Was sind die drei unterschiedlichen Facetten des Subjektiven Wohlbefindens?
Lebenszufriedenheit (= Bewertung des eigenen Lebens)
—> „Wie zufrieden sind Sie gegenwärtig, alles in allem, mit Ihrem Leben?“
Die Häufigkeit positiver Emotionen wie Freude, Begeisterung oder Entspannung.
Die Häufigkeit negativer Emotionen wie Trauer, Verzweiflung oder Einsamkeit.
Was ist dier Bedeutung der sogenannten “Feeling as Information” Heuristik?
Vergleicht der verschiedenen Facetten des Lebens mit einem zuvor festgelegten Maßstab (z.B. welches Monatsgehalt man erzielen muss um mit seinem Einkommen zufrieden zu sein)
oder Ermittlung eines Mittelwerts über ihr Empfinden zu vergangenen Zeitpunkten und vergleich mit heutiger Lage (z.B. darüber wie häufig sie zufrieden mit ihrem Einkommen ist oder nicht)
Wahrnehmung und Bewertung von Lebenszufriedenheit können von verschiedenen Faktoren beeinflusst werden:
—> So berichten Menschen eine höhere Lebenszufriedenheit, wenn sie kurz zuvor eine 25 Cent Münze gefunden haben
Welche zwei Dimensionen nennt Daniel Kahnemann zur Unterscheidung von der Bewertung unseres Lebens?
Auf der einen Seite stehen die
Emotionen, die wir in jedem Augenblick ganz unmittelbar empfinden („experiencing Self“), auf der anderen Seite steht die
retrospektive Bewertung dieser Emotionen („remembering Self“)
Was ist die sogenannte “Peak-End-Rule”?
Die Peak-End-Regel ist eine kognitive Heuristik, die besagt, dass Menschen die Gesamtbewertung eines Erlebnisses hauptsächlich auf Grundlage des Höhepunkts (dem emotionalen Höhepunkt) und des Endes dieses Erlebnisses vornehmen. Andere Teile des Erlebnisses werden dabei oft vernachlässigt
Menschen verwenden bei der Gesamtbewertung eines Ereignisses den Durschnitt aus seinem negativsten/positivsten und seinem letzten Moment und dadurch die Erinnerung an ein Ereignis nicht dem Erleben des Ereignisses entspricht
Erläutere den Zusammenhang zwischen Ehe und Lebenszufriedenhheit.
Zusammenhang von Heiraten und Lebenszufriedenheit
Studie von Lucas et al. (2003): Wie sich die Lebenszufriedenheit von Menschen verändert, wenn sie heiraten
die Lebenszufriedenheit steigt bereits in den Jahren vor einer Hochzeit deutlich an und erreicht im Jahr der Eheschließung ihren Höhepunkt.
Leider aber nimmt die Lebenszufriedenheit schon im ersten Jahr nach der Hochzeit wieder deutlich ab und erreicht elf Jahre nach der Eheschließung wieder ihr Ausgangsniveau, um danach sogar unter dieses Niveau zu sinken.
Bei positiven Lebensveränderungen steigt die Lebenszufriedenheit um danach wieder zu sinken (wie z.B. der Geburt von Kindern oder dem Zusammenziehen mit einem Partner)
Bei negativen Lebensveränderungen sinkt die Lebenszufriedenheit um danach wieder zu steigen (z.B. Scheidung, Verwitwung oder dem Tod eines Angehörigen)
Benenne den Zusammenhang von Wohlstand eines Landes und der Lebenszufriedenheit.
Insgesamt lässt sich festhalten: je wohlhabender ein Land, desto zufriedener sind (im Schnitt!) seine Bewohner. Es gibt keine Länder, in denen die Menschen zugleich wohlhabend und unzu- frieden sind.
Erläutere Soziodemographische Faktoren und ihren Zusammenhang mit Lebenszufriedenheit.
