Erysipel - Eckdaten
Akute Infektion der Dermis durch beta-hämolysierende Gruppe A Streptokokken (zunehmend auch Staphylokokken)
Meist akut, selten chronisch rezidivierend, fieberhafte, nicht eitrige, asymmetrische, bakterielle Infektion
Durch Befall der dermalen Lymphspalten und Lymphgefäße kann es schnell zu lymphogener Streuung kommen
Erreger: beta-hämmolysierende Gruppe A Streptokokken (auch Gruppe B,C,G), Staphylokokken (v.a. bullöses und nekrotisierendes Erysipel), selten
Erysipel- Ätiopathogenese
durch Eintrittspforte (Tinea, Rhagaden, Ulzera, Einstichstellen, Erosionen) gelangen Bakterien in die Lymphgefäße von wo aus sie sich verbreiten und eine Entzündung auslösen können.
Lokalisation: Prädilektionsstellen sind Gesicht > Arm > Unterschenkel
Prädisposition: chronisches Lymphödem, Diabetes mellitus, Immunsuppression, Adipositas
Erysipel- Klinik
Meist asymmetrische, akute schmerzende, sich rasch ausbreitende, ödematöse Dermatitis.
Von der Eintrittspforte ausgehendes, hellrot leuchtendes, großflächiges Erythem mit teils scharfer/teils unscharfer Begrenzung und zungenförmigen Ausläufern.
Symptome: Lokale Überwärmung, Rötung, Schmerzempfindlichkeit
Allgemeinsymptome (plötzlicher Beginn): Schnüttelfrost, Fieber (bis 40°C), schmerzhafte Lymphangiitis, Lymphadenitis, (hämorrhagische) Blasenbildung möglich
Chron. Rezidivierendes Erysipel: durch weiterhin bestehende Eintrittspforte
Eintrittspforten: oft bestehende Hautdefekte durch Vorbelastung (bspw. Mykosen in Interdigitalräumen)
Erysipel - Verlaufsformen
Unkompliziertes Erysipel
Komplizierte Verläufe: Bullöses Erysipel, Hämorrhagisches Erysipel , Gangränisierendes Erysipel
—> komplizierte Verläufe sind immer Grund für stationäre Aufnahme mit Hochlagern, Ruhigstellen, Antibiotikatherapie + Antikoagulation
Akutkomplikationen: Phlegmone, Sepsis
weitere Komplikationen: zerebrovaskuläre (Gesicht), Endokarditis, Perikarditis, Glomerulonephritis, Lymphödem, Elephantiasis, Sarkom
Erysipel- Diagnostik
Blickdiagnose!
Labor: CRP ↑, BSG ↑, neutrophile Leukozytose
Histopatho: Ödemnachweis mit Gefäßdilatationen, Entzüdnungszeichen, Bakteriennachweis (meist nicht notwendig!)
Erysipel- DD
Kontakekzem
Thrombophlebitis
Lymphangiitis
akute Dermatitis
initialer Zoster (Gesicht)
Angioödem
Erysipel- Komplikationen
Thrombosen (Sinusvenenthrombosen bei Orbitabeteiligung)
Erysipeloid
bullöses/phlegmonöses/nekrotisierendes Erysipel
Toxinschock
Sepsis
Erysipel- Therapie
Allgemein: Bettruhe (ggf. Thromboseprophylaxe!), Kühlen, Hochlagerung, bei Gesichtsbefall: Sprechverbot/ weiche Kost, Kompressionstherapie bei Ödemen, Sanierung der Eintrittspforte
Topisch: feuchte Umschläge mit Polihexanid, Chinolinol-Lösung, Kaliumpermaganat
Systemisch: antibiotische Therapie
Unkompliziert: Penicillin V p.o. 10-14d / Pen G i.v. 1-4 Mio. IE/d 3-4d
Kompliziert (Gesicht, Immunschwäche): Penicillin G 10 Mio. IE 3x/d i.v. 10-14d
Alternativ: Ampicillin + Sulbactam (Unacid), Cefuroxim
Penicillin- Allergie: Clindamycin, Clarithromycin (Makrolide)
Langzeitprophylaxe: Penicillin oral, Mekrolide, Depotpenicillin
Staphylokokkal Scalded Skin Syndrome (SSSS)
großflächige/generalisierte intraepidermale Hautablösung durch exfoliative Enzyme von Staphylococcus aureus
Pathogenese: Hautläsionen werden durch hämatogene Streuung von Exfoliatin ausgelöst
—> Infektionsquelle meist Infektion des Nasen-Rachen Raumes
Klinik: meist Kleinkinder und Neugeborene
Stadium erythematosum: Beginn oft akut und fieberhaft mit generalisiertem Erythem an Beugen und Gesicht
Stadium exfoliativum: nach ca 12h lässt sich Stratum corneum abschieben (Nikolski-Phänomen)
Stratum desquamativum: narbenlose Abheilung
Komplikationen: untherapiert drohenSepsis und septischer Schock mit 50%iger Letalität
Diagnostik: bakertieller Erregernachweis aus Nasen-Rachen-Raum (nicht Hautläsionen!), Schnellschnitt-Histo!
DD: TEN (subepidermale Hautablösung), Erythema exudativum multiforme, Virusexatheme, Verbrühungen
Therapie:
stationäre Überwachung mit Flüssigkeitsbilanzierung, Elektolyt- und Kreislaufkontrolle
Systemisch AB-Therapie: penicillinasefeste Penicilline, Cephalosporine —> Antibiogramm wenn möglich
lokale Antiseptika und AB supportiv
Kortikosteroide sind streng kontraindiziert!
Zuletzt geändertvor 8 Monaten