Was heißt Vergleichen in der Politikwissenschaft? Welche unterschiedlichen Vergleichsstrategien gibt es? Wie erfolgt jeweils die Fallauswahl?
Welche Probleme ergeben sich beim Vergleich?
Verfahren des Vergleichs
Vergleich als:
Laborexperiment
Quasiexperiment
Vergleich auf :
Systemebene
Institutionsebene bspw. Gerichtsprozesse, Wahlrecht, Position des Kanzlers etc.
Akteursebene bspw. Gerichtshof, Wähler, spezifische Kanzler etc.
Output-ebene
Einzelfallstudien
Intensive Untersuchung eines Falls oder mehrerer Fälle
Statistische/empirische Verfahren
Suche nach Zusammenhängen in größeren Datenmengen
Fokussierter Vergleich
Kleine Anzahl von Fällen werden nur in ganz speziellen Aspekten betrachtet
Konkordanzmethode
Methode: Analyse unterschiedlicher Systeme nach Gleichheiten
Welche Faktoren führen dazu, dass Länder gleiche Phänomene haben?
„Most different cases similar outcome design“ -> gleiches Outcome, untersch. Kontextvariablen
Differenzmethode
Methode: Analyse ähnlicher Systeme nach Ungleichheiten
Welche Variable erklärt einen Unterschied
„Most simiar cases different outcome design“ -> versch. Outcome, aber gleiche Kontextvariable
Mögliche Probleme beim Vergleich
Small-N-Problem
Anzahl der untersuchten Fälle ist zu gering um auf alle Fälle schließen zu können
„Lösung“: Zeitdimension (DE 2000 vs. DE2022); Territorialdimension (Landtag vs. Bundestag); beides kombinieren
Galtons Problem
Systeme sind nie unabhängig von ihrer Umwelt sondern sie werden von ihr beeinflusst (Globalisierung)
„Lösung“: „Moderne Bedingungen“ bzw. wechselseitige Einflüsse bewusst haben
Problem der funktionalen Äquivalenz
Name des Gegenstands oder formale Aufgabe gleich, aber funktionaler Unterschied im Vergleich (bspw. Supreme Court USA vs GB; US- vs Deutscher Präsident etc.)
„Lösung“: funktionale Äquivalente suchen
Erläutern Sie die drei Varianten des Neoinstitutionalismus!
1.Rational-Choice-Institutionalismus
Akteurshandeln unter gegebenen institutionellen Restriktionen im Prinzip zweckrational
-> orientiert am Nettonutzen
Institutionen schaffen Erwartungssicherheit und ermöglichen Kooperation
-> helfen, Kooperationsdilematta zu lösen
Institutionen strukturieren dabei das strategische Handeln von Individuen in Gruppen
=> Wandel durch rationale Entscheidung/Handlung
2.Historischer Institutionalismus
Institutionelle Pfadabhängigkeit (bestehen durch Stetigkeit)
Institutionen verteilen Einflusschancen und -grenzen
Wechselwirkung zwischen institutioneller Struktur und Akteurshandeln
=> Wandel durch veränderte Wahrnehmung (generell wenig Wandel)
3.Kulturalistischer/soziologischer Institutionalismus
Institutionen: Sämtliche existierende Regeln und Normen
klare Abgrenzung von Institution und Kultur nicht mehr möglich
Sinnstiftende, orientierende, erzieherische Wirkung der Institutionen „logic of appropriateness“
=> Wandel durch informelle Variation des Verhaltens, findet nicht geplant statt
Gemeinsamkeiten und Unterschiede aller drei
Gemeinsamkeiten
Institutionen sind mehr als polity
Akteure handeln innerhalb eines institutionellen Kontextes
Institutionen strukturieren Akteurshandeln ohne es zu determinieren
Institutionen beschränken und ermöglichen gemeinsames Handeln
Unterschiede
Verschiedene Definitionen von Institution
=> Engstes Verständnis (RC-Inst.); Mittleres Verst. (HI-Inst.); Weitestes Verst. (Soz.-Inst.)
Analytische Perspektive:
=> Bestimmte Entscheidungssituation (RC-Inst.); Langfristige Wirkungen (HI-Inst.); Nicht festgelegt (Soz. Inst.)
Erläutern Sie (kritisch) den systemtheoretischen Ansatz in der vgl. Politikwissenschaft!
