F.7. Soziale Wahrnehmung

1. Die Welt ist, wie ich sie wahrnehme

2. Es gibt eine objektive Realität

3. Diese Realität ist aus meiner Perspektive die gleiche wie aus deiner Perspektive, unabhängig von der Lokation und der Zeit meiner bzw. deiner Wahrnehmung

• Subjektivität von Wahrnehmung

Menschen nehmen die Welt aus eigener Perspektive wahr und sind sich selten dieser Tatsache bewusst

Zwei mögliche Weltsichten

1. objektive Realität existiert, kann aber von Menschen nicht erkannt werden (Kant)

2. radikalere Ansicht nimmt an, dass objektive Realität nicht existiert und Realität immer erst im Prozess des Wahrnehmens konstruiert wird (Watzlawick)

• nicht möglich, Realität als solche zu erkennen, aber alles organische Leben ist als Anpassung an eine objektive Realität zu verstehen

• Vollmer: unser Erkenntnisapparat ist ein Ergebnis der

  Evolution

1. folk physics, folk biology (Intuitive Physik bzw. Biologie)

   -> Kinder und andere Spezies entwickeln diese selbst ohne formale Erziehung (Povinelli) (Kinder wissen, dass wenn ein schwerer Gegenstand fallengelassen wird, das dieser zu Boden fällt)

2. Adaptivität von Wahrnehmung: Kinder haben Verständnis biologischer Arten (Kinder wissen, dass Meerschweinchen Eltern haben die auch Meerschweinchen sind, ohne aber diese jemals gesehen zu haben)

3. Menschen und andere Spezies stehen unter enormen Druck, die Welt kognitiv so zu repräsentieren, dass ihre Wahrnehmung mit der Realität korrespondiert (Fehlwarnehmung stärken Bindung an Personen)

1. nachtliches Rascheln eines Baumes eher auf Menschen oder Tier als auf den Wind zurückzuführen (Barrett)

2. kognitiver Bias ist hochgradig adaptiv

3. darauf zu achten ist weniger gefährlich als ein blinder Alarm

—> wir reagieren eher alamiert als entspannt auf vermeindliche Gefahr, wobei dies in den meisten Fällen eher subjektiv wahrgenommen wird als tatsächlich zuzuteffen

• menschliche Wahrnehmung folgt allgemein nicht dem Ziel,

  unsere Umwelt möglichst valide wahrzunehmen, sondern

  die potenziellen Kosten durch eine

  Fehleinschätzung zu minimieren (Haselton und Buss)

• Sexuelle Affäre mit anderer Frau:

  -> Überschätzung führt zu Abfuhr

  -> Unterschätzung führt zu einer verpassten Reproduktionschance (mehr gravierend)

• Bürger nehmen den Gesamtwohlstand eines Landes als gegeben hin

• Bürger können sich nicht vorstellen, dass die Weltwirtschaft schrumpfen könnte (Gironde)

Unsere Wahrnehmung ist immer durch unsere Erwartung geprägt

• Schemata bestehen aus einzelnen Kernelemente und Relationen zwischen diesen Elementen (Familie->Vater, Mutter, Kind->Frau die Mutter des Kindes)

• Skripte: Sonderform kognitiver Schemata

• typische Handlungsfolgen von Menschen in bestimmten Interaktionssituationen (Restaurantbesuch->Kellner und Gast)

• Attributionen bzw. Kausalattributionen sind subjektive Usachenzuschreibungen

• Internale: Ursache des Ereignisses wird in den Eigenschaften der handelnden Person gesehen (mangelnde Begabung)

• Externale: spezifische Situation, in der das Verhalten stattfand, wird als Ursache wahrgenommen (Klausur zu schwer gestellt)

• schwer möglich zu entscheiden welche Art der Attribution vorliegt

• Menschen neigen dazu, das Verhalten anderer Menschen eher internal als situational zu attributieren

  -> Erklärung: Personen haben eine höhere Salienz (Auffälligkeit) als Situationen (Normen sind nicht beobachtbar)

• Bei der Wahrnehmung von uns selbst sind keine fundamentalen Attributationsfehler zu beobachten

• Menschen neigen dazu, Attributionen zu wählen, durch sie sie selber in einem möglichst positiven Licht erscheinen

• -> Bei Erfolg personale Attribute (Intelligenz), bei Misserfolgen situationale Attribute (Pech)