Wie lässt sich eine psychische Störung grob definieren?
Subjektives Leiden; Beeinträchtigung im sozialen und kognitiven Funktionieren der Betroffenen
Wodurch kennzeichnet sich die Abhängigkeitsstörung?
Zwanghaftes Verlangen danach, eine bestimmte Substanz zu konsumieren oder ein bestimmtes Verhalten auszuführen
Entzugssymptome, wenn der Süchtige sein Verlangen kurzzeitig unterdrückt
Dosis muss immer weiter erhöht werden
Leben kreist irgendwann nur noch um die Sucht; Rest wird aufgegeben
Was sind Affektive Störungen und in welcher Form treten sie auf?
Person ist nur noch eingeschränkt in der Lage, ihre Gefühle und Stimmungen zu regulieren→häufigste Form: Depressionen
Depressionen
raurigkeit, Niedergeschlagenheit, Konzentrationsschwäche, Antriebslosigkeit, Hoffnungslosigkeit
Führen oftmals zu Gefühlen wie Minderwertigkeit und Schuld
Gehen häufig mit Appetitlosigkeit einher, oder mit Fressattacken & deutlicher Gewichtszunahme
Ständige Müdigkeit, schlechter Schlaf
Für einen depressiven Menschen kann es eine nahezu unlösbare Aufgabe sein, vom Sofa aufzustehen & auf Toilette zu gehen
Bipolare Störungen: neben depressiven Phasen auch manische Phasen
Übersteigertes Selbstwertgefühl, vermindertes Schlafbedürfnis, übertriebenes Mitteilungsbedürfnis, leichtsinniges und verantwortungsloses Verhalten
manchmal als Energie & Vitalität erlebt, manchmal als extrem belastend
Was sind Angst- bzw. Zwangsstörungen?
→ Angststörungen:
Betroffener zeigt ein hohes Maß an Ängstlichkeit, dass durch die objektive Situation vollkommen unbegründet ist, oder sehr übertrieben erscheint
Phobien
Können sich auf die unterschiedlichsten angstauslösenden Stimuli
beziehen
Besonders häufig: Angst vor Orten, an denen eine Flucht schwierig
wäre→Agoraphobie (alle Arten von Menschenansammlungen
werden gemieden)
Angst vorm Fliegen, Angst vor bestimmten Tieren (z.B. Spinnen)
Soziale Phobien
Angst vor sozialen Situationen, die eine negative Bewertung durch andere mit sich bringen könnten
Solche Phobien bringen im Alltag kaum Schwierigkeiten mit sich, schränken aber die Lebensmöglichkeiten stark ein
Generalisierte Angststörungen
Betroffene haben diffuse Angst „vor alles und jedem“, kein
bestimmter angstauslösender Stimulus (wie bei Phobien)
Gefühle von Anspannung und Sorge, Muskelverspannungen,
vegetative Erregbarkeit (z.B. Schwindelgefühle, Kurzatmigkeit)
-> Zwangsstörungen
Betroffene versuchen, spezifische Ängste durch ritualisierte Handlungen zu dämpfen (Bsp.: jemand hat panische Angst vor Viren, vermeidet Körperkontakt zu anderen Menschen & wäscht sich stündlich die Hände)
Unangemessenheit solcher Verhaltensweisen wird durchaus anerkannt, Unterdrückung der Handlung führt aber zu massiver Unruhe und Panik
Was sind Posttraumatische Belastungsströmungen (PTBS)
es liegen tatsächliche und gravierende Schädigungen zugrunde (z.B. sexuelleGewalt, Krieg und Vertreibung) o
Symptome: Intrusionen (= plötzlich auftretende schmerzhafte Erinnerungen), „Flashbacks“, Schlafstörungen, Wutausbrüche, Hypervigilanz (übertriebene Wachsamkeit)
Was sind Somatische Störungen?
Körperliche Krankheitssymptome, die nicht durch einen medizinischen Krankheitsfaktor, die Wirkung einer Substanz oder durch eine andere psychische Störung erklärt werden können →z.B. Übelkeit, Völlegefühl, Schluckbeschwerden, Kopf-, Gelenk- oder Rückenschmerzen
Hypochondrie (= übertriebene Furcht vor Krankheiten): Personen gehen sehr häufig zum Arzt, auch wenn dieser keine körperliche Erkrankung diagnostiziert
Nenne Arten von Essstörungen?
Anorexie(Magersucht)
Betroffene weigern sich, ein minimal notwendiges Körpergewicht zu halten bzw. zu erzielen
trotz eines objektiv zum Teil lebensbedrohlichen Untergewichts empfinden sich Magersüchtige häufig als zu dick, haben panische Angst zuzunehmen & weigern sich zu essen
Bulimie
Unkontrollierte „Fressanfälle“
Im Anschluss Erbrechen oder extreme Diäten
Nenne Psychotische Störungen?