Geschlecht: In Deutschland gibt es über alle Altersgruppen hinweg keinen Unterschied in der Lebenszufriedenheit von Männern und Frauen (Schröder, 2023). In den meisten anderen Kul- turen ist es ähnlich
Körpergröße: Bei Frauen gibt es einen kur- vilinearen Zusammenhang: sie sind am zufriedensten, wenn ihre Körpergröße leicht über dem Durchschnitt aller anderen Frauen liegt, kleine und (sehr) große Frauen sind hingegen weniger zufrieden mit ihren Leben. Bei Männern gilt: je größer, desto zufriedener.
Bildung: Bildung (und Intelligenz) sind nur mäßig mit Lebenszufriedenheit korreliert, vor allen, wenn man für Einkommenseffekte kontrolliert
Alter und Gesundheit: Ganz anders ist dies bei Alter und Gesundheit (Schröder, 2021). Je besser der (subjektiv wahr- genommene) Gesundheitszustand eines Menschen, desto höher ist seine Lebenszufriedenheit
Und vor allem über diesen Effekt erklärt sich auch, dass mit zunehmendem Alter die Lebens- zufriedenheit abnimmt. Bei Menschen, die sich auch im (hohen) Alter noch gesund fühlen, nimmt die Lebenszufriedenheit hingegen kaum ab
Wie ist der Zusammenhang zwischen dem Einkommen und der Lebenszufriedenheit?
Je höher das Einkommen, desto höher die Lebenszufriedenheit
Einkommenszuwächse machen vor allem dann zufriedener, wenn man zuvor nur sehr wenig Geld hatte
Einkommen und Wohlstand zählt zu den weiter oben erwähnten „Fortunate Factors“ und in der Tat zeigt sich, dass Einkommenszuwächse vor allem die Zufriedenheit mit dem eigenen Leben beeinflussen, weniger jedoch die Häufigkeit von positiven oder negativen Emotionen
Wie hängen Soziale Kontakte (Familie, Kinder, Freundschaften, Haustiere) mit der Lebenszufriedenheit zusammen?
Einsamkeit (d.h. ein subjektiv empfundener Mangel an bedeutungsvollen sozialen Kontakten) korrekiert stark und negativ mit mentaler Gesundheit und subjektivem Wohlbefinden
Dennoch gilt: Menschen sind nur dann zufrieden mit ihrem Leben, wenn sie nicht ungewollt (!) alleine sind
Menschen mit festem Partner sind zufriedener als Singles, wobei es (zumindest in Deutschland) keinen Unterschied macht, ob man mit diesem Partner verheiratet ist
Ein profaner Grund: Singles haben sehr viel weniger Sex als verpaarte Menschen und gelebte Sexualität erhöht das Wohlbefinden
Freundschaften, ehrenamtliches Engagment als auch Haustiere erhöhen das subjektive Wohlbefinden
Kinder erhöhen hingegen allenfalls kurzfristig das Wohlbefinden, aber Kinder reduzieren Wohlstand, Freizeit, Autonomie und die Anzahl an Stunden, die man nachts schlafen kann
Benenne den Zusammenhang von Personalen Faktoren und der Lebenszufriedenheit.
Genetische Einflüsse: Verhaltensgenetische Studien zeigen, dass die Frage, ob wir vergnügt oder eher missmutig durch unser Leben gehen, zu einem erheblichen Teil von unseren Genen beeinflusst ist. In einer ersten Studie schätzten Lykken and Tellegen die Heritabilität auf 80% und argumentierten, dass unsere Lebenszufriedenheit zwar durch po- sitive und negative Lebensereignisse gewissen Schwankungen unterworfen sei, langfristig aber immer zu einem genetisch vorgegebenen „Set Point“ (d.h. Ausgangsniveau) zurückkehre. -> spätere Studien gehen von 40% aus.