Anfänge als Kritik am Institutionalismus
Verändertes Forschungsinteresse (neue Staaten, neue autoritäre Systeme)
Dekolonisierung -> neue Systeme
Entstehung: Mitte 20 Jhd. USA -> Ableitung von der allgemeinen Systemtheorie
Neues Ziel
Politics-Dimension (sozialer Kontext, politisches System)
System-konzeptionell angeleiteter Vergleich
Effekte und Stabilitätsbedingungen zu untersuchen, Erklärungspotential zu liefern
Eng verbunden mit Behaviorismus
Wichtige Definitionen
System
Menge von Elementen, Objekten, Variablen, die miteinander interagieren
Politisches System
Subsystem, der von einem allgemeinen sozialen System abgegrenzt ist
Kombination von Strukturen und Funktionen zur autoritativen Steuerung und Regulierung in einer Gesellschaft
Strukturfunktionalistische Basisannahme (Allmonds Modell)
„Jede Struktur sei zweckrational darauf gerichtet, systemische Funktionen zu erfüllen, um den Verfall eines Systems zu vermeiden.“
Struktur
Regelmäßige, beobachtbare Handlungsformen, Rollen
Funktion
Aufgaben und Leistungen, die von einer Struktur erbracht werden sollen
Kritik
keine Theorie, nur Begriffsapparat
Funktionalistische Basisannahme:
=> Nicht jede Struktur ist zielgerichtet auf eine Funktion entstanden; Funktionen wandeln sich, Systeme eher nicht -> blendet historischen Einfluss/ Veränderungen aus
Vernachlässigung des Outputs
Vernachlässigung der Akteursperspektive
Politik-Wandel bleibt unberücksichtigt
Erläutern Sie den klassischen Institutionalismus an einem Beispiel.
Aristoteles Beispiel
Skizzieren Sie in Grundzügen den systemtheoretischen Ansatz in der vergleichenden Politikwissenschaft!
Inputfunktionen: Interessenaggregation, Interessenartikulation
Systemfunktionen: Politische sozialisation, Politische Rekrutierung, politische Kommunikation
Outputfunktionen: Festlegung von Regeln, Anwendung von Regeln, Überprüfung von Regeln
Erläutern Sie den Neoinstitutionalismus an einem Beispiel!
Es geht um Institutionen; Unternehmenskultur, Organisationskultur
-> z.B Historischer Institutionalismus Ansatz: Analyse wie pol. Institutionen in versch. Ländern auf hist. Ereignisse reagierten und entwickelten -> daraus entstehenden Muster und Strukturen formten
Worin unterscheiden sich klassischer Institutionalismus und Neo-Institutionalismus als Ansätze in der vergleichenden Analyse politischer Systeme
Verschiedene Definitionen von Institution:
RCI: Engstes Verständnis
HI: Mittleres Verständnis
SI: weitestes Verständnis
Von der Analyseperspektive
RCI: bestimmte Entscheidungssituation
HI: Langfristige Entwicklungen
SI: Nicht festgelegt
-> klassischer Institutionalismus betont eher die Kontinuität von und Stabilität von Institutionen, konzentriert sich eher auf diese selbst als auf Akteure; bleibt eher auf der Makroebene
-> Neoinstitutionalismus betont den Wandel der Institutionen (durch externe Faktoren und Krisen) und die Wechselwirkungen zwischen den Akteuren und den Institutionen; geht auch in die Mikroebene, um diese Wechselwirkungen zu verstehen
Nennen Sie wesentliche Probleme, die sich beim Vergleichen ergeben!
Small N-Problem: Vergleich nicht möglich, da zu wenig Fallbeispiele. Lösung des Problems: Fälle in verschiedenen Ländern betrachten, Fälle auf verschiedenen Ebenen betrachten oder Zeitebene (DE 2000 vs. DE2023); Lösungswege sind auch kombinierbar.
Galton Problem: Fälle sollen unabhängig voneinander sein, fast nie gegeben in einer globalisierten Welt, Unabhängigkeit ist Illusion, was heißt das für den Vergleich?
-> „Lösung“: „Moderne Bedingungen“ bzw. wechselseitige Einflüsse bewusst haben
Funktionalistische Äquivalenz: gleiche Begrifflichkeiten haben verschiedene Bedeutungen, Wissenschaftler haben verschieden definitionen für Verschiede Begriffe (bspw. Supreme Court USA vs GB; US- vs Deutscher Präsident etc.)
-> „Lösung“: funktionale Äquivalente suchen
Erläutern Sie zwei grundlegende Strategien des Vergleichs polit. Systeme! Nennen Sie zwei wesentliche Probleme, die sich bei solchen Vergleichen ergeben!
Zuletzt geändertvor 10 Monaten