Extrem verzerrte Wahrnehmung der Realität
Halluzinationen = Sinneswahrnehmungen, die sich auf Stimuli beziehen, die objektiv nicht vorhanden sind
Wahn = Menschen haben eine extreme Theorie über sich selbst und ihrer Umwelt, die mit der objektiven Realität nicht übereinstimmt (z.B. paranoide Vorstellungen wie Verfolgungswahn)
Sozialer Rückzug,Sprachverarmung,reduziertes Sprechtempo, allgemeine Antriebsarmut
Erläutere die Häufigkeit von psychischen Störungen.
meist Unterschätzung der wahren Verbreitung psychischer Störungen
um auf Basis von Umfragen sinnvolle Schlüsse über die Häufigkeit psychischer
Störungen ziehen zu können, sind große Stichproben notwendig
Studien sehr aufwändig, da hinreichend differenzierte Fragen von Fachpersonal gestellt werden müssen
zurzeit aktuellste Studie: Drittel der Deutschen leidet in einem Zeitraum von 12 Monaten an mindestens einer psychischen Störung (besonders verbreitet sind
Angststörungen, Alkoholprobleme und Depressionen)
Problem: Einschätzung, ob Patient krank ist oder nicht (Grenzwerte oft beliebig
festgelegt)
zu niedrige Grenzwerte→Inflationierung psychischer Störungen
zu hohe Grenzwerte→tatsächlich vorhandene Störungen werden nicht als solche identifiziert
Was ist der “Werther-Effekt”?
Suizide prominenter Persönlichkeiten, über die in den
Medien viel berichtet wird, führen zu einem Anstieg der Suizidraten
Was ist der “Papageno-Effekt”?
Wird in den Medien berichtet, wie Prominente
Lebenskrisen erfolgreich überwinden, sinkt die Anzahl von Suiziden
Was ist mit dem Begriff “Komorbiditäten” im Bezug auf psychische Störungen gemeint?
oftmals liegen mehrere psychische Störungen gleichzeitig vor
unterschiedliche Störungen haben oftmals gleiche Ursache
In wie fern beeinflussen psychische Störungen das Leben der Betroffenen im sozioalen und individellen Ramen?
Menschen mit psychischen Störungen leiden:
psychische Störungen machen einsam, denn psychisch gestörte Menschen nehmen sich selbst und ihre Umwelt meist anders wahr als ihre Mitmenschen
psychische Störungen führen oft zu Arbeitslosigkeit, finanziellen Problemen, Verlust von Partnern und Freunden
psychische Störungen gehen oft mit Regressionen der Betroffenen einher (d.h. mit Rückfällen in frühere, eigentlich schon überwundene kindliche Entwicklungsstufen)
Was ist die sogenannte “Kognitive Triade”?
psychische Störungen können als dysfunktionale Konstruktionen von Wirklichkeit angesehen werden
negatives Selbstbild
negatives Weltbild
negative Zukunftserwartung
psychische Störungen können als Selbstkontrollproblem aufgefasst werden
psychische Störungen werden von Betroffenen oft als etwas Fremdes, eigentlich nicht zu ihnen Gehörendes empfunden
Erläutere den Kern Psychodynamischer Theorien (im Bezug auf psychische Störungen).
psychische Störungen als eine Folge unbewusster Wünsche und Triebe, die ihre Ursache häufig in verdrängten (d.h. ungelösten) Konflikten aus der Kindheit des Patienten haben
Erläutere den Kern Lerntheoretischer Perspektiven (im Bezug auf psychische Störungen).
->psychische Störungen als Produkt dysfunktionaler Lernprozesse
Angststörungen können als eine Abfolge von Prozessen zunächst klassischer und dann operanter Konditionierung verstanden werden
Bsp.: Kind erschreckt sich vor Bellen eines großen Hundes, verbindet fortan Anblick des Hundes mit Gefahr (klassische Konditionierung); daraus entstehende Verhaltensweisen werden fortan in Sinne des instrumentellen Konditionierens verstärkt
->Kind lernt (unbewusst), dass eine Angstreaktion (scheinbar) dazu führt, den Biss eines Hundes zu vermeiden
Erläutere den Kern Kognitiver Perspektiven (im Bezug auf psychische Störungen).
emotionale Probleme (z.B. Depressionen, Phobien) als Produkt vorgelagerter Interpretationen bestimmter Ereignisse
Bsp.: Positive Ereignisse werden als Zufälle und Ausnahmen interpretiert, negative Ereignisse werden als Bestätigung einer negativen Welt interpretiert
Erläutere die Medizinisch-physiologische Perspektive (im Bezug auf psychische Störungen).
psychische Störungen als Folge physischer (z.B. hormoneller oder neurologischer) Defizite, die teilweise genetisch bedingt sind
Studien zeigen hohe Heritabilitäten (Erblichkeitsanteile) vieler psychischer Störungen
Subjektives Erleben der Patienten nicht Ursache des Problems, sondern nur ein Symptom
Bsp.: gestörte Produktion des Neurotransmitters Serotonin als Ursache von Depressionen und Angststörungen
Was ist das Diathese-Stress-Modell?