Religion: Die Aussage, dass religiöse Menschen zufriedener mit ihrem Leben seien als nicht- religiöse Menschen galt lange Zeit als eine der gesichertsten Aussagen der Religionssoziologie
Religionen liefern Welterklärungen und damit (zumindest sekundäre) Kontrolle
(einige) Religionen mildern die Angst vor Krankheit und Tod, weil sie Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod stiften
Religionen können Vertrauen und Zuversicht stiften und dadurch die Resilienz eines Menschen erhöhen.
Zudem vermittelt die Teilhabe an Religion so- ziale Kontakte und das Erleben von Gemeinschaft.
-> Es scheint, dass vor allem das Zweifeln und Grübeln über die Frage, ob es ein Leben nach dem Tod gibt, Menschen unzufrieden macht
Was besagt der “Person Environmental Fit”?
Menschen fühlen sich vor allem dann wohl, wenn ihr Denken und Handeln zu ihrer Umwelt passt (d.h. von den meisten Mitmenschen geteilt und nicht kritisiert wird)
-> Stahlgeruch; das Gefühl, nicht dazuzugehören, belastet Mitglieder von gesellschaftlichen Minderheiten selbst dann, wenn sie von der Mehrheit durchaus akzeptiert werden
Was ist der “Impact Bias”?
Menschen tendieren, systematisch die Auswirkungen zukünftiger Ereignisse zu überschätzen, sei es positiv oder negativ.
Auch die Tatsache, dass wir die Dauer und die Stärke überschätzen, in der bestimmte Ereignisse unser Wohlbefinden beeinflussen werden, macht evolutionär Sinn. Die Hoffnung, das Erreichen eines bestimmten Zieles mache uns auf Dauer glücklich hilft uns dabei uns für die Erreichung von Zielen zu motivieren und diese auch tatsächlich zu erreichen.
Benenne die zehn Gründe, warum es für einen Menschen so schwer ist, auf Dauer glücklich zu sein.
ist dauerhaftes und vollständiges Glück nicht adaptiv, weil ein solcher Zustand..
die Motivation zur Erreichung weiterer Ziele nähme
Emoti- onen (d.h. Informationen) über mögliche zukünftige Probleme unterdrückt würden (die hedo- nische Tretmühle)
unser Gehirn ist (zumindest teilweise) dazu evolviert sich permanent Sorgen zu machen über Gefahren und Probleme, die vermutlich niemals eintreten werden (der Fluch der Phantasie)
Dies erklärt unsere (über)große Angst vor allen möglichen körperlichen Gefahren, aber auch, warum Menschen so viel Angst vor sozialem Ausschluss haben, und warum soziale Medien neben vielen Möglichkeiten auch eine Quelle von Stress und Furcht sein können
Menschen sind besser darin, Dinge zu erkennen als sie darin sind, Dinge zu ändern.
Das bedeutet: wir sind in der Lage, unsere Ohnmacht zu erkennen, ohne etwas an ihr ändern zu können
die Einsamkeit ist eine existentielle Konstante des Menschen. Jeder Mensch ist gefangen in seinem eigenen Ich, wir können uns niemals sicher sein, ob Kommunikation mit anderen Menschen tatsächlich gelingt. Und falls wir unsere eigene Einsamkeit doch einmal überwinden, sind wir noch in einem anderen als dem eigenen Ich tödlich verwundbar.
Wir sind nur begrenzt in der Lage, aus unseren bisherigen Erfahrungen zu lernen, weil wir nicht bereit oder in der Lage sind, vergangene Fehler als solche zu benennen und sie deshalb in der Zukunft nicht zu wiederholen.
Unser Selbst eine Zensurbehörde die unserer Erinnerung löscht, welche nicht im Einklang mit einem möglichst positiven Bild von uns selbst stehen.
