung der Bewehrung
Lösung: Betonsanierung, Anprallschutz installieren
2.5 Wände
Abriss (evtl. Setzungsriss) Mauerwerk von Betonringanker
Lösung: Sanierung
2.6 Fußboden
Sauberlauf: ohne Funktion / Gefahr bei Nässe
Lösung: Ausbau
Maroder, durchfeuchteter Fußboden (Decke offen..); konstruktive Folgeschäden zu vermuten
Generalsanierung
2.7 Fenster und Türen
2.8 Außenanlagen
2.9 .....
3.0 Technik
Wasser im Schaltraum (Wartungsstau)
Lösung: Umgehende Reparatur der wasserführenden Gewerke
3.1 Klima und Lüftung
Abluft wird zu großen Teilen umgehend wieder angesaugt – mangelhafte Kühlleistung; Ineffizienz (fehlende Trennung; unmittelbar gegenüberliegende Wand)
Trennung An- / Absaugung; Vermeidung einer „Prallwand“ durch Umpositionierung
In TDD Bereich werden die obigen Themen aufgelistet, aufgetretene Mängel beschrieben, notwendige Maßnahmen erläutert und eine Kostenaufstellung der Maßnahme gegeben
Ggf. Beispiele vor Klausur aus Skript durchlesen
K.O.-Kriterien in umwelttechnischer Hinsicht
Gebäudeschadstoffe in Baumaterialien
z.B. Asbest, PCB, PCP, Linan, PAK, KMF
Kühlmittel z.B. „R22“ in Klimaanlagen wegen ozonzerstörender Eigenschaften seit Januar 2000 verboten
Altlasten Baugrund: schädliche Bodenverunreinigungen von denen eine Gefahr für Mensch und Umwelt ausgeht
Nutzungsbedingte Schadstoffe z.B. Öl, Cyanide, Chemikalien aus der Produktion, …
ACHTUNG: bei Gebäuden aus den 1970er Jahren und bei sanierten Gebäuden und Grundstücken!
„Faustformel“: Gebäude vor 1995 sind „immer“ gefährlich… - ab 1995 eher nicht…
EDD – Risikoeinstufung nach Baujahr der Gebäude
Vor 1920 ohne spätere Umbaumaßnahmen: gering
Zwischen 1920 und 1950: moderat
teerhaltige Estriche, asbesthaltige Rohrisolierungen sowie Kriegsschlacke möglich
Zwischen 1950 und 1985: hoch
Neben Verwendung von schwach gebundenen Asbestverbindungen oder PCB-haltigen Materialien, zahlreiche, gesundheitsgefährdende Stoffe möglich
Zwischen 1985 und 2000: moderat
Größere Mengen von potenziell schadstoffhaltigen Verwendungen zu vermuten (AZ-Verwendungen, KMF in Leichtbauwänden)
Nach 2000: gering
Fazit (lesen)
Jede TDD ist nur so gut, wie das zugrunde liegende Leistungsbild und die bei der Prüfung zur Verfügung gestellten Informationen
TDDs beschreiben Objekt, Zustand, Mängel und Kosten („CapEx“) und geben Handlungsempfehlungen
Die TDD ist ein wesentliches Instrument für die Investitionsentscheidung (oder auch bei der Verkaufsvorbereitung) und zeigen objektive Verhandlungspotenziale auf
Die Kosten für eine TDD fallen bei den gesamten Transaktionskosten nicht ins Gewicht
Aktuelle Marktentwicklungen wirken sich auch auf den Untersuchungsumfang der TDD aus
Vor allem: Eine TDD ist keine Garantieerklärung! Die Entscheidung liegt beim Auftraggeber
Zuletzt geändertvor 8 Monaten