Menschen unterscheiden sich in ihrer Vulnerabilität (Anfälligkeit) für psychische Störungen
→determiniert durch genetische Faktoren und Lebenserfahrungen
von Dispositionen hängen die Ressourcen ab, die einer Person zur Verfügung stehen, um mit kritischen Lebensereignissen konstruktiv umzugehen
-es kommt nur zu einer manifesten Störung, wenn zu der ungünstigen Disposition belastende biographische Ereignisse hinzukommen (z.B. sexueller Missbrauch,
Scheidung der Eltern, Arbeitslosigkeit)
nach erstmaligem Auftreten einer Störung sinkt die Schwelle für ein erneutes Auftreten (ggf. Gefahr einer Chronifizierung)
Evaluierung des Modells: kann hohe Komorbiditätsraten sehr gut erklären; kann nicht gut erklären, warum es jeweils zur Ausprägung ganz spezifischer Störungen kommt
Was ist mit der “Darwinian Psychiatry” gemeint?
Gründe für hohe Vulnerabilität gegenüber psychischen Störungen:
Abweichungen moderner Umwelten von der „Environment of Evolutionary Adaptedness“ (Mismatch-Hypothese)
Psychische Störungen als ein „zu viel“ eigentlich adaptiver Schutzmechanismen
Was besagt die Mismatch-Hypothese?
psychische Störungen als Reaktionen auf neuartige und moderne Umwelten (z.B.
krankhaftes Übergewicht durch Überangebot an süßen, fettigen Speisen)
keine Stoppregel beim Essen oder Konsum sozialer Medien, da früher nicht notwendig
„Erschöpftes Selbst“: Menschen müssen in ihrem Sozialleben aus immer mehr Möglichkeiten auswählen; sind damit emotional & kognitiv überfordert
Psychische Störungen als übertriebene Ausprägungen prinzipiell adaptiven Verhaltenstendenzen
-> natürliche, im Kern adaptive Reaktion auf spezifische Herausforderungen unserer sozialen Umwelt
Wie lässt sich die Missmatch-Hypothese auf Angststörungen, Zwangsstörungen oder Depressionen anwenden?
Angststörungen:
beziehen sich auf Auslösereize, bei denen in der „Environment of Evolutionary Adaptedness“ eine Angstreaktion durchaus sinnvoll war (z.B. gefährliche Tiere, gefährliche Orte)
moderne Stimuli (z.B. Autos, Steckdosen) lösen selten Schreckreaktionen aus
Zwangsstörungen:
z.B. sich oft die Hände zu waschen nicht sinnvoll, aber adaptiv, wenn Menschen fürchten, sich durch Körperkontakt mit anderen Menschen mit Krankheiten anzustecken
Depressionen:
auf schwierige Situationen mit Rückzug und sozialer Unterwerfung reagieren, um weitere Niederlagen zu vermeiden und die eigene Hilfsbedürftigkeit zu signalisieren
-> In Conclusion: Evolution hat zum Ziel, die Menschen glücklich zu machen
Tendenz der Menschen, sich Sorgen zu machen, senkt Wahrscheinlichkeit, z.B. zum Opfer von wilden Tieren oder Unfällen zu werden
Was für eine Rolle spielt der “False-Consensus-Effect” als Folge von psychischen Störungen?
False Consensus Effect
Überschätzen die Häufigkeit des Vorkommens ihrer eigenen Störung
Normalisierung von Symptomen:
weniger motiviert sich professionelle Hilfe zu suchen.
mangelnde Einsicht in Auswirkungen des eigenen Störungsbildes auf das eigene Leben
Welche Folge hat eine psychische Störung für das Umfeld der Betroffenen (Co-Abhängigkeit)?
Freunde & Familie reagieren häufig mit Unverständnis, Ablehnung
Mitmenschen führen das Verhalten des psychisch kranken Menschen oftmals nicht auf sein Störungsbild, sondern auf seine grundlegende Persönlichkeit zurück
Angst vor Ansteckung
Co-Abhängigkeiten
Angehörige von depressiven Partnern dazu neigen, selber auch depressiv zu werden
Zuletzt geändertvor einem Jahr