Zudem ist unser Selbst stets darum bemüht, eigene Erfolge vor allem uns selbst, Misserfolge aber dem Pech oder dem bösen Willen anderer Menschen zuzuschreiben
Das Leben ist eine fortwährende narzisstische Kränkung, weil es uns permanent zeigt, wie unbedeutend wir sind. Wir sind nur ein Sandkorn und ein Wimpernschlag, wir sind böse und dumm
Ambivalenz (d.h. eine innere Zerrissenheit) ist eine existentielle Konstante unseres Menschseins: unser Selbst ist wie eine Zwiebel, die keinen Kern hat.
Das Ich ist nicht Herr im eigenen Haus (Freud, 2021). Immer wieder werden wir zum Opfer unserer Triebe und dunklen Bedürfnisse. Und reagieren darauf mit Selbstvorwürfen und einem schlechten Gewissen
Wir sind „transzendental obdachlos“. Die meisten Menschen (zumindest in westlichen Gesellschaften) glauben nicht mehr an einen Gott, der ihnen als morali- scher Kompass dient bzw. als Anker für Sinn und Hoffnung.
müssen dann jedoch Sinn und Moral selbst konstruieren -> macht all’ unser Handeln beliebig und sinnlos, bzw. absurd
selbst wenn wir alle diese Probleme überwänden, müssten wir erkennen: selbst die beste Lösung ist nicht von Dauer, denn alles ist vergänglich und am Ende werden wir sterben
Nenne einige Hinweise für ein trotzdessen gelungenes Leben.
Werden Sie vom Schauspieler zum Beobachter!
Seit einigen Jahren gibt es eine ganze Reihe von Therapiekonzepten, die Menschen dazu ermuntern, sich von möglichen negativen Emotionen nicht vereinnahmen zu lassen, sondern die- sen mit Akzeptanz und Gelassenheit zu begegnen
Versuche nicht Dich oder Deine Umwelt zu ändern!
In der falschen Umwelt wird man niemals glücklich werden (siehe oben). Deshalb sollte man weder versuchen sich selbst zu ändern (sehr schwierig und zeitaufwändig) noch seine Mitmenschen (meist zum Scheitern verurteilt), sondern man sollte sich eine Umgebung suchen, in der die eigenen Fähigkeiten und Eigenschaften gewürdigt und geschätzt werden.
Schreiben Sie ein Dankbarkeitstagebuch!
Dieser „Focusing Effekt“ ist die Grundlage einer therapeutischen Technik, deren Wirksamkeit mittlerweile empirisch gut belegt ist: schreiben Sie jeden Abend auf, wofür Sie an diesem Tag dankbar in Ihrem Leben waren (Wood et al., 2010). Und wenn Sie anderen Menschen Briefe schreiben, in denen Sie sich für deren Liebe oder Freundschaft bedanken, steigert das nicht nur ihr eigenes Wohlbefinden, sondern auch das Wohlbefinden der Empfänger.
Vermeiden Sie so genannte Monkey Traps!
Wenn wir uns auf etwas gefreut haben oder uns etwas versprochen wurde, fällt es uns schwer zu akzeptieren, dass wir es doch nicht bekommen, und wir versuchen alles, um das „schon in unseren Händen“ geglaubte nicht loslassen zu müssen - auch wenn wir uns damit auf Dauer selber schaden.
Vermeiden Sie schmutziges Leid!
Was nutzt es, wenn Ihr Liebeskummer irgendwann vorbei ist, und Sie darüber zum Alkoholiker geworden sind? Akzeptieren Sie die Dosis an Leid, die Ihr Leid für Sie bereithält, und hoffen Sie darauf, dass es irgendwann wieder besser wird.
Suchen Sie nicht nach dem Sinn des Lebens!
Es macht nach meiner Lebenserfahrung wenig Sinn, nach dem Sinn des Lebens zu suchen. Akzeptieren Sie stattdessen, dass es einen solchen Sinn nicht gibt, und versuchen Sie trotzdem nicht vor dem Leben davonzulaufen.
Zuletzt geändertvor einem Jahr